Skorpione, malaiisch kala tjinking oder auch kaladjingking, auf den Molukken bibilatu, sah ich auf Sumatra häufig, es waren grosse schwarze Arten, vom Aussehen des vorderindischen soge- nannten Scorpio Afer L. (Heterometrus Ehrenb.). Die Eingebornen fürchten ihn sehr und hieben ihm meist den Schwanz ab, wenn sie ihn mir brachten; doch habe ich von einem ernstlichen Unglücks- fall durch denselben nie gehört. Sc. mucronatus von Java hat da- gegen das Aussehen und die geringere Grösse der europäischen Arten. Beiderlei Arten finden sich auch auf Borneo und zwar in den Häusern, daneben auch der kleinere, dem europäischen im Habitus ähnliche Ischnurus complanatus Koch. Der schon Seba bekannte falsche Skorpion, Thelyphonus, gunting, unschädlich, da er keinen Stachel am Schwanze hat, ist von Sumatra bis Timor und zu den Philippinen verbreitet; ich fand ihn auf Ternate und Amboina.
Unter den eigentlichen Spinnen, lawa-lawa malaiisch, fallen dem Europäer am meisten die hartleibigen, stachligen, schwarzgelben oder schwarzweissen auf, welche die Gattung Gastracantha Latr. oder Plectana Walck. bilden. Auf den Molukken fand ich dieselben im Gebüsche der Wälder häufig, auch auf Sumatra und Timor; sie sind überhaupt von Malakka bis Neucaledonien und zu den Philippinen verbreitet und haben auch ihre Repräsentanten im tropischen Ame- rika. Grösser sind die unserer Kreuzspinne ähnlichen Nephila Leach., mit länglichem Hinterleib, auch durch den ganzen Archipel ver- breitet, so N. chrysogastra Walck. auf Java, Celebes und Amboina. Sehr zahlreich sind auch die Springspinnen, Salticus Latr. Die grösste Spinne (der Leib 0,059, ein Vorderfuss 0,132 Met.) ist eine Verwandte der surinamischen Vogelspinne, Mygale Javanensis Walck., aus Java und Celebes bekannt, von mir auch bei Palembang auf Sumatra gefunden; dass sie in der That kleine Vögel angreift und tödtet, ist von Dr. Doleschall direkt an einem Reisvogel beobachtet worden. Dr. Hunnius beobachtete im westlichen Borneo eine grosse Spinne, tabangkang der Dajaker, welche ihre Erdlöcher mit einer beweglichen Thüre verschliesst, vermuthlich eine Gattungsverwandte der von Sauvages bei Montpellier beobachteten Cteniza caementaria L. und ihrer von Doleschall auf Amboina gefundenen Schwester, Ct. Malayana Dol. 43) Auch Weberknechte, Phalangium, und Zacken, Ixodes, malaiisch karapti, fehlen dem Archipel nicht, so- wie verschiedene Milben. Eine der letzteren, Trombidium Borneense, wurde von Dr. Hunnius bei einer Hautkrankheit der Eingebornen,
Skorpione und Spinnen.
Skorpione, malaiisch kala tjinking oder auch kaladjingking, auf den Molukken bibilatu, sah ich auf Sumatra häufig, es waren grosse schwarze Arten, vom Aussehen des vorderindischen soge- nannten Scorpio Afer L. (Heterometrus Ehrenb.). Die Eingebornen fürchten ihn sehr und hieben ihm meist den Schwanz ab, wenn sie ihn mir brachten; doch habe ich von einem ernstlichen Unglücks- fall durch denselben nie gehört. Sc. mucronatus von Java hat da- gegen das Aussehen und die geringere Grösse der europäischen Arten. Beiderlei Arten finden sich auch auf Borneo und zwar in den Häusern, daneben auch der kleinere, dem europäischen im Habitus ähnliche Ischnurus complanatus Koch. Der schon Seba bekannte falsche Skorpion, Thelyphonus, gunting, unschädlich, da er keinen Stachel am Schwanze hat, ist von Sumatra bis Timor und zu den Philippinen verbreitet; ich fand ihn auf Ternate und Amboina.
Unter den eigentlichen Spinnen, lawa-lawa malaiisch, fallen dem Europäer am meisten die hartleibigen, stachligen, schwarzgelben oder schwarzweissen auf, welche die Gattung Gastracantha Latr. oder Plectana Walck. bilden. Auf den Molukken fand ich dieselben im Gebüsche der Wälder häufig, auch auf Sumatra und Timor; sie sind überhaupt von Malakka bis Neucaledonien und zu den Philippinen verbreitet und haben auch ihre Repräsentanten im tropischen Ame- rika. Grösser sind die unserer Kreuzspinne ähnlichen Nephila Leach., mit länglichem Hinterleib, auch durch den ganzen Archipel ver- breitet, so N. chrysogastra Walck. auf Java, Celebes und Amboina. Sehr zahlreich sind auch die Springspinnen, Salticus Latr. Die grösste Spinne (der Leib 0,059, ein Vorderfuss 0,132 Met.) ist eine Verwandte der surinamischen Vogelspinne, Mygale Javanensis Walck., aus Java und Celebes bekannt, von mir auch bei Palembang auf Sumatra gefunden; dass sie in der That kleine Vögel angreift und tödtet, ist von Dr. Doleschall direkt an einem Reisvogel beobachtet worden. Dr. Hunnius beobachtete im westlichen Borneo eine grosse Spinne, tabangkang der Dajaker, welche ihre Erdlöcher mit einer beweglichen Thüre verschliesst, vermuthlich eine Gattungsverwandte der von Sauvages bei Montpellier beobachteten Cteniza caementaria L. und ihrer von Doleschall auf Amboina gefundenen Schwester, Ct. Malayana Dol. 43) Auch Weberknechte, Phalangium, und Zacken, Ixodes, malaiisch karapti, fehlen dem Archipel nicht, so- wie verschiedene Milben. Eine der letzteren, Trombidium Borneense, wurde von Dr. Hunnius bei einer Hautkrankheit der Eingebornen,
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Skorpione und Spinnen.
Skorpione, malaiisch kala tjinking oder auch kaladjingking,
auf den Molukken bibilatu, sah ich auf Sumatra häufig, es waren
grosse schwarze Arten, vom Aussehen des vorderindischen soge-
nannten Scorpio Afer L. (Heterometrus Ehrenb.). Die Eingebornen
fürchten ihn sehr und hieben ihm meist den Schwanz ab, wenn sie
ihn mir brachten; doch habe ich von einem ernstlichen Unglücks-
fall durch denselben nie gehört. Sc. mucronatus von Java hat da-
gegen das Aussehen und die geringere Grösse der europäischen Arten.
Beiderlei Arten finden sich auch auf Borneo und zwar in den Häusern,
daneben auch der kleinere, dem europäischen im Habitus ähnliche
Ischnurus complanatus Koch. Der schon Seba bekannte falsche
Skorpion, Thelyphonus, gunting, unschädlich, da er keinen Stachel
am Schwanze hat, ist von Sumatra bis Timor und zu den Philippinen
verbreitet; ich fand ihn auf Ternate und Amboina.
Unter den eigentlichen Spinnen, lawa-lawa malaiisch, fallen
dem Europäer am meisten die hartleibigen, stachligen, schwarzgelben
oder schwarzweissen auf, welche die Gattung Gastracantha Latr.
oder Plectana Walck. bilden. Auf den Molukken fand ich dieselben
im Gebüsche der Wälder häufig, auch auf Sumatra und Timor; sie
sind überhaupt von Malakka bis Neucaledonien und zu den Philippinen
verbreitet und haben auch ihre Repräsentanten im tropischen Ame-
rika. Grösser sind die unserer Kreuzspinne ähnlichen Nephila Leach.,
mit länglichem Hinterleib, auch durch den ganzen Archipel ver-
breitet, so N. chrysogastra Walck. auf Java, Celebes und Amboina.
Sehr zahlreich sind auch die Springspinnen, Salticus Latr. Die
grösste Spinne (der Leib 0,059, ein Vorderfuss 0,132 Met.) ist eine
Verwandte der surinamischen Vogelspinne, Mygale Javanensis Walck.,
aus Java und Celebes bekannt, von mir auch bei Palembang auf
Sumatra gefunden; dass sie in der That kleine Vögel angreift und
tödtet, ist von Dr. Doleschall direkt an einem Reisvogel beobachtet
worden. Dr. Hunnius beobachtete im westlichen Borneo eine grosse
Spinne, tabangkang der Dajaker, welche ihre Erdlöcher mit einer
beweglichen Thüre verschliesst, vermuthlich eine Gattungsverwandte
der von Sauvages bei Montpellier beobachteten Cteniza caementaria
L. und ihrer von Doleschall auf Amboina gefundenen Schwester,
Ct. Malayana Dol. 43) Auch Weberknechte, Phalangium, und
Zacken, Ixodes, malaiisch karapti, fehlen dem Archipel nicht, so-
wie verschiedene Milben. Eine der letzteren, Trombidium Borneense,
wurde von Dr. Hunnius bei einer Hautkrankheit der Eingebornen,
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/313>, abgerufen am 25.11.2024.
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