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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Krebse und Schnecken des süssen Wassers.
Wasser leben, aber sich doch nie weit von diesem trennen. Es
waren dreierlei, Telphusa Berardi Haan = Geotelphusa de Haani
Stimps., Sesarma quadrata Haan und haematochir Haan, letztere
mit schön scharlachrothen Scheeren. Die Telphusa sah ich nur
binnenlands, die Sesarmen ebenso, aber auch an der Mündung eines
Baches, ganz nahe dem Meere, doch immer noch im süssen Wasser
und ausserhalb des Wassers zwischen Landpflanzen. Die Ency-
clopädie führt drei Süsswasserkrabben auf; die erste kurzweg kani
genannt, eine zweite kleinere als asiwara-kani, Schilfkrabbe,
und die noch kleinere isi-gani, Steinkrabbe, aus kleinen Bächen.
Die Zeichnungen sind nicht genau genug, um die Gattung zu be-
stimmen. Nach Hoffmann führt Sesarma haematochir den passenden
Namen Bergkrabbe, yamagani oder yamazogani.

Ein ächter Flusskrebs, dem europäischen sehr ähnlich, wird
schon von Kämpfer9) angedeutet, von Thunberg als Cancer astaeus
aufgeführt und von de Haan in der Fauna Japonica als Astaeus
Japonicus näher beschrieben; sonderbarer Weise habe ich ihn in
Japan weder in natura noch irgendwie abgebildet zu sehen bekom-
men, vielleicht kommt er nur im höher gelegenen Binnenlande vor,
jedenfalls wird er demnach in Japan als Speise nicht sonderlich
geachtet. Dagegen ist eine kleinere Garneele, Palaemon sp., kurz-
weg yebi, bestimmter kawa-yebi, Flussgarneele, häufig in fast allen
süssen Gewässern der Umgegend von Yokohama. Auch wirkliche
Süsswasseramphipoden, Gammarus, sind mir vorgekommen, aber
ich kann mich nicht erinnern, die in Europa häufige Süsswasser-
assel, Asellus, gefunden zu haben; dagegen ist eine Kugelassel,
Sphaeroma, aus den Gräben der Reisfelder zu nennen, die zweite
Art meines Wissens, die im süssen Wasser beobachtet wurde (die
erste fand ich in den pontinischen Sümpfen).

Sehr zahlreich an Individuen sind die Süsswasser-Mol-
lusken
, namentlich auch weit zahlreicher als die Landschnecken.
Zweierlei grosse Paludinen, P. Japonica Martens und P. malleata
Reeve, im allgemeinen unsern europäischen ähnlich, nisi oder ta-
nisi, Feld-nisi, finden sich massenweise in den Gräben der Reis-
felder am Boden, eben so träge und schwerfällig wie die euro-
päischen. Etwas seltener sind Limnäen und ein kleiner Planorbis; von
Melania, einer Gattung des fliessenden Wassers, die in Europa nur
durch Eine in einem Theil des Donaugebiets, in Nordamerika aber
nordwärts bis zu den grossen Seen reich vertreten ist, sind mir

Krebse und Schnecken des süssen Wassers.
Wasser leben, aber sich doch nie weit von diesem trennen. Es
waren dreierlei, Telphusa Berardi Haan = Geotelphusa de Haani
Stimps., Sesarma quadrata Haan und haematochir Haan, letztere
mit schön scharlachrothen Scheeren. Die Telphusa sah ich nur
binnenlands, die Sesarmen ebenso, aber auch an der Mündung eines
Baches, ganz nahe dem Meere, doch immer noch im süssen Wasser
und ausserhalb des Wassers zwischen Landpflanzen. Die Ency-
clopädie führt drei Süsswasserkrabben auf; die erste kurzweg kani
genannt, eine zweite kleinere als asiwara-kani, Schilfkrabbe,
und die noch kleinere isi-gani, Steinkrabbe, aus kleinen Bächen.
Die Zeichnungen sind nicht genau genug, um die Gattung zu be-
stimmen. Nach Hoffmann führt Sesarma haematochir den passenden
Namen Bergkrabbe, yamagani oder yamazogani.

Ein ächter Flusskrebs, dem europäischen sehr ähnlich, wird
schon von Kämpfer9) angedeutet, von Thunberg als Cancer astaeus
aufgeführt und von de Haan in der Fauna Japonica als Astaeus
Japonicus näher beschrieben; sonderbarer Weise habe ich ihn in
Japan weder in natura noch irgendwie abgebildet zu sehen bekom-
men, vielleicht kommt er nur im höher gelegenen Binnenlande vor,
jedenfalls wird er demnach in Japan als Speise nicht sonderlich
geachtet. Dagegen ist eine kleinere Garneele, Palaemon sp., kurz-
weg yebi, bestimmter kawa-yebi, Flussgarneele, häufig in fast allen
süssen Gewässern der Umgegend von Yokohama. Auch wirkliche
Süsswasseramphipoden, Gammarus, sind mir vorgekommen, aber
ich kann mich nicht erinnern, die in Europa häufige Süsswasser-
assel, Asellus, gefunden zu haben; dagegen ist eine Kugelassel,
Sphaeroma, aus den Gräben der Reisfelder zu nennen, die zweite
Art meines Wissens, die im süssen Wasser beobachtet wurde (die
erste fand ich in den pontinischen Sümpfen).

Sehr zahlreich an Individuen sind die Süsswasser-Mol-
lusken
, namentlich auch weit zahlreicher als die Landschnecken.
Zweierlei grosse Paludinen, P. Japonica Martens und P. malleata
Reeve, im allgemeinen unsern europäischen ähnlich, nisi oder ta-
nisi, Feld-nisi, finden sich massenweise in den Gräben der Reis-
felder am Boden, eben so träge und schwerfällig wie die euro-
päischen. Etwas seltener sind Limnäen und ein kleiner Planorbis; von
Melania, einer Gattung des fliessenden Wassers, die in Europa nur
durch Eine in einem Theil des Donaugebiets, in Nordamerika aber
nordwärts bis zu den grossen Seen reich vertreten ist, sind mir

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[133/0151] Krebse und Schnecken des süssen Wassers. Wasser leben, aber sich doch nie weit von diesem trennen. Es waren dreierlei, Telphusa Berardi Haan = Geotelphusa de Haani Stimps., Sesarma quadrata Haan und haematochir Haan, letztere mit schön scharlachrothen Scheeren. Die Telphusa sah ich nur binnenlands, die Sesarmen ebenso, aber auch an der Mündung eines Baches, ganz nahe dem Meere, doch immer noch im süssen Wasser und ausserhalb des Wassers zwischen Landpflanzen. Die Ency- clopädie führt drei Süsswasserkrabben auf; die erste kurzweg kani genannt, eine zweite kleinere als asiwara-kani, Schilfkrabbe, und die noch kleinere isi-gani, Steinkrabbe, aus kleinen Bächen. Die Zeichnungen sind nicht genau genug, um die Gattung zu be- stimmen. Nach Hoffmann führt Sesarma haematochir den passenden Namen Bergkrabbe, yamagani oder yamazogani. Ein ächter Flusskrebs, dem europäischen sehr ähnlich, wird schon von Kämpfer9) angedeutet, von Thunberg als Cancer astaeus aufgeführt und von de Haan in der Fauna Japonica als Astaeus Japonicus näher beschrieben; sonderbarer Weise habe ich ihn in Japan weder in natura noch irgendwie abgebildet zu sehen bekom- men, vielleicht kommt er nur im höher gelegenen Binnenlande vor, jedenfalls wird er demnach in Japan als Speise nicht sonderlich geachtet. Dagegen ist eine kleinere Garneele, Palaemon sp., kurz- weg yebi, bestimmter kawa-yebi, Flussgarneele, häufig in fast allen süssen Gewässern der Umgegend von Yokohama. Auch wirkliche Süsswasseramphipoden, Gammarus, sind mir vorgekommen, aber ich kann mich nicht erinnern, die in Europa häufige Süsswasser- assel, Asellus, gefunden zu haben; dagegen ist eine Kugelassel, Sphaeroma, aus den Gräben der Reisfelder zu nennen, die zweite Art meines Wissens, die im süssen Wasser beobachtet wurde (die erste fand ich in den pontinischen Sümpfen). Sehr zahlreich an Individuen sind die Süsswasser-Mol- lusken, namentlich auch weit zahlreicher als die Landschnecken. Zweierlei grosse Paludinen, P. Japonica Martens und P. malleata Reeve, im allgemeinen unsern europäischen ähnlich, nisi oder ta- nisi, Feld-nisi, finden sich massenweise in den Gräben der Reis- felder am Boden, eben so träge und schwerfällig wie die euro- päischen. Etwas seltener sind Limnäen und ein kleiner Planorbis; von Melania, einer Gattung des fliessenden Wassers, die in Europa nur durch Eine in einem Theil des Donaugebiets, in Nordamerika aber nordwärts bis zu den grossen Seen reich vertreten ist, sind mir

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/151>, abgerufen am 06.05.2024.