Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.Agar-agar der Malaien. durch, dass im ganzen Mittelmeer weder diese, noch eine andere,leicht damit zu verwechselnde Alge vorkommt. In ganz Afrika und Westasien weiss man auch nichts von Nur Ostasien, das jetzt uns beschäftigende Floragebiet, tritt In niederländisch Indien ist es vorzüglich Sphaerococcus Weniger beliebt, aber viel häufiger, daher leichter ein- Agar-agar der Malaien. durch, dass im ganzen Mittelmeer weder diese, noch eine andere,leicht damit zu verwechselnde Alge vorkommt. In ganz Afrika und Westasien weiss man auch nichts von Nur Ostasien, das jetzt uns beschäftigende Floragebiet, tritt In niederländisch Indien ist es vorzüglich Sphaerococcus Weniger beliebt, aber viel häufiger, daher leichter ein- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0150" n="140"/><fw place="top" type="header">Agar-agar der Malaien.</fw><lb/> durch, dass im ganzen Mittelmeer weder diese, noch eine andere,<lb/> leicht damit zu verwechselnde Alge vorkommt.</p><lb/> <p>In ganz Afrika und Westasien weiss man auch nichts von<lb/> essbaren Tangen, und von Südamerika fand ich bloss die Angabe,<lb/> dass in Chile die ärmeren Volksclassen die Durvillea utilis Bory<lb/> braten und essen, welche freilich beinahe mehr Aehnlichkeit mit<lb/> Bratwürsten, als mit Algen hat.</p><lb/> <p>Nur Ostasien, das jetzt uns beschäftigende Floragebiet, tritt<lb/> als das Land hervor, wo die Tange im Grossen als Speise nicht<lb/> nur gesammelt, sondern auch gebleicht, getrocknet und in den<lb/> Handel gebracht werden; die malaiischen und mongolischen Volks-<lb/> stämme sind die stärksten Phykophagen der Erde: während anderswo<lb/> die Algen selten mehr als Nothbehelfe bei Hungersnoth und Armuth<lb/> sind, sind sie hier Leckerei der Reichen und als solche einträglicher<lb/> Handelsartikel, wie die Holothurien.</p><lb/> <p>In niederländisch Indien ist es vorzüglich Sphaerococcus<lb/> spinosus Ag. (Eucheuma spinosum J. Ag.), welcher, im Leben<lb/> dunkelroth, als Agar Agar gesammelt, mit Kalkwasser gewaschen<lb/> und an der Sonne gebleicht und getrocknet, dann zu einer Gallerte<lb/> versotten wird, um die beliebten heissen und beissenden Gewürze<lb/> für den Gaumen behaglicher zu machen. Drei andere, diesem nahe<lb/> verwandte Eucheumen J. Agardh’s, nämlich Sphaerococcus Serra Kg.,<lb/> Sphaerococcus gelatinus Ag. und Gigartina horrida Harvey, werden<lb/> unter gleichem Namen auf gleiche Weise behandelt, ja mein Sohn<lb/> erhielt auf Timor selbst die schmächtige, fadendünne Hypnea<lb/> divaricata Greville als Agar Agar.</p><lb/> <p>Weniger beliebt, aber viel häufiger, daher leichter ein-<lb/> zusammeln, ist Sphaerococcus lichenoides Ag., welcher diesen<lb/> Namen und den noch unpassenderen Plocaria candida Nees dem<lb/> Umstande verdankt, dass man ihn früher nur gebleicht erhielt;<lb/> allein schon Rumph erwähnt seine verschiedene Färbung. Er wird<lb/> nach ihm auf Amboina Aysana und Aystana genannt, in Java Bulung,<lb/> in Makassar Dongi Dongi, in süssem Wasser ausgewaschen und<lb/> frisch mit Atsjar oder Dabbo Dabbo, einer Sauce von Citronensaft<lb/> mit etwas Ingwer, gegessen, wobei er angenehm zwischen den<lb/> Zähnen knistere, oder getrocknet in den Handel gebracht, kommt<lb/> auch als Ceylon-Moos nach Europa. Die Annahme, dass er den<lb/> Stoff zu den mit Lebensgefahr gesammelten, theueren, essbaren<lb/> Schwalbennestern liefere, ist längst schon widerlegt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [140/0150]
Agar-agar der Malaien.
durch, dass im ganzen Mittelmeer weder diese, noch eine andere,
leicht damit zu verwechselnde Alge vorkommt.
In ganz Afrika und Westasien weiss man auch nichts von
essbaren Tangen, und von Südamerika fand ich bloss die Angabe,
dass in Chile die ärmeren Volksclassen die Durvillea utilis Bory
braten und essen, welche freilich beinahe mehr Aehnlichkeit mit
Bratwürsten, als mit Algen hat.
Nur Ostasien, das jetzt uns beschäftigende Floragebiet, tritt
als das Land hervor, wo die Tange im Grossen als Speise nicht
nur gesammelt, sondern auch gebleicht, getrocknet und in den
Handel gebracht werden; die malaiischen und mongolischen Volks-
stämme sind die stärksten Phykophagen der Erde: während anderswo
die Algen selten mehr als Nothbehelfe bei Hungersnoth und Armuth
sind, sind sie hier Leckerei der Reichen und als solche einträglicher
Handelsartikel, wie die Holothurien.
In niederländisch Indien ist es vorzüglich Sphaerococcus
spinosus Ag. (Eucheuma spinosum J. Ag.), welcher, im Leben
dunkelroth, als Agar Agar gesammelt, mit Kalkwasser gewaschen
und an der Sonne gebleicht und getrocknet, dann zu einer Gallerte
versotten wird, um die beliebten heissen und beissenden Gewürze
für den Gaumen behaglicher zu machen. Drei andere, diesem nahe
verwandte Eucheumen J. Agardh’s, nämlich Sphaerococcus Serra Kg.,
Sphaerococcus gelatinus Ag. und Gigartina horrida Harvey, werden
unter gleichem Namen auf gleiche Weise behandelt, ja mein Sohn
erhielt auf Timor selbst die schmächtige, fadendünne Hypnea
divaricata Greville als Agar Agar.
Weniger beliebt, aber viel häufiger, daher leichter ein-
zusammeln, ist Sphaerococcus lichenoides Ag., welcher diesen
Namen und den noch unpassenderen Plocaria candida Nees dem
Umstande verdankt, dass man ihn früher nur gebleicht erhielt;
allein schon Rumph erwähnt seine verschiedene Färbung. Er wird
nach ihm auf Amboina Aysana und Aystana genannt, in Java Bulung,
in Makassar Dongi Dongi, in süssem Wasser ausgewaschen und
frisch mit Atsjar oder Dabbo Dabbo, einer Sauce von Citronensaft
mit etwas Ingwer, gegessen, wobei er angenehm zwischen den
Zähnen knistere, oder getrocknet in den Handel gebracht, kommt
auch als Ceylon-Moos nach Europa. Die Annahme, dass er den
Stoff zu den mit Lebensgefahr gesammelten, theueren, essbaren
Schwalbennestern liefere, ist längst schon widerlegt.
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