Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.Tange als Nahrungsmittel. Welttheils die seitdem ausgerottete Rhytina Stelleri von anderenLaminarieen. Cuvier und Valenciennes fanden den Magen einiger Fische Ich selbst fand nie in dem Magen eines Fisches etwas Algen- Die Rolle, welche die Tange als Nahrungsstoff für den poly- Gegen den Südpol ist das wenige Land ganz unbewohnt oder Tange als Nahrungsmittel. Welttheils die seitdem ausgerottete Rhytina Stelleri von anderenLaminarieen. Cuvier und Valenciennes fanden den Magen einiger Fische Ich selbst fand nie in dem Magen eines Fisches etwas Algen- Die Rolle, welche die Tange als Nahrungsstoff für den poly- Gegen den Südpol ist das wenige Land ganz unbewohnt oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0148" n="138"/><fw place="top" type="header">Tange als Nahrungsmittel.</fw><lb/> Welttheils die seitdem ausgerottete Rhytina Stelleri von anderen<lb/> Laminarieen.</p><lb/> <p>Cuvier und Valenciennes fanden den Magen einiger Fische<lb/> mehr oder minder mit Tangen gefüllt, so bei Sparus Boops L.,<lb/> Charax Puntazzo Cuv., Scorpis georgianus Cuv., einem Cantharus<lb/> aus dem mittelländischen Meere, einigen Sargusarten aus dem rothen<lb/> und atlantischen Meere und Sargus Aries Cuv. aus der Lagune von<lb/> Maracaibo im tropischen Südamerika.</p><lb/> <p>Ich selbst fand nie in dem Magen eines Fisches etwas Algen-<lb/> ähnliches, junge Fische und Taschenkrebse waren fast immer der<lb/> Inhalt, seltener junge Schalthiere. In der Lagune von Venedig<lb/> fand ich an einer etwas löcherigen Ulva latissima L. mehrere Exem-<lb/> plare von Bulla Hydatis L. und schrieb dieser die Löcher zu; an<lb/> der Hafenmauer von Ancona sass an wie ein Sieb durchlöcherten<lb/> Exemplaren der Porphyra vulgaris Ag. eine kleine Meerschnecke,<lb/> Nasa Corniculum Olivi, in Mehrzahl, dazwischen Grateloupia filicina<lb/> Ag. und Chaetomorpha Linum Kg. ganz unverletzt und unbewohnt,<lb/> woraus ich schloss, dass diese Schnecke sich von der Porphyra<lb/> ernähre, und so dürfte auch die unregelmässig durchlöcherte Phy-<lb/> coseris gigantea von Amboina, Singapore und Yokohama ihre Löcher<lb/> durch Gasteropoden erhalten haben.</p><lb/> <p>Die Rolle, welche die Tange als Nahrungsstoff für den poly-<lb/> phagen Menschen spielen, ist ebenfalls eine sehr untergeordnete,<lb/> übertrifft zwar die der Moose, welche gar nicht gegessen werden,<lb/> der Farn, welche nur den Maori’s Neuseelands einige Nahrung<lb/> liefern, und der Flechten, welche selbst in Polarländern wegen<lb/> ihrer Bitterkeit weniger hierzu benutzt werden, als sie verdienen,<lb/> dürfte aber der der Pilze bedeutend nachstehen, von welchen viele<lb/> höheren Arten, ja selbst die tiefstehenden Trüffel, besonders von<lb/> den slavischen und romanischen Völkerstämmen, Chinesen und<lb/> Japanern (Thunberg fl. jap. p. 347) in Menge gegessen werden.</p><lb/> <p>Gegen den Südpol ist das wenige Land ganz unbewohnt oder<lb/> sehr schwach bevölkert, die Algenkost fällt ganz weg; gegen den<lb/> Nordpol gibt es mehr Land und Menschen, aber der Umstand, dass<lb/> das zugefrorene Meer die Benutzung der dortigen Riesentange gerade<lb/> im langen Winter, wenn die Hungersnoth am grössten ist, verhindert,<lb/> während im Sommer der Fisch- und Vogelfang die Bevölkerung<lb/> vollauf beschäftigt und sättigt, lässt auch hier keine Phykophagen<lb/> aufkommen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0148]
Tange als Nahrungsmittel.
Welttheils die seitdem ausgerottete Rhytina Stelleri von anderen
Laminarieen.
Cuvier und Valenciennes fanden den Magen einiger Fische
mehr oder minder mit Tangen gefüllt, so bei Sparus Boops L.,
Charax Puntazzo Cuv., Scorpis georgianus Cuv., einem Cantharus
aus dem mittelländischen Meere, einigen Sargusarten aus dem rothen
und atlantischen Meere und Sargus Aries Cuv. aus der Lagune von
Maracaibo im tropischen Südamerika.
Ich selbst fand nie in dem Magen eines Fisches etwas Algen-
ähnliches, junge Fische und Taschenkrebse waren fast immer der
Inhalt, seltener junge Schalthiere. In der Lagune von Venedig
fand ich an einer etwas löcherigen Ulva latissima L. mehrere Exem-
plare von Bulla Hydatis L. und schrieb dieser die Löcher zu; an
der Hafenmauer von Ancona sass an wie ein Sieb durchlöcherten
Exemplaren der Porphyra vulgaris Ag. eine kleine Meerschnecke,
Nasa Corniculum Olivi, in Mehrzahl, dazwischen Grateloupia filicina
Ag. und Chaetomorpha Linum Kg. ganz unverletzt und unbewohnt,
woraus ich schloss, dass diese Schnecke sich von der Porphyra
ernähre, und so dürfte auch die unregelmässig durchlöcherte Phy-
coseris gigantea von Amboina, Singapore und Yokohama ihre Löcher
durch Gasteropoden erhalten haben.
Die Rolle, welche die Tange als Nahrungsstoff für den poly-
phagen Menschen spielen, ist ebenfalls eine sehr untergeordnete,
übertrifft zwar die der Moose, welche gar nicht gegessen werden,
der Farn, welche nur den Maori’s Neuseelands einige Nahrung
liefern, und der Flechten, welche selbst in Polarländern wegen
ihrer Bitterkeit weniger hierzu benutzt werden, als sie verdienen,
dürfte aber der der Pilze bedeutend nachstehen, von welchen viele
höheren Arten, ja selbst die tiefstehenden Trüffel, besonders von
den slavischen und romanischen Völkerstämmen, Chinesen und
Japanern (Thunberg fl. jap. p. 347) in Menge gegessen werden.
Gegen den Südpol ist das wenige Land ganz unbewohnt oder
sehr schwach bevölkert, die Algenkost fällt ganz weg; gegen den
Nordpol gibt es mehr Land und Menschen, aber der Umstand, dass
das zugefrorene Meer die Benutzung der dortigen Riesentange gerade
im langen Winter, wenn die Hungersnoth am grössten ist, verhindert,
während im Sommer der Fisch- und Vogelfang die Bevölkerung
vollauf beschäftigt und sättigt, lässt auch hier keine Phykophagen
aufkommen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |