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Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.

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Kleiner und mannichfaltiger als die nordischen.
saccharina 9', Himanthalia lorea 12', Alaria esculenta 20', Hafgygia
digigata 21' Länge erreichen, im hohen Norden des stillen Welt-
meeres an den Küsten von Kamtschatka und des russischen Amerika's
Laminaria bifida 14', Alaria fistulosa 30', Nereocystis Lütkeana nach
Mertens auf einem bis 270' langen Stamm eine 6' lange Blase mit
27' langen Blättern entwickelnd, den spanischen Galionen die Nähe
Amerika's ankündigte, den arg verfolgten Meerottern Schutz bietet;
wie eben so gegen den Südpol Lessonia nigrescens und ovata über
5', Lessonia fuscescens 30', Durvillea utilis vielleicht eben so viele,
die den Schiffen besser als Boyen die blinden Klippen und die
Richtung der Strömung anzeigenden, aber ihren Booten das Landen
erschwerenden Macrocystis-Arten zwar nicht, wie ehemals behauptet
und geglaubt wurde, 1500', aber doch nach Gaudichaud's Messungen
45--50' Länge erreichen, so erscheint die Flora des Meeres, wie
dessen Fauna, im schroffen Gegensatz zu derjenigen des Landes,
um so grössere Formen entwickelnd, je mehr sie sich den Polen
nähert. Sollten die Algen in hohen Breiten deswegen grösser werden,
weil die Fluthen stärker, die Meere stürmischer sind, wie in Flüssen
die Wasserpflanzen länger werden, als in stehendem Wasser, der
Kampf mit den Elementen auch sie stärken, wie den Menschen?

Ein anderer Grund, warum mit der zunehmenden Ueppigkeit
der Landpflanzen gegen die Linie eine Abnahme der Meergewächse
zusammentrifft, liegt in der zunehmenden Herrschaft der Korallen,
welche, alle Klippen überziehend, den Algen das Dasein bestreiten
und erschweren; so hat schon in der blauen Grotte von Capri die
Astroites calycularis L. sp. alle guten Plätze besetzt, und man sieht
keine Spur von Algen.

Dieser Umstand hat eine Aehnlichkeit der Meer- mit den
Landpflanzen zur Folge, die tropischen sind ungesellig, bunter
gemischt und getrennt, bilden keine monotonen Wiesen, wie so oft
die nordischen.

Eine zweite Aehnlichkeit der tropischen Algen mit den
tropischen Landpflanzen, die ihren Grund in der höheren Temperatur
hat, ist die einer feineren Ausbildung der Gestalt, einer höheren
Entwickelung.

Die grünen Algen haben einen zierlicheren Bau, Phycoseris
lobata und fasciata treten verästelt an die Stelle der ungetheilten
nordischen Ulven, und die sonderbare, einem Netze aus grünseidenen
Bändern gleichende, noch im rothen Meere vorkommende, aber

Kleiner und mannichfaltiger als die nordischen.
saccharina 9′, Himanthalia lorea 12′, Alaria esculenta 20′, Hafgygia
digigata 21′ Länge erreichen, im hohen Norden des stillen Welt-
meeres an den Küsten von Kamtschatka und des russischen Amerika’s
Laminaria bifida 14′, Alaria fistulosa 30′, Nereocystis Lütkeana nach
Mertens auf einem bis 270′ langen Stamm eine 6′ lange Blase mit
27′ langen Blättern entwickelnd, den spanischen Galionen die Nähe
Amerika’s ankündigte, den arg verfolgten Meerottern Schutz bietet;
wie eben so gegen den Südpol Lessonia nigrescens und ovata über
5′, Lessonia fuscescens 30′, Durvillea utilis vielleicht eben so viele,
die den Schiffen besser als Boyen die blinden Klippen und die
Richtung der Strömung anzeigenden, aber ihren Booten das Landen
erschwerenden Macrocystis-Arten zwar nicht, wie ehemals behauptet
und geglaubt wurde, 1500′, aber doch nach Gaudichaud’s Messungen
45—50′ Länge erreichen, so erscheint die Flora des Meeres, wie
dessen Fauna, im schroffen Gegensatz zu derjenigen des Landes,
um so grössere Formen entwickelnd, je mehr sie sich den Polen
nähert. Sollten die Algen in hohen Breiten deswegen grösser werden,
weil die Fluthen stärker, die Meere stürmischer sind, wie in Flüssen
die Wasserpflanzen länger werden, als in stehendem Wasser, der
Kampf mit den Elementen auch sie stärken, wie den Menschen?

Ein anderer Grund, warum mit der zunehmenden Ueppigkeit
der Landpflanzen gegen die Linie eine Abnahme der Meergewächse
zusammentrifft, liegt in der zunehmenden Herrschaft der Korallen,
welche, alle Klippen überziehend, den Algen das Dasein bestreiten
und erschweren; so hat schon in der blauen Grotte von Capri die
Astroites calycularis L. sp. alle guten Plätze besetzt, und man sieht
keine Spur von Algen.

Dieser Umstand hat eine Aehnlichkeit der Meer- mit den
Landpflanzen zur Folge, die tropischen sind ungesellig, bunter
gemischt und getrennt, bilden keine monotonen Wiesen, wie so oft
die nordischen.

Eine zweite Aehnlichkeit der tropischen Algen mit den
tropischen Landpflanzen, die ihren Grund in der höheren Temperatur
hat, ist die einer feineren Ausbildung der Gestalt, einer höheren
Entwickelung.

Die grünen Algen haben einen zierlicheren Bau, Phycoseris
lobata und fasciata treten verästelt an die Stelle der ungetheilten
nordischen Ulven, und die sonderbare, einem Netze aus grünseidenen
Bändern gleichende, noch im rothen Meere vorkommende, aber

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[105/0115] Kleiner und mannichfaltiger als die nordischen. saccharina 9′, Himanthalia lorea 12′, Alaria esculenta 20′, Hafgygia digigata 21′ Länge erreichen, im hohen Norden des stillen Welt- meeres an den Küsten von Kamtschatka und des russischen Amerika’s Laminaria bifida 14′, Alaria fistulosa 30′, Nereocystis Lütkeana nach Mertens auf einem bis 270′ langen Stamm eine 6′ lange Blase mit 27′ langen Blättern entwickelnd, den spanischen Galionen die Nähe Amerika’s ankündigte, den arg verfolgten Meerottern Schutz bietet; wie eben so gegen den Südpol Lessonia nigrescens und ovata über 5′, Lessonia fuscescens 30′, Durvillea utilis vielleicht eben so viele, die den Schiffen besser als Boyen die blinden Klippen und die Richtung der Strömung anzeigenden, aber ihren Booten das Landen erschwerenden Macrocystis-Arten zwar nicht, wie ehemals behauptet und geglaubt wurde, 1500′, aber doch nach Gaudichaud’s Messungen 45—50′ Länge erreichen, so erscheint die Flora des Meeres, wie dessen Fauna, im schroffen Gegensatz zu derjenigen des Landes, um so grössere Formen entwickelnd, je mehr sie sich den Polen nähert. Sollten die Algen in hohen Breiten deswegen grösser werden, weil die Fluthen stärker, die Meere stürmischer sind, wie in Flüssen die Wasserpflanzen länger werden, als in stehendem Wasser, der Kampf mit den Elementen auch sie stärken, wie den Menschen? Ein anderer Grund, warum mit der zunehmenden Ueppigkeit der Landpflanzen gegen die Linie eine Abnahme der Meergewächse zusammentrifft, liegt in der zunehmenden Herrschaft der Korallen, welche, alle Klippen überziehend, den Algen das Dasein bestreiten und erschweren; so hat schon in der blauen Grotte von Capri die Astroites calycularis L. sp. alle guten Plätze besetzt, und man sieht keine Spur von Algen. Dieser Umstand hat eine Aehnlichkeit der Meer- mit den Landpflanzen zur Folge, die tropischen sind ungesellig, bunter gemischt und getrennt, bilden keine monotonen Wiesen, wie so oft die nordischen. Eine zweite Aehnlichkeit der tropischen Algen mit den tropischen Landpflanzen, die ihren Grund in der höheren Temperatur hat, ist die einer feineren Ausbildung der Gestalt, einer höheren Entwickelung. Die grünen Algen haben einen zierlicheren Bau, Phycoseris lobata und fasciata treten verästelt an die Stelle der ungetheilten nordischen Ulven, und die sonderbare, einem Netze aus grünseidenen Bändern gleichende, noch im rothen Meere vorkommende, aber

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Zitationshilfe: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/115>, abgerufen am 30.04.2024.