Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Zahl und Grösse der indischen Algen.

Von diesem ungeheuer grossen Gebiete kennt man durch
andere Reisende, vorzüglich französische Weltumsegler, 36 Süss-
wasser- und 337 Meer-Algen, zusammen 373. Unsere Reisenden
sammelten deren 185, halb so viel, als alle ihre Vorgänger zusam-
men genommen, und unter diesen 185 befinden sich nur 78 von
Anderen innerhalb der oben angenommenen Gränzen gefundene, so
dass der Zuwachs an für dieses Gebiet früher unbekannten Arten
107 beträgt.

Man kennt also gegenwärtig von diesen anderthalb Millionen
Quadratmeilen mit einem grossen Theile Asiens und mehr als tausend
Inseln 480 Arten von Algen.

Die Zahl der britischen Algen überstieg schon nach Harvey's
Manual of the British Algae, London 1841, 8., mit 510 Arten diese
Anzahl; diejenige der deutschen war nach Rabenhorst's Algen
Deutschlands, Leipzig 1847, 8., wenn man auch dort, wie hier, die
Diatomaceen und Characeen ausschliesst, 1009, also mehr als doppelt
so viel; beide sind unterdessen bedeutend vermehrt worden, und
man kann hiernach annehmen, dass unsere Kenntniss der indisch-
polynesischen Flora noch nicht den zehnten Theil der dort vor-
kommenden Algen umfasse.

Dennoch gestattet schon diese unvollkommene Kenntniss
einige Blicke in den Charakter derselben.

Das Erste, was besonders auffällt, ist die geringe Grösse
der tropischen Algen. Von den 480 Arten erreichen kaum 50 die
Länge eines Fusses, wenige Sargassen und Turbinarien drei Fuss.
Die längsten unter den mitgebrachten sind Sagassum polycystum
von Muntok, 1' 5", Sargassum siliquosum von Anjer, 2', Turbinaria
conoides von Palabuan, 2' 6", und Carpacanthus ilicifolius von
Timor, 3'. Die Familie der Laminarieen, diese Riesen der Algen,
welche gesellig an den Küsten der Polarländer unterseeische Wälder
bildend, an die Scitamineen und Palmen der Tropenländer erinnern,
fehlt gänzlich, eben so fehlen auch die derben Formen der Gattungen
Halidrys, Himanthalia, Fucus, Desmarestia, und steigen auch kosmo-
politische Algen aus hohen Breiten so weit herab, um, den Wende-
kreis überschreitend, in unserem Gebiete aufzutreten, so geschieht
es mit bedeutender Verminderung ihrer Grösse, Phycoseris gigantea
von 3' auf 1', Codium elongatum von 61/2' (in England nach Wood-
ward) auf 1', Codium tomentosum von 1' auf 6".

Erwägt man, wie an den Faröern nach Lyngbye Laminaria

Zahl und Grösse der indischen Algen.

Von diesem ungeheuer grossen Gebiete kennt man durch
andere Reisende, vorzüglich französische Weltumsegler, 36 Süss-
wasser- und 337 Meer-Algen, zusammen 373. Unsere Reisenden
sammelten deren 185, halb so viel, als alle ihre Vorgänger zusam-
men genommen, und unter diesen 185 befinden sich nur 78 von
Anderen innerhalb der oben angenommenen Gränzen gefundene, so
dass der Zuwachs an für dieses Gebiet früher unbekannten Arten
107 beträgt.

Man kennt also gegenwärtig von diesen anderthalb Millionen
Quadratmeilen mit einem grossen Theile Asiens und mehr als tausend
Inseln 480 Arten von Algen.

Die Zahl der britischen Algen überstieg schon nach Harvey’s
Manual of the British Algae, London 1841, 8., mit 510 Arten diese
Anzahl; diejenige der deutschen war nach Rabenhorst’s Algen
Deutschlands, Leipzig 1847, 8., wenn man auch dort, wie hier, die
Diatomaceen und Characeen ausschliesst, 1009, also mehr als doppelt
so viel; beide sind unterdessen bedeutend vermehrt worden, und
man kann hiernach annehmen, dass unsere Kenntniss der indisch-
polynesischen Flora noch nicht den zehnten Theil der dort vor-
kommenden Algen umfasse.

Dennoch gestattet schon diese unvollkommene Kenntniss
einige Blicke in den Charakter derselben.

Das Erste, was besonders auffällt, ist die geringe Grösse
der tropischen Algen. Von den 480 Arten erreichen kaum 50 die
Länge eines Fusses, wenige Sargassen und Turbinarien drei Fuss.
Die längsten unter den mitgebrachten sind Sagassum polycystum
von Muntok, 1′ 5″, Sargassum siliquosum von Anjer, 2′, Turbinaria
conoides von Palabuan, 2′ 6″, und Carpacanthus ilicifolius von
Timor, 3′. Die Familie der Laminarieen, diese Riesen der Algen,
welche gesellig an den Küsten der Polarländer unterseeische Wälder
bildend, an die Scitamineen und Palmen der Tropenländer erinnern,
fehlt gänzlich, eben so fehlen auch die derben Formen der Gattungen
Halidrys, Himanthalia, Fucus, Desmarestia, und steigen auch kosmo-
politische Algen aus hohen Breiten so weit herab, um, den Wende-
kreis überschreitend, in unserem Gebiete aufzutreten, so geschieht
es mit bedeutender Verminderung ihrer Grösse, Phycoseris gigantea
von 3′ auf 1′, Codium elongatum von 6½′ (in England nach Wood-
ward) auf 1′, Codium tomentosum von 1′ auf 6″.

Erwägt man, wie an den Faröern nach Lyngbye Laminaria

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0114" n="104"/>
            <fw place="top" type="header">Zahl und Grösse der indischen Algen.</fw><lb/>
            <p>Von diesem ungeheuer grossen Gebiete kennt man durch<lb/>
andere Reisende, vorzüglich französische Weltumsegler, 36 Süss-<lb/>
wasser- und 337 Meer-Algen, zusammen 373. Unsere Reisenden<lb/>
sammelten deren 185, halb so viel, als alle ihre Vorgänger zusam-<lb/>
men genommen, und unter diesen 185 befinden sich nur 78 von<lb/>
Anderen innerhalb der oben angenommenen Gränzen gefundene, so<lb/>
dass der Zuwachs an für dieses Gebiet früher unbekannten Arten<lb/>
107 beträgt.</p><lb/>
            <p>Man kennt also gegenwärtig von diesen anderthalb Millionen<lb/>
Quadratmeilen mit einem grossen Theile Asiens und mehr als tausend<lb/>
Inseln 480 Arten von Algen.</p><lb/>
            <p>Die Zahl der britischen Algen überstieg schon nach Harvey&#x2019;s<lb/>
Manual of the British Algae, London 1841, 8., mit 510 Arten diese<lb/>
Anzahl; diejenige der deutschen war nach Rabenhorst&#x2019;s Algen<lb/>
Deutschlands, Leipzig 1847, 8., wenn man auch dort, wie hier, die<lb/>
Diatomaceen und Characeen ausschliesst, 1009, also mehr als doppelt<lb/>
so viel; beide sind unterdessen bedeutend vermehrt worden, und<lb/>
man kann hiernach annehmen, dass unsere Kenntniss der indisch-<lb/>
polynesischen Flora noch nicht den zehnten Theil der dort vor-<lb/>
kommenden Algen umfasse.</p><lb/>
            <p>Dennoch gestattet schon diese unvollkommene Kenntniss<lb/>
einige Blicke in den Charakter derselben.</p><lb/>
            <p>Das Erste, was besonders auffällt, ist die geringe Grösse<lb/>
der tropischen Algen. Von den 480 Arten erreichen kaum 50 die<lb/>
Länge eines Fusses, wenige Sargassen und Turbinarien drei Fuss.<lb/>
Die längsten unter den mitgebrachten sind Sagassum polycystum<lb/>
von Muntok, 1&#x2032; 5&#x2033;, Sargassum siliquosum von Anjer, 2&#x2032;, Turbinaria<lb/>
conoides von Palabuan, 2&#x2032; 6&#x2033;, und Carpacanthus ilicifolius von<lb/>
Timor, 3&#x2032;. Die Familie der Laminarieen, diese Riesen der Algen,<lb/>
welche gesellig an den Küsten der Polarländer unterseeische Wälder<lb/>
bildend, an die Scitamineen und Palmen der Tropenländer erinnern,<lb/>
fehlt gänzlich, eben so fehlen auch die derben Formen der Gattungen<lb/>
Halidrys, Himanthalia, Fucus, Desmarestia, und steigen auch kosmo-<lb/>
politische Algen aus hohen Breiten so weit herab, um, den Wende-<lb/>
kreis überschreitend, in unserem Gebiete aufzutreten, so geschieht<lb/>
es mit bedeutender Verminderung ihrer Grösse, Phycoseris gigantea<lb/>
von 3&#x2032; auf 1&#x2032;, Codium elongatum von 6½&#x2032; (in England nach Wood-<lb/>
ward) auf 1&#x2032;, Codium tomentosum von 1&#x2032; auf 6&#x2033;.</p><lb/>
            <p>Erwägt man, wie an den Faröern nach Lyngbye Laminaria<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0114] Zahl und Grösse der indischen Algen. Von diesem ungeheuer grossen Gebiete kennt man durch andere Reisende, vorzüglich französische Weltumsegler, 36 Süss- wasser- und 337 Meer-Algen, zusammen 373. Unsere Reisenden sammelten deren 185, halb so viel, als alle ihre Vorgänger zusam- men genommen, und unter diesen 185 befinden sich nur 78 von Anderen innerhalb der oben angenommenen Gränzen gefundene, so dass der Zuwachs an für dieses Gebiet früher unbekannten Arten 107 beträgt. Man kennt also gegenwärtig von diesen anderthalb Millionen Quadratmeilen mit einem grossen Theile Asiens und mehr als tausend Inseln 480 Arten von Algen. Die Zahl der britischen Algen überstieg schon nach Harvey’s Manual of the British Algae, London 1841, 8., mit 510 Arten diese Anzahl; diejenige der deutschen war nach Rabenhorst’s Algen Deutschlands, Leipzig 1847, 8., wenn man auch dort, wie hier, die Diatomaceen und Characeen ausschliesst, 1009, also mehr als doppelt so viel; beide sind unterdessen bedeutend vermehrt worden, und man kann hiernach annehmen, dass unsere Kenntniss der indisch- polynesischen Flora noch nicht den zehnten Theil der dort vor- kommenden Algen umfasse. Dennoch gestattet schon diese unvollkommene Kenntniss einige Blicke in den Charakter derselben. Das Erste, was besonders auffällt, ist die geringe Grösse der tropischen Algen. Von den 480 Arten erreichen kaum 50 die Länge eines Fusses, wenige Sargassen und Turbinarien drei Fuss. Die längsten unter den mitgebrachten sind Sagassum polycystum von Muntok, 1′ 5″, Sargassum siliquosum von Anjer, 2′, Turbinaria conoides von Palabuan, 2′ 6″, und Carpacanthus ilicifolius von Timor, 3′. Die Familie der Laminarieen, diese Riesen der Algen, welche gesellig an den Küsten der Polarländer unterseeische Wälder bildend, an die Scitamineen und Palmen der Tropenländer erinnern, fehlt gänzlich, eben so fehlen auch die derben Formen der Gattungen Halidrys, Himanthalia, Fucus, Desmarestia, und steigen auch kosmo- politische Algen aus hohen Breiten so weit herab, um, den Wende- kreis überschreitend, in unserem Gebiete aufzutreten, so geschieht es mit bedeutender Verminderung ihrer Grösse, Phycoseris gigantea von 3′ auf 1′, Codium elongatum von 6½′ (in England nach Wood- ward) auf 1′, Codium tomentosum von 1′ auf 6″. Erwägt man, wie an den Faröern nach Lyngbye Laminaria

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/114
Zitationshilfe: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Botanischer Teil. Hrsg. v. Albert Berg. Berlin: Decker, 1867, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienbotanik_1866/114>, abgerufen am 30.04.2024.