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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Halt vor Tarua. XXII.
der königliche Reisemarschall Luan Senna Pagdi, -- der bis dahin
Betel kauend in seinem dem Arrow angehängten Boote lag, -- von
Ersatz sei keine Rede; der Chinese möge froh sein, wenn man ihn
für die Frechheit, einem königlichen Dampfer in den Weg zu fahren,
nicht köpfte. Graf Eulenburg machte dem armen Schiffbrüchigen,
der seine ganze Habe verlor, ein namhaftes Geldgeschenk, sagte
Herrn Senna Pagdi auf deutsch einige Artigkeiten und liess ihm
durch den Dolmetsch mit Beschwerden beim König drohen, wenn
er sich unterstände den Chinesen zu strafen. Senna Pagdi schien
den Ton dieser Musik zu verstehen und wurde sehr kleinlaut. --
Um weiterem Unglück vorzubeugen liess der Gesandte jetzt Anker
werfen.

Gegen acht am folgenden Morgen gelangte Arrow an die
Stelle, wo Royal Seat die Nacht über lag. Tarua, ein grosses Dorf
mit vielen Tempeln und Rasthäusern für die Pilger, die Ende Fe-
bruar aus ganz Siam nach Phrabat wallfahrten und von hier aus
zu Lande reisen, konnten beide Dampfer wegen niedrigen Wassers
nicht erreichen; Senna Pagdi fuhr in seinem Boot hinauf, um Pferde
und Elephanten zu holen.

Das rechte Ufer des Flussarmes, wo die Schiffe anlegten,
war mit Buschwerk und Waldstreifen bewachsen. Schlanke Legu-
minosen, zu deren Wipfeln sich der feingefiederte Rotang (Calamus
Rotang) in dicken Bündeln hinaufrankt, breiten dort den tiefsten
Schatten über das spärliche Unterholz, wo es von Vögeln und
weissen Eichhörnchen wimmelte. Wir warteten Stunde auf Stunde.
Prinz Khroma-luan hatte angeordnet, dass in Tarua zwanzig Ele-
phanten zu des Gesandten Verfügung stehen sollten; endlich Nach-
mittags kamen deren sieben und vier Büffelkarren. Graf Eulenburg
wollte nicht aufbrechen, bis alle seine Begleiter beritten wären, und
entschloss sich dazu erst auf ihr dringendes Bitten. Die Karren
und vier Elephanten gingen mit dem Gepäck voraus; gegen drei
folgten der Gesandte auf einem Elephanten, Herr Pieschel und der
Attache Graf Eulenburg auf dem zweiten, die Herren von Bunsen
und Dr. Lucius auf dem dritten.

Die Zurückbleibenden schickten den Dolmetsch nach Tarua,
der erst gegen fünf mit vier winzigen Gäulen wiederkam; statt der
Sättel hatten sie zerrissene Kissen ohne Steigbügel, als Zaum durch
das Maul gezogene Stricke. Wir klammerten uns fest und jagten
getrieben von Hunger und der sinkenden Sonne drauf los. Zuerst

Halt vor Tarua. XXII.
der königliche Reisemarschall Luaṅ Senna Pagdi, — der bis dahin
Betel kauend in seinem dem Arrow angehängten Boote lag, — von
Ersatz sei keine Rede; der Chinese möge froh sein, wenn man ihn
für die Frechheit, einem königlichen Dampfer in den Weg zu fahren,
nicht köpfte. Graf Eulenburg machte dem armen Schiffbrüchigen,
der seine ganze Habe verlor, ein namhaftes Geldgeschenk, sagte
Herrn Senna Pagdi auf deutsch einige Artigkeiten und liess ihm
durch den Dolmetsch mit Beschwerden beim König drohen, wenn
er sich unterstände den Chinesen zu strafen. Senna Pagdi schien
den Ton dieser Musik zu verstehen und wurde sehr kleinlaut. —
Um weiterem Unglück vorzubeugen liess der Gesandte jetzt Anker
werfen.

Gegen acht am folgenden Morgen gelangte Arrow an die
Stelle, wo Royal Seat die Nacht über lag. Tarua, ein grosses Dorf
mit vielen Tempeln und Rasthäusern für die Pilger, die Ende Fe-
bruar aus ganz Siam nach Phrabat wallfahrten und von hier aus
zu Lande reisen, konnten beide Dampfer wegen niedrigen Wassers
nicht erreichen; Senna Pagdi fuhr in seinem Boot hinauf, um Pferde
und Elephanten zu holen.

Das rechte Ufer des Flussarmes, wo die Schiffe anlegten,
war mit Buschwerk und Waldstreifen bewachsen. Schlanke Legu-
minosen, zu deren Wipfeln sich der feingefiederte Rotang (Calamus
Rotang) in dicken Bündeln hinaufrankt, breiten dort den tiefsten
Schatten über das spärliche Unterholz, wo es von Vögeln und
weissen Eichhörnchen wimmelte. Wir warteten Stunde auf Stunde.
Prinz Khroma-luaṅ hatte angeordnet, dass in Tarua zwanzig Ele-
phanten zu des Gesandten Verfügung stehen sollten; endlich Nach-
mittags kamen deren sieben und vier Büffelkarren. Graf Eulenburg
wollte nicht aufbrechen, bis alle seine Begleiter beritten wären, und
entschloss sich dazu erst auf ihr dringendes Bitten. Die Karren
und vier Elephanten gingen mit dem Gepäck voraus; gegen drei
folgten der Gesandte auf einem Elephanten, Herr Pieschel und der
Attaché Graf Eulenburg auf dem zweiten, die Herren von Bunsen
und Dr. Lucius auf dem dritten.

Die Zurückbleibenden schickten den Dolmetsch nach Tarua,
der erst gegen fünf mit vier winzigen Gäulen wiederkam; statt der
Sättel hatten sie zerrissene Kissen ohne Steigbügel, als Zaum durch
das Maul gezogene Stricke. Wir klammerten uns fest und jagten
getrieben von Hunger und der sinkenden Sonne drauf los. Zuerst

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[306/0320] Halt vor Tarua. XXII. der königliche Reisemarschall Luaṅ Senna Pagdi, — der bis dahin Betel kauend in seinem dem Arrow angehängten Boote lag, — von Ersatz sei keine Rede; der Chinese möge froh sein, wenn man ihn für die Frechheit, einem königlichen Dampfer in den Weg zu fahren, nicht köpfte. Graf Eulenburg machte dem armen Schiffbrüchigen, der seine ganze Habe verlor, ein namhaftes Geldgeschenk, sagte Herrn Senna Pagdi auf deutsch einige Artigkeiten und liess ihm durch den Dolmetsch mit Beschwerden beim König drohen, wenn er sich unterstände den Chinesen zu strafen. Senna Pagdi schien den Ton dieser Musik zu verstehen und wurde sehr kleinlaut. — Um weiterem Unglück vorzubeugen liess der Gesandte jetzt Anker werfen. Gegen acht am folgenden Morgen gelangte Arrow an die Stelle, wo Royal Seat die Nacht über lag. Tarua, ein grosses Dorf mit vielen Tempeln und Rasthäusern für die Pilger, die Ende Fe- bruar aus ganz Siam nach Phrabat wallfahrten und von hier aus zu Lande reisen, konnten beide Dampfer wegen niedrigen Wassers nicht erreichen; Senna Pagdi fuhr in seinem Boot hinauf, um Pferde und Elephanten zu holen. Das rechte Ufer des Flussarmes, wo die Schiffe anlegten, war mit Buschwerk und Waldstreifen bewachsen. Schlanke Legu- minosen, zu deren Wipfeln sich der feingefiederte Rotang (Calamus Rotang) in dicken Bündeln hinaufrankt, breiten dort den tiefsten Schatten über das spärliche Unterholz, wo es von Vögeln und weissen Eichhörnchen wimmelte. Wir warteten Stunde auf Stunde. Prinz Khroma-luaṅ hatte angeordnet, dass in Tarua zwanzig Ele- phanten zu des Gesandten Verfügung stehen sollten; endlich Nach- mittags kamen deren sieben und vier Büffelkarren. Graf Eulenburg wollte nicht aufbrechen, bis alle seine Begleiter beritten wären, und entschloss sich dazu erst auf ihr dringendes Bitten. Die Karren und vier Elephanten gingen mit dem Gepäck voraus; gegen drei folgten der Gesandte auf einem Elephanten, Herr Pieschel und der Attaché Graf Eulenburg auf dem zweiten, die Herren von Bunsen und Dr. Lucius auf dem dritten. Die Zurückbleibenden schickten den Dolmetsch nach Tarua, der erst gegen fünf mit vier winzigen Gäulen wiederkam; statt der Sättel hatten sie zerrissene Kissen ohne Steigbügel, als Zaum durch das Maul gezogene Stricke. Wir klammerten uns fest und jagten getrieben von Hunger und der sinkenden Sonne drauf los. Zuerst

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/320>, abgerufen am 24.11.2024.