Dolmetsch, Herr Hendrix aus Bankok, eine Fahrt durch die schwim- mende Strasse machte und das Geflügel für Geld erstand. Wir hörten erst später, dass die Ortsbehörden, die uns auf königliche Kosten versorgen mussten, den Einwohnern die Lebensmittel ohne Entgelt fortnahmen und dem König dafür grosse Rechnungen machten.
Royal Seat, der um zwölf vor Ayutia eintraf, fuhr schon um halb zwei Uhr weiter, Arrow folgte gegen vier. Der enge Flussarm, in den sie einbogen, macht scharfe Wendungen; jeden Augenblick glaubt man anzurennen. Am steilen Lehmufer stehen malerische Bambushütten unter dichtem schattigem Laubdach; hier und da lauscht ein buntes Tempelchen im wuchernden Dickicht. Cocos, Areca, Bananen, Mango, Artocarpus, Ficus, Tamarinden sind die vorstechenden Formen der Uferflora. In stillen Buchten planschten bei sinkender Sonne die Wasservögel, Schaaren weiss- köpfiger Fischweihen schwebten nach Beute spähend über dem Fluss, bunte Eisvögel und schlanke Reiher staffirten malerisch das Ufergezweig; im Wasser lagen Heerden grauer Büffel mit mächtigen Hörnern, nur zuweilen die Nase heraussteckend, träge schnaufend, im behaglichsten Genuss ihres Büffeldaseins.
Bald nach sechs zwang der niedrige Wasserstand den Royal Seat, eine Viertelmeile vor seinem Ziel, dem Flecken Tarua, Anker zu werfen. Um ihn einzuholen hätte Arrow gegen drei von Ayutia abfahren müssen, verspätete sich aber wegen der Lebensmittel. Royal Seat war dazu noch zwei Stunden von der Fluth unterstützt, Arrow musste die ganze Zeit mit der Ebbe kämpfen. Um das Mit- tagsmahl mit den Reisegefährten zu theilen, dampfte der Gesandte auf dem Arrow, wo die Küche war, in das Dunkel hinein. Im Zwielicht schnellte vor dem Schiffsbug ein vier Fuss langer Fisch so glücklich aus dem Wasser, dass er auf das Deck fiel, dem Koch willkommene Beute. Fast war es Nacht, als ein dunkeler Gegen- stand dem Arrow entgegentrieb: ein plötzlicher Krach und Hülfe- ruf, -- wir hatten ein grosses Reisboot übergefahren, dessen Schiffer schliefen. Das Vordertheil sank sogleich; die Insassen, eine chine- sische Famile, stürzten sich heulend in die Nachen und wurden ge- rettet, nur Planken und Spähne trieben noch auf dem Wasser. Graf Eulenburg liess den Dampfer halten und den Besitzer des Reisbootes an Bord holen, der Gnade erflehend auf den Knieen heranrutschte. Als der Gesandte nach seinem Verlust fragte, schrie
IV. 20
XXII. Flussfahrt.
Dolmetsch, Herr Hendrix aus Baṅkok, eine Fahrt durch die schwim- mende Strasse machte und das Geflügel für Geld erstand. Wir hörten erst später, dass die Ortsbehörden, die uns auf königliche Kosten versorgen mussten, den Einwohnern die Lebensmittel ohne Entgelt fortnahmen und dem König dafür grosse Rechnungen machten.
Royal Seat, der um zwölf vor Ayutia eintraf, fuhr schon um halb zwei Uhr weiter, Arrow folgte gegen vier. Der enge Flussarm, in den sie einbogen, macht scharfe Wendungen; jeden Augenblick glaubt man anzurennen. Am steilen Lehmufer stehen malerische Bambushütten unter dichtem schattigem Laubdach; hier und da lauscht ein buntes Tempelchen im wuchernden Dickicht. Cocos, Areca, Bananen, Mango, Artocarpus, Ficus, Tamarinden sind die vorstechenden Formen der Uferflora. In stillen Buchten planschten bei sinkender Sonne die Wasservögel, Schaaren weiss- köpfiger Fischweihen schwebten nach Beute spähend über dem Fluss, bunte Eisvögel und schlanke Reiher staffirten malerisch das Ufergezweig; im Wasser lagen Heerden grauer Büffel mit mächtigen Hörnern, nur zuweilen die Nase heraussteckend, träge schnaufend, im behaglichsten Genuss ihres Büffeldaseins.
Bald nach sechs zwang der niedrige Wasserstand den Royal Seat, eine Viertelmeile vor seinem Ziel, dem Flecken Tarua, Anker zu werfen. Um ihn einzuholen hätte Arrow gegen drei von Ayutia abfahren müssen, verspätete sich aber wegen der Lebensmittel. Royal Seat war dazu noch zwei Stunden von der Fluth unterstützt, Arrow musste die ganze Zeit mit der Ebbe kämpfen. Um das Mit- tagsmahl mit den Reisegefährten zu theilen, dampfte der Gesandte auf dem Arrow, wo die Küche war, in das Dunkel hinein. Im Zwielicht schnellte vor dem Schiffsbug ein vier Fuss langer Fisch so glücklich aus dem Wasser, dass er auf das Deck fiel, dem Koch willkommene Beute. Fast war es Nacht, als ein dunkeler Gegen- stand dem Arrow entgegentrieb: ein plötzlicher Krach und Hülfe- ruf, — wir hatten ein grosses Reisboot übergefahren, dessen Schiffer schliefen. Das Vordertheil sank sogleich; die Insassen, eine chine- sische Famile, stürzten sich heulend in die Nachen und wurden ge- rettet, nur Planken und Spähne trieben noch auf dem Wasser. Graf Eulenburg liess den Dampfer halten und den Besitzer des Reisbootes an Bord holen, der Gnade erflehend auf den Knieen heranrutschte. Als der Gesandte nach seinem Verlust fragte, schrie
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XXII. Flussfahrt.
Dolmetsch, Herr Hendrix aus Baṅkok, eine Fahrt durch die schwim-
mende Strasse machte und das Geflügel für Geld erstand. Wir
hörten erst später, dass die Ortsbehörden, die uns auf königliche
Kosten versorgen mussten, den Einwohnern die Lebensmittel
ohne Entgelt fortnahmen und dem König dafür grosse Rechnungen
machten.
Royal Seat, der um zwölf vor Ayutia eintraf, fuhr schon
um halb zwei Uhr weiter, Arrow folgte gegen vier. Der enge
Flussarm, in den sie einbogen, macht scharfe Wendungen; jeden
Augenblick glaubt man anzurennen. Am steilen Lehmufer stehen
malerische Bambushütten unter dichtem schattigem Laubdach; hier
und da lauscht ein buntes Tempelchen im wuchernden Dickicht.
Cocos, Areca, Bananen, Mango, Artocarpus, Ficus, Tamarinden sind
die vorstechenden Formen der Uferflora. In stillen Buchten
planschten bei sinkender Sonne die Wasservögel, Schaaren weiss-
köpfiger Fischweihen schwebten nach Beute spähend über dem
Fluss, bunte Eisvögel und schlanke Reiher staffirten malerisch das
Ufergezweig; im Wasser lagen Heerden grauer Büffel mit mächtigen
Hörnern, nur zuweilen die Nase heraussteckend, träge schnaufend,
im behaglichsten Genuss ihres Büffeldaseins.
Bald nach sechs zwang der niedrige Wasserstand den Royal
Seat, eine Viertelmeile vor seinem Ziel, dem Flecken Tarua, Anker
zu werfen. Um ihn einzuholen hätte Arrow gegen drei von Ayutia
abfahren müssen, verspätete sich aber wegen der Lebensmittel.
Royal Seat war dazu noch zwei Stunden von der Fluth unterstützt,
Arrow musste die ganze Zeit mit der Ebbe kämpfen. Um das Mit-
tagsmahl mit den Reisegefährten zu theilen, dampfte der Gesandte
auf dem Arrow, wo die Küche war, in das Dunkel hinein. Im
Zwielicht schnellte vor dem Schiffsbug ein vier Fuss langer Fisch
so glücklich aus dem Wasser, dass er auf das Deck fiel, dem Koch
willkommene Beute. Fast war es Nacht, als ein dunkeler Gegen-
stand dem Arrow entgegentrieb: ein plötzlicher Krach und Hülfe-
ruf, — wir hatten ein grosses Reisboot übergefahren, dessen Schiffer
schliefen. Das Vordertheil sank sogleich; die Insassen, eine chine-
sische Famile, stürzten sich heulend in die Nachen und wurden ge-
rettet, nur Planken und Spähne trieben noch auf dem Wasser.
Graf Eulenburg liess den Dampfer halten und den Besitzer des
Reisbootes an Bord holen, der Gnade erflehend auf den Knieen
heranrutschte. Als der Gesandte nach seinem Verlust fragte, schrie
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/319>, abgerufen am 24.11.2024.
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