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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XV. Englische Garnison.
Regenwetter bis über die Knie im Schmutz. Dem Gesandten stellte
der Höchstcommandirende der englischen Garnison, General Sta-
veley
, ein Pferd arabischer Race aus dem indischen Regimente
"Fane's horse" zur Verfügung; seine Begleiter kauften tartarische
Ponys, theils von Officieren, welche sie im Kriege erbeuteten,
theils von chinesischen Händlern. Nützlichere Pferde mag es kaum
geben: der Bau kräftig und edel, vom schönsten Ebenmaass der
Glieder; der Huf unverwüstlich auf härtestem Boden; nur kranke
werden vorn beschlagen. Bei der kärglichsten Nahrung bleiben
diese Thiere frisch und brauchbar; sie traben zwar schlecht, gehen
aber Schritt und Galopp eben so ausgiebig als unverwüstlich. -- Für
gute Pflege sorgten chinesische Stallknechte unter Leitung eines
englischen Trainsoldaten, den unsere gütigen Nachbarn vom Haupt-
quartier des "Commissariat department" dem Gesandten zuwiesen.
Diese Herren leisteten uns durch ihre im Laufe des Winters ge-
sammelte Erfahrung und Kenntniss der Hülfsmittel die wesentlichsten
Dienste und halfen über alle Schwierigkeiten des materiellen Lebens
hinweg; nur der freundschaftliche Verkehr mit ihnen und anderen
Officieren der englischen Garnison machte uns den Aufenthalt
in Tien-tsin erträglich, der doch Allen ein gelindes Fege-
feuer schien.

An englischen Truppen standen im Sommer 1860 noch gegen
3800 Mann in Tien-tsin, nämlich das 2. Bataillon des 60. Regi-
ments (Rifle brigade), Abtheilungen des 31. und des 67. Infanterie-Re-
giments, das Reiter-Regiment "Fane's horse", zwei Batterieen, eine
Compagnie Ingenieure und eine Abtheilung Train. Sie waren aus-
schliesslich in der Stadt und den Vorstädten des rechten Fluss-
ufers einquartiert, während die französische Garnison, ein Bataillon
Infanterie, zwei Batterieen, eine Compagnie Genietruppen und einige
Gensdarmen das andere Ufer bewohnten. Mit dem französischen
General O'Malley trat der Gesandte in keine Verbindung; dagegen
besuchten General Staveley und die Herren seines Stabes, so wie
die Commandeure und viele Officiere aller englischen Truppentheile
ihn gleich nach seiner Ankunft. Mit ihnen entspann sich, wie ge-
sagt, ein reger geselliger Verkehr, und kaum verging ein Tag, an
welchem nicht englische Officiere bei dem Gesandten, oder Mit-
glieder der Gesandtschaft in einer der Officiersmessen gespeist hät-
ten. Auch an ihrem Sport und anderen Vergnügungen, mit denen sie
tapfer den Missmuth bekämpften, nahmen wir thätigen Antheil.

IV. 2

XV. Englische Garnison.
Regenwetter bis über die Knie im Schmutz. Dem Gesandten stellte
der Höchstcommandirende der englischen Garnison, General Sta-
veley
, ein Pferd arabischer Race aus dem indischen Regimente
»Fane’s horse« zur Verfügung; seine Begleiter kauften tartarische
Ponys, theils von Officieren, welche sie im Kriege erbeuteten,
theils von chinesischen Händlern. Nützlichere Pferde mag es kaum
geben: der Bau kräftig und edel, vom schönsten Ebenmaass der
Glieder; der Huf unverwüstlich auf härtestem Boden; nur kranke
werden vorn beschlagen. Bei der kärglichsten Nahrung bleiben
diese Thiere frisch und brauchbar; sie traben zwar schlecht, gehen
aber Schritt und Galopp eben so ausgiebig als unverwüstlich. — Für
gute Pflege sorgten chinesische Stallknechte unter Leitung eines
englischen Trainsoldaten, den unsere gütigen Nachbarn vom Haupt-
quartier des »Commissariat department« dem Gesandten zuwiesen.
Diese Herren leisteten uns durch ihre im Laufe des Winters ge-
sammelte Erfahrung und Kenntniss der Hülfsmittel die wesentlichsten
Dienste und halfen über alle Schwierigkeiten des materiellen Lebens
hinweg; nur der freundschaftliche Verkehr mit ihnen und anderen
Officieren der englischen Garnison machte uns den Aufenthalt
in Tien-tsin erträglich, der doch Allen ein gelindes Fege-
feuer schien.

An englischen Truppen standen im Sommer 1860 noch gegen
3800 Mann in Tien-tsin, nämlich das 2. Bataillon des 60. Regi-
ments (Rifle brigade), Abtheilungen des 31. und des 67. Infanterie-Re-
giments, das Reiter-Regiment »Fane’s horse«, zwei Batterieen, eine
Compagnie Ingenieure und eine Abtheilung Train. Sie waren aus-
schliesslich in der Stadt und den Vorstädten des rechten Fluss-
ufers einquartiert, während die französische Garnison, ein Bataillon
Infanterie, zwei Batterieen, eine Compagnie Genietruppen und einige
Gensdarmen das andere Ufer bewohnten. Mit dem französischen
General O’Malley trat der Gesandte in keine Verbindung; dagegen
besuchten General Staveley und die Herren seines Stabes, so wie
die Commandeure und viele Officiere aller englischen Truppentheile
ihn gleich nach seiner Ankunft. Mit ihnen entspann sich, wie ge-
sagt, ein reger geselliger Verkehr, und kaum verging ein Tag, an
welchem nicht englische Officiere bei dem Gesandten, oder Mit-
glieder der Gesandtschaft in einer der Officiersmessen gespeist hät-
ten. Auch an ihrem Sport und anderen Vergnügungen, mit denen sie
tapfer den Missmuth bekämpften, nahmen wir thätigen Antheil.

IV. 2
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[17/0031] XV. Englische Garnison. Regenwetter bis über die Knie im Schmutz. Dem Gesandten stellte der Höchstcommandirende der englischen Garnison, General Sta- veley, ein Pferd arabischer Race aus dem indischen Regimente »Fane’s horse« zur Verfügung; seine Begleiter kauften tartarische Ponys, theils von Officieren, welche sie im Kriege erbeuteten, theils von chinesischen Händlern. Nützlichere Pferde mag es kaum geben: der Bau kräftig und edel, vom schönsten Ebenmaass der Glieder; der Huf unverwüstlich auf härtestem Boden; nur kranke werden vorn beschlagen. Bei der kärglichsten Nahrung bleiben diese Thiere frisch und brauchbar; sie traben zwar schlecht, gehen aber Schritt und Galopp eben so ausgiebig als unverwüstlich. — Für gute Pflege sorgten chinesische Stallknechte unter Leitung eines englischen Trainsoldaten, den unsere gütigen Nachbarn vom Haupt- quartier des »Commissariat department« dem Gesandten zuwiesen. Diese Herren leisteten uns durch ihre im Laufe des Winters ge- sammelte Erfahrung und Kenntniss der Hülfsmittel die wesentlichsten Dienste und halfen über alle Schwierigkeiten des materiellen Lebens hinweg; nur der freundschaftliche Verkehr mit ihnen und anderen Officieren der englischen Garnison machte uns den Aufenthalt in Tien-tsin erträglich, der doch Allen ein gelindes Fege- feuer schien. An englischen Truppen standen im Sommer 1860 noch gegen 3800 Mann in Tien-tsin, nämlich das 2. Bataillon des 60. Regi- ments (Rifle brigade), Abtheilungen des 31. und des 67. Infanterie-Re- giments, das Reiter-Regiment »Fane’s horse«, zwei Batterieen, eine Compagnie Ingenieure und eine Abtheilung Train. Sie waren aus- schliesslich in der Stadt und den Vorstädten des rechten Fluss- ufers einquartiert, während die französische Garnison, ein Bataillon Infanterie, zwei Batterieen, eine Compagnie Genietruppen und einige Gensdarmen das andere Ufer bewohnten. Mit dem französischen General O’Malley trat der Gesandte in keine Verbindung; dagegen besuchten General Staveley und die Herren seines Stabes, so wie die Commandeure und viele Officiere aller englischen Truppentheile ihn gleich nach seiner Ankunft. Mit ihnen entspann sich, wie ge- sagt, ein reger geselliger Verkehr, und kaum verging ein Tag, an welchem nicht englische Officiere bei dem Gesandten, oder Mit- glieder der Gesandtschaft in einer der Officiersmessen gespeist hät- ten. Auch an ihrem Sport und anderen Vergnügungen, mit denen sie tapfer den Missmuth bekämpften, nahmen wir thätigen Antheil. IV. 2

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/31>, abgerufen am 23.11.2024.