Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.Fahrt auf dem Menam. XXI. auf der Rhede, ohne Arkona erreichen zu können: kein Lüftchenregte sich. Am Morgen des 21. kam ein kleiner Flussdampfer des Königs, Little Eastern, mit einem Halbbruder des Phra-klan und dem Hafencapitän Mr. Bush, einem Engländer. Ein grösserer, schnellerer Flussdampfer, der Volant, welchen der Kalahum dem Gesandten schickte, kam etwas verspätet mit Herrn Pieschel und dem als Dol- metscher engagirten Baptistenmissionar Herrn Smith an Bord. Auf dem Volant schifften sich der Gesandte und sein Gefolge ein, Little Eastern nahm die Seesoldaten, die Dienerschaft und das Gepäck auf; gegen 12 Uhr Mittags dampfte Volant von der Thetis salutirt auf die Flussmündung zu. Den Capitän des eleganten Schiffes, Thomas A-tsua, einen gebornen Cochinchinesen, hatte der Kalahum in London erziehen lassen; er sprach geläufig englisch und trug neben den siamesischen Kleidungsstücken Schuhe, Strümpfe und eine Marinemütze, hatte aber, obwohl erst vor kurzem mit der siame- sischen Gesandtschaft, die er als Dolmetsch begleitete, aus Europa heimgekehrt, schon wieder ziegelrothe Lippen vom Betelkauen. -- Des Phra-klan Halbbruder trug einen goldenen Gürtel mit edelstein- funkelnder Schnalle und juwelenbesetzte Knöpfe an seinen Jacken, die er während der Fahrt häufig wechselte. Sein zahlreiches Gefolge kauerte am Boden mit goldenen Theekannen, Schalen und Betel- büchsen, den Insignien seines Ranges. Nach halbstündiger Fahrt passirte das Schiff die Barre, Fahrt auf dem Menam. XXI. auf der Rhede, ohne Arkona erreichen zu können: kein Lüftchenregte sich. Am Morgen des 21. kam ein kleiner Flussdampfer des Königs, Little Eastern, mit einem Halbbruder des Phra-klaṅ und dem Hafencapitän Mr. Bush, einem Engländer. Ein grösserer, schnellerer Flussdampfer, der Volant, welchen der Kalahum dem Gesandten schickte, kam etwas verspätet mit Herrn Pieschel und dem als Dol- metscher engagirten Baptistenmissionar Herrn Smith an Bord. Auf dem Volant schifften sich der Gesandte und sein Gefolge ein, Little Eastern nahm die Seesoldaten, die Dienerschaft und das Gepäck auf; gegen 12 Uhr Mittags dampfte Volant von der Thetis salutirt auf die Flussmündung zu. Den Capitän des eleganten Schiffes, Thomas A-tšua, einen gebornen Cochinchinesen, hatte der Kalahum in London erziehen lassen; er sprach geläufig englisch und trug neben den siamesischen Kleidungsstücken Schuhe, Strümpfe und eine Marinemütze, hatte aber, obwohl erst vor kurzem mit der siame- sischen Gesandtschaft, die er als Dolmetsch begleitete, aus Europa heimgekehrt, schon wieder ziegelrothe Lippen vom Betelkauen. — Des Phra-klaṅ Halbbruder trug einen goldenen Gürtel mit edelstein- funkelnder Schnalle und juwelenbesetzte Knöpfe an seinen Jacken, die er während der Fahrt häufig wechselte. Sein zahlreiches Gefolge kauerte am Boden mit goldenen Theekannen, Schalen und Betel- büchsen, den Insignien seines Ranges. Nach halbstündiger Fahrt passirte das Schiff die Barre, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0266" n="252"/><fw place="top" type="header">Fahrt auf dem <hi rendition="#k"><placeName>Menam</placeName></hi>. 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Fahrt auf dem Menam. XXI.
auf der Rhede, ohne Arkona erreichen zu können: kein Lüftchen
regte sich. Am Morgen des 21. kam ein kleiner Flussdampfer des
Königs, Little Eastern, mit einem Halbbruder des Phra-klaṅ und dem
Hafencapitän Mr. Bush, einem Engländer. Ein grösserer, schnellerer
Flussdampfer, der Volant, welchen der Kalahum dem Gesandten
schickte, kam etwas verspätet mit Herrn Pieschel und dem als Dol-
metscher engagirten Baptistenmissionar Herrn Smith an Bord. Auf
dem Volant schifften sich der Gesandte und sein Gefolge ein,
Little Eastern nahm die Seesoldaten, die Dienerschaft und das
Gepäck auf; gegen 12 Uhr Mittags dampfte Volant von der Thetis
salutirt auf die Flussmündung zu. Den Capitän des eleganten Schiffes,
Thomas A-tšua, einen gebornen Cochinchinesen, hatte der Kalahum
in London erziehen lassen; er sprach geläufig englisch und trug
neben den siamesischen Kleidungsstücken Schuhe, Strümpfe und eine
Marinemütze, hatte aber, obwohl erst vor kurzem mit der siame-
sischen Gesandtschaft, die er als Dolmetsch begleitete, aus Europa
heimgekehrt, schon wieder ziegelrothe Lippen vom Betelkauen. —
Des Phra-klaṅ Halbbruder trug einen goldenen Gürtel mit edelstein-
funkelnder Schnalle und juwelenbesetzte Knöpfe an seinen Jacken,
die er während der Fahrt häufig wechselte. Sein zahlreiches Gefolge
kauerte am Boden mit goldenen Theekannen, Schalen und Betel-
büchsen, den Insignien seines Ranges.
Nach halbstündiger Fahrt passirte das Schiff die Barre,
Baṅkok’s natürliches Bollwerk, denn der Fluss ist tief genug für
die grössten Kriegsschiffe. Von der Barre bis zur Mündung des
Menam dauerte es wieder eine halbe Stunde; der Fluss hat eine
stattliche Breite, aber trübes lehmiges Wasser; seine Ufer sind
dicht und üppig bewachsen. — Gegen ein Uhr landete Graf Eulen-
burg in Paknam, wo der Phra-klaṅ ihn empfing; diesmal strahlte
sein Anzug von Juwelen, aber Waden und Füsse waren nackt.
Als der Volant anlegte, wurde auf einem Flaggenmast am Ufer die
preussische Flagge gehisst; die im Waldesdickicht versteckten Forts
feuerten den Salut von 21 Schüssen. In einer nach allen Seiten offe-
nen Halle war ein opulentes Frühstück nach englischer Weise ange-
richtet: Suppe von Vogelnestern, feine Ragouts, Hühner und Schwei-
nebraten, Kuchen und Früchte, dazu Bier und französischer Rothwein.
Alles Geschirr war europäisch. Der Phra-klaṅ liess nicht ab sich
mit gesuchter Bescheidenheit wegen des unwürdigen Empfanges zu
entschuldigen: Siam sei ein armes Land, das nichts zu bieten vermöge.
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