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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XIX. Denkschrift des San-ko-lin-sin.
müthsart es unmöglich machen wird eine friedliche Politik zu ver-
folgen, bittet er im Namen der Fürsten und Herzöge der sechs Bünde
Deine Majestät, eine Jagdreise anzutreten, damit die Maassregeln für
den Angriff und die Vernichtung der Barbaren erleichtert werden
mögen. -- Dein Knecht hat kürzlich die Stellung von Ta-ku in Folge
des plötzlichen gleichzeitigen Auffliegens der Pulvermagazine in den
beiden nördlichen Festen, nicht durch Lässigkeit in deren Vertheidigung
oder Unzulänglichkeit der Mittel verloren. Er fürchtet, dass es jetzt
schwer sein wird die Barbaren zum Gehorsam zurückzuführen, und
dass doch ihre Forderungen kaum erfüllt werden können. Dein Knecht
hat die nöthigen Anordnungen längs der Strasse von Tien-tsin nach
Tun-tsau getroffen. Sollte bei Tun-tsau gekämpft werden, so ist zu
besorgen, dass die Bewohner von Pe-kin in grosse Aufregung ge-
rathen. Sieg oder Niederlage können von den Umständen eines Augen-
blickes abhängen. Sollte, was ja möglich, ein Unglück geschehen, so
würden die Handelsleute, welche in der Hauptstadt zusammenströmen,
in Massen ausreissen, und, wenn zufällig die Soldaten den Muth ver-
lieren sollten, so möchten die Folgen gewichtig sein. Dein Knecht er-
fuhr von Deiner Majestät die grössten Gunstbezeugungen und hat da-
für garnichts geleistet. Nach sorglicher Erwägung der jetzigen kriti-
schen Lage schien ihm der beste Weg, der sich bot, -- und den er
auch eingeschlagen hat, -- an die Fürsten und andere (Mitglieder) der
sechs Bünde zu schreiben und sie zu ersuchen, mit ihren auserwähl-
testen Truppen nach der Hauptstadt zu kommen, so dass sie Deine
Majestät unterwegs mit gebührenden Ehren empfangen und sich dann
mit den übrigen Truppen vereinigen könnten. Er bittet Deine Ma-
jestät, den alten Brauch einer Jagdreise im Herbst zu befolgen und
demgemäss die Hauptstadt auf einige Zeit zu verlassen; ferner auch,
dass die zurückbleibenden Prinzen und Würdenträger an der Spitze
der Staatsverwaltung Befehl erhalten, darauf zu achten, dass das Heer
die Stadt in vollkommenem Vertheidigungszustand erhält, bis die Trup-
pen der sechs Bünde zu ihnen stossen. Dann können alle zusammen
den Feind angreifen und vernichten. Wenn zu dieser Zeit Deine Ma-
jestät in der Hauptstadt wäre, so möchte nicht nur die Ausführung
nothwendiger Anschläge behindert sein, sondern leider könnte dann
auch Dein Gemüth unnütz bekümmert werden.

Dein Knecht scheut sich nicht, so im Namen der Fürsten und
Anderer aus den Bünden seine und ihre beschränkten Ansichten aus-
zudrücken, um deren Ausführung er Deine Majestät dringend anzu-
flehen fortfährt. Er hätte dann Freiheit, seine eigene Zeit und Art
des Angriffs zu wählen, und könnte vorwärts oder rückwärts gehen,

XIX. Denkschrift des Saṅ-ko-lin-sin.
müthsart es unmöglich machen wird eine friedliche Politik zu ver-
folgen, bittet er im Namen der Fürsten und Herzöge der sechs Bünde
Deine Majestät, eine Jagdreise anzutreten, damit die Maassregeln für
den Angriff und die Vernichtung der Barbaren erleichtert werden
mögen. — Dein Knecht hat kürzlich die Stellung von Ta-ku in Folge
des plötzlichen gleichzeitigen Auffliegens der Pulvermagazine in den
beiden nördlichen Festen, nicht durch Lässigkeit in deren Vertheidigung
oder Unzulänglichkeit der Mittel verloren. Er fürchtet, dass es jetzt
schwer sein wird die Barbaren zum Gehorsam zurückzuführen, und
dass doch ihre Forderungen kaum erfüllt werden können. Dein Knecht
hat die nöthigen Anordnungen längs der Strasse von Tien-tsin nach
Tuṅ-tšau getroffen. Sollte bei Tuṅ-tšau gekämpft werden, so ist zu
besorgen, dass die Bewohner von Pe-kiṅ in grosse Aufregung ge-
rathen. Sieg oder Niederlage können von den Umständen eines Augen-
blickes abhängen. Sollte, was ja möglich, ein Unglück geschehen, so
würden die Handelsleute, welche in der Hauptstadt zusammenströmen,
in Massen ausreissen, und, wenn zufällig die Soldaten den Muth ver-
lieren sollten, so möchten die Folgen gewichtig sein. Dein Knecht er-
fuhr von Deiner Majestät die grössten Gunstbezeugungen und hat da-
für garnichts geleistet. Nach sorglicher Erwägung der jetzigen kriti-
schen Lage schien ihm der beste Weg, der sich bot, — und den er
auch eingeschlagen hat, — an die Fürsten und andere (Mitglieder) der
sechs Bünde zu schreiben und sie zu ersuchen, mit ihren auserwähl-
testen Truppen nach der Hauptstadt zu kommen, so dass sie Deine
Majestät unterwegs mit gebührenden Ehren empfangen und sich dann
mit den übrigen Truppen vereinigen könnten. Er bittet Deine Ma-
jestät, den alten Brauch einer Jagdreise im Herbst zu befolgen und
demgemäss die Hauptstadt auf einige Zeit zu verlassen; ferner auch,
dass die zurückbleibenden Prinzen und Würdenträger an der Spitze
der Staatsverwaltung Befehl erhalten, darauf zu achten, dass das Heer
die Stadt in vollkommenem Vertheidigungszustand erhält, bis die Trup-
pen der sechs Bünde zu ihnen stossen. Dann können alle zusammen
den Feind angreifen und vernichten. Wenn zu dieser Zeit Deine Ma-
jestät in der Hauptstadt wäre, so möchte nicht nur die Ausführung
nothwendiger Anschläge behindert sein, sondern leider könnte dann
auch Dein Gemüth unnütz bekümmert werden.

Dein Knecht scheut sich nicht, so im Namen der Fürsten und
Anderer aus den Bünden seine und ihre beschränkten Ansichten aus-
zudrücken, um deren Ausführung er Deine Majestät dringend anzu-
flehen fortfährt. Er hätte dann Freiheit, seine eigene Zeit und Art
des Angriffs zu wählen, und könnte vorwärts oder rückwärts gehen,

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[213/0227] XIX. Denkschrift des Saṅ-ko-lin-sin. müthsart es unmöglich machen wird eine friedliche Politik zu ver- folgen, bittet er im Namen der Fürsten und Herzöge der sechs Bünde Deine Majestät, eine Jagdreise anzutreten, damit die Maassregeln für den Angriff und die Vernichtung der Barbaren erleichtert werden mögen. — Dein Knecht hat kürzlich die Stellung von Ta-ku in Folge des plötzlichen gleichzeitigen Auffliegens der Pulvermagazine in den beiden nördlichen Festen, nicht durch Lässigkeit in deren Vertheidigung oder Unzulänglichkeit der Mittel verloren. Er fürchtet, dass es jetzt schwer sein wird die Barbaren zum Gehorsam zurückzuführen, und dass doch ihre Forderungen kaum erfüllt werden können. Dein Knecht hat die nöthigen Anordnungen längs der Strasse von Tien-tsin nach Tuṅ-tšau getroffen. Sollte bei Tuṅ-tšau gekämpft werden, so ist zu besorgen, dass die Bewohner von Pe-kiṅ in grosse Aufregung ge- rathen. Sieg oder Niederlage können von den Umständen eines Augen- blickes abhängen. Sollte, was ja möglich, ein Unglück geschehen, so würden die Handelsleute, welche in der Hauptstadt zusammenströmen, in Massen ausreissen, und, wenn zufällig die Soldaten den Muth ver- lieren sollten, so möchten die Folgen gewichtig sein. Dein Knecht er- fuhr von Deiner Majestät die grössten Gunstbezeugungen und hat da- für garnichts geleistet. Nach sorglicher Erwägung der jetzigen kriti- schen Lage schien ihm der beste Weg, der sich bot, — und den er auch eingeschlagen hat, — an die Fürsten und andere (Mitglieder) der sechs Bünde zu schreiben und sie zu ersuchen, mit ihren auserwähl- testen Truppen nach der Hauptstadt zu kommen, so dass sie Deine Majestät unterwegs mit gebührenden Ehren empfangen und sich dann mit den übrigen Truppen vereinigen könnten. Er bittet Deine Ma- jestät, den alten Brauch einer Jagdreise im Herbst zu befolgen und demgemäss die Hauptstadt auf einige Zeit zu verlassen; ferner auch, dass die zurückbleibenden Prinzen und Würdenträger an der Spitze der Staatsverwaltung Befehl erhalten, darauf zu achten, dass das Heer die Stadt in vollkommenem Vertheidigungszustand erhält, bis die Trup- pen der sechs Bünde zu ihnen stossen. Dann können alle zusammen den Feind angreifen und vernichten. Wenn zu dieser Zeit Deine Ma- jestät in der Hauptstadt wäre, so möchte nicht nur die Ausführung nothwendiger Anschläge behindert sein, sondern leider könnte dann auch Dein Gemüth unnütz bekümmert werden. Dein Knecht scheut sich nicht, so im Namen der Fürsten und Anderer aus den Bünden seine und ihre beschränkten Ansichten aus- zudrücken, um deren Ausführung er Deine Majestät dringend anzu- flehen fortfährt. Er hätte dann Freiheit, seine eigene Zeit und Art des Angriffs zu wählen, und könnte vorwärts oder rückwärts gehen,

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/227>, abgerufen am 23.11.2024.