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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Auslieferung der Gefangenen.
sollen; dass die chinesischen Feldherren ihren Truppen befohlen
haben; einige Li zurückzuweichen, damit ein ehrlicher Frieden ge-
schlossen werde. Ziehen sie sich wirklich zurück, so glaubt Parkes
annehmen zu dürfen, dass die Verbündeten nicht weiter vorgehen.

Nach reiflicher Berathung mit Sir Hope Grant beschloss
Lord Elgin den Behörden von Pe-kin mitzutheilen, dass ihrer Stadt
noch immer das Unheil der Erstürmung gespart werden könne,
wenn sie die Gefangenen sofort auslieferten und eines der Stadt-
thore den Verbündeten übergäben. Letzteres sollte als Pfand die-
nen für die wirkliche Unterzeichnung der Convention und Erfüllung
aller Zusagen. -- Man forderte die Chinesen auf, einen Beamten
von angemessenem Range nach einem Orte zwischen der Stadt-
mauer und dem englischen Lager hinauszuschicken. Darauf wurde
Han-ki in einem Korbe von der Mauer herabgelassen und erschien
am 7. October um vier Uhr Nachmittags an dem bezeichneten Ort,
wo Herr Wade ihm das jene Forderungen enthaltende Schreiben
einhändigte und in langer Unterredung die Lage erklärte. -- Am
Nachmittag des 8. October wurden die Herren Parkes und Loch,
mit einem indischen Reiter, ferner Herr d'Escayrac de Lauture mit
vier französischen Soldaten ausgeliefert. Die anderen Gefangenen
seien von Pe-kin entfernt, sollten aber bald eintreffen. -- Später --
am 12. October kehrten noch neun Reiter von Fane's Regiment und
ein französischer Soldat zurück, welche den Tod des Lieutenant
Anderson, des Attache de Normann, mehrerer indischer Reiter und
französischer Soldaten meldeten. Dann wurden am 14. October
noch zwei von Fane's Reitern lebend und die Leichen von zwölf
anderen Gefangenen ausgeliefert, unter denen man Anderson, de
Normann
und Bowlby erkannte. Unter den den Franzosen zuge-
stellten Leichen waren nur die des Sous-Intendant Dubut und des
Colonel Grandchamps kenntlich. Undurchdringliches Dunkel schwebte
über dem Schicksal von Capitän Brabazon und Abbe Duluc, welche
am 19. September von den anderen Gefangenen getrennt worden
waren. Die Chinesen wollten nichts von ihnen wissen. Aber schon
damals ging das Gerücht, dass General Tsen-pao, bei Pa-li-kao
verwundet, sie im Zorn über die verlorene Schlacht habe hinrichten
lassen.

Die Berichte der gefangenen Parlamentäre gewähren einen
tiefen Einblick in die chinesische Gesittung. Merkwürdig contrastirt
darin der Abgrund gemeiner Bosheit und Hinterlist, barbarischer

Auslieferung der Gefangenen.
sollen; dass die chinesischen Feldherren ihren Truppen befohlen
haben; einige Li zurückzuweichen, damit ein ehrlicher Frieden ge-
schlossen werde. Ziehen sie sich wirklich zurück, so glaubt Parkes
annehmen zu dürfen, dass die Verbündeten nicht weiter vorgehen.

Nach reiflicher Berathung mit Sir Hope Grant beschloss
Lord Elgin den Behörden von Pe-kiṅ mitzutheilen, dass ihrer Stadt
noch immer das Unheil der Erstürmung gespart werden könne,
wenn sie die Gefangenen sofort auslieferten und eines der Stadt-
thore den Verbündeten übergäben. Letzteres sollte als Pfand die-
nen für die wirkliche Unterzeichnung der Convention und Erfüllung
aller Zusagen. — Man forderte die Chinesen auf, einen Beamten
von angemessenem Range nach einem Orte zwischen der Stadt-
mauer und dem englischen Lager hinauszuschicken. Darauf wurde
Haṅ-ki in einem Korbe von der Mauer herabgelassen und erschien
am 7. October um vier Uhr Nachmittags an dem bezeichneten Ort,
wo Herr Wade ihm das jene Forderungen enthaltende Schreiben
einhändigte und in langer Unterredung die Lage erklärte. — Am
Nachmittag des 8. October wurden die Herren Parkes und Loch,
mit einem indischen Reiter, ferner Herr d’Escayrac de Lauture mit
vier französischen Soldaten ausgeliefert. Die anderen Gefangenen
seien von Pe-kiṅ entfernt, sollten aber bald eintreffen. — Später —
am 12. October kehrten noch neun Reiter von Fane’s Regiment und
ein französischer Soldat zurück, welche den Tod des Lieutenant
Anderson, des Attaché de Normann, mehrerer indischer Reiter und
französischer Soldaten meldeten. Dann wurden am 14. October
noch zwei von Fane’s Reitern lebend und die Leichen von zwölf
anderen Gefangenen ausgeliefert, unter denen man Anderson, de
Normann
und Bowlby erkannte. Unter den den Franzosen zuge-
stellten Leichen waren nur die des Sous-Intendant Dubut und des
Colonel Grandchamps kenntlich. Undurchdringliches Dunkel schwebte
über dem Schicksal von Capitän Brabazon und Abbé Duluc, welche
am 19. September von den anderen Gefangenen getrennt worden
waren. Die Chinesen wollten nichts von ihnen wissen. Aber schon
damals ging das Gerücht, dass General Tšen-pao, bei Pa-li-kao
verwundet, sie im Zorn über die verlorene Schlacht habe hinrichten
lassen.

Die Berichte der gefangenen Parlamentäre gewähren einen
tiefen Einblick in die chinesische Gesittung. Merkwürdig contrastirt
darin der Abgrund gemeiner Bosheit und Hinterlist, barbarischer

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[344/0366] Auslieferung der Gefangenen. sollen; dass die chinesischen Feldherren ihren Truppen befohlen haben; einige Li zurückzuweichen, damit ein ehrlicher Frieden ge- schlossen werde. Ziehen sie sich wirklich zurück, so glaubt Parkes annehmen zu dürfen, dass die Verbündeten nicht weiter vorgehen. Nach reiflicher Berathung mit Sir Hope Grant beschloss Lord Elgin den Behörden von Pe-kiṅ mitzutheilen, dass ihrer Stadt noch immer das Unheil der Erstürmung gespart werden könne, wenn sie die Gefangenen sofort auslieferten und eines der Stadt- thore den Verbündeten übergäben. Letzteres sollte als Pfand die- nen für die wirkliche Unterzeichnung der Convention und Erfüllung aller Zusagen. — Man forderte die Chinesen auf, einen Beamten von angemessenem Range nach einem Orte zwischen der Stadt- mauer und dem englischen Lager hinauszuschicken. Darauf wurde Haṅ-ki in einem Korbe von der Mauer herabgelassen und erschien am 7. October um vier Uhr Nachmittags an dem bezeichneten Ort, wo Herr Wade ihm das jene Forderungen enthaltende Schreiben einhändigte und in langer Unterredung die Lage erklärte. — Am Nachmittag des 8. October wurden die Herren Parkes und Loch, mit einem indischen Reiter, ferner Herr d’Escayrac de Lauture mit vier französischen Soldaten ausgeliefert. Die anderen Gefangenen seien von Pe-kiṅ entfernt, sollten aber bald eintreffen. — Später — am 12. October kehrten noch neun Reiter von Fane’s Regiment und ein französischer Soldat zurück, welche den Tod des Lieutenant Anderson, des Attaché de Normann, mehrerer indischer Reiter und französischer Soldaten meldeten. Dann wurden am 14. October noch zwei von Fane’s Reitern lebend und die Leichen von zwölf anderen Gefangenen ausgeliefert, unter denen man Anderson, de Normann und Bowlby erkannte. Unter den den Franzosen zuge- stellten Leichen waren nur die des Sous-Intendant Dubut und des Colonel Grandchamps kenntlich. Undurchdringliches Dunkel schwebte über dem Schicksal von Capitän Brabazon und Abbé Duluc, welche am 19. September von den anderen Gefangenen getrennt worden waren. Die Chinesen wollten nichts von ihnen wissen. Aber schon damals ging das Gerücht, dass General Tšen-pao, bei Pa-li-kao verwundet, sie im Zorn über die verlorene Schlacht habe hinrichten lassen. Die Berichte der gefangenen Parlamentäre gewähren einen tiefen Einblick in die chinesische Gesittung. Merkwürdig contrastirt darin der Abgrund gemeiner Bosheit und Hinterlist, barbarischer

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/366>, abgerufen am 24.11.2024.