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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Die Alliirten in Pe-tan.
einrichteten.112) Am 3. August wurde eine Recognoscirung auf dem
nach der Pei-ho-Mündung führenden Dammweg unternommen;
tartarische Reiterei gab Feuer auf die Truppen, warf sich aber
schnell in ein verschanztes Lager, als Geschütze gegen sie aufge-
fahren wurden. In den folgenden Tagen wurde die Ausschiffung
vollendet.

Am 5. August empfing Lord Elgin an Bord des Schiffes
Granada den americanischen Gesandten Herrn Ward, welcher kurz
vor den Alliirten auf der Rhede angelangt und mit dem General-
Gouverneur Han in Correspondenz getreten war. Letzterer be-
theuerte, dass die Ratificirung des englischen und des französischen
Vertrages noch immer vollzogen werden könne, wenn die Gesandten
über Pe-tan nach Pe-kin reisen wollten; der Kaiser denke nicht
daran, die 1858 von ihm erzwungenen Vertragsbestimmungen zu
halten, wünsche aber keinen Krieg; Herr Ward möge die Botschafter
von Seiner Majestät gnädiger Gesinnung unterrichten.

In Pe-tan fehlte es an gutem Wasser; Admiral Hope schickte
deshalb ein Kanonenboot den Fluss hinauf, wo sich eine Meile
oberhalb der Mündung besseres fand. In der Nähe stand auf dem
linken Ufer ein Tartaren-Posten. Unnützes Blutvergiessen zu ver-
meiden, sandten die Engländer einen Dolmetscher unter Parlamentär-
flagge an denselben und meldeten, dass hier kein Angriff stattfinden
werde. Das nahm General-Gouverneur Han zum Vorwand eines
Schreibens an Lord Elgin: Er habe erfahren, dass die Botschafter
zu Auswechselung der Ratificationen über Pe-tan nach der Haupt-
stadt reisen wollten, und deshalb beim Erscheinen der Schiffe die
Besatzung von da entfernt. Einige Tausend Soldaten seien gelan-
det und hätten einen Vorstoss gemacht, sich aber nach dem Flecken
zurückziehen müssen. Das Erscheinen des Dolmetschers mit der
die Worte "kein Kampf" tragenden Flagge beweise nun deutlich,
dass jener Vorstoss leichtsinnig von den Truppen und Freiwilligen
unternommen wurde, dass der Gesandte nichts davon wisse. Er-
freut über Lord Elgins Rechtsgefühl und Friedensliebe, werde er

112) Nach dem amtlichen französischen Bericht wäre der Flecken verlassen ge-
wesen. Dem widersprechen die ausführlichen Erzählungen englischer Officiere, welche
nicht erfunden sein können. Sie melden, dass die Bewohner rein ausgeplündert
wurden, wobei die indischen Reiter und französische Soldaten das Beste gethan
hätten. Beim Abmarsch der Truppen, berichten die Engländer, sei Pe-tan fast
von allen Bewohnern verlassen gewesen.

Die Alliirten in Pe-taṅ.
einrichteten.112) Am 3. August wurde eine Recognoscirung auf dem
nach der Pei-ho-Mündung führenden Dammweg unternommen;
tartarische Reiterei gab Feuer auf die Truppen, warf sich aber
schnell in ein verschanztes Lager, als Geschütze gegen sie aufge-
fahren wurden. In den folgenden Tagen wurde die Ausschiffung
vollendet.

Am 5. August empfing Lord Elgin an Bord des Schiffes
Granada den americanischen Gesandten Herrn Ward, welcher kurz
vor den Alliirten auf der Rhede angelangt und mit dem General-
Gouverneur Haṅ in Correspondenz getreten war. Letzterer be-
theuerte, dass die Ratificirung des englischen und des französischen
Vertrages noch immer vollzogen werden könne, wenn die Gesandten
über Pe-taṅ nach Pe-kiṅ reisen wollten; der Kaiser denke nicht
daran, die 1858 von ihm erzwungenen Vertragsbestimmungen zu
halten, wünsche aber keinen Krieg; Herr Ward möge die Botschafter
von Seiner Majestät gnädiger Gesinnung unterrichten.

In Pe-taṅ fehlte es an gutem Wasser; Admiral Hope schickte
deshalb ein Kanonenboot den Fluss hinauf, wo sich eine Meile
oberhalb der Mündung besseres fand. In der Nähe stand auf dem
linken Ufer ein Tartaren-Posten. Unnützes Blutvergiessen zu ver-
meiden, sandten die Engländer einen Dolmetscher unter Parlamentär-
flagge an denselben und meldeten, dass hier kein Angriff stattfinden
werde. Das nahm General-Gouverneur Haṅ zum Vorwand eines
Schreibens an Lord Elgin: Er habe erfahren, dass die Botschafter
zu Auswechselung der Ratificationen über Pe-taṅ nach der Haupt-
stadt reisen wollten, und deshalb beim Erscheinen der Schiffe die
Besatzung von da entfernt. Einige Tausend Soldaten seien gelan-
det und hätten einen Vorstoss gemacht, sich aber nach dem Flecken
zurückziehen müssen. Das Erscheinen des Dolmetschers mit der
die Worte »kein Kampf« tragenden Flagge beweise nun deutlich,
dass jener Vorstoss leichtsinnig von den Truppen und Freiwilligen
unternommen wurde, dass der Gesandte nichts davon wisse. Er-
freut über Lord Elgins Rechtsgefühl und Friedensliebe, werde er

112) Nach dem amtlichen französischen Bericht wäre der Flecken verlassen ge-
wesen. Dem widersprechen die ausführlichen Erzählungen englischer Officiere, welche
nicht erfunden sein können. Sie melden, dass die Bewohner rein ausgeplündert
wurden, wobei die indischen Reiter und französische Soldaten das Beste gethan
hätten. Beim Abmarsch der Truppen, berichten die Engländer, sei Pe-taṅ fast
von allen Bewohnern verlassen gewesen.
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[310/0332] Die Alliirten in Pe-taṅ. einrichteten. 112) Am 3. August wurde eine Recognoscirung auf dem nach der Pei-ho-Mündung führenden Dammweg unternommen; tartarische Reiterei gab Feuer auf die Truppen, warf sich aber schnell in ein verschanztes Lager, als Geschütze gegen sie aufge- fahren wurden. In den folgenden Tagen wurde die Ausschiffung vollendet. Am 5. August empfing Lord Elgin an Bord des Schiffes Granada den americanischen Gesandten Herrn Ward, welcher kurz vor den Alliirten auf der Rhede angelangt und mit dem General- Gouverneur Haṅ in Correspondenz getreten war. Letzterer be- theuerte, dass die Ratificirung des englischen und des französischen Vertrages noch immer vollzogen werden könne, wenn die Gesandten über Pe-taṅ nach Pe-kiṅ reisen wollten; der Kaiser denke nicht daran, die 1858 von ihm erzwungenen Vertragsbestimmungen zu halten, wünsche aber keinen Krieg; Herr Ward möge die Botschafter von Seiner Majestät gnädiger Gesinnung unterrichten. In Pe-taṅ fehlte es an gutem Wasser; Admiral Hope schickte deshalb ein Kanonenboot den Fluss hinauf, wo sich eine Meile oberhalb der Mündung besseres fand. In der Nähe stand auf dem linken Ufer ein Tartaren-Posten. Unnützes Blutvergiessen zu ver- meiden, sandten die Engländer einen Dolmetscher unter Parlamentär- flagge an denselben und meldeten, dass hier kein Angriff stattfinden werde. Das nahm General-Gouverneur Haṅ zum Vorwand eines Schreibens an Lord Elgin: Er habe erfahren, dass die Botschafter zu Auswechselung der Ratificationen über Pe-taṅ nach der Haupt- stadt reisen wollten, und deshalb beim Erscheinen der Schiffe die Besatzung von da entfernt. Einige Tausend Soldaten seien gelan- det und hätten einen Vorstoss gemacht, sich aber nach dem Flecken zurückziehen müssen. Das Erscheinen des Dolmetschers mit der die Worte »kein Kampf« tragenden Flagge beweise nun deutlich, dass jener Vorstoss leichtsinnig von den Truppen und Freiwilligen unternommen wurde, dass der Gesandte nichts davon wisse. Er- freut über Lord Elgins Rechtsgefühl und Friedensliebe, werde er 112) Nach dem amtlichen französischen Bericht wäre der Flecken verlassen ge- wesen. Dem widersprechen die ausführlichen Erzählungen englischer Officiere, welche nicht erfunden sein können. Sie melden, dass die Bewohner rein ausgeplündert wurden, wobei die indischen Reiter und französische Soldaten das Beste gethan hätten. Beim Abmarsch der Truppen, berichten die Engländer, sei Pe-taṅ fast von allen Bewohnern verlassen gewesen.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/332>, abgerufen am 25.11.2024.