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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Manifest des Tien-wan.
103. Lasset ein Paar Phönixe angestellt werden, einen im Osten, den
anderen im Westen.
104. Lasset den Osten, Westen, Norden und Süden ihnen Huldigung
erweisen.
San-ti machte eine zweite Aenderung, sprechend:
105. Lasset ein Paar Phönixe angestellt werden, einen im Osten, den
anderen im Westen.
106. Und lasset sie in Dankbarkeit für die Gnadenfülle des Himmels,
welche auf sie herabgestiegen ist, zusammen Huldigung dar-
bringen.
107. Diesen Inhalt von des Vaters heiligem Willen in allgemeinen Be-
stimmungen
108. Erklären wir wahrhaftig zu euerer Belehrung, unsere fremden
jüngeren Brüder.
109. Dass der himmlische Vater und der himmlische ältere Bruder
wirklich auf die Erde herabgestiegen sind,
110. Ist als wahr erwiesen durch die Verse des Vaters.
111. Ihre (oder seine) göttliche Einsicht und Machtvollkommenheit
können Worte nicht aussprechen.
112. Kommet bald zum himmlischen Tempel und ihr werdet es em-
pfinden.
113. Der höchste ältere Bruder ist derselbe (oder von derselben Art)
mit dem Vater.
114. Kein halber Satz der (ihrer) heiligen Befehle soll geändert
werden.
115. San-ti, der himmlische Vater, ist der wahre San-ti.
116. Jesus, der himmlische ältere Bruder, ist wirklich der ältere
Bruder.

Dieses Manifest war grösstentheils in sehr mittelmässigen
siebenfüssigen Versen und in so schlechter Hand geschrieben, dass
jeder Chinese von Erziehung sich dessen geschämt hätte; sein In-
halt giebt den stärksten Beweis für die Geisteszerrüttung des
Tien-wan. Merkwürdig ist die Uebereinstimmung der seine Vision
und Fun's Kerkerhaft berührenden Verse mit der Erzählung des
Hun-dzin. Aus den Versen über den Ost-König redet durch den
Irrsinn das ruhelose Bewusstsein der Gewaltthat.

Auf der Rückfahrt beauftragte Lord Elgin Herrn Wade, Er-
klärungen wegen Beschiessung des Geschwaders zu fordern. Li,
der Beamte, welcher als Statthalter von Kian-si damals an der
Spitze der Executive in Nan-kin stand, entschuldigte sich ohne

Manifest des Tien-waṅ.
103. Lasset ein Paar Phönixe angestellt werden, einen im Osten, den
anderen im Westen.
104. Lasset den Osten, Westen, Norden und Süden ihnen Huldigung
erweisen.
Šaṅ-ti machte eine zweite Aenderung, sprechend:
105. Lasset ein Paar Phönixe angestellt werden, einen im Osten, den
anderen im Westen.
106. Und lasset sie in Dankbarkeit für die Gnadenfülle des Himmels,
welche auf sie herabgestiegen ist, zusammen Huldigung dar-
bringen.
107. Diesen Inhalt von des Vaters heiligem Willen in allgemeinen Be-
stimmungen
108. Erklären wir wahrhaftig zu euerer Belehrung, unsere fremden
jüngeren Brüder.
109. Dass der himmlische Vater und der himmlische ältere Bruder
wirklich auf die Erde herabgestiegen sind,
110. Ist als wahr erwiesen durch die Verse des Vaters.
111. Ihre (oder seine) göttliche Einsicht und Machtvollkommenheit
können Worte nicht aussprechen.
112. Kommet bald zum himmlischen Tempel und ihr werdet es em-
pfinden.
113. Der höchste ältere Bruder ist derselbe (oder von derselben Art)
mit dem Vater.
114. Kein halber Satz der (ihrer) heiligen Befehle soll geändert
werden.
115. Šaṅ-ti, der himmlische Vater, ist der wahre Šaṅ-ti.
116. Jesus, der himmlische ältere Bruder, ist wirklich der ältere
Bruder.

Dieses Manifest war grösstentheils in sehr mittelmässigen
siebenfüssigen Versen und in so schlechter Hand geschrieben, dass
jeder Chinese von Erziehung sich dessen geschämt hätte; sein In-
halt giebt den stärksten Beweis für die Geisteszerrüttung des
Tien-waṅ. Merkwürdig ist die Uebereinstimmung der seine Vision
und Fuṅ’s Kerkerhaft berührenden Verse mit der Erzählung des
Huṅ-džin. Aus den Versen über den Ost-König redet durch den
Irrsinn das ruhelose Bewusstsein der Gewaltthat.

Auf der Rückfahrt beauftragte Lord Elgin Herrn Wade, Er-
klärungen wegen Beschiessung des Geschwaders zu fordern. Li,
der Beamte, welcher als Statthalter von Kiaṅ-si damals an der
Spitze der Executive in Nan-kiṅ stand, entschuldigte sich ohne

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[269/0291] Manifest des Tien-waṅ. 103. Lasset ein Paar Phönixe angestellt werden, einen im Osten, den anderen im Westen. 104. Lasset den Osten, Westen, Norden und Süden ihnen Huldigung erweisen. Šaṅ-ti machte eine zweite Aenderung, sprechend: 105. Lasset ein Paar Phönixe angestellt werden, einen im Osten, den anderen im Westen. 106. Und lasset sie in Dankbarkeit für die Gnadenfülle des Himmels, welche auf sie herabgestiegen ist, zusammen Huldigung dar- bringen. 107. Diesen Inhalt von des Vaters heiligem Willen in allgemeinen Be- stimmungen 108. Erklären wir wahrhaftig zu euerer Belehrung, unsere fremden jüngeren Brüder. 109. Dass der himmlische Vater und der himmlische ältere Bruder wirklich auf die Erde herabgestiegen sind, 110. Ist als wahr erwiesen durch die Verse des Vaters. 111. Ihre (oder seine) göttliche Einsicht und Machtvollkommenheit können Worte nicht aussprechen. 112. Kommet bald zum himmlischen Tempel und ihr werdet es em- pfinden. 113. Der höchste ältere Bruder ist derselbe (oder von derselben Art) mit dem Vater. 114. Kein halber Satz der (ihrer) heiligen Befehle soll geändert werden. 115. Šaṅ-ti, der himmlische Vater, ist der wahre Šaṅ-ti. 116. Jesus, der himmlische ältere Bruder, ist wirklich der ältere Bruder. Dieses Manifest war grösstentheils in sehr mittelmässigen siebenfüssigen Versen und in so schlechter Hand geschrieben, dass jeder Chinese von Erziehung sich dessen geschämt hätte; sein In- halt giebt den stärksten Beweis für die Geisteszerrüttung des Tien-waṅ. Merkwürdig ist die Uebereinstimmung der seine Vision und Fuṅ’s Kerkerhaft berührenden Verse mit der Erzählung des Huṅ-džin. Aus den Versen über den Ost-König redet durch den Irrsinn das ruhelose Bewusstsein der Gewaltthat. Auf der Rückfahrt beauftragte Lord Elgin Herrn Wade, Er- klärungen wegen Beschiessung des Geschwaders zu fordern. Li, der Beamte, welcher als Statthalter von Kiaṅ-si damals an der Spitze der Executive in Nan-kiṅ stand, entschuldigte sich ohne

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/291>, abgerufen am 27.04.2024.