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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Die kaiserliche Bestätigung.
des Kaisers und erhielt nach vier Tagen von den Commissaren
folgendes an dieselben gerichtete Decret:

"Wir haben euere Denkschrift gelesen und wissen Alles. Beachtet
dieses."

Der Botschafter antwortete, er erwarte noch immer die
kaiserliche Bestätigung, worauf die Commissare erwiederten, "dass,
sobald sie persönlich die mit den Siegeln und Unterschriften ver-
sehenen Originale der verschiedenen Verträge Seiner Majestät in
der Hauptstadt vorgelegt und deren Ratification in der kaiserlichen
Handschrift erlangt haben würden, dieselbe in grösster Eile zu Lord
Elgins Kenntnissnahme nach Shang-hae befördert werden solle". --
Der Botschafter meldete ihnen darauf, er werde die kaiserliche Be-
stätigung in Tien-tsin abwarten und sei genöthigt, ein eben auf
der Rhede von Ta-ku eingetroffenes Regiment -- das 59. -- dahin
befördern zu lassen. Zugleich wurden die städtischen Behörden
um Quartiere für dasselbe ersucht. Schon zwei Tage nach dieser
Mittheilung sandten die Commissare ein Schreiben mit folgendem
Einschluss:

"Am dreiundzwanzigsten Tage des 5. Mondes des 8. Jahres von
Hien-fun (3. Juli 1858) hatte der grosse Staatsrath die Ehre, folgendes
Decret zu erhalten.

Kwei-lian und sein College haben die Verträge der verschie-
denen Nationen zu unserer Kenntnissnahme vorgelegt. Diese wurden
verhandelt und untersiegelt von Kwei-lian und seinem Collegen. Da
Kwei-lian und sein College uns nun vorstellen, dass die verschiedenen
Nationen unsere handschriftliche Bestätigung als Zeugniss für deren
Gültigkeit zu haben wünschen, so (geben wir hiermit) allen Vorschlägen
in dem englischen, dem französischen, und in dem russischen und
americanischen Vertrage, wie sie uns von den Ministern in ihren
früheren Eingaben dargestellt wurden, unsere Zustimmung, und be-
fehlen, dass im Einklang damit gehandelt werde.

Beachtet dieses."

Das 59. Regiment, das schon auf dem Wege war, musste
sich nun wieder einschiffen. Lord Elgin nahm am 6. Juli Abschied
von den Commissaren und fuhr noch an demselben Tage auf die
Rhede hinaus.

Der englische Botschafter hatte gewünscht, nach Abschluss
des Vertrages seine Creditive in Pe-kin zu überreichen und möchte
diesen Gedanken vielleicht ausgeführt haben, wenn seiner Absicht
gemäss die Operationen zwei Monate früher begonnen hätten. Da-

Die kaiserliche Bestätigung.
des Kaisers und erhielt nach vier Tagen von den Commissaren
folgendes an dieselben gerichtete Decret:

»Wir haben euere Denkschrift gelesen und wissen Alles. Beachtet
dieses.«

Der Botschafter antwortete, er erwarte noch immer die
kaiserliche Bestätigung, worauf die Commissare erwiederten, »dass,
sobald sie persönlich die mit den Siegeln und Unterschriften ver-
sehenen Originale der verschiedenen Verträge Seiner Majestät in
der Hauptstadt vorgelegt und deren Ratification in der kaiserlichen
Handschrift erlangt haben würden, dieselbe in grösster Eile zu Lord
Elgins Kenntnissnahme nach Shang-hae befördert werden solle«. —
Der Botschafter meldete ihnen darauf, er werde die kaiserliche Be-
stätigung in Tien-tsin abwarten und sei genöthigt, ein eben auf
der Rhede von Ta-ku eingetroffenes Regiment — das 59. — dahin
befördern zu lassen. Zugleich wurden die städtischen Behörden
um Quartiere für dasselbe ersucht. Schon zwei Tage nach dieser
Mittheilung sandten die Commissare ein Schreiben mit folgendem
Einschluss:

»Am dreiundzwanzigsten Tage des 5. Mondes des 8. Jahres von
Hien-fuṅ (3. Juli 1858) hatte der grosse Staatsrath die Ehre, folgendes
Decret zu erhalten.

Kwei-liaṅ und sein College haben die Verträge der verschie-
denen Nationen zu unserer Kenntnissnahme vorgelegt. Diese wurden
verhandelt und untersiegelt von Kwei-liaṅ und seinem Collegen. Da
Kwei-liaṅ und sein College uns nun vorstellen, dass die verschiedenen
Nationen unsere handschriftliche Bestätigung als Zeugniss für deren
Gültigkeit zu haben wünschen, so (geben wir hiermit) allen Vorschlägen
in dem englischen, dem französischen, und in dem russischen und
americanischen Vertrage, wie sie uns von den Ministern in ihren
früheren Eingaben dargestellt wurden, unsere Zustimmung, und be-
fehlen, dass im Einklang damit gehandelt werde.

Beachtet dieses.«

Das 59. Regiment, das schon auf dem Wege war, musste
sich nun wieder einschiffen. Lord Elgin nahm am 6. Juli Abschied
von den Commissaren und fuhr noch an demselben Tage auf die
Rhede hinaus.

Der englische Botschafter hatte gewünscht, nach Abschluss
des Vertrages seine Creditive in Pe-kiṅ zu überreichen und möchte
diesen Gedanken vielleicht ausgeführt haben, wenn seiner Absicht
gemäss die Operationen zwei Monate früher begonnen hätten. Da-

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[252/0274] Die kaiserliche Bestätigung. des Kaisers und erhielt nach vier Tagen von den Commissaren folgendes an dieselben gerichtete Decret: »Wir haben euere Denkschrift gelesen und wissen Alles. Beachtet dieses.« Der Botschafter antwortete, er erwarte noch immer die kaiserliche Bestätigung, worauf die Commissare erwiederten, »dass, sobald sie persönlich die mit den Siegeln und Unterschriften ver- sehenen Originale der verschiedenen Verträge Seiner Majestät in der Hauptstadt vorgelegt und deren Ratification in der kaiserlichen Handschrift erlangt haben würden, dieselbe in grösster Eile zu Lord Elgins Kenntnissnahme nach Shang-hae befördert werden solle«. — Der Botschafter meldete ihnen darauf, er werde die kaiserliche Be- stätigung in Tien-tsin abwarten und sei genöthigt, ein eben auf der Rhede von Ta-ku eingetroffenes Regiment — das 59. — dahin befördern zu lassen. Zugleich wurden die städtischen Behörden um Quartiere für dasselbe ersucht. Schon zwei Tage nach dieser Mittheilung sandten die Commissare ein Schreiben mit folgendem Einschluss: »Am dreiundzwanzigsten Tage des 5. Mondes des 8. Jahres von Hien-fuṅ (3. Juli 1858) hatte der grosse Staatsrath die Ehre, folgendes Decret zu erhalten. Kwei-liaṅ und sein College haben die Verträge der verschie- denen Nationen zu unserer Kenntnissnahme vorgelegt. Diese wurden verhandelt und untersiegelt von Kwei-liaṅ und seinem Collegen. Da Kwei-liaṅ und sein College uns nun vorstellen, dass die verschiedenen Nationen unsere handschriftliche Bestätigung als Zeugniss für deren Gültigkeit zu haben wünschen, so (geben wir hiermit) allen Vorschlägen in dem englischen, dem französischen, und in dem russischen und americanischen Vertrage, wie sie uns von den Ministern in ihren früheren Eingaben dargestellt wurden, unsere Zustimmung, und be- fehlen, dass im Einklang damit gehandelt werde. Beachtet dieses.« Das 59. Regiment, das schon auf dem Wege war, musste sich nun wieder einschiffen. Lord Elgin nahm am 6. Juli Abschied von den Commissaren und fuhr noch an demselben Tage auf die Rhede hinaus. Der englische Botschafter hatte gewünscht, nach Abschluss des Vertrages seine Creditive in Pe-kiṅ zu überreichen und möchte diesen Gedanken vielleicht ausgeführt haben, wenn seiner Absicht gemäss die Operationen zwei Monate früher begonnen hätten. Da-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/274>, abgerufen am 28.04.2024.