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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Ki-yin's Denkschrift.
empfangen. Ein solcher Empfang ist nichts Neues mehr, und immer
mehr wird es zur Pflicht, sie abzuwehren, sie auszuschliessen. Zu
dem Ende empfahl dein Knecht jedesmal, wenn eine Barbaren-Ange-
legenheit verhandelt wurde, dem Finanzcommissar Wan-aw-tun, den
Gesandten zu bedeuten, dass ein chinesischer Würdenträger, der die
fremden Angelegenheiten verwaltet, niemals für seine Privatrechnung
etwas geben oder annehmen dürfe, dass er peremtorisch gezwungen sei,
alle Geschenke zurückzuweisen; denn würden sie heimlich angenommen,
so seien die Verordnungen der himmlischen Herrschaft darüber sehr
streng; und nicht zu gedenken des Schadens, den er der Würde seines
Amtes zufügte, möchte es (für den Uebertreter) schwer sein, der Strafe
des Gesetzes zu entgehen. Die fremden Gesandten waren so verstän-
dig, sich danach zu richten; aber sie boten bei den Zusammenkünften
deinem Knecht oft fremde Weine, Wohlgerüche und dergleichen von
ganz geringem Werthe an. Da sie dabei mehr oder minder freund-
liche Absichten hegten, so konnte er sie nicht, ihnen in's Gesicht,
ganz und gar zurückweisen; aber er beschränkte sich darauf, ihnen
Schnupftabakflaschen, Börsen und solche Dinge, die man bei sich trägt,
zu schenken, und brachte den chinesischen Grundsatz zur Geltung, viel
zu geben, wenn auch wenig empfangen wurde. Ferner: als die Eng-
länder, Franzosen, Italiener und Americaner darum baten, beschenkte
sie dein Knecht mit einem Abdruck seines geringen Bildnisses.

Auf ihre Regierung zu kommen: Obwohl jeder Staat eine hat,
so sind Herrscher da, männliche und weibliche, welche ihr Amt blei-
bend oder für die gegenwärtige Zeit behalten. Bei den englischen
Barbaren z. B. ist der Herrscher ein Weib, bei den Franzosen und
Americanern ein Mann. Der englische und der französische Herrscher
regieren lebenslänglich; der americanische wird durch seine Landsleute
erwählt und alle vier Jahre gewechselt; nach seinem Rücktritt hat er
den Rang der Bürger (Nicht-Beamten).

Die Rangbenennungen sind auch verschieden bei jedem Volke.
Um sie auszudrücken, stehlen sie chinesische Schriftzeichen und
maassen sich prahlerisch eine Schreibweise an, auf welche sie kein
Recht haben, um sich das Ansehn grosser Macht zu geben. Dass sie
dadurch ihren Herrschern Ehre zu erweisen glauben, berührt uns
nicht; wollten wir aber die für abhängige Staaten geltende Regel auf
sie anwenden, so liessen sie sich das sicher nicht gefallen, da sie
weder die chinesische Zeitrechnung noch deiner Majestät Bestätigung
annehmen, (um nicht) in den Rang von Korea und Liu-kiu zurück-
zutreten. Und mit Leuten so uncivilisirt wie sie sind, so blind und
unverständig in der Art und im Styl der Anrede, würde ein zähes

Ki-yiṅ’s Denkschrift.
empfangen. Ein solcher Empfang ist nichts Neues mehr, und immer
mehr wird es zur Pflicht, sie abzuwehren, sie auszuschliessen. Zu
dem Ende empfahl dein Knecht jedesmal, wenn eine Barbaren-Ange-
legenheit verhandelt wurde, dem Finanzcommissar Wan-aw-tuṅ, den
Gesandten zu bedeuten, dass ein chinesischer Würdenträger, der die
fremden Angelegenheiten verwaltet, niemals für seine Privatrechnung
etwas geben oder annehmen dürfe, dass er peremtorisch gezwungen sei,
alle Geschenke zurückzuweisen; denn würden sie heimlich angenommen,
so seien die Verordnungen der himmlischen Herrschaft darüber sehr
streng; und nicht zu gedenken des Schadens, den er der Würde seines
Amtes zufügte, möchte es (für den Uebertreter) schwer sein, der Strafe
des Gesetzes zu entgehen. Die fremden Gesandten waren so verstän-
dig, sich danach zu richten; aber sie boten bei den Zusammenkünften
deinem Knecht oft fremde Weine, Wohlgerüche und dergleichen von
ganz geringem Werthe an. Da sie dabei mehr oder minder freund-
liche Absichten hegten, so konnte er sie nicht, ihnen in’s Gesicht,
ganz und gar zurückweisen; aber er beschränkte sich darauf, ihnen
Schnupftabakflaschen, Börsen und solche Dinge, die man bei sich trägt,
zu schenken, und brachte den chinesischen Grundsatz zur Geltung, viel
zu geben, wenn auch wenig empfangen wurde. Ferner: als die Eng-
länder, Franzosen, Italiener und Americaner darum baten, beschenkte
sie dein Knecht mit einem Abdruck seines geringen Bildnisses.

Auf ihre Regierung zu kommen: Obwohl jeder Staat eine hat,
so sind Herrscher da, männliche und weibliche, welche ihr Amt blei-
bend oder für die gegenwärtige Zeit behalten. Bei den englischen
Barbaren z. B. ist der Herrscher ein Weib, bei den Franzosen und
Americanern ein Mann. Der englische und der französische Herrscher
regieren lebenslänglich; der americanische wird durch seine Landsleute
erwählt und alle vier Jahre gewechselt; nach seinem Rücktritt hat er
den Rang der Bürger (Nicht-Beamten).

Die Rangbenennungen sind auch verschieden bei jedem Volke.
Um sie auszudrücken, stehlen sie chinesische Schriftzeichen und
maassen sich prahlerisch eine Schreibweise an, auf welche sie kein
Recht haben, um sich das Ansehn grosser Macht zu geben. Dass sie
dadurch ihren Herrschern Ehre zu erweisen glauben, berührt uns
nicht; wollten wir aber die für abhängige Staaten geltende Regel auf
sie anwenden, so liessen sie sich das sicher nicht gefallen, da sie
weder die chinesische Zeitrechnung noch deiner Majestät Bestätigung
annehmen, (um nicht) in den Rang von Korea und Liu-kiu zurück-
zutreten. Und mit Leuten so uncivilisirt wie sie sind, so blind und
unverständig in der Art und im Styl der Anrede, würde ein zähes

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[248/0270] Ki-yiṅ’s Denkschrift. empfangen. Ein solcher Empfang ist nichts Neues mehr, und immer mehr wird es zur Pflicht, sie abzuwehren, sie auszuschliessen. Zu dem Ende empfahl dein Knecht jedesmal, wenn eine Barbaren-Ange- legenheit verhandelt wurde, dem Finanzcommissar Wan-aw-tuṅ, den Gesandten zu bedeuten, dass ein chinesischer Würdenträger, der die fremden Angelegenheiten verwaltet, niemals für seine Privatrechnung etwas geben oder annehmen dürfe, dass er peremtorisch gezwungen sei, alle Geschenke zurückzuweisen; denn würden sie heimlich angenommen, so seien die Verordnungen der himmlischen Herrschaft darüber sehr streng; und nicht zu gedenken des Schadens, den er der Würde seines Amtes zufügte, möchte es (für den Uebertreter) schwer sein, der Strafe des Gesetzes zu entgehen. Die fremden Gesandten waren so verstän- dig, sich danach zu richten; aber sie boten bei den Zusammenkünften deinem Knecht oft fremde Weine, Wohlgerüche und dergleichen von ganz geringem Werthe an. Da sie dabei mehr oder minder freund- liche Absichten hegten, so konnte er sie nicht, ihnen in’s Gesicht, ganz und gar zurückweisen; aber er beschränkte sich darauf, ihnen Schnupftabakflaschen, Börsen und solche Dinge, die man bei sich trägt, zu schenken, und brachte den chinesischen Grundsatz zur Geltung, viel zu geben, wenn auch wenig empfangen wurde. Ferner: als die Eng- länder, Franzosen, Italiener und Americaner darum baten, beschenkte sie dein Knecht mit einem Abdruck seines geringen Bildnisses. Auf ihre Regierung zu kommen: Obwohl jeder Staat eine hat, so sind Herrscher da, männliche und weibliche, welche ihr Amt blei- bend oder für die gegenwärtige Zeit behalten. Bei den englischen Barbaren z. B. ist der Herrscher ein Weib, bei den Franzosen und Americanern ein Mann. Der englische und der französische Herrscher regieren lebenslänglich; der americanische wird durch seine Landsleute erwählt und alle vier Jahre gewechselt; nach seinem Rücktritt hat er den Rang der Bürger (Nicht-Beamten). Die Rangbenennungen sind auch verschieden bei jedem Volke. Um sie auszudrücken, stehlen sie chinesische Schriftzeichen und maassen sich prahlerisch eine Schreibweise an, auf welche sie kein Recht haben, um sich das Ansehn grosser Macht zu geben. Dass sie dadurch ihren Herrschern Ehre zu erweisen glauben, berührt uns nicht; wollten wir aber die für abhängige Staaten geltende Regel auf sie anwenden, so liessen sie sich das sicher nicht gefallen, da sie weder die chinesische Zeitrechnung noch deiner Majestät Bestätigung annehmen, (um nicht) in den Rang von Korea und Liu-kiu zurück- zutreten. Und mit Leuten so uncivilisirt wie sie sind, so blind und unverständig in der Art und im Styl der Anrede, würde ein zähes

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/270>, abgerufen am 22.11.2024.