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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Ki-yin degradirt.
englische Gesandtschaft in Tien-tsin zurückweisen und trat ihrem
auf endliche Freigebung der Stadt Kan-ton gerichteten Antrage
mit schroffer Weigerung entgegen. Als darauf keine Gewalt-
schritte folgten, wähnte des Kaisers Umgebung, durch abwehren-
des Verhalten die Barbaren auch ferner schrecken zu können.
"Des Reiches Würde sollte hergestellt, die unglückliche Wirkung
des Krieges beseitigt, die Verträge sollten umgangen werden. Die
Barbaren an des Reiches Grenzen müssten zu ihrer früheren Ehr-
furcht vor der himmlischen Macht zurückkehren und, wie sonst,
dem Himmelssohne unbedingten Gehorsam leisten." Mu-tsan-ga,
Ki-yin
und andere um den Abschluss und die Ausführung der
Verträge verdiente Männer wurden degradirt und schimpflich be-
straft. Der Erlass des jungen Kaisers lässt Tau-kwan als gut-
müthigen Schwächling erscheinen und bezeichnet Ki-yin als
schamlos und lasterhaft, frech, reuelos, feige, unpatriotisch und
unfähig. "In Kuan-tun hat er den Barbaren zu Gefallen das Volk
unterdrückt. Das Wohl des Staates kümmerte ihn niemals, was
sich besonders bei den Verhandlungen über den Eintritt der Bar-
baren in die Stadt Kan-ton deutlich zeigte. So fremd war er
allen Grundsätzen der himmlischen Gerechtigkeit und allen mensch-
lichen Gefühlen, dass Feindseligkeiten entstanden, wo sie gar nicht
erwartet werden konnten. Zum Glück erkannte des hingeschiede-
nen Kaisers Majestät die Zweideutigkeit des Mannes und befahl
ihm nach der Hauptstadt zu kommen. So oft Ki-yin im Laufe
dieses Jahres vor uns beschieden wurde, sprach er immer von der
Furchtbarkeit der englischen Barbaren; man müsse sich bei allen
Differenzen ihren Wünschen fügen. Er wollte mit diesen Reden
nur seinen Verrath bemänteln, sein Amt und sein Einkommen
wahren u. s. w." 72) Mu-tsan-ga wurde einfach seines Amtes ent-
hoben, um niemals wieder angestellt zu werden, Ki-yin in die
fünfte Beamtenclasse degradirt und als überzähliger Schreiber einem
Ministerialbureau zugewiesen.

In Kuan-tun und den angrenzenden Landschaften wuchs
seit Ki-yin's Entfernung 1848 das gesetzlose Treiben, wozu das
unkluge Benehmen des neuen Vice-Königs beitrug. Räuberbanden
des Dreifaltigkeitsbundes lebten in beständigem Krieg mit den
besitzenden Classen und ergänzten sich aus der Zahl der Beraubten.

72) Der ganze Erlass steht bei Neumann, Ostasiatische Geschichte, S. 106.
III. 11

Ki-yiṅ degradirt.
englische Gesandtschaft in Tien-tsin zurückweisen und trat ihrem
auf endliche Freigebung der Stadt Kan-ton gerichteten Antrage
mit schroffer Weigerung entgegen. Als darauf keine Gewalt-
schritte folgten, wähnte des Kaisers Umgebung, durch abwehren-
des Verhalten die Barbaren auch ferner schrecken zu können.
»Des Reiches Würde sollte hergestellt, die unglückliche Wirkung
des Krieges beseitigt, die Verträge sollten umgangen werden. Die
Barbaren an des Reiches Grenzen müssten zu ihrer früheren Ehr-
furcht vor der himmlischen Macht zurückkehren und, wie sonst,
dem Himmelssohne unbedingten Gehorsam leisten.« Mu-tšan-ga,
Ki-yiṅ
und andere um den Abschluss und die Ausführung der
Verträge verdiente Männer wurden degradirt und schimpflich be-
straft. Der Erlass des jungen Kaisers lässt Tau-kwaṅ als gut-
müthigen Schwächling erscheinen und bezeichnet Ki-yiṅ als
schamlos und lasterhaft, frech, reuelos, feige, unpatriotisch und
unfähig. »In Kuaṅ-tuṅ hat er den Barbaren zu Gefallen das Volk
unterdrückt. Das Wohl des Staates kümmerte ihn niemals, was
sich besonders bei den Verhandlungen über den Eintritt der Bar-
baren in die Stadt Kan-ton deutlich zeigte. So fremd war er
allen Grundsätzen der himmlischen Gerechtigkeit und allen mensch-
lichen Gefühlen, dass Feindseligkeiten entstanden, wo sie gar nicht
erwartet werden konnten. Zum Glück erkannte des hingeschiede-
nen Kaisers Majestät die Zweideutigkeit des Mannes und befahl
ihm nach der Hauptstadt zu kommen. So oft Ki-yiṅ im Laufe
dieses Jahres vor uns beschieden wurde, sprach er immer von der
Furchtbarkeit der englischen Barbaren; man müsse sich bei allen
Differenzen ihren Wünschen fügen. Er wollte mit diesen Reden
nur seinen Verrath bemänteln, sein Amt und sein Einkommen
wahren u. s. w.« 72) Mu-tšan-ga wurde einfach seines Amtes ent-
hoben, um niemals wieder angestellt zu werden, Ki-yiṅ in die
fünfte Beamtenclasse degradirt und als überzähliger Schreiber einem
Ministerialbureau zugewiesen.

In Kuaṅ-tuṅ und den angrenzenden Landschaften wuchs
seit Ki-yiṅ’s Entfernung 1848 das gesetzlose Treiben, wozu das
unkluge Benehmen des neuen Vice-Königs beitrug. Räuberbanden
des Dreifaltigkeitsbundes lebten in beständigem Krieg mit den
besitzenden Classen und ergänzten sich aus der Zahl der Beraubten.

72) Der ganze Erlass steht bei Neumann, Ostasiatische Geschichte, S. 106.
III. 11
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[161/0183] Ki-yiṅ degradirt. englische Gesandtschaft in Tien-tsin zurückweisen und trat ihrem auf endliche Freigebung der Stadt Kan-ton gerichteten Antrage mit schroffer Weigerung entgegen. Als darauf keine Gewalt- schritte folgten, wähnte des Kaisers Umgebung, durch abwehren- des Verhalten die Barbaren auch ferner schrecken zu können. »Des Reiches Würde sollte hergestellt, die unglückliche Wirkung des Krieges beseitigt, die Verträge sollten umgangen werden. Die Barbaren an des Reiches Grenzen müssten zu ihrer früheren Ehr- furcht vor der himmlischen Macht zurückkehren und, wie sonst, dem Himmelssohne unbedingten Gehorsam leisten.« Mu-tšan-ga, Ki-yiṅ und andere um den Abschluss und die Ausführung der Verträge verdiente Männer wurden degradirt und schimpflich be- straft. Der Erlass des jungen Kaisers lässt Tau-kwaṅ als gut- müthigen Schwächling erscheinen und bezeichnet Ki-yiṅ als schamlos und lasterhaft, frech, reuelos, feige, unpatriotisch und unfähig. »In Kuaṅ-tuṅ hat er den Barbaren zu Gefallen das Volk unterdrückt. Das Wohl des Staates kümmerte ihn niemals, was sich besonders bei den Verhandlungen über den Eintritt der Bar- baren in die Stadt Kan-ton deutlich zeigte. So fremd war er allen Grundsätzen der himmlischen Gerechtigkeit und allen mensch- lichen Gefühlen, dass Feindseligkeiten entstanden, wo sie gar nicht erwartet werden konnten. Zum Glück erkannte des hingeschiede- nen Kaisers Majestät die Zweideutigkeit des Mannes und befahl ihm nach der Hauptstadt zu kommen. So oft Ki-yiṅ im Laufe dieses Jahres vor uns beschieden wurde, sprach er immer von der Furchtbarkeit der englischen Barbaren; man müsse sich bei allen Differenzen ihren Wünschen fügen. Er wollte mit diesen Reden nur seinen Verrath bemänteln, sein Amt und sein Einkommen wahren u. s. w.« 72) Mu-tšan-ga wurde einfach seines Amtes ent- hoben, um niemals wieder angestellt zu werden, Ki-yiṅ in die fünfte Beamtenclasse degradirt und als überzähliger Schreiber einem Ministerialbureau zugewiesen. In Kuaṅ-tuṅ und den angrenzenden Landschaften wuchs seit Ki-yiṅ’s Entfernung 1848 das gesetzlose Treiben, wozu das unkluge Benehmen des neuen Vice-Königs beitrug. Räuberbanden des Dreifaltigkeitsbundes lebten in beständigem Krieg mit den besitzenden Classen und ergänzten sich aus der Zahl der Beraubten. 72) Der ganze Erlass steht bei Neumann, Ostasiatische Geschichte, S. 106. III. 11

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/183>, abgerufen am 05.12.2024.