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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Der Opiumhandel.
zeigte, so wiesen die Mandarinen ihn ab. Das Gift wurde auf allen
Gassen von Kan-ton öffentlich feil geboten wie jeder andere
Artikel; im Perl-Fluss war der Handel systematisch organisirt
unter dem Schutz der chinesischen Unterbeamten, welche, durch
die Aufstellung fester Tarife für den gesetzlichen Handel reichen
Gewinnes beraubt, sich jetzt am Opium schadlos hielten. Nur
die formelle Legalisirung fehlte. Umsonst stellte Sir John Davis
den Chinesen vor, dass bei Besteuerung des Artikels der Re-
gierung ein reiches Einkommen zufliessen und zugleich die Con-
sumtion abnehmen möchte; Ki-yin glaubte, dass der Schleich-
handel trotz der Legalisirung fortbestehen und die Zolleinnahme
nicht wachsen würde. Er wagte dem Kaiser auch wohl deshalb
keine Vorschläge zu machen, weil chinesische Beamte für den
Erfolg ihrer Maassregeln mit dem Kopfe verantwortlich sind,
und weil Tau-kwan durch seine fulminanten Edicte sich selbst
den Rückzug verschlossen hatte. Offen wenigstens durfte die
Regierung nicht nachgeben; und wenn man auch in den geöffneten
Häfen von ihrer Connivenz wusste, so berührte das des Kaisers
Würde vor dem unermesslichen Reich nicht so wesentlich als
eine offene Legalisirung. Der Himmelssohn wahrte das sittliche
Princip.

In Folge des Opiumhandels wurden nun auch alle anderen
Import-Artikel geschmuggelt. 1845 gedieh das Unwesen bei1845.
Wam-poa zu solcher Höhe, dass Sir John Davis und Ki-yin
scharfe Maassregeln ergriffen; alle Schmuggelschiffe wurden
damals aus dem Perl-Flusse entfernt. Der erlaubte Handel
konnte diese Concurrenz um so weniger tragen, als die hoch-
gespannten Erwartungen der fremden Kaufleute von den Folgen
der Verträge sich keineswegs erfüllten. Die hohen Zölle auf Thee
und Seide in England drückten noch immer die Ausfuhr; die Ein-
fuhr fand wenig Absatz. Der Opiumhandel verschlang den
grössten Theil des Capitals; englische Manufacturen brachen sich
nur langsam Bahn. Anfangs kauften die Chinesen neben indischen
Artikeln fast nur Rohstoffe, die sie selbst verarbeiten konnten, in
erheblicher Menge, und an verarbeiteter Baumwolle nur ungefärbte
Stoffe, um sie nach eigenem Geschmack zurecht zu machen.

Auch der Handel in den neu geöffneten Häfen blieb weit unter
den darauf gesetzten Hoffnungen der Kaufleute, besonders in A-moi
und Fu-tsau, wo der fanatische Statthalter von Fu-kian den

Der Opiumhandel.
zeigte, so wiesen die Mandarinen ihn ab. Das Gift wurde auf allen
Gassen von Kan-ton öffentlich feil geboten wie jeder andere
Artikel; im Perl-Fluss war der Handel systematisch organisirt
unter dem Schutz der chinesischen Unterbeamten, welche, durch
die Aufstellung fester Tarife für den gesetzlichen Handel reichen
Gewinnes beraubt, sich jetzt am Opium schadlos hielten. Nur
die formelle Legalisirung fehlte. Umsonst stellte Sir John Davis
den Chinesen vor, dass bei Besteuerung des Artikels der Re-
gierung ein reiches Einkommen zufliessen und zugleich die Con-
sumtion abnehmen möchte; Ki-yiṅ glaubte, dass der Schleich-
handel trotz der Legalisirung fortbestehen und die Zolleinnahme
nicht wachsen würde. Er wagte dem Kaiser auch wohl deshalb
keine Vorschläge zu machen, weil chinesische Beamte für den
Erfolg ihrer Maassregeln mit dem Kopfe verantwortlich sind,
und weil Tau-kwaṅ durch seine fulminanten Edicte sich selbst
den Rückzug verschlossen hatte. Offen wenigstens durfte die
Regierung nicht nachgeben; und wenn man auch in den geöffneten
Häfen von ihrer Connivenz wusste, so berührte das des Kaisers
Würde vor dem unermesslichen Reich nicht so wesentlich als
eine offene Legalisirung. Der Himmelssohn wahrte das sittliche
Princip.

In Folge des Opiumhandels wurden nun auch alle anderen
Import-Artikel geschmuggelt. 1845 gedieh das Unwesen bei1845.
Wam-poa zu solcher Höhe, dass Sir John Davis und Ki-yiṅ
scharfe Maassregeln ergriffen; alle Schmuggelschiffe wurden
damals aus dem Perl-Flusse entfernt. Der erlaubte Handel
konnte diese Concurrenz um so weniger tragen, als die hoch-
gespannten Erwartungen der fremden Kaufleute von den Folgen
der Verträge sich keineswegs erfüllten. Die hohen Zölle auf Thee
und Seide in England drückten noch immer die Ausfuhr; die Ein-
fuhr fand wenig Absatz. Der Opiumhandel verschlang den
grössten Theil des Capitals; englische Manufacturen brachen sich
nur langsam Bahn. Anfangs kauften die Chinesen neben indischen
Artikeln fast nur Rohstoffe, die sie selbst verarbeiten konnten, in
erheblicher Menge, und an verarbeiteter Baumwolle nur ungefärbte
Stoffe, um sie nach eigenem Geschmack zurecht zu machen.

Auch der Handel in den neu geöffneten Häfen blieb weit unter
den darauf gesetzten Hoffnungen der Kaufleute, besonders in A-moi
und Fu-tšau, wo der fanatische Statthalter von Fu-kian den

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[141/0163] Der Opiumhandel. zeigte, so wiesen die Mandarinen ihn ab. Das Gift wurde auf allen Gassen von Kan-ton öffentlich feil geboten wie jeder andere Artikel; im Perl-Fluss war der Handel systematisch organisirt unter dem Schutz der chinesischen Unterbeamten, welche, durch die Aufstellung fester Tarife für den gesetzlichen Handel reichen Gewinnes beraubt, sich jetzt am Opium schadlos hielten. Nur die formelle Legalisirung fehlte. Umsonst stellte Sir John Davis den Chinesen vor, dass bei Besteuerung des Artikels der Re- gierung ein reiches Einkommen zufliessen und zugleich die Con- sumtion abnehmen möchte; Ki-yiṅ glaubte, dass der Schleich- handel trotz der Legalisirung fortbestehen und die Zolleinnahme nicht wachsen würde. Er wagte dem Kaiser auch wohl deshalb keine Vorschläge zu machen, weil chinesische Beamte für den Erfolg ihrer Maassregeln mit dem Kopfe verantwortlich sind, und weil Tau-kwaṅ durch seine fulminanten Edicte sich selbst den Rückzug verschlossen hatte. Offen wenigstens durfte die Regierung nicht nachgeben; und wenn man auch in den geöffneten Häfen von ihrer Connivenz wusste, so berührte das des Kaisers Würde vor dem unermesslichen Reich nicht so wesentlich als eine offene Legalisirung. Der Himmelssohn wahrte das sittliche Princip. In Folge des Opiumhandels wurden nun auch alle anderen Import-Artikel geschmuggelt. 1845 gedieh das Unwesen bei Wam-poa zu solcher Höhe, dass Sir John Davis und Ki-yiṅ scharfe Maassregeln ergriffen; alle Schmuggelschiffe wurden damals aus dem Perl-Flusse entfernt. Der erlaubte Handel konnte diese Concurrenz um so weniger tragen, als die hoch- gespannten Erwartungen der fremden Kaufleute von den Folgen der Verträge sich keineswegs erfüllten. Die hohen Zölle auf Thee und Seide in England drückten noch immer die Ausfuhr; die Ein- fuhr fand wenig Absatz. Der Opiumhandel verschlang den grössten Theil des Capitals; englische Manufacturen brachen sich nur langsam Bahn. Anfangs kauften die Chinesen neben indischen Artikeln fast nur Rohstoffe, die sie selbst verarbeiten konnten, in erheblicher Menge, und an verarbeiteter Baumwolle nur ungefärbte Stoffe, um sie nach eigenem Geschmack zurecht zu machen. 1845. Auch der Handel in den neu geöffneten Häfen blieb weit unter den darauf gesetzten Hoffnungen der Kaufleute, besonders in A-moi und Fu-tšau, wo der fanatische Statthalter von Fu-kian den

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/163>, abgerufen am 05.12.2024.