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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Der Frieden von Nan-kin.
Cornwallis. Am 24. erwiederte dieser die Aufmerksamkeit und wurde
mit grossem Gefolge in einem Tempel ehrenvoll empfangen. Die
Unterzeichnung des Vertrages geschah am 29. August 1842 an Bord
des Cornwallis. I-li-pu litt schon damals an seiner Todeskrankheit;
er musste an Bord getragen werden. "Ich bin ein alter Mann,"
sprach er, "und stehe nun am Rande des Grabes, nachdem ich so
viele Jahre dem Lande diente. Unbekümmert um die Entrüstung,
die meine versöhnlichen Rathschläge hervorrufen mögen, oder die
Strafe, die mich vielleicht noch für meine Bemühungen um den
Vertrag ereilen wird, will ich mit dem letzten Athemzuge um Frie-
den für mein Vaterland bitten und damit meine Lauf bahn be-
schliessen. Der Tod wird mich von dem bösen Leumund befreien,
den dieser Schritt mir bereiten mag; mit der Zeit wird die heilsame
und nothwendige That selbst für mich reden." -- Ki-yin war der
Frieden das unvermeidliche Ergebniss der waltenden Umstände.
Für ihn handelte es sich um Rettung der Dynastie; unüberwindlich
scheinende Schwierigkeiten schnitt er bei den Verhandlungen mit der
Betrachtung ab: wenn wir nicht Frieden machen, so ist Alles ver-
loren. "Ich war ein vertrauter Freund Ki-sen's," sagte er nach Unter-
zeichnung des Vertrages zu Gützlaff: "wir hegten durchaus dieselben
Ansichten; ich ging weiter als er jemals gewagt oder gekonnt hätte;
aber die Lage forderte es und ich habe meine Pflicht gethan."
Gnu-Ta-dzen bequemte sich nur mit heftigem Widerstreben der
Noth; am meisten verdross ihn die im Vertrage stipulirte Gleich-
stellung der Barbarenstaaten mit China. In mürrischem Schwei-
gen wohnte er den Verhandlungen bei, und redete nur, wenn er
musste. In keine rosige Zukunft mochte er blicken, denn als
einer der heftigsten Vertreter der Kriegsparthei hatte er durch seine
grossmäuligen Berichte viel dazu beigetragen, dass es zum Aeusser-
sten kam.

Sir Henry Pottinger verkündete seinen Landsleuten den
wesentlichen Inhalt des Friedensvertrages am Tage der Unterzeich-
nung: "China hat im Laufe dieses und der drei folgenden Jahre
einundzwanzig Millionen Dollars an England zu zahlen. Die Häfen
Kan-ton, A-moi, Fu-tsau, Nin-po und Shang-hae sind dem Han-
del aller Nationen geöffnet; dort werden Consuln zugelassen, welche
über die Einhaltung des später festzustellenden Tarifes der Ein- und
Ausfuhr- sowie der Binnen-Zölle zu wachen haben. Die Insel
Hong-kong ist für ewige Zeiten der Krone England abgetreten.

Der Frieden von Nan-kiṅ.
Cornwallis. Am 24. erwiederte dieser die Aufmerksamkeit und wurde
mit grossem Gefolge in einem Tempel ehrenvoll empfangen. Die
Unterzeichnung des Vertrages geschah am 29. August 1842 an Bord
des Cornwallis. I-li-pu litt schon damals an seiner Todeskrankheit;
er musste an Bord getragen werden. »Ich bin ein alter Mann,«
sprach er, »und stehe nun am Rande des Grabes, nachdem ich so
viele Jahre dem Lande diente. Unbekümmert um die Entrüstung,
die meine versöhnlichen Rathschläge hervorrufen mögen, oder die
Strafe, die mich vielleicht noch für meine Bemühungen um den
Vertrag ereilen wird, will ich mit dem letzten Athemzuge um Frie-
den für mein Vaterland bitten und damit meine Lauf bahn be-
schliessen. Der Tod wird mich von dem bösen Leumund befreien,
den dieser Schritt mir bereiten mag; mit der Zeit wird die heilsame
und nothwendige That selbst für mich reden.« — Ki-yiṅ war der
Frieden das unvermeidliche Ergebniss der waltenden Umstände.
Für ihn handelte es sich um Rettung der Dynastie; unüberwindlich
scheinende Schwierigkeiten schnitt er bei den Verhandlungen mit der
Betrachtung ab: wenn wir nicht Frieden machen, so ist Alles ver-
loren. »Ich war ein vertrauter Freund Ki-šen’s,« sagte er nach Unter-
zeichnung des Vertrages zu Gützlaff: »wir hegten durchaus dieselben
Ansichten; ich ging weiter als er jemals gewagt oder gekonnt hätte;
aber die Lage forderte es und ich habe meine Pflicht gethan.«
Gnu-Ta-džen bequemte sich nur mit heftigem Widerstreben der
Noth; am meisten verdross ihn die im Vertrage stipulirte Gleich-
stellung der Barbarenstaaten mit China. In mürrischem Schwei-
gen wohnte er den Verhandlungen bei, und redete nur, wenn er
musste. In keine rosige Zukunft mochte er blicken, denn als
einer der heftigsten Vertreter der Kriegsparthei hatte er durch seine
grossmäuligen Berichte viel dazu beigetragen, dass es zum Aeusser-
sten kam.

Sir Henry Pottinger verkündete seinen Landsleuten den
wesentlichen Inhalt des Friedensvertrages am Tage der Unterzeich-
nung: »China hat im Laufe dieses und der drei folgenden Jahre
einundzwanzig Millionen Dollars an England zu zahlen. Die Häfen
Kan-ton, A-moi, Fu-tšau, Niṅ-po und Shang-hae sind dem Han-
del aller Nationen geöffnet; dort werden Consuln zugelassen, welche
über die Einhaltung des später festzustellenden Tarifes der Ein- und
Ausfuhr- sowie der Binnen-Zölle zu wachen haben. Die Insel
Hong-kong ist für ewige Zeiten der Krone England abgetreten.

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[128/0150] Der Frieden von Nan-kiṅ. Cornwallis. Am 24. erwiederte dieser die Aufmerksamkeit und wurde mit grossem Gefolge in einem Tempel ehrenvoll empfangen. Die Unterzeichnung des Vertrages geschah am 29. August 1842 an Bord des Cornwallis. I-li-pu litt schon damals an seiner Todeskrankheit; er musste an Bord getragen werden. »Ich bin ein alter Mann,« sprach er, »und stehe nun am Rande des Grabes, nachdem ich so viele Jahre dem Lande diente. Unbekümmert um die Entrüstung, die meine versöhnlichen Rathschläge hervorrufen mögen, oder die Strafe, die mich vielleicht noch für meine Bemühungen um den Vertrag ereilen wird, will ich mit dem letzten Athemzuge um Frie- den für mein Vaterland bitten und damit meine Lauf bahn be- schliessen. Der Tod wird mich von dem bösen Leumund befreien, den dieser Schritt mir bereiten mag; mit der Zeit wird die heilsame und nothwendige That selbst für mich reden.« — Ki-yiṅ war der Frieden das unvermeidliche Ergebniss der waltenden Umstände. Für ihn handelte es sich um Rettung der Dynastie; unüberwindlich scheinende Schwierigkeiten schnitt er bei den Verhandlungen mit der Betrachtung ab: wenn wir nicht Frieden machen, so ist Alles ver- loren. »Ich war ein vertrauter Freund Ki-šen’s,« sagte er nach Unter- zeichnung des Vertrages zu Gützlaff: »wir hegten durchaus dieselben Ansichten; ich ging weiter als er jemals gewagt oder gekonnt hätte; aber die Lage forderte es und ich habe meine Pflicht gethan.« Gnu-Ta-džen bequemte sich nur mit heftigem Widerstreben der Noth; am meisten verdross ihn die im Vertrage stipulirte Gleich- stellung der Barbarenstaaten mit China. In mürrischem Schwei- gen wohnte er den Verhandlungen bei, und redete nur, wenn er musste. In keine rosige Zukunft mochte er blicken, denn als einer der heftigsten Vertreter der Kriegsparthei hatte er durch seine grossmäuligen Berichte viel dazu beigetragen, dass es zum Aeusser- sten kam. Sir Henry Pottinger verkündete seinen Landsleuten den wesentlichen Inhalt des Friedensvertrages am Tage der Unterzeich- nung: »China hat im Laufe dieses und der drei folgenden Jahre einundzwanzig Millionen Dollars an England zu zahlen. Die Häfen Kan-ton, A-moi, Fu-tšau, Niṅ-po und Shang-hae sind dem Han- del aller Nationen geöffnet; dort werden Consuln zugelassen, welche über die Einhaltung des später festzustellenden Tarifes der Ein- und Ausfuhr- sowie der Binnen-Zölle zu wachen haben. Die Insel Hong-kong ist für ewige Zeiten der Krone England abgetreten.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/150>, abgerufen am 05.12.2024.