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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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VII. Aufbewahrung. Parfümirung.
auch nicht so gut und müssen viel vorsichtiger aufbewahrt und
bereitet werden als die groben. Bei diesen kann man den Aufguss
lange stehen lassen ohne dass der Geschmack sich ändert; die feinen
dagegen verlieren durch langes Ziehen leicht ihr angenehmes Aroma
und geben dann ein bitterliches aufregendes Getränk. Die groben
Sorten lassen sich ohne besondere Vorkehrung jahrelang aufbewahren;
die feineren sind empfindlich gegen starke Kälte und Ausdünstungen 10),
behalten auch ihre Würze kaum über das zweite Jahr hinaus. Ganz
zarte, wenig geröstete Blätter kommen garnicht zum Export; solche
werden in China nach der Aernte in kleinen Päckchen verschenkt
und gleich verbraucht; sie sind sehr wohlschmeckend, lassen sich
aber nicht aufbewahren. Die Haltbarkeit des Thees hängt eben von sei-
ner vollkommenen Austrocknung ab; deshalb rösten die chinesischen
Händler allen zur Ausfuhr bestimmten vor der schliesslichen Verpackung
auf den Stapelplätzen noch einmal durch. Als man nach Eröffnung
von Yokuhama Thee von dort nach China und Europa zu verschiffen
begann, zeigte sich bald dass die japanischen Sorten für den See-
transport nicht trocken genug waren; die fremden Kaufleute legten
deshalb Darröfen an, um den gekauften Quantitäten vor der Verschiffung
die gehörige Trockenheit zu geben. Aber bald wurde den Japanern
klar worauf es ankam; die einheimischen Theehändler richteten selbst
Factoreien ein, wo das Dörren im Grossen jetzt wohlfeiler und ganz
nach dem Bedürfniss der Ausfuhr besorgt wird. Ob der Thee in
Japan, wie vielfach in China, für die Fremden mit wohlriechenden
Blumen parfümirt wird ist zweifelhaft 11); das starke aber nicht nach-
haltige Bouquet mancher Arten macht die Annahme wahrscheinlich.
Die bis jetzt dort bekannten Sorten stehen weit unter den besseren
chinesischen, die feinsten sollen aber garnicht in die Hände der
Fremden gelangen und von den Vornehmen des Landes sehr theuer
bezahlt werden. Die Ausfuhr ist noch gering; sie betrug 1863 etwas

10) Feine Theesorten müssen wohl verschlossen und fern von starkriechenden
Gegenständen aufbewahrt werden. Professor Nees von Esenbeck legte mehrere
Päckchen Thee neben Droguen und Chemicalien und fand nach kurzer Zeit, dass
sie alle Würze verloren hatten.
11) Die Blüthen und Wurzeln folgender Gewächse sollen vorzugsweise zum Par-
fümiren des Thees dienen: Curcuma longa, Iris florentina, Magorium Zambac,
Vitex spicata, Camelia sasanqua, C. oleifera, Olea fragrans, Chloranthus inconspicuus.
Japanische Feinschmecker sollen zuweilen eine Handvoll Thee in die Blüthe
des heiligen Lotus (Nelumbium speciosum) schütten und über Nacht darin lassen, um
ihn am Morgen zu geniessen.

VII. Aufbewahrung. Parfümirung.
auch nicht so gut und müssen viel vorsichtiger aufbewahrt und
bereitet werden als die groben. Bei diesen kann man den Aufguss
lange stehen lassen ohne dass der Geschmack sich ändert; die feinen
dagegen verlieren durch langes Ziehen leicht ihr angenehmes Aroma
und geben dann ein bitterliches aufregendes Getränk. Die groben
Sorten lassen sich ohne besondere Vorkehrung jahrelang aufbewahren;
die feineren sind empfindlich gegen starke Kälte und Ausdünstungen 10),
behalten auch ihre Würze kaum über das zweite Jahr hinaus. Ganz
zarte, wenig geröstete Blätter kommen garnicht zum Export; solche
werden in China nach der Aernte in kleinen Päckchen verschenkt
und gleich verbraucht; sie sind sehr wohlschmeckend, lassen sich
aber nicht aufbewahren. Die Haltbarkeit des Thees hängt eben von sei-
ner vollkommenen Austrocknung ab; deshalb rösten die chinesischen
Händler allen zur Ausfuhr bestimmten vor der schliesslichen Verpackung
auf den Stapelplätzen noch einmal durch. Als man nach Eröffnung
von Yokuhama Thee von dort nach China und Europa zu verschiffen
begann, zeigte sich bald dass die japanischen Sorten für den See-
transport nicht trocken genug waren; die fremden Kaufleute legten
deshalb Darröfen an, um den gekauften Quantitäten vor der Verschiffung
die gehörige Trockenheit zu geben. Aber bald wurde den Japanern
klar worauf es ankam; die einheimischen Theehändler richteten selbst
Factoreien ein, wo das Dörren im Grossen jetzt wohlfeiler und ganz
nach dem Bedürfniss der Ausfuhr besorgt wird. Ob der Thee in
Japan, wie vielfach in China, für die Fremden mit wohlriechenden
Blumen parfümirt wird ist zweifelhaft 11); das starke aber nicht nach-
haltige Bouquet mancher Arten macht die Annahme wahrscheinlich.
Die bis jetzt dort bekannten Sorten stehen weit unter den besseren
chinesischen, die feinsten sollen aber garnicht in die Hände der
Fremden gelangen und von den Vornehmen des Landes sehr theuer
bezahlt werden. Die Ausfuhr ist noch gering; sie betrug 1863 etwas

10) Feine Theesorten müssen wohl verschlossen und fern von starkriechenden
Gegenständen aufbewahrt werden. Professor Nees von Esenbeck legte mehrere
Päckchen Thee neben Droguen und Chemicalien und fand nach kurzer Zeit, dass
sie alle Würze verloren hatten.
11) Die Blüthen und Wurzeln folgender Gewächse sollen vorzugsweise zum Par-
fümiren des Thees dienen: Curcuma longa, Iris florentina, Magorium Zambac,
Vitex spicata, Camelia sasanqua, C. oleifera, Olea fragrans, Chloranthus inconspicuus.
Japanische Feinschmecker sollen zuweilen eine Handvoll Thee in die Blüthe
des heiligen Lotus (Nelumbium speciosum) schütten und über Nacht darin lassen, um
ihn am Morgen zu geniessen.
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[79/0099] VII. Aufbewahrung. Parfümirung. auch nicht so gut und müssen viel vorsichtiger aufbewahrt und bereitet werden als die groben. Bei diesen kann man den Aufguss lange stehen lassen ohne dass der Geschmack sich ändert; die feinen dagegen verlieren durch langes Ziehen leicht ihr angenehmes Aroma und geben dann ein bitterliches aufregendes Getränk. Die groben Sorten lassen sich ohne besondere Vorkehrung jahrelang aufbewahren; die feineren sind empfindlich gegen starke Kälte und Ausdünstungen 10), behalten auch ihre Würze kaum über das zweite Jahr hinaus. Ganz zarte, wenig geröstete Blätter kommen garnicht zum Export; solche werden in China nach der Aernte in kleinen Päckchen verschenkt und gleich verbraucht; sie sind sehr wohlschmeckend, lassen sich aber nicht aufbewahren. Die Haltbarkeit des Thees hängt eben von sei- ner vollkommenen Austrocknung ab; deshalb rösten die chinesischen Händler allen zur Ausfuhr bestimmten vor der schliesslichen Verpackung auf den Stapelplätzen noch einmal durch. Als man nach Eröffnung von Yokuhama Thee von dort nach China und Europa zu verschiffen begann, zeigte sich bald dass die japanischen Sorten für den See- transport nicht trocken genug waren; die fremden Kaufleute legten deshalb Darröfen an, um den gekauften Quantitäten vor der Verschiffung die gehörige Trockenheit zu geben. Aber bald wurde den Japanern klar worauf es ankam; die einheimischen Theehändler richteten selbst Factoreien ein, wo das Dörren im Grossen jetzt wohlfeiler und ganz nach dem Bedürfniss der Ausfuhr besorgt wird. Ob der Thee in Japan, wie vielfach in China, für die Fremden mit wohlriechenden Blumen parfümirt wird ist zweifelhaft 11); das starke aber nicht nach- haltige Bouquet mancher Arten macht die Annahme wahrscheinlich. Die bis jetzt dort bekannten Sorten stehen weit unter den besseren chinesischen, die feinsten sollen aber garnicht in die Hände der Fremden gelangen und von den Vornehmen des Landes sehr theuer bezahlt werden. Die Ausfuhr ist noch gering; sie betrug 1863 etwas 10) Feine Theesorten müssen wohl verschlossen und fern von starkriechenden Gegenständen aufbewahrt werden. Professor Nees von Esenbeck legte mehrere Päckchen Thee neben Droguen und Chemicalien und fand nach kurzer Zeit, dass sie alle Würze verloren hatten. 11) Die Blüthen und Wurzeln folgender Gewächse sollen vorzugsweise zum Par- fümiren des Thees dienen: Curcuma longa, Iris florentina, Magorium Zambac, Vitex spicata, Camelia sasanqua, C. oleifera, Olea fragrans, Chloranthus inconspicuus. Japanische Feinschmecker sollen zuweilen eine Handvoll Thee in die Blüthe des heiligen Lotus (Nelumbium speciosum) schütten und über Nacht darin lassen, um ihn am Morgen zu geniessen.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/99>, abgerufen am 27.04.2024.