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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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VII. Compostdünger. Bodenbeschaffenheit.
irgend einen anderen Zusatz soweit mit Wasser verdünnt, dass die
Masse sich durch tüchtiges Umrühren in einen fein zertheilten und
gleichmässigen Brei verwandeln lässt. Man setzt dann beim Anwachsen
des Vorrathes unter gleicher Behandlung immer mehr Excremente
und Wasser zu bis das Fass voll ist, arbeitet die Masse nochmals
gehörig durch und lässt sie je nach der Witterung noch zwei bis
drei Wochen gähren; die festen Bestandtheile senken sich allmälich,
das Wasser verdunstet. Ein zum Verschieben eingerichtetes Stroh-
dach wird nur bei Regenwetter vor die Grube gezogen, bei klarem
Himmel dagegen seitwärts gerückt, damit Sonne und Wind gehörig
auf die Masse wirken können. In frischem Zustande verwendet der
Japaner seinen Dünger niemals.

Compostdünger wird aus Stroh und Häcksel, überflüssiger
Spreu, den aufgesammelten Excrementen der Pferde, Schalen und
Abfällen von Gemüsen, Fischen und Seethieren bereitet. Man bringt
diese Ingredienzien mit etwas Rasenerde vermischt in kleine Haufen
und versieht diese mit einem Strohdach. Ab und zu werden sie
befeuchtet und umgestochen, und machen unter der kräftigen Ein-
wirkung der Sonne eine rasche Fäulniss durch. Dieser Compost
dient, wie die Asche, zur Bodendüngung vor der Bestellung, der
breiartige aus menschlichen Excrementen bereitete ausschliesslich
zur Kopfdüngung.

Die mineralische Zusammensetzung des japanischen Bodens
soll, -- ausser den Gegenden die vulcanischen Ursprungs sind, --
im Allgemeinen dem Ackerbau nicht besonders günstig sein. Euro-
päer, welche die Landreise von Nangasaki nach Yeddo gemacht
haben, erzählen von der auffallenden Ausdehnung sandiger Strecken
die nichtsdestoweniger mit grossem Erfolge bebaut werden. Bei
Kanagava und Yeddo fand der landwirthschaftliche Sachverständige
der Expedition, von welchem die hier mitgetheilten Angaben grossen-
theils herrühren, auf den Höhen überall einen braunen, sehr feinen,
aber nicht allzu fetten Thon, in den Thälern dagegen eine schwarze
lockere Gartenerde, die man bei Abgrabungen in gleicher wenn auch
etwas festerer Qualität bis auf zwölf bis funfzehn Fuss Tiefe ver-
folgen konnte. Dieser Boden macht den Eindruck grosser Frucht-
barkeit, soll aber nichtsdestoweniger arm sein; der gartenkundige
Fortune, der sie auch auf höher gelegene Ebenen fand, vergleicht
die Formation einem durch lange Bebauung umgestalteten Torfmoor,
dessen Niveau stellenweise durch vulcanische Kräfte gehoben wäre,

VII. Compostdünger. Bodenbeschaffenheit.
irgend einen anderen Zusatz soweit mit Wasser verdünnt, dass die
Masse sich durch tüchtiges Umrühren in einen fein zertheilten und
gleichmässigen Brei verwandeln lässt. Man setzt dann beim Anwachsen
des Vorrathes unter gleicher Behandlung immer mehr Excremente
und Wasser zu bis das Fass voll ist, arbeitet die Masse nochmals
gehörig durch und lässt sie je nach der Witterung noch zwei bis
drei Wochen gähren; die festen Bestandtheile senken sich allmälich,
das Wasser verdunstet. Ein zum Verschieben eingerichtetes Stroh-
dach wird nur bei Regenwetter vor die Grube gezogen, bei klarem
Himmel dagegen seitwärts gerückt, damit Sonne und Wind gehörig
auf die Masse wirken können. In frischem Zustande verwendet der
Japaner seinen Dünger niemals.

Compostdünger wird aus Stroh und Häcksel, überflüssiger
Spreu, den aufgesammelten Excrementen der Pferde, Schalen und
Abfällen von Gemüsen, Fischen und Seethieren bereitet. Man bringt
diese Ingredienzien mit etwas Rasenerde vermischt in kleine Haufen
und versieht diese mit einem Strohdach. Ab und zu werden sie
befeuchtet und umgestochen, und machen unter der kräftigen Ein-
wirkung der Sonne eine rasche Fäulniss durch. Dieser Compost
dient, wie die Asche, zur Bodendüngung vor der Bestellung, der
breiartige aus menschlichen Excrementen bereitete ausschliesslich
zur Kopfdüngung.

Die mineralische Zusammensetzung des japanischen Bodens
soll, — ausser den Gegenden die vulcanischen Ursprungs sind, —
im Allgemeinen dem Ackerbau nicht besonders günstig sein. Euro-
päer, welche die Landreise von Naṅgasaki nach Yeddo gemacht
haben, erzählen von der auffallenden Ausdehnung sandiger Strecken
die nichtsdestoweniger mit grossem Erfolge bebaut werden. Bei
Kanagava und Yeddo fand der landwirthschaftliche Sachverständige
der Expedition, von welchem die hier mitgetheilten Angaben grossen-
theils herrühren, auf den Höhen überall einen braunen, sehr feinen,
aber nicht allzu fetten Thon, in den Thälern dagegen eine schwarze
lockere Gartenerde, die man bei Abgrabungen in gleicher wenn auch
etwas festerer Qualität bis auf zwölf bis funfzehn Fuss Tiefe ver-
folgen konnte. Dieser Boden macht den Eindruck grosser Frucht-
barkeit, soll aber nichtsdestoweniger arm sein; der gartenkundige
Fortune, der sie auch auf höher gelegene Ebenen fand, vergleicht
die Formation einem durch lange Bebauung umgestalteten Torfmoor,
dessen Niveau stellenweise durch vulcanische Kräfte gehoben wäre,

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[71/0091] VII. Compostdünger. Bodenbeschaffenheit. irgend einen anderen Zusatz soweit mit Wasser verdünnt, dass die Masse sich durch tüchtiges Umrühren in einen fein zertheilten und gleichmässigen Brei verwandeln lässt. Man setzt dann beim Anwachsen des Vorrathes unter gleicher Behandlung immer mehr Excremente und Wasser zu bis das Fass voll ist, arbeitet die Masse nochmals gehörig durch und lässt sie je nach der Witterung noch zwei bis drei Wochen gähren; die festen Bestandtheile senken sich allmälich, das Wasser verdunstet. Ein zum Verschieben eingerichtetes Stroh- dach wird nur bei Regenwetter vor die Grube gezogen, bei klarem Himmel dagegen seitwärts gerückt, damit Sonne und Wind gehörig auf die Masse wirken können. In frischem Zustande verwendet der Japaner seinen Dünger niemals. Compostdünger wird aus Stroh und Häcksel, überflüssiger Spreu, den aufgesammelten Excrementen der Pferde, Schalen und Abfällen von Gemüsen, Fischen und Seethieren bereitet. Man bringt diese Ingredienzien mit etwas Rasenerde vermischt in kleine Haufen und versieht diese mit einem Strohdach. Ab und zu werden sie befeuchtet und umgestochen, und machen unter der kräftigen Ein- wirkung der Sonne eine rasche Fäulniss durch. Dieser Compost dient, wie die Asche, zur Bodendüngung vor der Bestellung, der breiartige aus menschlichen Excrementen bereitete ausschliesslich zur Kopfdüngung. Die mineralische Zusammensetzung des japanischen Bodens soll, — ausser den Gegenden die vulcanischen Ursprungs sind, — im Allgemeinen dem Ackerbau nicht besonders günstig sein. Euro- päer, welche die Landreise von Naṅgasaki nach Yeddo gemacht haben, erzählen von der auffallenden Ausdehnung sandiger Strecken die nichtsdestoweniger mit grossem Erfolge bebaut werden. Bei Kanagava und Yeddo fand der landwirthschaftliche Sachverständige der Expedition, von welchem die hier mitgetheilten Angaben grossen- theils herrühren, auf den Höhen überall einen braunen, sehr feinen, aber nicht allzu fetten Thon, in den Thälern dagegen eine schwarze lockere Gartenerde, die man bei Abgrabungen in gleicher wenn auch etwas festerer Qualität bis auf zwölf bis funfzehn Fuss Tiefe ver- folgen konnte. Dieser Boden macht den Eindruck grosser Frucht- barkeit, soll aber nichtsdestoweniger arm sein; der gartenkundige Fortune, der sie auch auf höher gelegene Ebenen fand, vergleicht die Formation einem durch lange Bebauung umgestalteten Torfmoor, dessen Niveau stellenweise durch vulcanische Kräfte gehoben wäre,

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/91>, abgerufen am 27.04.2024.