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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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VII. Sommerfrucht. Reihencultur.
letzterer wird Anfang Juni, der Weizen etwas später mit kurzen
Sicheln geschnitten, und die Aernte theils gleich unter Dach ge-
schafft, theils in kleinen Garben auf den Acker gelegt. Die einge-
brachte Frucht klopft man auf scharfen Bambusgittern aus, wobei
die Aehren abspringen und niederfallen; die auf dem Felde gelassenen
Garben nimmt der Schnitter der Reihe nach auf und zündet sie an
der Spitze an, die Grannen fangen Feuer und brennen die Stiele
ab, die Aehren fallen leicht angesengt zu Boden und das brennende
Stroh wird weggeworfen, nachdem es die nächste Garbe entzündet.
Die Aehren werden dann in Körbe gesammelt und sammt den übrigen
zu Hause auf Tennen mit dem Flegel ausgedroschen. Der japa-
nische Landmann spart auf diese Weise viel Arbeitskraft; sein
Strohbedarf ist bei dem mangelnden Viehstand gering und durch
die eingetragenen Halme gedeckt; von dem Uebrigen schafft er nur
die Aehren nach Hause und lässt die weggeworfenen Strohbündel
auf dem Acker verbrennen, welchen sie düngen sollen.

Als Sommerfrucht werden auf dem trockenen Hügellande
Baumwolle, Sesam, die Eierpflanze, Mais, Hügelreis, Hirse, Mohr-
rüben, Rettige und andere Rübenarten, ein Sorghum, Zwiebeln,
Mohn, Gobbo (Arctium Gobbo), Lauch, Gurken, Melonen, Bataten,
Ingwer, Yams, Caladium, Auberginen, Linsen, Erbsen und mehrere
Bohnenarten, vorzüglich die Soya-Bohne gebaut. Man säet die
meisten lange vor der Reife der Winterfrucht in die frei gebliebenen
Streifen, die vorher sorgfältig gejätet, aufgelockert und mit Asche
oder Compost gedüngt wurden; sie erreichen dadurch eine längere
Vegetationsperiode und sind zur Zeit der Rübsamen- und Getreide-
Aernte gewöhnlich schon weit vorgeschritten. Nach deren Beendigung
hackt man die Stoppel der frei gewordenen Streifen sorgfältig um
und häuft sie mit dem lockeren Erdreich zum Faulen und Düngen
um die Wurzeln der Sommerfrucht an, die nun auch fleissig mit
Jauche begossen wird. So folgt Reihe auf Reihe, denn auch die
Winterfrucht wird meist vor der Reife der Sommerpflanzen bestellt
und mit deren Resten gedüngt. Eine bestimmte Fruchtfolge kennt
man nicht; der Landmann baut jedes Jahr was er braucht und
am besten verwerthen kann und erzielt zwar keine überreichen,
aber sehr gleichmässige Aernten. Die mangelhaften Transportmittel
verbieten namentlich im Inneren des Landes einen lebhaften Aus-
tausch, so dass die meisten Districte in hohem Maasse auf sich
selbst angewiesen sind. Selbst das Reisland wird nicht geschont,

VII. Sommerfrucht. Reihencultur.
letzterer wird Anfang Juni, der Weizen etwas später mit kurzen
Sicheln geschnitten, und die Aernte theils gleich unter Dach ge-
schafft, theils in kleinen Garben auf den Acker gelegt. Die einge-
brachte Frucht klopft man auf scharfen Bambusgittern aus, wobei
die Aehren abspringen und niederfallen; die auf dem Felde gelassenen
Garben nimmt der Schnitter der Reihe nach auf und zündet sie an
der Spitze an, die Grannen fangen Feuer und brennen die Stiele
ab, die Aehren fallen leicht angesengt zu Boden und das brennende
Stroh wird weggeworfen, nachdem es die nächste Garbe entzündet.
Die Aehren werden dann in Körbe gesammelt und sammt den übrigen
zu Hause auf Tennen mit dem Flegel ausgedroschen. Der japa-
nische Landmann spart auf diese Weise viel Arbeitskraft; sein
Strohbedarf ist bei dem mangelnden Viehstand gering und durch
die eingetragenen Halme gedeckt; von dem Uebrigen schafft er nur
die Aehren nach Hause und lässt die weggeworfenen Strohbündel
auf dem Acker verbrennen, welchen sie düngen sollen.

Als Sommerfrucht werden auf dem trockenen Hügellande
Baumwolle, Sesam, die Eierpflanze, Mais, Hügelreis, Hirse, Mohr-
rüben, Rettige und andere Rübenarten, ein Sorghum, Zwiebeln,
Mohn, Gobbo (Arctium Gobbo), Lauch, Gurken, Melonen, Bataten,
Ingwer, Yams, Caladium, Auberginen, Linsen, Erbsen und mehrere
Bohnenarten, vorzüglich die Soya-Bohne gebaut. Man säet die
meisten lange vor der Reife der Winterfrucht in die frei gebliebenen
Streifen, die vorher sorgfältig gejätet, aufgelockert und mit Asche
oder Compost gedüngt wurden; sie erreichen dadurch eine längere
Vegetationsperiode und sind zur Zeit der Rübsamen- und Getreide-
Aernte gewöhnlich schon weit vorgeschritten. Nach deren Beendigung
hackt man die Stoppel der frei gewordenen Streifen sorgfältig um
und häuft sie mit dem lockeren Erdreich zum Faulen und Düngen
um die Wurzeln der Sommerfrucht an, die nun auch fleissig mit
Jauche begossen wird. So folgt Reihe auf Reihe, denn auch die
Winterfrucht wird meist vor der Reife der Sommerpflanzen bestellt
und mit deren Resten gedüngt. Eine bestimmte Fruchtfolge kennt
man nicht; der Landmann baut jedes Jahr was er braucht und
am besten verwerthen kann und erzielt zwar keine überreichen,
aber sehr gleichmässige Aernten. Die mangelhaften Transportmittel
verbieten namentlich im Inneren des Landes einen lebhaften Aus-
tausch, so dass die meisten Districte in hohem Maasse auf sich
selbst angewiesen sind. Selbst das Reisland wird nicht geschont,

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[69/0089] VII. Sommerfrucht. Reihencultur. letzterer wird Anfang Juni, der Weizen etwas später mit kurzen Sicheln geschnitten, und die Aernte theils gleich unter Dach ge- schafft, theils in kleinen Garben auf den Acker gelegt. Die einge- brachte Frucht klopft man auf scharfen Bambusgittern aus, wobei die Aehren abspringen und niederfallen; die auf dem Felde gelassenen Garben nimmt der Schnitter der Reihe nach auf und zündet sie an der Spitze an, die Grannen fangen Feuer und brennen die Stiele ab, die Aehren fallen leicht angesengt zu Boden und das brennende Stroh wird weggeworfen, nachdem es die nächste Garbe entzündet. Die Aehren werden dann in Körbe gesammelt und sammt den übrigen zu Hause auf Tennen mit dem Flegel ausgedroschen. Der japa- nische Landmann spart auf diese Weise viel Arbeitskraft; sein Strohbedarf ist bei dem mangelnden Viehstand gering und durch die eingetragenen Halme gedeckt; von dem Uebrigen schafft er nur die Aehren nach Hause und lässt die weggeworfenen Strohbündel auf dem Acker verbrennen, welchen sie düngen sollen. Als Sommerfrucht werden auf dem trockenen Hügellande Baumwolle, Sesam, die Eierpflanze, Mais, Hügelreis, Hirse, Mohr- rüben, Rettige und andere Rübenarten, ein Sorghum, Zwiebeln, Mohn, Gobbo (Arctium Gobbo), Lauch, Gurken, Melonen, Bataten, Ingwer, Yams, Caladium, Auberginen, Linsen, Erbsen und mehrere Bohnenarten, vorzüglich die Soya-Bohne gebaut. Man säet die meisten lange vor der Reife der Winterfrucht in die frei gebliebenen Streifen, die vorher sorgfältig gejätet, aufgelockert und mit Asche oder Compost gedüngt wurden; sie erreichen dadurch eine längere Vegetationsperiode und sind zur Zeit der Rübsamen- und Getreide- Aernte gewöhnlich schon weit vorgeschritten. Nach deren Beendigung hackt man die Stoppel der frei gewordenen Streifen sorgfältig um und häuft sie mit dem lockeren Erdreich zum Faulen und Düngen um die Wurzeln der Sommerfrucht an, die nun auch fleissig mit Jauche begossen wird. So folgt Reihe auf Reihe, denn auch die Winterfrucht wird meist vor der Reife der Sommerpflanzen bestellt und mit deren Resten gedüngt. Eine bestimmte Fruchtfolge kennt man nicht; der Landmann baut jedes Jahr was er braucht und am besten verwerthen kann und erzielt zwar keine überreichen, aber sehr gleichmässige Aernten. Die mangelhaften Transportmittel verbieten namentlich im Inneren des Landes einen lebhaften Aus- tausch, so dass die meisten Districte in hohem Maasse auf sich selbst angewiesen sind. Selbst das Reisland wird nicht geschont,

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/89>, abgerufen am 28.04.2024.