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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Feldfrüchte. Reisbau. VII.
den genannten -- Weintrauben, Wassermelonen, Auberginen, Kür-
bisse, zwei Pflaumenarten, wilde Citronen, Mandeln, Kirschen,
Mispeln, Cactusfeigen, Wallnüsse, Himbeeren, Kastanien, Salisburia-
Nüsse und Diospyros Kaki, die sogenannte Quittenfeige, eine sehr
wohlschmeckende und erfrischende Frucht von schönem Aussehn.
Aechte Erdbeeren werden hier und da in Gärten cultivirt, eine ge-
schmacklose Fragaria wächst wild in den Wäldern.

Unter den Feldfrüchten 5) ist der Reis die wichtigste; --
davon gibt es zwei Arten, Flächen- und Hügel-Reis. Letzterer
bedarf keiner Bewässerung und wird unter den Sommerfrüchten
auf hochgelegenen oder abschüssigen Feldern, aber nur in geringer
Menge gebaut. Der Flächenreis dagegen liefert die Hauptmasse
der japanischen Nahrung und wächst in ebenen Thalgründen oder
auf sorgfältig nivellirten Aeckern, die sich stufenförmig die unteren
Berghänge hinaufziehen, zuweilen bis auf sechshundet Fuss Meeres-
höhe. Seine regelmässige Bewässerung wird aus Behältern bewirkt,
welche an der höchsten Stelle der Thalebene, oder auf dem Berges-
hang, oft sechs- bis siebenhundert Fuss hoch an platten quellen-
reichen Plätzen liegen. Die Schleuse des Reservoirs, deren Maass-
stab den Verbrauch genau anzeigt, steht gewöhnlich unter Aufsicht
der Obrigkeit; sie wird nach Bedarf geöffnet um das Wasser auf
das oberste Feld und von da stufenweise durch eine Reihe von
Schleusen auf die tiefer gelegenen zu leiten; man hat es, je nach
dem Vorrath, in der Gewalt, mehrere Aecker zugleich oder einen
nach dem anderen zu speisen. Ein Canal, welcher den Abfluss des
Reservoirs nach den Flüssen oder dem Meere vermittelt, wenn kein
Wasser gebraucht wird, nimmt, an den Feldern vorübergeleitet,
auch die dort überflüssig gewordene Menge in sich auf. Wo die
Bodenverhältnisse solche Anlage nicht zulassen, bewirkt man die
Bewässerung durch Schöpfräder.

Im Winter liegen die Reisfelder grösstentheils brach, nur
an wenigen Orten wird eine zweimalige Aernte gewonnen. Hier
häuft man im Spätherbst die Erde in den Feldern streifenweise zu
drei Fuss breiten Beeten auf, die in querlaufenden Zeilen mit
Frühgerste bestellt werden. Sie erheben sich bald als üppige Ra-
senbänke aus der Reissaat des überschwemmten Feldes und werden

5) In den folgenden von der Agricultur der Japaner handelnden Blättern hat der
Verfasser vorzüglich die Berichte des landwirthschaftlichen Sachverständigen der
Expedition und die Arbeiten der Herren von Siebold und Fortune benutzt.

Feldfrüchte. Reisbau. VII.
den genannten — Weintrauben, Wassermelonen, Auberginen, Kür-
bisse, zwei Pflaumenarten, wilde Citronen, Mandeln, Kirschen,
Mispeln, Cactusfeigen, Wallnüsse, Himbeeren, Kastanien, Salisburia-
Nüsse und Diospyros Kaki, die sogenannte Quittenfeige, eine sehr
wohlschmeckende und erfrischende Frucht von schönem Aussehn.
Aechte Erdbeeren werden hier und da in Gärten cultivirt, eine ge-
schmacklose Fragaria wächst wild in den Wäldern.

Unter den Feldfrüchten 5) ist der Reis die wichtigste; —
davon gibt es zwei Arten, Flächen- und Hügel-Reis. Letzterer
bedarf keiner Bewässerung und wird unter den Sommerfrüchten
auf hochgelegenen oder abschüssigen Feldern, aber nur in geringer
Menge gebaut. Der Flächenreis dagegen liefert die Hauptmasse
der japanischen Nahrung und wächst in ebenen Thalgründen oder
auf sorgfältig nivellirten Aeckern, die sich stufenförmig die unteren
Berghänge hinaufziehen, zuweilen bis auf sechshundet Fuss Meeres-
höhe. Seine regelmässige Bewässerung wird aus Behältern bewirkt,
welche an der höchsten Stelle der Thalebene, oder auf dem Berges-
hang, oft sechs- bis siebenhundert Fuss hoch an platten quellen-
reichen Plätzen liegen. Die Schleuse des Reservoirs, deren Maass-
stab den Verbrauch genau anzeigt, steht gewöhnlich unter Aufsicht
der Obrigkeit; sie wird nach Bedarf geöffnet um das Wasser auf
das oberste Feld und von da stufenweise durch eine Reihe von
Schleusen auf die tiefer gelegenen zu leiten; man hat es, je nach
dem Vorrath, in der Gewalt, mehrere Aecker zugleich oder einen
nach dem anderen zu speisen. Ein Canal, welcher den Abfluss des
Reservoirs nach den Flüssen oder dem Meere vermittelt, wenn kein
Wasser gebraucht wird, nimmt, an den Feldern vorübergeleitet,
auch die dort überflüssig gewordene Menge in sich auf. Wo die
Bodenverhältnisse solche Anlage nicht zulassen, bewirkt man die
Bewässerung durch Schöpfräder.

Im Winter liegen die Reisfelder grösstentheils brach, nur
an wenigen Orten wird eine zweimalige Aernte gewonnen. Hier
häuft man im Spätherbst die Erde in den Feldern streifenweise zu
drei Fuss breiten Beeten auf, die in querlaufenden Zeilen mit
Frühgerste bestellt werden. Sie erheben sich bald als üppige Ra-
senbänke aus der Reissaat des überschwemmten Feldes und werden

5) In den folgenden von der Agricultur der Japaner handelnden Blättern hat der
Verfasser vorzüglich die Berichte des landwirthschaftlichen Sachverständigen der
Expedition und die Arbeiten der Herren von Siebold und Fortune benutzt.
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[66/0086] Feldfrüchte. Reisbau. VII. den genannten — Weintrauben, Wassermelonen, Auberginen, Kür- bisse, zwei Pflaumenarten, wilde Citronen, Mandeln, Kirschen, Mispeln, Cactusfeigen, Wallnüsse, Himbeeren, Kastanien, Salisburia- Nüsse und Diospyros Kaki, die sogenannte Quittenfeige, eine sehr wohlschmeckende und erfrischende Frucht von schönem Aussehn. Aechte Erdbeeren werden hier und da in Gärten cultivirt, eine ge- schmacklose Fragaria wächst wild in den Wäldern. Unter den Feldfrüchten 5) ist der Reis die wichtigste; — davon gibt es zwei Arten, Flächen- und Hügel-Reis. Letzterer bedarf keiner Bewässerung und wird unter den Sommerfrüchten auf hochgelegenen oder abschüssigen Feldern, aber nur in geringer Menge gebaut. Der Flächenreis dagegen liefert die Hauptmasse der japanischen Nahrung und wächst in ebenen Thalgründen oder auf sorgfältig nivellirten Aeckern, die sich stufenförmig die unteren Berghänge hinaufziehen, zuweilen bis auf sechshundet Fuss Meeres- höhe. Seine regelmässige Bewässerung wird aus Behältern bewirkt, welche an der höchsten Stelle der Thalebene, oder auf dem Berges- hang, oft sechs- bis siebenhundert Fuss hoch an platten quellen- reichen Plätzen liegen. Die Schleuse des Reservoirs, deren Maass- stab den Verbrauch genau anzeigt, steht gewöhnlich unter Aufsicht der Obrigkeit; sie wird nach Bedarf geöffnet um das Wasser auf das oberste Feld und von da stufenweise durch eine Reihe von Schleusen auf die tiefer gelegenen zu leiten; man hat es, je nach dem Vorrath, in der Gewalt, mehrere Aecker zugleich oder einen nach dem anderen zu speisen. Ein Canal, welcher den Abfluss des Reservoirs nach den Flüssen oder dem Meere vermittelt, wenn kein Wasser gebraucht wird, nimmt, an den Feldern vorübergeleitet, auch die dort überflüssig gewordene Menge in sich auf. Wo die Bodenverhältnisse solche Anlage nicht zulassen, bewirkt man die Bewässerung durch Schöpfräder. Im Winter liegen die Reisfelder grösstentheils brach, nur an wenigen Orten wird eine zweimalige Aernte gewonnen. Hier häuft man im Spätherbst die Erde in den Feldern streifenweise zu drei Fuss breiten Beeten auf, die in querlaufenden Zeilen mit Frühgerste bestellt werden. Sie erheben sich bald als üppige Ra- senbänke aus der Reissaat des überschwemmten Feldes und werden 5) In den folgenden von der Agricultur der Japaner handelnden Blättern hat der Verfasser vorzüglich die Berichte des landwirthschaftlichen Sachverständigen der Expedition und die Arbeiten der Herren von Siebold und Fortune benutzt.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/86>, abgerufen am 28.04.2024.