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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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VI. Erziehung. Jagd. Geschenke.
kleinen Netzen an der Spitze: sie theilen sich in zwei Partheien,
die eine mit rothen, die andere mit weissen Bällen, jede vertheidigt
ein Fangloch und sucht ihre eigenen Bälle in das des Gegners zu
treiben. Das Spiel erfordert viel Gewandtheit zu Pferde; es soll
wild dabei hergehen. Sakai seufzte über die ausgelassene Jugend
und machte einige Mittheilungen über Kindererziehung: die Söhne
guter Familien erhielten niemals Schläge; eine gewöhnliche Strafe
sei, sie mit dem Schwert an der Seite eine Zeit lang knieen zu
lassen. -- Dann kam das Gespräch auf die Jagd: sie ist in der
Umgegend von Yeddo seit dessen Gründung als Residenz Regal des
Taikun. Die Jägerei, hiess es, werde von Vielen sehr geliebt und
von einigen Daimio's auf ihren Besitzungen auch wohl ausgeübt;
doch gebe es im ganzen Lande auch Jäger von Profession, die vom
Waidwerk lebten und verpflichtet wären, alle schädlichen Thiere
auszurotten. In einigen Districten habe der Landmann das Jagd-
recht auf seiner Pachtung, ohne dafür eine besondere Steuer zu
zahlen; der Eigenthümer könne dasselbe dort nur dann einem Andern
übertragen, wenn der Pächter nicht selbst jagen will. In manchen
Gegenden dürften die jagdberechtigten Landleute sogar auf dem
ganzen Territorium ihres Grundherrn das Waidwerk üben, in anderen
würde dieses Recht besonders verpachtet. Kaufleuten und Hand-
werkern wäre alles Waffentragen, also auch die Jagd ein für allemal
verboten. -- Das meiste Wild kommt nach Yeddo aus der Umgegend
des Fusi-yama, wo es viel Hirsche und Wildschweine giebt. Die
niederen Classen allein essen deren Fleisch; den meisten Secten ist
nur der Genuss des Geflügels erlaubt.

Auch diesmal wurden die Bunyo's wieder mit Kleinigkeiten
beschenkt. Hori freute sich besonders an einer Schnur Bernstein-
perlen: "die wolle er seiner alten Haut schenken"; -- er meinte
seine siebzigjährige Mutter. -- Die Japaner kennen den Bernstein,
der auch auf Yeso, aber nur in kleinen Stücken von dunkeler Farbe
gefunden wird. Sakai warf ein Stückchen auf das Kohlenfeuer und
fächelte sich den Duft in die Nase. Er liess sogleich eine Perle an
seinen Schwertgriff befestigen; die grösste sollte seinen Tabaksbeutel
zieren. Auf des Grafen Frage, wie ihm die neulich geschenkte
Stahlklingel gefalle, antwortete Sakai, sie behage ihm selbst sehr
wohl, nicht aber "seiner Jungfer", die jetzt viel öfter als sonst gerufen
werde. Dabei kam heraus, dass vornehme Japaner für die äusseren
Gemächer männliche, für die inneren nur weibliche Bedienung

VI. Erziehung. Jagd. Geschenke.
kleinen Netzen an der Spitze: sie theilen sich in zwei Partheien,
die eine mit rothen, die andere mit weissen Bällen, jede vertheidigt
ein Fangloch und sucht ihre eigenen Bälle in das des Gegners zu
treiben. Das Spiel erfordert viel Gewandtheit zu Pferde; es soll
wild dabei hergehen. Sakaï seufzte über die ausgelassene Jugend
und machte einige Mittheilungen über Kindererziehung: die Söhne
guter Familien erhielten niemals Schläge; eine gewöhnliche Strafe
sei, sie mit dem Schwert an der Seite eine Zeit lang knieen zu
lassen. — Dann kam das Gespräch auf die Jagd: sie ist in der
Umgegend von Yeddo seit dessen Gründung als Residenz Regal des
Taïkūn. Die Jägerei, hiess es, werde von Vielen sehr geliebt und
von einigen Daïmio’s auf ihren Besitzungen auch wohl ausgeübt;
doch gebe es im ganzen Lande auch Jäger von Profession, die vom
Waidwerk lebten und verpflichtet wären, alle schädlichen Thiere
auszurotten. In einigen Districten habe der Landmann das Jagd-
recht auf seiner Pachtung, ohne dafür eine besondere Steuer zu
zahlen; der Eigenthümer könne dasselbe dort nur dann einem Andern
übertragen, wenn der Pächter nicht selbst jagen will. In manchen
Gegenden dürften die jagdberechtigten Landleute sogar auf dem
ganzen Territorium ihres Grundherrn das Waidwerk üben, in anderen
würde dieses Recht besonders verpachtet. Kaufleuten und Hand-
werkern wäre alles Waffentragen, also auch die Jagd ein für allemal
verboten. — Das meiste Wild kommt nach Yeddo aus der Umgegend
des Fusi-yama, wo es viel Hirsche und Wildschweine giebt. Die
niederen Classen allein essen deren Fleisch; den meisten Secten ist
nur der Genuss des Geflügels erlaubt.

Auch diesmal wurden die Bunyo’s wieder mit Kleinigkeiten
beschenkt. Hori freute sich besonders an einer Schnur Bernstein-
perlen: »die wolle er seiner alten Haut schenken«; — er meinte
seine siebzigjährige Mutter. — Die Japaner kennen den Bernstein,
der auch auf Yeso, aber nur in kleinen Stücken von dunkeler Farbe
gefunden wird. Sakaï warf ein Stückchen auf das Kohlenfeuer und
fächelte sich den Duft in die Nase. Er liess sogleich eine Perle an
seinen Schwertgriff befestigen; die grösste sollte seinen Tabaksbeutel
zieren. Auf des Grafen Frage, wie ihm die neulich geschenkte
Stahlklingel gefalle, antwortete Sakaï, sie behage ihm selbst sehr
wohl, nicht aber »seiner Jungfer«, die jetzt viel öfter als sonst gerufen
werde. Dabei kam heraus, dass vornehme Japaner für die äusseren
Gemächer männliche, für die inneren nur weibliche Bedienung

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[53/0073] VI. Erziehung. Jagd. Geschenke. kleinen Netzen an der Spitze: sie theilen sich in zwei Partheien, die eine mit rothen, die andere mit weissen Bällen, jede vertheidigt ein Fangloch und sucht ihre eigenen Bälle in das des Gegners zu treiben. Das Spiel erfordert viel Gewandtheit zu Pferde; es soll wild dabei hergehen. Sakaï seufzte über die ausgelassene Jugend und machte einige Mittheilungen über Kindererziehung: die Söhne guter Familien erhielten niemals Schläge; eine gewöhnliche Strafe sei, sie mit dem Schwert an der Seite eine Zeit lang knieen zu lassen. — Dann kam das Gespräch auf die Jagd: sie ist in der Umgegend von Yeddo seit dessen Gründung als Residenz Regal des Taïkūn. Die Jägerei, hiess es, werde von Vielen sehr geliebt und von einigen Daïmio’s auf ihren Besitzungen auch wohl ausgeübt; doch gebe es im ganzen Lande auch Jäger von Profession, die vom Waidwerk lebten und verpflichtet wären, alle schädlichen Thiere auszurotten. In einigen Districten habe der Landmann das Jagd- recht auf seiner Pachtung, ohne dafür eine besondere Steuer zu zahlen; der Eigenthümer könne dasselbe dort nur dann einem Andern übertragen, wenn der Pächter nicht selbst jagen will. In manchen Gegenden dürften die jagdberechtigten Landleute sogar auf dem ganzen Territorium ihres Grundherrn das Waidwerk üben, in anderen würde dieses Recht besonders verpachtet. Kaufleuten und Hand- werkern wäre alles Waffentragen, also auch die Jagd ein für allemal verboten. — Das meiste Wild kommt nach Yeddo aus der Umgegend des Fusi-yama, wo es viel Hirsche und Wildschweine giebt. Die niederen Classen allein essen deren Fleisch; den meisten Secten ist nur der Genuss des Geflügels erlaubt. Auch diesmal wurden die Bunyo’s wieder mit Kleinigkeiten beschenkt. Hori freute sich besonders an einer Schnur Bernstein- perlen: »die wolle er seiner alten Haut schenken«; — er meinte seine siebzigjährige Mutter. — Die Japaner kennen den Bernstein, der auch auf Yeso, aber nur in kleinen Stücken von dunkeler Farbe gefunden wird. Sakaï warf ein Stückchen auf das Kohlenfeuer und fächelte sich den Duft in die Nase. Er liess sogleich eine Perle an seinen Schwertgriff befestigen; die grösste sollte seinen Tabaksbeutel zieren. Auf des Grafen Frage, wie ihm die neulich geschenkte Stahlklingel gefalle, antwortete Sakaï, sie behage ihm selbst sehr wohl, nicht aber »seiner Jungfer«, die jetzt viel öfter als sonst gerufen werde. Dabei kam heraus, dass vornehme Japaner für die äusseren Gemächer männliche, für die inneren nur weibliche Bedienung

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/73>, abgerufen am 22.11.2024.