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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Die Tactik des General von Brandt. Hori und Sakai. VI.
in das Japanische übersetzt, bis dahin aber nur in Manuscripten
vorhanden. -- Ein handschriftliches Exemplar überreichte Hori
kurze Zeit darauf Herrn von Brandt; seitdem ist das Werk schon
in zwei japanischen Auflagen gedruckt worden. -- Die Bunyo's
fragten ferner, ob Decker, der Herausgeber der "Handbibliothek
für Officiere" ebenfalls ein Preusse sei, und zeigten sich auch mit
diesem Werke vertraut.

Als Hori sich nach Tisch einen Augenblick in das Vorzimmer
begab, steckte er sein grosses Schwert an, das bei längeren Besuchen
gewöhnlich abgelegt wird. Der Gesandte fragte nach dem Grunde,
worauf Moriyama erklärte, ein Mann von Stande dürfe niemals ohne
seine beiden Schwerter betroffen werden. "Hori könne ja von
Mördern überfallen oder durch ein plötzliches Erdbeben gezwungen
werden auf die Strasse zu flüchten; dann sei er entehrt ohne seine
beiden Schwerter." Ein redendes Zeugniss für die Häufigkeit der
Gewaltthaten und Erdbeben! Auch schlafend scheinen die Samrai
sich nicht von ihren Waffen zu trennen. -- Die Bunyo's waren
diesmal ungewöhnlich gesprächig, besonders Sakai, aus dessen
ganzem Wesen der behagliche Lebemann und gemüthliche Familien-
vater sprach. Er erzählte allerlei Schönes von seinen Kindern,
unter denen der älteste Sohn der Spielkamerad des Taikun sei und
täglich in dessen Palast gehe.

Bei ihrem nächsten Besuche übergab Graf Eulenburg den
Bunyo's im Namen seiner Regierung die für den Taikun bestimmten
Globen des Himmels und der Erde. Dieses Geschenk machte einigen
Eindruck: "Der Kaiser", sagten sie, "werde es als einen besonderen
Schatz bewahren." Sie liessen sich den Weg unserer Schiffe und
den des Gesandten zeigen, wussten recht gut Bescheid über die
Lage der Länder und lachten herzlich über die verschwindende
Kleinheit der japanischen Inseln. Der joviale Sakai sprach den
Wunsch aus, einmal als Gesandter nach Preussen zu gehen: "Er
fürchte nur, dort so viel zu trinken, dass ihn der Schlag rühren
würde." Kalte Küche und Champagner mundeten ihm auch diesmal
vortrefflich und es entspann sich ein heiteres Gespräch.

Sakai erzählte, sein Sohn sei heut nach seinem zweiten
Palast gegangen um dort Ball zu spielen; jeder Mann von Stande
besitze nämlich zwei Häuser in verschiedenen Stadtvierteln, "um,
wenn das eine brenne, nicht in Verlegenheit zu gerathen." Das
Ballspiel wird zu Pferde geübt, die Spieler führen Stangen mit

Die Tactik des General von Brandt. Hori und Sakaï. VI.
in das Japanische übersetzt, bis dahin aber nur in Manuscripten
vorhanden. — Ein handschriftliches Exemplar überreichte Hori
kurze Zeit darauf Herrn von Brandt; seitdem ist das Werk schon
in zwei japanischen Auflagen gedruckt worden. — Die Bunyo’s
fragten ferner, ob Decker, der Herausgeber der »Handbibliothek
für Officiere« ebenfalls ein Preusse sei, und zeigten sich auch mit
diesem Werke vertraut.

Als Hori sich nach Tisch einen Augenblick in das Vorzimmer
begab, steckte er sein grosses Schwert an, das bei längeren Besuchen
gewöhnlich abgelegt wird. Der Gesandte fragte nach dem Grunde,
worauf Moriyama erklärte, ein Mann von Stande dürfe niemals ohne
seine beiden Schwerter betroffen werden. »Hori könne ja von
Mördern überfallen oder durch ein plötzliches Erdbeben gezwungen
werden auf die Strasse zu flüchten; dann sei er entehrt ohne seine
beiden Schwerter.« Ein redendes Zeugniss für die Häufigkeit der
Gewaltthaten und Erdbeben! Auch schlafend scheinen die Samraï
sich nicht von ihren Waffen zu trennen. — Die Bunyo’s waren
diesmal ungewöhnlich gesprächig, besonders Sakaï, aus dessen
ganzem Wesen der behagliche Lebemann und gemüthliche Familien-
vater sprach. Er erzählte allerlei Schönes von seinen Kindern,
unter denen der älteste Sohn der Spielkamerad des Taïkūn sei und
täglich in dessen Palast gehe.

Bei ihrem nächsten Besuche übergab Graf Eulenburg den
Bunyo’s im Namen seiner Regierung die für den Taïkūn bestimmten
Globen des Himmels und der Erde. Dieses Geschenk machte einigen
Eindruck: »Der Kaiser«, sagten sie, »werde es als einen besonderen
Schatz bewahren.« Sie liessen sich den Weg unserer Schiffe und
den des Gesandten zeigen, wussten recht gut Bescheid über die
Lage der Länder und lachten herzlich über die verschwindende
Kleinheit der japanischen Inseln. Der joviale Sakaï sprach den
Wunsch aus, einmal als Gesandter nach Preussen zu gehen: »Er
fürchte nur, dort so viel zu trinken, dass ihn der Schlag rühren
würde.« Kalte Küche und Champagner mundeten ihm auch diesmal
vortrefflich und es entspann sich ein heiteres Gespräch.

Sakaï erzählte, sein Sohn sei heut nach seinem zweiten
Palast gegangen um dort Ball zu spielen; jeder Mann von Stande
besitze nämlich zwei Häuser in verschiedenen Stadtvierteln, »um,
wenn das eine brenne, nicht in Verlegenheit zu gerathen.« Das
Ballspiel wird zu Pferde geübt, die Spieler führen Stangen mit

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[52/0072] Die Tactik des General von Brandt. Hori und Sakaï. VI. in das Japanische übersetzt, bis dahin aber nur in Manuscripten vorhanden. — Ein handschriftliches Exemplar überreichte Hori kurze Zeit darauf Herrn von Brandt; seitdem ist das Werk schon in zwei japanischen Auflagen gedruckt worden. — Die Bunyo’s fragten ferner, ob Decker, der Herausgeber der »Handbibliothek für Officiere« ebenfalls ein Preusse sei, und zeigten sich auch mit diesem Werke vertraut. Als Hori sich nach Tisch einen Augenblick in das Vorzimmer begab, steckte er sein grosses Schwert an, das bei längeren Besuchen gewöhnlich abgelegt wird. Der Gesandte fragte nach dem Grunde, worauf Moriyama erklärte, ein Mann von Stande dürfe niemals ohne seine beiden Schwerter betroffen werden. »Hori könne ja von Mördern überfallen oder durch ein plötzliches Erdbeben gezwungen werden auf die Strasse zu flüchten; dann sei er entehrt ohne seine beiden Schwerter.« Ein redendes Zeugniss für die Häufigkeit der Gewaltthaten und Erdbeben! Auch schlafend scheinen die Samraï sich nicht von ihren Waffen zu trennen. — Die Bunyo’s waren diesmal ungewöhnlich gesprächig, besonders Sakaï, aus dessen ganzem Wesen der behagliche Lebemann und gemüthliche Familien- vater sprach. Er erzählte allerlei Schönes von seinen Kindern, unter denen der älteste Sohn der Spielkamerad des Taïkūn sei und täglich in dessen Palast gehe. Bei ihrem nächsten Besuche übergab Graf Eulenburg den Bunyo’s im Namen seiner Regierung die für den Taïkūn bestimmten Globen des Himmels und der Erde. Dieses Geschenk machte einigen Eindruck: »Der Kaiser«, sagten sie, »werde es als einen besonderen Schatz bewahren.« Sie liessen sich den Weg unserer Schiffe und den des Gesandten zeigen, wussten recht gut Bescheid über die Lage der Länder und lachten herzlich über die verschwindende Kleinheit der japanischen Inseln. Der joviale Sakaï sprach den Wunsch aus, einmal als Gesandter nach Preussen zu gehen: »Er fürchte nur, dort so viel zu trinken, dass ihn der Schlag rühren würde.« Kalte Küche und Champagner mundeten ihm auch diesmal vortrefflich und es entspann sich ein heiteres Gespräch. Sakaï erzählte, sein Sohn sei heut nach seinem zweiten Palast gegangen um dort Ball zu spielen; jeder Mann von Stande besitze nämlich zwei Häuser in verschiedenen Stadtvierteln, »um, wenn das eine brenne, nicht in Verlegenheit zu gerathen.« Das Ballspiel wird zu Pferde geübt, die Spieler führen Stangen mit

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/72>, abgerufen am 22.11.2024.