[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.Austausch der Ratifications-Instrumente. Anh. II. über die Ergebnisse der Berathung zu erhalten. Nun schienen dieMinister am Ende ihrer Ausflüchte zu sein und stellten den Aus- tausch auf der Gazelle in nahe Aussicht, versuchten jedoch noch- mals, die Preussen zu einem kurzen Rückzug nach Yokuhama zu bewegen, "nur damit die Regierung nicht gezwungen zu handeln scheine." Der General-Consul gab dagegen für seinen Vorschlag nur eine Frist bis zum 19. Januar und erklärte sich nach diesem Datum nicht mehr daran gebunden zu halten; dehnte jedoch auf Ersuchen die Frist bis zum 22. aus. Am 19. erschien der zur Aus- wechselung der Urkunden bevollmächtigte Commissar Tamura Figo- no-kami bei ihm zur Feststellung des Ceremoniels, womit man nach einigen Schwierigkeiten zu Stande kam. Die Schlacht war glänzend gewonnen. Die Feierlichkeit war auf den 21. Januar anberaumt. Am 19) Das Aeussere der japanischen Ratifications-Instrumente war sehr prächtig;
man hatte die Urkunden mit der Uebersetzung den Vertrags-Originalen vorgeheftet und das Ganze in Goldstoff gebunden. Die eigenhändige Unterschrift des Taikun Jye-Motsi stand mit dessen grossem Siegel auf einem eigenen Blatt. Der Band lag, in rothe Seide eingewickelt, in einem mit schweren Seidenschnüren umwundenen Lackkasten auf hohem Untersatz. Austausch der Ratifications-Instrumente. Anh. II. über die Ergebnisse der Berathung zu erhalten. Nun schienen dieMinister am Ende ihrer Ausflüchte zu sein und stellten den Aus- tausch auf der Gazelle in nahe Aussicht, versuchten jedoch noch- mals, die Preussen zu einem kurzen Rückzug nach Yokuhama zu bewegen, »nur damit die Regierung nicht gezwungen zu handeln scheine.« Der General-Consul gab dagegen für seinen Vorschlag nur eine Frist bis zum 19. Januar und erklärte sich nach diesem Datum nicht mehr daran gebunden zu halten; dehnte jedoch auf Ersuchen die Frist bis zum 22. aus. Am 19. erschien der zur Aus- wechselung der Urkunden bevollmächtigte Commissar Tamura Figo- no-kami bei ihm zur Feststellung des Ceremoniels, womit man nach einigen Schwierigkeiten zu Stande kam. Die Schlacht war glänzend gewonnen. Die Feierlichkeit war auf den 21. Januar anberaumt. Am 19) Das Aeussere der japanischen Ratifications-Instrumente war sehr prächtig;
man hatte die Urkunden mit der Uebersetzung den Vertrags-Originalen vorgeheftet und das Ganze in Goldstoff gebunden. Die eigenhändige Unterschrift des Taïkūn Jye-Motsi stand mit dessen grossem Siegel auf einem eigenen Blatt. Der Band lag, in rothe Seide eingewickelt, in einem mit schweren Seidenschnüren umwundenen Lackkasten auf hohem Untersatz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0342" n="322"/><fw place="top" type="header">Austausch der Ratifications-Instrumente. Anh. II.</fw><lb/> über die Ergebnisse der Berathung zu erhalten. Nun schienen die<lb/> Minister am Ende ihrer Ausflüchte zu sein und stellten den Aus-<lb/> tausch auf der Gazelle in nahe Aussicht, versuchten jedoch noch-<lb/> mals, die Preussen zu einem kurzen Rückzug nach <hi rendition="#k"><placeName>Yokuhama</placeName></hi> zu<lb/> bewegen, »nur damit die Regierung nicht gezwungen zu handeln<lb/> scheine.« Der General-Consul gab dagegen für seinen Vorschlag<lb/> nur eine Frist bis zum 19. Januar und erklärte sich nach diesem<lb/> Datum nicht mehr daran gebunden zu halten; dehnte jedoch auf<lb/> Ersuchen die Frist bis zum 22. aus. Am 19. erschien der zur Aus-<lb/> wechselung der Urkunden bevollmächtigte Commissar <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Tamura Figo-<lb/> no-kami</persName></hi> bei ihm zur Feststellung des Ceremoniels, womit man<lb/> nach einigen Schwierigkeiten zu Stande kam. Die Schlacht war<lb/> glänzend gewonnen.</p><lb/> <p>Die Feierlichkeit war auf den 21. Januar anberaumt. Am<lb/> Morgen dieses Tages begab sich der General-Consul mit seinen<lb/> beiden Begleitern an Bord der Gazelle, hielt aber den Tempel von<lb/><hi rendition="#k"><placeName>Sakaïdži</placeName></hi> trotz allen Gegenvorstellungen der Japaner durch preussische<lb/> Seesoldaten noch besetzt. Um ein Uhr Nachmittags legte sich ein<lb/> japanischer Dampfer mit den Bevollmächtigten neben der Corvette<lb/> vor Anker. Die Mannschaft der letzteren war im Paradeanzuge an<lb/> Deck aufgestellt, sämmtliche Officiere erschienen in Gala. Als Bevoll-<lb/> mächtigte zum Austausch der Ratifications-Instrumente präsentirten<lb/> sich die <hi rendition="#k">Bunyo</hi>’s <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Tamura Figo-no-kami</persName></hi> und <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Kavadsi Idsu-no-kami</persName></hi>,<lb/> zum Empfange des königlichen Handschreibens die »Vice-Minister«<lb/><hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Suva Inaba-no-kami</persName></hi> und <hi rendition="#k"><persName ref="nognd">Tatsibana Idsu-no-kami</persName></hi>, beide fürst-<lb/> lichen Ranges. Nach gegenseitiger Prüfung der Vollmachten er-<lb/> folgte die Auswechselung der Urkunden <note place="foot" n="19)">Das Aeussere der japanischen Ratifications-Instrumente war sehr prächtig;<lb/> man hatte die Urkunden mit der Uebersetzung den Vertrags-Originalen vorgeheftet<lb/> und das Ganze in Goldstoff gebunden. Die eigenhändige Unterschrift des <hi rendition="#k">Taïkūn<lb/><persName ref="http://lccn.loc.gov/nr2002037505">Jye-Motsi</persName></hi> stand mit dessen grossem Siegel auf einem eigenen Blatt. Der Band<lb/> lag, in rothe Seide eingewickelt, in einem mit schweren Seidenschnüren umwundenen<lb/> Lackkasten auf hohem Untersatz.</note> und die Unterzeichnung<lb/> der darauf bezüglichen Protocolle in deutscher, holländischer und<lb/> japanischer Sprache. Ein und zwanzig Kanonenschüsse der Gazelle<lb/> verkündeten der Hauptstadt die Vollziehung dieser Handlung, und<lb/> ein Hoch auf Seine Majestät den König beschloss die Feierlichkeit. —<lb/> Die Bevollmächtigten und die japanische Flagge erhielten keinen<lb/> Salut, weil sie nicht zur Erwiederung bereit waren. Sie hätten am<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [322/0342]
Austausch der Ratifications-Instrumente. Anh. II.
über die Ergebnisse der Berathung zu erhalten. Nun schienen die
Minister am Ende ihrer Ausflüchte zu sein und stellten den Aus-
tausch auf der Gazelle in nahe Aussicht, versuchten jedoch noch-
mals, die Preussen zu einem kurzen Rückzug nach Yokuhama zu
bewegen, »nur damit die Regierung nicht gezwungen zu handeln
scheine.« Der General-Consul gab dagegen für seinen Vorschlag
nur eine Frist bis zum 19. Januar und erklärte sich nach diesem
Datum nicht mehr daran gebunden zu halten; dehnte jedoch auf
Ersuchen die Frist bis zum 22. aus. Am 19. erschien der zur Aus-
wechselung der Urkunden bevollmächtigte Commissar Tamura Figo-
no-kami bei ihm zur Feststellung des Ceremoniels, womit man
nach einigen Schwierigkeiten zu Stande kam. Die Schlacht war
glänzend gewonnen.
Die Feierlichkeit war auf den 21. Januar anberaumt. Am
Morgen dieses Tages begab sich der General-Consul mit seinen
beiden Begleitern an Bord der Gazelle, hielt aber den Tempel von
Sakaïdži trotz allen Gegenvorstellungen der Japaner durch preussische
Seesoldaten noch besetzt. Um ein Uhr Nachmittags legte sich ein
japanischer Dampfer mit den Bevollmächtigten neben der Corvette
vor Anker. Die Mannschaft der letzteren war im Paradeanzuge an
Deck aufgestellt, sämmtliche Officiere erschienen in Gala. Als Bevoll-
mächtigte zum Austausch der Ratifications-Instrumente präsentirten
sich die Bunyo’s Tamura Figo-no-kami und Kavadsi Idsu-no-kami,
zum Empfange des königlichen Handschreibens die »Vice-Minister«
Suva Inaba-no-kami und Tatsibana Idsu-no-kami, beide fürst-
lichen Ranges. Nach gegenseitiger Prüfung der Vollmachten er-
folgte die Auswechselung der Urkunden 19) und die Unterzeichnung
der darauf bezüglichen Protocolle in deutscher, holländischer und
japanischer Sprache. Ein und zwanzig Kanonenschüsse der Gazelle
verkündeten der Hauptstadt die Vollziehung dieser Handlung, und
ein Hoch auf Seine Majestät den König beschloss die Feierlichkeit. —
Die Bevollmächtigten und die japanische Flagge erhielten keinen
Salut, weil sie nicht zur Erwiederung bereit waren. Sie hätten am
19) Das Aeussere der japanischen Ratifications-Instrumente war sehr prächtig;
man hatte die Urkunden mit der Uebersetzung den Vertrags-Originalen vorgeheftet
und das Ganze in Goldstoff gebunden. Die eigenhändige Unterschrift des Taïkūn
Jye-Motsi stand mit dessen grossem Siegel auf einem eigenen Blatt. Der Band
lag, in rothe Seide eingewickelt, in einem mit schweren Seidenschnüren umwundenen
Lackkasten auf hohem Untersatz.
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