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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Truppen nach Miako. Kaiserliche Miliz. Anh. II.
muthung. Sicher hatte in Yeddo die conservative Parthei, welche
den freundschaftlichen Verkehr mit den Fremden zu erhalten wünschte,
für den Augenblick die Oberhand. Die Geschäftsträger von England
und Frankreich waren sehr erstaunt, als wenige Tage nach Insinuirung
des Verbannungsdecretes die Minister mit dem Anliegen hervortraten,
ihnen einige der grössten vor Yokuhama liegenden Kriegsschiffe zum
Truppentransport nach Osaka zu leihen. Der Taikun, hiess es, sei
in Miako von Feinden umringt, die seinen Thron zu stürzen such-
ten; er müsse befreit werden, um dem Mikado wieder offen entge-
gentreten, ihn von seinen unklugen und unausführbaren Beschlüssen
gegen die Fremden zurückbringen zu können. Die Diplomaten
mussten, da der Reichsrath den Transport der Truppen unter
japanischer Flagge
verlangte, das Gesuch natürlich ablehnen,
boten aber die Mitwirkung ihrer Geschwader in der Weise an, dass
diese unter ihren eigenen Flaggen vor Osaka erscheinen und dort
die japanischen Truppen ausschiffen sollten. Darauf ging man nicht
ein: jedes offene Bündniss mit den Fremden müsse zum Bürgerkriege
führen, und man hoffe noch auf friedlichem Wege, durch Demon-
strationen zum Ziele zu gelangen. Die Vertreter erlaubten ihnen
darauf, einige im Hafen liegende europäische Handelsdampfer zu
miethen, auf welchen am 9. Juli eine ansehnliche Streitmacht nach
dem Binnenmeere abging.

Gegen die Schliessung der Häfen hatten die Repräsentanten
der Vertragsmächte natürlich sofort formellen Protest erhoben und
erklärt, dass die Commandanten der Kriegsschiffe zur gewaltsamen
Wahrung der Vertragsrechte angewiesen seien. Es war auch weiter
nicht die Rede davon; im Gegentheil trat die japanische Obrigkeit
in noch engere Verbindung mit den Befehlshabern des englischen
und französischen Geschwaders und bevollmächtigte dieselben förmlich
zur Vertheidigung von Yokuhama. Die Japaner sagten dort allge-
mein, dass die Nachgiebigkeit des Reichsrathes gegen Herrn Neale
im Lande sehr schlechten Eindruck gemacht, den stolzen Trabanten-
Adel auf das Aeusserste erbittert habe; die Umgegend war unsicherer
als jemals. Die Regierung zog denn auch die dort stehenden Daimio-
Soldaten zurück und ersetzte sie durch kaiserliche Miliz, eine Truppe
aus bewaffneten Bauern mit einem Säbel, zu der die Dörfer auf
je zweihundert Kok Einkommen einen Mann zu stellen haben.
Der Generalstabs-Officier des französischen Admirals ordnete im
Einverständniss mit dem japanischen Anführer ihre Aufstellung auf

Truppen nach Miako. Kaiserliche Miliz. Anh. II.
muthung. Sicher hatte in Yeddo die conservative Parthei, welche
den freundschaftlichen Verkehr mit den Fremden zu erhalten wünschte,
für den Augenblick die Oberhand. Die Geschäftsträger von England
und Frankreich waren sehr erstaunt, als wenige Tage nach Insinuirung
des Verbannungsdecretes die Minister mit dem Anliegen hervortraten,
ihnen einige der grössten vor Yokuhama liegenden Kriegsschiffe zum
Truppentransport nach Osaka zu leihen. Der Taïkūn, hiess es, sei
in Miako von Feinden umringt, die seinen Thron zu stürzen such-
ten; er müsse befreit werden, um dem Mikado wieder offen entge-
gentreten, ihn von seinen unklugen und unausführbaren Beschlüssen
gegen die Fremden zurückbringen zu können. Die Diplomaten
mussten, da der Reichsrath den Transport der Truppen unter
japanischer Flagge
verlangte, das Gesuch natürlich ablehnen,
boten aber die Mitwirkung ihrer Geschwader in der Weise an, dass
diese unter ihren eigenen Flaggen vor Osaka erscheinen und dort
die japanischen Truppen ausschiffen sollten. Darauf ging man nicht
ein: jedes offene Bündniss mit den Fremden müsse zum Bürgerkriege
führen, und man hoffe noch auf friedlichem Wege, durch Demon-
strationen zum Ziele zu gelangen. Die Vertreter erlaubten ihnen
darauf, einige im Hafen liegende europäische Handelsdampfer zu
miethen, auf welchen am 9. Juli eine ansehnliche Streitmacht nach
dem Binnenmeere abging.

Gegen die Schliessung der Häfen hatten die Repräsentanten
der Vertragsmächte natürlich sofort formellen Protest erhoben und
erklärt, dass die Commandanten der Kriegsschiffe zur gewaltsamen
Wahrung der Vertragsrechte angewiesen seien. Es war auch weiter
nicht die Rede davon; im Gegentheil trat die japanische Obrigkeit
in noch engere Verbindung mit den Befehlshabern des englischen
und französischen Geschwaders und bevollmächtigte dieselben förmlich
zur Vertheidigung von Yokuhama. Die Japaner sagten dort allge-
mein, dass die Nachgiebigkeit des Reichsrathes gegen Herrn Neale
im Lande sehr schlechten Eindruck gemacht, den stolzen Trabanten-
Adel auf das Aeusserste erbittert habe; die Umgegend war unsicherer
als jemals. Die Regierung zog denn auch die dort stehenden Daïmio-
Soldaten zurück und ersetzte sie durch kaiserliche Miliz, eine Truppe
aus bewaffneten Bauern mit einem Säbel, zu der die Dörfer auf
je zweihundert Kok Einkommen einen Mann zu stellen haben.
Der Generalstabs-Officier des französischen Admirals ordnete im
Einverständniss mit dem japanischen Anführer ihre Aufstellung auf

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[286/0306] Truppen nach Miako. Kaiserliche Miliz. Anh. II. muthung. Sicher hatte in Yeddo die conservative Parthei, welche den freundschaftlichen Verkehr mit den Fremden zu erhalten wünschte, für den Augenblick die Oberhand. Die Geschäftsträger von England und Frankreich waren sehr erstaunt, als wenige Tage nach Insinuirung des Verbannungsdecretes die Minister mit dem Anliegen hervortraten, ihnen einige der grössten vor Yokuhama liegenden Kriegsschiffe zum Truppentransport nach Osaka zu leihen. Der Taïkūn, hiess es, sei in Miako von Feinden umringt, die seinen Thron zu stürzen such- ten; er müsse befreit werden, um dem Mikado wieder offen entge- gentreten, ihn von seinen unklugen und unausführbaren Beschlüssen gegen die Fremden zurückbringen zu können. Die Diplomaten mussten, da der Reichsrath den Transport der Truppen unter japanischer Flagge verlangte, das Gesuch natürlich ablehnen, boten aber die Mitwirkung ihrer Geschwader in der Weise an, dass diese unter ihren eigenen Flaggen vor Osaka erscheinen und dort die japanischen Truppen ausschiffen sollten. Darauf ging man nicht ein: jedes offene Bündniss mit den Fremden müsse zum Bürgerkriege führen, und man hoffe noch auf friedlichem Wege, durch Demon- strationen zum Ziele zu gelangen. Die Vertreter erlaubten ihnen darauf, einige im Hafen liegende europäische Handelsdampfer zu miethen, auf welchen am 9. Juli eine ansehnliche Streitmacht nach dem Binnenmeere abging. Gegen die Schliessung der Häfen hatten die Repräsentanten der Vertragsmächte natürlich sofort formellen Protest erhoben und erklärt, dass die Commandanten der Kriegsschiffe zur gewaltsamen Wahrung der Vertragsrechte angewiesen seien. Es war auch weiter nicht die Rede davon; im Gegentheil trat die japanische Obrigkeit in noch engere Verbindung mit den Befehlshabern des englischen und französischen Geschwaders und bevollmächtigte dieselben förmlich zur Vertheidigung von Yokuhama. Die Japaner sagten dort allge- mein, dass die Nachgiebigkeit des Reichsrathes gegen Herrn Neale im Lande sehr schlechten Eindruck gemacht, den stolzen Trabanten- Adel auf das Aeusserste erbittert habe; die Umgegend war unsicherer als jemals. Die Regierung zog denn auch die dort stehenden Daïmio- Soldaten zurück und ersetzte sie durch kaiserliche Miliz, eine Truppe aus bewaffneten Bauern mit einem Säbel, zu der die Dörfer auf je zweihundert Kok Einkommen einen Mann zu stellen haben. Der Generalstabs-Officier des französischen Admirals ordnete im Einverständniss mit dem japanischen Anführer ihre Aufstellung auf

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/306>, abgerufen am 22.11.2024.