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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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VI. Der Fusi-yama. Pferdekauf.

Die Reisenden der englischen Gesandtschaft wurden überall
mit Respect und Höflichkeit behandelt; die Daimio's liessen sie an
den Gränzen ihrer Gebiete durch Ehrenwachen empfangen, die Menge
zeigte sich freundlich und ehrerbietig. Kleine Schwierigkeiten ent-
standen nur wo sie die Hauptstrasse verliessen, denn den Fusi-yama
besteigen nur Pilger der ärmeren Classen, und die dahin führenden
Gebirgswege sind für den Empfang vornehmer Reisenden nicht
eingerichtet; es mangelt an jeder Bequemlichkeit. -- Die Besteigung
des höchsten Kegels war beschwerlich; der Gipfel wurde auf
14,177 englische Fuss Meereshöhe gemessen, der umfangreiche Crater
soll 350 Fuss tief sein. Nach der japanischen Tradition wäre der
Berg im Jahre 286 v. Chr. in einer Nacht aus der Erde gewachsen,
während zugleich im mittleren Nippon ein umfangreiches Gebiet
versank und den grossen Landsee von Oomi bildete. Furchtbare
Ausbrüche, welche die ganze Umgegend verheerten, erwähnen die
Annalen unter den Jahren 800 und 864 n. Chr. Die letzte Eruption
erfolgte 1707; seitdem gilt der Vulcan für erloschen.

In der Reisegesellschaft des Herrn Alcock befand sich auch
der Major de Fonblanque von der englischen Armee in China, welcher
nach Japan geschickt worden war um Pferde zu kaufen. Das
Erstaunen der Minister war anfangs gross, als sie hörten dass die
Engländer dreitausend Pferde wünschten; sie machten allerlei
Schwierigkeiten, vergassen aber sonderbarer Weise den einzigen
triftigen Weigerungsgrund: die Wahrung ihrer Neutralität. So fremd
sind selbst den japanischen Staatsmännern die Elemente des
Völkerrechtes. Sie versprachen nach kurzem Widerstande die
Pferde herbeizuschaffen, und machten damit wahrscheinlich ein sehr
gutes Geschäft. Etwa zwölfhundert Stück waren in Kanagava an-
gekommen, und die Hälfte davon nach dem Peiho verschifft, als
die Nachricht von der Einnahme von Tientsin und der Befehl eintraf
den Kauf zu sistiren. Die übrigen Pferde wurden nun öffentlich
versteigert und brachten sehr niedrige Preise, manche nur einen
Itsibu, während beim Einkauf der Durchschnittspreis gegen dreissig
Dollar betrug.

Das Diner bei Capitän Vyse, welchem auch Commodor
Sundewall, Herr von Bellecourt und der niederländische Consul
Herr de Graeff van Polsbroek beiwohnten, währte bis tief in die
Nacht. Auf den Wunsch unseres liebenswürdigen Wirthes hatte
der Commodor das Musikcorps der Arkona mitgebracht, dessen

VI. Der Fusi-yama. Pferdekauf.

Die Reisenden der englischen Gesandtschaft wurden überall
mit Respect und Höflichkeit behandelt; die Daïmio’s liessen sie an
den Gränzen ihrer Gebiete durch Ehrenwachen empfangen, die Menge
zeigte sich freundlich und ehrerbietig. Kleine Schwierigkeiten ent-
standen nur wo sie die Hauptstrasse verliessen, denn den Fusi-yama
besteigen nur Pilger der ärmeren Classen, und die dahin führenden
Gebirgswege sind für den Empfang vornehmer Reisenden nicht
eingerichtet; es mangelt an jeder Bequemlichkeit. — Die Besteigung
des höchsten Kegels war beschwerlich; der Gipfel wurde auf
14,177 englische Fuss Meereshöhe gemessen, der umfangreiche Crater
soll 350 Fuss tief sein. Nach der japanischen Tradition wäre der
Berg im Jahre 286 v. Chr. in einer Nacht aus der Erde gewachsen,
während zugleich im mittleren Nippon ein umfangreiches Gebiet
versank und den grossen Landsee von Oomi bildete. Furchtbare
Ausbrüche, welche die ganze Umgegend verheerten, erwähnen die
Annalen unter den Jahren 800 und 864 n. Chr. Die letzte Eruption
erfolgte 1707; seitdem gilt der Vulcan für erloschen.

In der Reisegesellschaft des Herrn Alcock befand sich auch
der Major de Fonblanque von der englischen Armee in China, welcher
nach Japan geschickt worden war um Pferde zu kaufen. Das
Erstaunen der Minister war anfangs gross, als sie hörten dass die
Engländer dreitausend Pferde wünschten; sie machten allerlei
Schwierigkeiten, vergassen aber sonderbarer Weise den einzigen
triftigen Weigerungsgrund: die Wahrung ihrer Neutralität. So fremd
sind selbst den japanischen Staatsmännern die Elemente des
Völkerrechtes. Sie versprachen nach kurzem Widerstande die
Pferde herbeizuschaffen, und machten damit wahrscheinlich ein sehr
gutes Geschäft. Etwa zwölfhundert Stück waren in Kanagava an-
gekommen, und die Hälfte davon nach dem Peïho verschifft, als
die Nachricht von der Einnahme von Tientsin und der Befehl eintraf
den Kauf zu sistiren. Die übrigen Pferde wurden nun öffentlich
versteigert und brachten sehr niedrige Preise, manche nur einen
Itsibu, während beim Einkauf der Durchschnittspreis gegen dreissig
Dollar betrug.

Das Diner bei Capitän Vyse, welchem auch Commodor
Sundewall, Herr von Bellecourt und der niederländische Consul
Herr de Graeff van Polsbroek beiwohnten, währte bis tief in die
Nacht. Auf den Wunsch unseres liebenswürdigen Wirthes hatte
der Commodor das Musikcorps der Arkona mitgebracht, dessen

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[9/0029] VI. Der Fusi-yama. Pferdekauf. Die Reisenden der englischen Gesandtschaft wurden überall mit Respect und Höflichkeit behandelt; die Daïmio’s liessen sie an den Gränzen ihrer Gebiete durch Ehrenwachen empfangen, die Menge zeigte sich freundlich und ehrerbietig. Kleine Schwierigkeiten ent- standen nur wo sie die Hauptstrasse verliessen, denn den Fusi-yama besteigen nur Pilger der ärmeren Classen, und die dahin führenden Gebirgswege sind für den Empfang vornehmer Reisenden nicht eingerichtet; es mangelt an jeder Bequemlichkeit. — Die Besteigung des höchsten Kegels war beschwerlich; der Gipfel wurde auf 14,177 englische Fuss Meereshöhe gemessen, der umfangreiche Crater soll 350 Fuss tief sein. Nach der japanischen Tradition wäre der Berg im Jahre 286 v. Chr. in einer Nacht aus der Erde gewachsen, während zugleich im mittleren Nippon ein umfangreiches Gebiet versank und den grossen Landsee von Oomi bildete. Furchtbare Ausbrüche, welche die ganze Umgegend verheerten, erwähnen die Annalen unter den Jahren 800 und 864 n. Chr. Die letzte Eruption erfolgte 1707; seitdem gilt der Vulcan für erloschen. In der Reisegesellschaft des Herrn Alcock befand sich auch der Major de Fonblanque von der englischen Armee in China, welcher nach Japan geschickt worden war um Pferde zu kaufen. Das Erstaunen der Minister war anfangs gross, als sie hörten dass die Engländer dreitausend Pferde wünschten; sie machten allerlei Schwierigkeiten, vergassen aber sonderbarer Weise den einzigen triftigen Weigerungsgrund: die Wahrung ihrer Neutralität. So fremd sind selbst den japanischen Staatsmännern die Elemente des Völkerrechtes. Sie versprachen nach kurzem Widerstande die Pferde herbeizuschaffen, und machten damit wahrscheinlich ein sehr gutes Geschäft. Etwa zwölfhundert Stück waren in Kanagava an- gekommen, und die Hälfte davon nach dem Peïho verschifft, als die Nachricht von der Einnahme von Tientsin und der Befehl eintraf den Kauf zu sistiren. Die übrigen Pferde wurden nun öffentlich versteigert und brachten sehr niedrige Preise, manche nur einen Itsibu, während beim Einkauf der Durchschnittspreis gegen dreissig Dollar betrug. Das Diner bei Capitän Vyse, welchem auch Commodor Sundewall, Herr von Bellecourt und der niederländische Consul Herr de Graeff van Polsbroek beiwohnten, währte bis tief in die Nacht. Auf den Wunsch unseres liebenswürdigen Wirthes hatte der Commodor das Musikcorps der Arkona mitgebracht, dessen

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/29>, abgerufen am 22.11.2024.