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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Attentat auf Ando Tsus-sima. Anh. II.
freien Platz vor der Brücke angelangt, welche über den Festungs-
graben der innersten Ringmauer führt, als acht Bravo's auf die
Sänfte anstürmten. Der Minister hört einen Schuss, springt heraus
und wehrt sich tapfer mit der blanken Klinge, erhält aber einen
Schwerthieb in das Gesicht und einen Lanzenstich in den Rücken.
Das Handgemenge dauerte wenige Secunden; sieben der Angreifer
lagen todt oder aus schweren Wunden blutend auf dem Platze. --
Ando Tsus-sima war lange in Lebensgefahr, genas nur langsam
und wurde dann unter Rangerhöhung seines Amtes entlassen. Die
gefangenen Lonine gestanden, -- nach Aussage der Beamten, --
zu derselben Bande zu gehören, welche die englische Legation
überfallen hatte, und theils aus denselben Motiven, theils aus
Rache gegen den Minister wegen der energischen Verfolgung ihrer
Genossen gehandelt zu haben. In wiefern die regierungsfeindliche
Parthei und die Anhänger des Prinzen von Mito ihre Hand dabei
direct im Spiele gehabt, ist ungewiss; Ando Tsus-sima war der
Hauptträger einer versöhnlichen auswärtigen Politik und dadurch
eine Hauptstütze des Siogun-Thrones. Seine geschickte Amts-
führung hatte bis dahin alle zum Kriege drängenden Machinationen
vereitelt; die Einschüchterungsversuche seiner Gegner waren frucht-
los geblieben, und der Gedanke liegt nah, dass sie nun zu dem
schärferen Mittel griffen.

Herr Alcock erhielt die Antwort auf seine Depesche erst
Anfang März und ging nach Yeddo um sie den Vertretern des
Reichsrathes mitzutheilen. Lord Russel verlangte als Aequivalent
für die zu verschiebende Eröffnung der Häfen mehrere Zugeständ-
nisse, auf welche die Japaner garnicht vorbereitet waren, und der
englische Gesandte konnte sie mit der Beantwortung nur an seine
Regierung verweisen; er schlug ihnen deshalb vor, ihre Sendboten
mit neuen Instructionen zu versehen und zu diesem Zwecke einen
Beamten mit ihm nach England zu schicken. Dazu wurde der oft
genannte Dolmetscher Moriyama ersehen, der sich in der Qualität
eines japanischen Gesandtschafts-Secretärs am 23. März mit Herrn
Alcock nach China und von da weiter nach England einschiffte.

Die japanischen Gesandten waren mit dem Odin bis Suez,
von da über Alexandrien nach Marseille gegangen, besuchten im
Laufe des Sommers die Höfe von Frankreich, England, Holland,
Preussen, Russland und Portugal, und kehrten im Herbst über
Suez, von da auf einem französischen Dampfer wieder in ihre

Attentat auf Ando Tsus-sima. Anh. II.
freien Platz vor der Brücke angelangt, welche über den Festungs-
graben der innersten Ringmauer führt, als acht Bravo’s auf die
Sänfte anstürmten. Der Minister hört einen Schuss, springt heraus
und wehrt sich tapfer mit der blanken Klinge, erhält aber einen
Schwerthieb in das Gesicht und einen Lanzenstich in den Rücken.
Das Handgemenge dauerte wenige Secunden; sieben der Angreifer
lagen todt oder aus schweren Wunden blutend auf dem Platze. —
Ando Tsus-sima war lange in Lebensgefahr, genas nur langsam
und wurde dann unter Rangerhöhung seines Amtes entlassen. Die
gefangenen Lonine gestanden, — nach Aussage der Beamten, —
zu derselben Bande zu gehören, welche die englische Legation
überfallen hatte, und theils aus denselben Motiven, theils aus
Rache gegen den Minister wegen der energischen Verfolgung ihrer
Genossen gehandelt zu haben. In wiefern die regierungsfeindliche
Parthei und die Anhänger des Prinzen von Mito ihre Hand dabei
direct im Spiele gehabt, ist ungewiss; Ando Tsus-sima war der
Hauptträger einer versöhnlichen auswärtigen Politik und dadurch
eine Hauptstütze des Siogun-Thrones. Seine geschickte Amts-
führung hatte bis dahin alle zum Kriege drängenden Machinationen
vereitelt; die Einschüchterungsversuche seiner Gegner waren frucht-
los geblieben, und der Gedanke liegt nah, dass sie nun zu dem
schärferen Mittel griffen.

Herr Alcock erhielt die Antwort auf seine Depesche erst
Anfang März und ging nach Yeddo um sie den Vertretern des
Reichsrathes mitzutheilen. Lord Russel verlangte als Aequivalent
für die zu verschiebende Eröffnung der Häfen mehrere Zugeständ-
nisse, auf welche die Japaner garnicht vorbereitet waren, und der
englische Gesandte konnte sie mit der Beantwortung nur an seine
Regierung verweisen; er schlug ihnen deshalb vor, ihre Sendboten
mit neuen Instructionen zu versehen und zu diesem Zwecke einen
Beamten mit ihm nach England zu schicken. Dazu wurde der oft
genannte Dolmetscher Moriyama ersehen, der sich in der Qualität
eines japanischen Gesandtschafts-Secretärs am 23. März mit Herrn
Alcock nach China und von da weiter nach England einschiffte.

Die japanischen Gesandten waren mit dem Odin bis Suez,
von da über Alexandrien nach Marseille gegangen, besuchten im
Laufe des Sommers die Höfe von Frankreich, England, Holland,
Preussen, Russland und Portugal, und kehrten im Herbst über
Suez, von da auf einem französischen Dampfer wieder in ihre

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[264/0284] Attentat auf Ando Tsus-sima. Anh. II. freien Platz vor der Brücke angelangt, welche über den Festungs- graben der innersten Ringmauer führt, als acht Bravo’s auf die Sänfte anstürmten. Der Minister hört einen Schuss, springt heraus und wehrt sich tapfer mit der blanken Klinge, erhält aber einen Schwerthieb in das Gesicht und einen Lanzenstich in den Rücken. Das Handgemenge dauerte wenige Secunden; sieben der Angreifer lagen todt oder aus schweren Wunden blutend auf dem Platze. — Ando Tsus-sima war lange in Lebensgefahr, genas nur langsam und wurde dann unter Rangerhöhung seines Amtes entlassen. Die gefangenen Lonine gestanden, — nach Aussage der Beamten, — zu derselben Bande zu gehören, welche die englische Legation überfallen hatte, und theils aus denselben Motiven, theils aus Rache gegen den Minister wegen der energischen Verfolgung ihrer Genossen gehandelt zu haben. In wiefern die regierungsfeindliche Parthei und die Anhänger des Prinzen von Mito ihre Hand dabei direct im Spiele gehabt, ist ungewiss; Ando Tsus-sima war der Hauptträger einer versöhnlichen auswärtigen Politik und dadurch eine Hauptstütze des Siogun-Thrones. Seine geschickte Amts- führung hatte bis dahin alle zum Kriege drängenden Machinationen vereitelt; die Einschüchterungsversuche seiner Gegner waren frucht- los geblieben, und der Gedanke liegt nah, dass sie nun zu dem schärferen Mittel griffen. Herr Alcock erhielt die Antwort auf seine Depesche erst Anfang März und ging nach Yeddo um sie den Vertretern des Reichsrathes mitzutheilen. Lord Russel verlangte als Aequivalent für die zu verschiebende Eröffnung der Häfen mehrere Zugeständ- nisse, auf welche die Japaner garnicht vorbereitet waren, und der englische Gesandte konnte sie mit der Beantwortung nur an seine Regierung verweisen; er schlug ihnen deshalb vor, ihre Sendboten mit neuen Instructionen zu versehen und zu diesem Zwecke einen Beamten mit ihm nach England zu schicken. Dazu wurde der oft genannte Dolmetscher Moriyama ersehen, der sich in der Qualität eines japanischen Gesandtschafts-Secretärs am 23. März mit Herrn Alcock nach China und von da weiter nach England einschiffte. Die japanischen Gesandten waren mit dem Odin bis Suez, von da über Alexandrien nach Marseille gegangen, besuchten im Laufe des Sommers die Höfe von Frankreich, England, Holland, Preussen, Russland und Portugal, und kehrten im Herbst über Suez, von da auf einem französischen Dampfer wieder in ihre

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/284>, abgerufen am 25.11.2024.