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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Note des preussischen Gesandten. Uebersiedelung nach Yokuhama. X.
Yokuhama bezwecke keinen Bruch mit der Regierung, sondern
solle ihr nur Zeit geben, dem unleidlichen Zustande ein Ende zu
machen, damit die Diplomaten sich künftig ohne Lebensgefahr in
Yeddo aufhalten könnten. Graf Eulenburg machte, auf einen Krieg
mit dem Auslande hindeutend, der Regierung die traurigen Folgen
bemerkbar, welche ihr Beharren in der bisherigen Thatenlosigkeit
haben würde, und mahnte sie dringend zur Vorsicht.

Herr Alcock und Herr von Bellecourt schifften sich am 26.
mit ihrem Personal auf dem Encounter nach Yokuhama ein, wohin
der niederländische General-Consul sich schon einige Tage zuvor
begeben hatte. Der französische Geschäftsträger wurde von den
preussischen Seesoldaten bis an den Landungsplatz geleitet und
drückte in einem Schreiben an den Commandeur des Detachements
seine dankbare Zufriedenheit mit deren Führung und Wachsamkeit
aus. -- Die in Kanagava angesiedelten Consuln zogen sich bis auf
den amerikanischen jetzt ebenfalls nach Yokuhama zurück, und so
hatte die fremdenfeindliche Parthei durch Heuskens Ermordung, --
wenn sie nicht etwa von gewöhnlichen Banditen ausging, -- das-
jenige zu Wege gebracht, was die Regierung seit lange vergebens
anstrebte. Der englische Gesandte miethete das Yokuhama-Hotel und
liess sich dort durch eine Abtheilung Marine-Soldaten bewachen.

Herr De Witt hatte seine Geschäfte in der Hauptstadt be-
endet und kehrte nach Nangasaki, seinem bleibenden Wohnsitz
zurück; die beiden anderen Diplomaten erkannten bald, dass sie sich in
eine schwierige Lage versetzt hatten. Die Regierung nahm von ihrer
Entfernung durchaus keine Notiz und beantwortete ihre auf die Situation
bezügliche Note erst nach langem Zögern und mehrfachen Mahnungen
in wenig befriedigender Weise. Die Minister, hiess es, bedauerten
tief das unverantwortliche Benehmen der Yakunine bei Heuskens
Ermordung und seien von der Nothwendigkeit durchdrungen, für
die Sicherheit der Fremden zu sorgen; doch gehöre viel Zeit und
Ueberlegung dazu, die geeigneten Maassregeln ausfindig zu machen
und in's Werk zu setzen. Von einem Wunsche, die Gesandten
nach der Hauptstadt zurückkehren zu sehen, war keine Rede. Herr
Alcock aber wünschte zurückzukehren und musste sich nun einer
Kriegslist bedienen. Er zeigte den Ministern seine Absicht an eine
Rundreise im Lande zu machen, -- wozu ihn der Vertrag berech-
tigte, -- die bedeutendsten Häfen zu besuchen und sich durch
eigene Anschauung über die Stimmung des Volkes zu belehren.

Note des preussischen Gesandten. Uebersiedelung nach Yokuhama. X.
Yokuhama bezwecke keinen Bruch mit der Regierung, sondern
solle ihr nur Zeit geben, dem unleidlichen Zustande ein Ende zu
machen, damit die Diplomaten sich künftig ohne Lebensgefahr in
Yeddo aufhalten könnten. Graf Eulenburg machte, auf einen Krieg
mit dem Auslande hindeutend, der Regierung die traurigen Folgen
bemerkbar, welche ihr Beharren in der bisherigen Thatenlosigkeit
haben würde, und mahnte sie dringend zur Vorsicht.

Herr Alcock und Herr von Bellecourt schifften sich am 26.
mit ihrem Personal auf dem Encounter nach Yokuhama ein, wohin
der niederländische General-Consul sich schon einige Tage zuvor
begeben hatte. Der französische Geschäftsträger wurde von den
preussischen Seesoldaten bis an den Landungsplatz geleitet und
drückte in einem Schreiben an den Commandeur des Detachements
seine dankbare Zufriedenheit mit deren Führung und Wachsamkeit
aus. — Die in Kanagava angesiedelten Consuln zogen sich bis auf
den amerikanischen jetzt ebenfalls nach Yokuhama zurück, und so
hatte die fremdenfeindliche Parthei durch Heuskens Ermordung, —
wenn sie nicht etwa von gewöhnlichen Banditen ausging, — das-
jenige zu Wege gebracht, was die Regierung seit lange vergebens
anstrebte. Der englische Gesandte miethete das Yokuhama-Hotel und
liess sich dort durch eine Abtheilung Marine-Soldaten bewachen.

Herr De Witt hatte seine Geschäfte in der Hauptstadt be-
endet und kehrte nach Naṅgasaki, seinem bleibenden Wohnsitz
zurück; die beiden anderen Diplomaten erkannten bald, dass sie sich in
eine schwierige Lage versetzt hatten. Die Regierung nahm von ihrer
Entfernung durchaus keine Notiz und beantwortete ihre auf die Situation
bezügliche Note erst nach langem Zögern und mehrfachen Mahnungen
in wenig befriedigender Weise. Die Minister, hiess es, bedauerten
tief das unverantwortliche Benehmen der Yakunine bei Heuskens
Ermordung und seien von der Nothwendigkeit durchdrungen, für
die Sicherheit der Fremden zu sorgen; doch gehöre viel Zeit und
Ueberlegung dazu, die geeigneten Maassregeln ausfindig zu machen
und in’s Werk zu setzen. Von einem Wunsche, die Gesandten
nach der Hauptstadt zurückkehren zu sehen, war keine Rede. Herr
Alcock aber wünschte zurückzukehren und musste sich nun einer
Kriegslist bedienen. Er zeigte den Ministern seine Absicht an eine
Rundreise im Lande zu machen, — wozu ihn der Vertrag berech-
tigte, — die bedeutendsten Häfen zu besuchen und sich durch
eigene Anschauung über die Stimmung des Volkes zu belehren.

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[174/0194] Note des preussischen Gesandten. Uebersiedelung nach Yokuhama. X. Yokuhama bezwecke keinen Bruch mit der Regierung, sondern solle ihr nur Zeit geben, dem unleidlichen Zustande ein Ende zu machen, damit die Diplomaten sich künftig ohne Lebensgefahr in Yeddo aufhalten könnten. Graf Eulenburg machte, auf einen Krieg mit dem Auslande hindeutend, der Regierung die traurigen Folgen bemerkbar, welche ihr Beharren in der bisherigen Thatenlosigkeit haben würde, und mahnte sie dringend zur Vorsicht. Herr Alcock und Herr von Bellecourt schifften sich am 26. mit ihrem Personal auf dem Encounter nach Yokuhama ein, wohin der niederländische General-Consul sich schon einige Tage zuvor begeben hatte. Der französische Geschäftsträger wurde von den preussischen Seesoldaten bis an den Landungsplatz geleitet und drückte in einem Schreiben an den Commandeur des Detachements seine dankbare Zufriedenheit mit deren Führung und Wachsamkeit aus. — Die in Kanagava angesiedelten Consuln zogen sich bis auf den amerikanischen jetzt ebenfalls nach Yokuhama zurück, und so hatte die fremdenfeindliche Parthei durch Heuskens Ermordung, — wenn sie nicht etwa von gewöhnlichen Banditen ausging, — das- jenige zu Wege gebracht, was die Regierung seit lange vergebens anstrebte. Der englische Gesandte miethete das Yokuhama-Hotel und liess sich dort durch eine Abtheilung Marine-Soldaten bewachen. Herr De Witt hatte seine Geschäfte in der Hauptstadt be- endet und kehrte nach Naṅgasaki, seinem bleibenden Wohnsitz zurück; die beiden anderen Diplomaten erkannten bald, dass sie sich in eine schwierige Lage versetzt hatten. Die Regierung nahm von ihrer Entfernung durchaus keine Notiz und beantwortete ihre auf die Situation bezügliche Note erst nach langem Zögern und mehrfachen Mahnungen in wenig befriedigender Weise. Die Minister, hiess es, bedauerten tief das unverantwortliche Benehmen der Yakunine bei Heuskens Ermordung und seien von der Nothwendigkeit durchdrungen, für die Sicherheit der Fremden zu sorgen; doch gehöre viel Zeit und Ueberlegung dazu, die geeigneten Maassregeln ausfindig zu machen und in’s Werk zu setzen. Von einem Wunsche, die Gesandten nach der Hauptstadt zurückkehren zu sehen, war keine Rede. Herr Alcock aber wünschte zurückzukehren und musste sich nun einer Kriegslist bedienen. Er zeigte den Ministern seine Absicht an eine Rundreise im Lande zu machen, — wozu ihn der Vertrag berech- tigte, — die bedeutendsten Häfen zu besuchen und sich durch eigene Anschauung über die Stimmung des Volkes zu belehren.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/194>, abgerufen am 09.10.2024.