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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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X. Schreiben des Herrn Harris.
und da sie immer behauptet hat, die Fremden in Yokuhama besser
schützen zu können als in Yeddo. Statt ihr daher einen Stoss zu
geben, wird diese Uebersiedelung als ein grosser Erfolg betrachtet
werden und meiner Ansicht nach die Japaner veranlassen, den
fremden Diplomaten mit dem fremden Kaufmann zu verwechseln,
was sowohl seinem Prestige als seinem Einfluss Nachtheil bringen
muss. -- Aus den hier angegebenen Gründen verwahre ich mich
gegen das Verfahren meiner Collegen, das nach meiner Ansicht
keine wohlthätige Wirkung haben wird und ein bedeutender Schritt
zum Krieg mit diesem Lande ist. Das Volk von Japan kann nicht
durch einen diplomatischen Federzug zu unserer Höhe der Civili-
sation emporgehoben werden, auch nicht wenn es den Anführer
von fünfzigtausend Soldaten zum Lehrmeister hat. Nur Zeit, Geduld
und Nachsicht können diesen wünschenswerthen Erfolg herbei-
führen. Ich hatte gehofft, dass die Blätter zukünftiger Geschichte
die grosse Thatsache berichten sollten, dass auf einem Flecke der
östlichen Erdhälfte die Ankunft christlicher Civilisation ihr gewöhn-
liches Gefolge von Krieg und Blutvergiessen nicht mit sich brachte;
diese fromme Hoffnung soll, fürchte ich, getäuscht werden. Ich
würde lieber alle Verträge mit diesem Lande zerreissen und Japan
zu seinem Zustande der Isolirung zurückkehren sehen, als dazu
mitwirken, dass die Schrecken des Krieges auf dieses friedliche und
glückliche Volk fielen."

Graf Eulenburg richtete unter dem 26. Januar eine Note an
die japanischen Minister, in welcher er unter Recapitulation der
seit Eröffnung der Häfen verübten Verbrechen und Insulten der
Regierung ihre Lässigkeit in Verfolgung und Bestrafung der Ver-
brecher und in Anwendung wirksamer Schutzmittel für die Fremden,
welche sich auch bei Heuskens Begräbniss in so auffallender Weise
manifestirt hatte, mit eindringlichen Worten vorhielt. Er glaube
an den guten Willen der Regierung, die Verträge zu halten und
Gerechtigkeit zu üben, und müsse deshalb bedauern, dass sie den
aussergewöhnlichen Zuständen gegenüber nicht auch ausserordent-
liche Maassregeln treffe, um die Ausländer gegen die fremden-
feindliche Parthei mit Nachdruck zu schützen und die Verbrecher
zu strafen; unter den jetzigen Umständen halte er das Leben der
Gesandten in Yeddo für gefährdet und würde ihrem Beispiel folgen,
wenn er nicht in der Lage wäre sich durch eine starke Wache
selbst zu schützen. Die zeitweilige Uebersiedelung derselben nach

X. Schreiben des Herrn Harris.
und da sie immer behauptet hat, die Fremden in Yokuhama besser
schützen zu können als in Yeddo. Statt ihr daher einen Stoss zu
geben, wird diese Uebersiedelung als ein grosser Erfolg betrachtet
werden und meiner Ansicht nach die Japaner veranlassen, den
fremden Diplomaten mit dem fremden Kaufmann zu verwechseln,
was sowohl seinem Prestige als seinem Einfluss Nachtheil bringen
muss. — Aus den hier angegebenen Gründen verwahre ich mich
gegen das Verfahren meiner Collegen, das nach meiner Ansicht
keine wohlthätige Wirkung haben wird und ein bedeutender Schritt
zum Krieg mit diesem Lande ist. Das Volk von Japan kann nicht
durch einen diplomatischen Federzug zu unserer Höhe der Civili-
sation emporgehoben werden, auch nicht wenn es den Anführer
von fünfzigtausend Soldaten zum Lehrmeister hat. Nur Zeit, Geduld
und Nachsicht können diesen wünschenswerthen Erfolg herbei-
führen. Ich hatte gehofft, dass die Blätter zukünftiger Geschichte
die grosse Thatsache berichten sollten, dass auf einem Flecke der
östlichen Erdhälfte die Ankunft christlicher Civilisation ihr gewöhn-
liches Gefolge von Krieg und Blutvergiessen nicht mit sich brachte;
diese fromme Hoffnung soll, fürchte ich, getäuscht werden. Ich
würde lieber alle Verträge mit diesem Lande zerreissen und Japan
zu seinem Zustande der Isolirung zurückkehren sehen, als dazu
mitwirken, dass die Schrecken des Krieges auf dieses friedliche und
glückliche Volk fielen.«

Graf Eulenburg richtete unter dem 26. Januar eine Note an
die japanischen Minister, in welcher er unter Recapitulation der
seit Eröffnung der Häfen verübten Verbrechen und Insulten der
Regierung ihre Lässigkeit in Verfolgung und Bestrafung der Ver-
brecher und in Anwendung wirksamer Schutzmittel für die Fremden,
welche sich auch bei Heuskens Begräbniss in so auffallender Weise
manifestirt hatte, mit eindringlichen Worten vorhielt. Er glaube
an den guten Willen der Regierung, die Verträge zu halten und
Gerechtigkeit zu üben, und müsse deshalb bedauern, dass sie den
aussergewöhnlichen Zuständen gegenüber nicht auch ausserordent-
liche Maassregeln treffe, um die Ausländer gegen die fremden-
feindliche Parthei mit Nachdruck zu schützen und die Verbrecher
zu strafen; unter den jetzigen Umständen halte er das Leben der
Gesandten in Yeddo für gefährdet und würde ihrem Beispiel folgen,
wenn er nicht in der Lage wäre sich durch eine starke Wache
selbst zu schützen. Die zeitweilige Uebersiedelung derselben nach

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[173/0193] X. Schreiben des Herrn Harris. und da sie immer behauptet hat, die Fremden in Yokuhama besser schützen zu können als in Yeddo. Statt ihr daher einen Stoss zu geben, wird diese Uebersiedelung als ein grosser Erfolg betrachtet werden und meiner Ansicht nach die Japaner veranlassen, den fremden Diplomaten mit dem fremden Kaufmann zu verwechseln, was sowohl seinem Prestige als seinem Einfluss Nachtheil bringen muss. — Aus den hier angegebenen Gründen verwahre ich mich gegen das Verfahren meiner Collegen, das nach meiner Ansicht keine wohlthätige Wirkung haben wird und ein bedeutender Schritt zum Krieg mit diesem Lande ist. Das Volk von Japan kann nicht durch einen diplomatischen Federzug zu unserer Höhe der Civili- sation emporgehoben werden, auch nicht wenn es den Anführer von fünfzigtausend Soldaten zum Lehrmeister hat. Nur Zeit, Geduld und Nachsicht können diesen wünschenswerthen Erfolg herbei- führen. Ich hatte gehofft, dass die Blätter zukünftiger Geschichte die grosse Thatsache berichten sollten, dass auf einem Flecke der östlichen Erdhälfte die Ankunft christlicher Civilisation ihr gewöhn- liches Gefolge von Krieg und Blutvergiessen nicht mit sich brachte; diese fromme Hoffnung soll, fürchte ich, getäuscht werden. Ich würde lieber alle Verträge mit diesem Lande zerreissen und Japan zu seinem Zustande der Isolirung zurückkehren sehen, als dazu mitwirken, dass die Schrecken des Krieges auf dieses friedliche und glückliche Volk fielen.« Graf Eulenburg richtete unter dem 26. Januar eine Note an die japanischen Minister, in welcher er unter Recapitulation der seit Eröffnung der Häfen verübten Verbrechen und Insulten der Regierung ihre Lässigkeit in Verfolgung und Bestrafung der Ver- brecher und in Anwendung wirksamer Schutzmittel für die Fremden, welche sich auch bei Heuskens Begräbniss in so auffallender Weise manifestirt hatte, mit eindringlichen Worten vorhielt. Er glaube an den guten Willen der Regierung, die Verträge zu halten und Gerechtigkeit zu üben, und müsse deshalb bedauern, dass sie den aussergewöhnlichen Zuständen gegenüber nicht auch ausserordent- liche Maassregeln treffe, um die Ausländer gegen die fremden- feindliche Parthei mit Nachdruck zu schützen und die Verbrecher zu strafen; unter den jetzigen Umständen halte er das Leben der Gesandten in Yeddo für gefährdet und würde ihrem Beispiel folgen, wenn er nicht in der Lage wäre sich durch eine starke Wache selbst zu schützen. Die zeitweilige Uebersiedelung derselben nach

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/193>, abgerufen am 09.10.2024.