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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Gespräche mit den Bunyo's VII.
bestimmten Werth haben, aus bestimmten Gegenständen bestehen
und unter vorgeschriebenen Formen überreicht werden. Aber auch
aus Herzensneigung und reinem Wohlwollen beschenken die Japaner
einander vielfach, und es darf wohl als Zeichen ihres regen Gemüths-
lebens gelten, dass der Gebrauch so allgemein und beliebt ist. Sehr
hübsch ist folgende Sitte: Jeder der eine Reise antritt, erhält dazu
von allen seinen Freunden nützliche Gaben, und bringt ihnen dafür
Kleinigkeiten mit, die er unterwegs gekauft hat.

Hori überreichte bei diesem Besuch die japanische Ueber-
setzung der Taktik des General von Brandt, in Abschrift, soweit
sie fertig war, für dessen Sohn, den Attache von Brandt. -- Er
hatte immer viel zu fragen und suchte eifrig wissenschaftliche und
practische Belehrung. Der Regierungsrath Wichura musste genaue
Rechenschaft über Ursprung und Bereitung der Cochenille geben.
Wo die Sprache nicht ausreichte griff man zur bildlichen Darstellung:
Hori zeichnete sehr deutlich eine Cactuspflanze auf das Papier,
nachdem Wichura ihm begreiflich gemacht, dass das Cochenille-
Insekt auf solchen lebe; die Japaner ziehen diese südamerikanische
Pflanze häufig in Gärten. -- Er fragte auch viel nach den Schiffs-
gebräuchen, der Bedeutung der Morgen- und Abendschüsse, u. s. w.
Selbst früher bei der Artillerie angestellt, hatte er durch das viele
Schiessen am Gehör gelitten, zeichnete ein Höhrrohr auf, das die
Gesandten aus Amerika mitgebracht hatten, und war sehr dankbar
für Mittheilung der bei uns namentlich beim Schiessen aus bedeckten
Räumen üblichen Vorsichtsmaassregel, während der Detonationen
den Mund offen zu halten.

Hori's Antworten auf die Kreuz- und Querfragen des Ge-
sandten waren meist unklar und unvollständig; er durfte oder wollte
nicht offen sein, obwohl es sich um die unverfänglichsten Dinge
handelte. So gab es nach seiner Aussage in Japan ein organisirtes
Postwesen: Couriere gingen alle Tage von Yeddo nach allen Theilen
des Reiches, das Porto richtete sich nach dem Gewicht der Sen-
dungen; -- aber ein Brief von Yeddo nach Kanagava -- nur vier
Meilen -- sollte drei Itsibu, anderthalb Thaler kosten; das klang
ungereimt. Auf Graf Eulenburg's Einwurf, dass ein expresser Bote
nur die Hälfte koste, hiess es dann, dass man nach Kanagava --
das doch an der grössten Verkehrsstrasse des Reiches liegt -- immer
einen besonderen Boten senden müsse; dass Kaufleute sich wohl
zur gemeinschaftlichen Bezahlung eines solchen vereinigten, Männer

Gespräche mit den Bunyo’s VII.
bestimmten Werth haben, aus bestimmten Gegenständen bestehen
und unter vorgeschriebenen Formen überreicht werden. Aber auch
aus Herzensneigung und reinem Wohlwollen beschenken die Japaner
einander vielfach, und es darf wohl als Zeichen ihres regen Gemüths-
lebens gelten, dass der Gebrauch so allgemein und beliebt ist. Sehr
hübsch ist folgende Sitte: Jeder der eine Reise antritt, erhält dazu
von allen seinen Freunden nützliche Gaben, und bringt ihnen dafür
Kleinigkeiten mit, die er unterwegs gekauft hat.

Hori überreichte bei diesem Besuch die japanische Ueber-
setzung der Taktik des General von Brandt, in Abschrift, soweit
sie fertig war, für dessen Sohn, den Attaché von Brandt. — Er
hatte immer viel zu fragen und suchte eifrig wissenschaftliche und
practische Belehrung. Der Regierungsrath Wichura musste genaue
Rechenschaft über Ursprung und Bereitung der Cochenille geben.
Wo die Sprache nicht ausreichte griff man zur bildlichen Darstellung:
Hori zeichnete sehr deutlich eine Cactuspflanze auf das Papier,
nachdem Wichura ihm begreiflich gemacht, dass das Cochenille-
Insekt auf solchen lebe; die Japaner ziehen diese südamerikanische
Pflanze häufig in Gärten. — Er fragte auch viel nach den Schiffs-
gebräuchen, der Bedeutung der Morgen- und Abendschüsse, u. s. w.
Selbst früher bei der Artillerie angestellt, hatte er durch das viele
Schiessen am Gehör gelitten, zeichnete ein Höhrrohr auf, das die
Gesandten aus Amerika mitgebracht hatten, und war sehr dankbar
für Mittheilung der bei uns namentlich beim Schiessen aus bedeckten
Räumen üblichen Vorsichtsmaassregel, während der Detonationen
den Mund offen zu halten.

Hori’s Antworten auf die Kreuz- und Querfragen des Ge-
sandten waren meist unklar und unvollständig; er durfte oder wollte
nicht offen sein, obwohl es sich um die unverfänglichsten Dinge
handelte. So gab es nach seiner Aussage in Japan ein organisirtes
Postwesen: Couriere gingen alle Tage von Yeddo nach allen Theilen
des Reiches, das Porto richtete sich nach dem Gewicht der Sen-
dungen; — aber ein Brief von Yeddo nach Kanagava — nur vier
Meilen — sollte drei Itsibu, anderthalb Thaler kosten; das klang
ungereimt. Auf Graf Eulenburg’s Einwurf, dass ein expresser Bote
nur die Hälfte koste, hiess es dann, dass man nach Kanagava
das doch an der grössten Verkehrsstrasse des Reiches liegt — immer
einen besonderen Boten senden müsse; dass Kaufleute sich wohl
zur gemeinschaftlichen Bezahlung eines solchen vereinigten, Männer

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[104/0124] Gespräche mit den Bunyo’s VII. bestimmten Werth haben, aus bestimmten Gegenständen bestehen und unter vorgeschriebenen Formen überreicht werden. Aber auch aus Herzensneigung und reinem Wohlwollen beschenken die Japaner einander vielfach, und es darf wohl als Zeichen ihres regen Gemüths- lebens gelten, dass der Gebrauch so allgemein und beliebt ist. Sehr hübsch ist folgende Sitte: Jeder der eine Reise antritt, erhält dazu von allen seinen Freunden nützliche Gaben, und bringt ihnen dafür Kleinigkeiten mit, die er unterwegs gekauft hat. Hori überreichte bei diesem Besuch die japanische Ueber- setzung der Taktik des General von Brandt, in Abschrift, soweit sie fertig war, für dessen Sohn, den Attaché von Brandt. — Er hatte immer viel zu fragen und suchte eifrig wissenschaftliche und practische Belehrung. Der Regierungsrath Wichura musste genaue Rechenschaft über Ursprung und Bereitung der Cochenille geben. Wo die Sprache nicht ausreichte griff man zur bildlichen Darstellung: Hori zeichnete sehr deutlich eine Cactuspflanze auf das Papier, nachdem Wichura ihm begreiflich gemacht, dass das Cochenille- Insekt auf solchen lebe; die Japaner ziehen diese südamerikanische Pflanze häufig in Gärten. — Er fragte auch viel nach den Schiffs- gebräuchen, der Bedeutung der Morgen- und Abendschüsse, u. s. w. Selbst früher bei der Artillerie angestellt, hatte er durch das viele Schiessen am Gehör gelitten, zeichnete ein Höhrrohr auf, das die Gesandten aus Amerika mitgebracht hatten, und war sehr dankbar für Mittheilung der bei uns namentlich beim Schiessen aus bedeckten Räumen üblichen Vorsichtsmaassregel, während der Detonationen den Mund offen zu halten. Hori’s Antworten auf die Kreuz- und Querfragen des Ge- sandten waren meist unklar und unvollständig; er durfte oder wollte nicht offen sein, obwohl es sich um die unverfänglichsten Dinge handelte. So gab es nach seiner Aussage in Japan ein organisirtes Postwesen: Couriere gingen alle Tage von Yeddo nach allen Theilen des Reiches, das Porto richtete sich nach dem Gewicht der Sen- dungen; — aber ein Brief von Yeddo nach Kanagava — nur vier Meilen — sollte drei Itsibu, anderthalb Thaler kosten; das klang ungereimt. Auf Graf Eulenburg’s Einwurf, dass ein expresser Bote nur die Hälfte koste, hiess es dann, dass man nach Kanagava — das doch an der grössten Verkehrsstrasse des Reiches liegt — immer einen besonderen Boten senden müsse; dass Kaufleute sich wohl zur gemeinschaftlichen Bezahlung eines solchen vereinigten, Männer

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/124>, abgerufen am 22.11.2024.