es nach den Annalen schon 816 Priester, 569 Priesterinnen und 46 Tempel des Budda Siaka in Japan.
Der Einfluss des mächtigen Mumako erstreckt sich über ein halbes Jahrhundert. Sein Sohn Soga-no-Yemisi folgt ihm in der Regentenwürde unter dem fünfunddreissigsten Mikado Dsio-mei (629--641). Mit der Thronbesteigung von dessen Wittwe wächst641 n. Chr. die Macht und der Uebermuth des Yemisi, er baut seinem Vater ein Grabmal gleich dem der Mikado's, und überträgt erkrankend aus eigener Machtvollkommenheit die Regentenwürde seinem Sohne Iruka, dessen maasslose Willkühr die Grossen zur Verschwörung treibt. Iruka wird in feierlicher Hofversammlung in Gegenwart der Kaiserin, deren Sohn Naka-no-Osi unter den Verschworenen ist, nieder- gestossen. Darauf entspinnt sich ein heftiger Kampf, die Hälfte des Hofes schlägt sich zu Yemisi, seine Parthei ist so mächtig, dass sie die kaiserliche überwunden haben würde, wenn nicht die seinen Anhängern gemachten Vorstellungen, es sei unerhört, dass das Göttergeschlecht des Mikado einem Rebellen weichen solle, gewirkt, die Parthei zerstreut hätten. Yemisi wurde in seinem Hause mit seinen Schätzen verbrannt.
So die Annalen. -- Diese Ereignisse geben ein Bild der spä- teren Umwälzungen, die Elemente sind immer dieselben. Das Ge- schlecht des Mikado degenerirt, der fähigste Minister bemächtigt sich der Leitung des Staates; seine Würden vererben nach alt- japanischer Sitte auf seine Nachkommen, nicht aber seine Kraft und Fähigkeiten. Nach einigen Generationen ist sein Geschlecht unter der Wirkung der Schmeichelei und des üppigen Hoflebens eben so entartet, wie das des Mikado und erfährt ein gleiches Schicksal: eine andere Familie tritt an dessen Stelle. Zuweilen auch erhebt sich, während das herrschende Regentengeschlecht in Entkräftung versinkt, das Kaiserhaus wieder aus dem Elende; niemals aber ist seine Herrschaft von langer Dauer. Der Luxus und die Ueppigkeit des Hoflebens, die göttliche Verehrung der Person des Mikado, die Schmeichelei, die sich nur in der Zeit der Erniedrigung von ihm abwendet, machen ein Andauern der Kraft durch mehrere Genera- tionen unmöglich. -- Die Soga wollten den Mikadostürzen und dessen Würde an sich reissen. Wie fest und untrennbar diese nach dreizehnhundertjähriger Herrschaft (wenn man es glauben darf) mit dem Geschlechte des Dsin-Mu verwachsen, wie stark der Glauben an dessen Beruf und Recht auf den Thron war, beweisen die
Bedrohung des Mikado-Hauses. Sturz des Regenten.
es nach den Annalen schon 816 Priester, 569 Priesterinnen und 46 Tempel des Budda Siaka in Japan.
Der Einfluss des mächtigen Mumako erstreckt sich über ein halbes Jahrhundert. Sein Sohn Soga-no-Yemisi folgt ihm in der Regentenwürde unter dem fünfunddreissigsten Mikado Dsio-meï (629—641). Mit der Thronbesteigung von dessen Wittwe wächst641 n. Chr. die Macht und der Uebermuth des Yemisi, er baut seinem Vater ein Grabmal gleich dem der Mikado’s, und überträgt erkrankend aus eigener Machtvollkommenheit die Regentenwürde seinem Sohne Iruka, dessen maasslose Willkühr die Grossen zur Verschwörung treibt. Iruka wird in feierlicher Hofversammlung in Gegenwart der Kaiserin, deren Sohn Naka-no-Osi unter den Verschworenen ist, nieder- gestossen. Darauf entspinnt sich ein heftiger Kampf, die Hälfte des Hofes schlägt sich zu Yemisi, seine Parthei ist so mächtig, dass sie die kaiserliche überwunden haben würde, wenn nicht die seinen Anhängern gemachten Vorstellungen, es sei unerhört, dass das Göttergeschlecht des Mikado einem Rebellen weichen solle, gewirkt, die Parthei zerstreut hätten. Yemisi wurde in seinem Hause mit seinen Schätzen verbrannt.
So die Annalen. — Diese Ereignisse geben ein Bild der spä- teren Umwälzungen, die Elemente sind immer dieselben. Das Ge- schlecht des Mikado degenerirt, der fähigste Minister bemächtigt sich der Leitung des Staates; seine Würden vererben nach alt- japanischer Sitte auf seine Nachkommen, nicht aber seine Kraft und Fähigkeiten. Nach einigen Generationen ist sein Geschlecht unter der Wirkung der Schmeichelei und des üppigen Hoflebens eben so entartet, wie das des Mikado und erfährt ein gleiches Schicksal: eine andere Familie tritt an dessen Stelle. Zuweilen auch erhebt sich, während das herrschende Regentengeschlecht in Entkräftung versinkt, das Kaiserhaus wieder aus dem Elende; niemals aber ist seine Herrschaft von langer Dauer. Der Luxus und die Ueppigkeit des Hoflebens, die göttliche Verehrung der Person des Mikado, die Schmeichelei, die sich nur in der Zeit der Erniedrigung von ihm abwendet, machen ein Andauern der Kraft durch mehrere Genera- tionen unmöglich. — Die Soga wollten den Mikadostürzen und dessen Würde an sich reissen. Wie fest und untrennbar diese nach dreizehnhundertjähriger Herrschaft (wenn man es glauben darf) mit dem Geschlechte des Dsin-Mu verwachsen, wie stark der Glauben an dessen Beruf und Recht auf den Thron war, beweisen die
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Bedrohung des Mikado-Hauses. Sturz des Regenten.
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46 Tempel des Budda Siaka in Japan.
Der Einfluss des mächtigen Mumako erstreckt sich über ein
halbes Jahrhundert. Sein Sohn Soga-no-Yemisi folgt ihm in der
Regentenwürde unter dem fünfunddreissigsten Mikado Dsio-meï
(629—641). Mit der Thronbesteigung von dessen Wittwe wächst
die Macht und der Uebermuth des Yemisi, er baut seinem Vater
ein Grabmal gleich dem der Mikado’s, und überträgt erkrankend aus
eigener Machtvollkommenheit die Regentenwürde seinem Sohne Iruka,
dessen maasslose Willkühr die Grossen zur Verschwörung treibt.
Iruka wird in feierlicher Hofversammlung in Gegenwart der Kaiserin,
deren Sohn Naka-no-Osi unter den Verschworenen ist, nieder-
gestossen. Darauf entspinnt sich ein heftiger Kampf, die Hälfte des
Hofes schlägt sich zu Yemisi, seine Parthei ist so mächtig, dass sie
die kaiserliche überwunden haben würde, wenn nicht die seinen
Anhängern gemachten Vorstellungen, es sei unerhört, dass das
Göttergeschlecht des Mikado einem Rebellen weichen solle, gewirkt,
die Parthei zerstreut hätten. Yemisi wurde in seinem Hause mit
seinen Schätzen verbrannt.
641 n. Chr.
So die Annalen. — Diese Ereignisse geben ein Bild der spä-
teren Umwälzungen, die Elemente sind immer dieselben. Das Ge-
schlecht des Mikado degenerirt, der fähigste Minister bemächtigt
sich der Leitung des Staates; seine Würden vererben nach alt-
japanischer Sitte auf seine Nachkommen, nicht aber seine Kraft und
Fähigkeiten. Nach einigen Generationen ist sein Geschlecht unter
der Wirkung der Schmeichelei und des üppigen Hoflebens eben so
entartet, wie das des Mikado und erfährt ein gleiches Schicksal:
eine andere Familie tritt an dessen Stelle. Zuweilen auch erhebt
sich, während das herrschende Regentengeschlecht in Entkräftung
versinkt, das Kaiserhaus wieder aus dem Elende; niemals aber ist
seine Herrschaft von langer Dauer. Der Luxus und die Ueppigkeit
des Hoflebens, die göttliche Verehrung der Person des Mikado,
die Schmeichelei, die sich nur in der Zeit der Erniedrigung von ihm
abwendet, machen ein Andauern der Kraft durch mehrere Genera-
tionen unmöglich. — Die Soga wollten den Mikado stürzen und
dessen Würde an sich reissen. Wie fest und untrennbar diese nach
dreizehnhundertjähriger Herrschaft (wenn man es glauben darf) mit
dem Geschlechte des Dsin-Mu verwachsen, wie stark der Glauben
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/53>, abgerufen am 16.07.2024.
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