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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Yamaske's von Mito und Kanga. Die Universität. Sume. V.
Fürsten von Mito und Kanga vorbei, die schon damals als die
heftigsten Gegner des Fremdenverkehrs galten. Der Fürst von Kanga
ist der reichste aller japanischen Daimio's; er besitzt zwei von den
68 Provinzen des Reiches, und nach dem Staatskalender ein jährliches
Einkommen von 1,202,700 Kok Reis, etwa fünf Millionen Thaler. --
Sein Grundstück in Yeddo ist sehr ausgedehnt und liegt nördlich
ausserhalb des Soto-Siro, nicht weit von dem grossen Confucius-
Tempel, dem Sitze der Universität, wo im Hofe die Bildsäule des
Weltweisen aufgestellt ist. Jeder Eintretende, selbst der Taikun,
der nach der Sitte seiner Vorfahren diesen Tempel jährlich besucht,
kniet davor nieder; ein gleiches Ansinnen wurde auch an den
amerikanischen Minister-Residenten gestellt, der die Anstalt zu
sehen wünschte, auf diese Bedingung aber von seinem Vorhaben
abstand.

Unsere Cavalcade erregte in diesem von Fremden wenig
besuchten Stadttheil grosses Aufsehn; ein vornehmer Japaner zu
Pferde, der, als wir im raschen Tempo vorbeieilten, in Begleitung
mehrerer Diener unversehens um die Ecke bog, erschrak bei dem
unvermutheten Anblick dermaassen, dass er sein Pferd herumwarf
und im Trabe davonritt. -- Es ging nun durch lange, von Krämern
und Ackerleuten bewohnte Vorstädte, dann durch Felder und Gärten
nach dem Flecken Sume, wo wir nach zweistündigem Ritt von
Akabane bei dem Hause eines Kunstgärtners Halt machten. Der
Garten war sehr niedlich angelegt, mit Wasserrinnen und Goldfisch-
teichen wo Moose und Wasserpflanzen gezogen wurden, dazwischen
künstliche Felsen mit Zwergbäumen aller Art 13). Hunderte sorgfältig
gepflegter Blumentöpfe standen theils im Freien, theils unter Schuppen
und Strohbedachung, ganz wie bei uns. Die Aufnahme von Seiten
des mit Herrn Heusken seit lange bekannten Besitzers war sehr
zuvorkommend, die schönste Blume des Gartens aber seine Tochter,
ein Mädchen von seltener Anmuth und Grazie. Einfach und häuslich
gekleidet schien sie bei unserer Ankunft mit Gartenarbeit beschäftigt,
die sie verliess um uns mit Thee zu bewirthen, und benahm sich
dabei mit so bescheidenem freundlichen Anstande dass sich die
ganze Gesellschaft gefesselt fühlte. -- Von Sume aus brachte uns
ein kurzer Ritt nach Odsi, wohin der Gesandte das Frühstück
vorausgeschickt hatte.


13) Blatt 4 der "Ansichten aus Japan, China und Siam" zeigt einen japanischen
Garten.

Yamaske’s von Mito und Kaṅga. Die Universität. Sume. V.
Fürsten von Mito und Kaṅga vorbei, die schon damals als die
heftigsten Gegner des Fremdenverkehrs galten. Der Fürst von Kaṅga
ist der reichste aller japanischen Daïmio’s; er besitzt zwei von den
68 Provinzen des Reiches, und nach dem Staatskalender ein jährliches
Einkommen von 1,202,700 Kok Reis, etwa fünf Millionen Thaler. —
Sein Grundstück in Yeddo ist sehr ausgedehnt und liegt nördlich
ausserhalb des Soto-Siro, nicht weit von dem grossen Confucius-
Tempel, dem Sitze der Universität, wo im Hofe die Bildsäule des
Weltweisen aufgestellt ist. Jeder Eintretende, selbst der Taïkūn,
der nach der Sitte seiner Vorfahren diesen Tempel jährlich besucht,
kniet davor nieder; ein gleiches Ansinnen wurde auch an den
amerikanischen Minister-Residenten gestellt, der die Anstalt zu
sehen wünschte, auf diese Bedingung aber von seinem Vorhaben
abstand.

Unsere Cavalcade erregte in diesem von Fremden wenig
besuchten Stadttheil grosses Aufsehn; ein vornehmer Japaner zu
Pferde, der, als wir im raschen Tempo vorbeieilten, in Begleitung
mehrerer Diener unversehens um die Ecke bog, erschrak bei dem
unvermutheten Anblick dermaassen, dass er sein Pferd herumwarf
und im Trabe davonritt. — Es ging nun durch lange, von Krämern
und Ackerleuten bewohnte Vorstädte, dann durch Felder und Gärten
nach dem Flecken Sume, wo wir nach zweistündigem Ritt von
Akabane bei dem Hause eines Kunstgärtners Halt machten. Der
Garten war sehr niedlich angelegt, mit Wasserrinnen und Goldfisch-
teichen wo Moose und Wasserpflanzen gezogen wurden, dazwischen
künstliche Felsen mit Zwergbäumen aller Art 13). Hunderte sorgfältig
gepflegter Blumentöpfe standen theils im Freien, theils unter Schuppen
und Strohbedachung, ganz wie bei uns. Die Aufnahme von Seiten
des mit Herrn Heusken seit lange bekannten Besitzers war sehr
zuvorkommend, die schönste Blume des Gartens aber seine Tochter,
ein Mädchen von seltener Anmuth und Grazie. Einfach und häuslich
gekleidet schien sie bei unserer Ankunft mit Gartenarbeit beschäftigt,
die sie verliess um uns mit Thee zu bewirthen, und benahm sich
dabei mit so bescheidenem freundlichen Anstande dass sich die
ganze Gesellschaft gefesselt fühlte. — Von Sume aus brachte uns
ein kurzer Ritt nach Odsi, wohin der Gesandte das Frühstück
vorausgeschickt hatte.


13) Blatt 4 der »Ansichten aus Japan, China und Siam« zeigt einen japanischen
Garten.
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[338/0368] Yamaske’s von Mito und Kaṅga. Die Universität. Sume. V. Fürsten von Mito und Kaṅga vorbei, die schon damals als die heftigsten Gegner des Fremdenverkehrs galten. Der Fürst von Kaṅga ist der reichste aller japanischen Daïmio’s; er besitzt zwei von den 68 Provinzen des Reiches, und nach dem Staatskalender ein jährliches Einkommen von 1,202,700 Kok Reis, etwa fünf Millionen Thaler. — Sein Grundstück in Yeddo ist sehr ausgedehnt und liegt nördlich ausserhalb des Soto-Siro, nicht weit von dem grossen Confucius- Tempel, dem Sitze der Universität, wo im Hofe die Bildsäule des Weltweisen aufgestellt ist. Jeder Eintretende, selbst der Taïkūn, der nach der Sitte seiner Vorfahren diesen Tempel jährlich besucht, kniet davor nieder; ein gleiches Ansinnen wurde auch an den amerikanischen Minister-Residenten gestellt, der die Anstalt zu sehen wünschte, auf diese Bedingung aber von seinem Vorhaben abstand. Unsere Cavalcade erregte in diesem von Fremden wenig besuchten Stadttheil grosses Aufsehn; ein vornehmer Japaner zu Pferde, der, als wir im raschen Tempo vorbeieilten, in Begleitung mehrerer Diener unversehens um die Ecke bog, erschrak bei dem unvermutheten Anblick dermaassen, dass er sein Pferd herumwarf und im Trabe davonritt. — Es ging nun durch lange, von Krämern und Ackerleuten bewohnte Vorstädte, dann durch Felder und Gärten nach dem Flecken Sume, wo wir nach zweistündigem Ritt von Akabane bei dem Hause eines Kunstgärtners Halt machten. Der Garten war sehr niedlich angelegt, mit Wasserrinnen und Goldfisch- teichen wo Moose und Wasserpflanzen gezogen wurden, dazwischen künstliche Felsen mit Zwergbäumen aller Art 13). Hunderte sorgfältig gepflegter Blumentöpfe standen theils im Freien, theils unter Schuppen und Strohbedachung, ganz wie bei uns. Die Aufnahme von Seiten des mit Herrn Heusken seit lange bekannten Besitzers war sehr zuvorkommend, die schönste Blume des Gartens aber seine Tochter, ein Mädchen von seltener Anmuth und Grazie. Einfach und häuslich gekleidet schien sie bei unserer Ankunft mit Gartenarbeit beschäftigt, die sie verliess um uns mit Thee zu bewirthen, und benahm sich dabei mit so bescheidenem freundlichen Anstande dass sich die ganze Gesellschaft gefesselt fühlte. — Von Sume aus brachte uns ein kurzer Ritt nach Odsi, wohin der Gesandte das Frühstück vorausgeschickt hatte. 13) Blatt 4 der »Ansichten aus Japan, China und Siam« zeigt einen japanischen Garten.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/368>, abgerufen am 25.11.2024.