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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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IV. Die Unterredung.
erfüllen, neue aber unter keiner Bedingung eingehen könne. Er hob
besonders die in Folge der starken Ausfuhr entstandene Theuerung
hervor: alle Schichten der Bevölkerung sähen mit Unruhe und Be-
sorgniss in die Zukunft. Die Regierung glaube zwar, dass sich das
Land in einem Uebergangsstadium befinde, und dass die durch den
fremden Handel bisher verursachten Uebelstände mit der Zeit ver-
schwinden würden; für den Augenblick aber sei die Gewalt der
öffentlichen Meinung unüberwindlich. Der Abschluss des Vertrages
mit Portugal beruhe auf einem der holländischen Regierung vor
längerer Zeit gegebenen schriftlichen Versprechen; mit Preussen
aber, das in Japan gekannt und geachtet sei und mit welchem es
gern in freundschaftliche Beziehungen treten würde, könne erst
dann ein Vertrag gemacht werden, wenn die öffentliche Meinung
sich beruhigt und berichtigt habe. Er gebe diese Erklärung mit
Bedauern, aber der Taikun befehle es so; der Gesandte möge seine
Regierung davon in Kenntniss setzen.

In seiner Erwiederung hob Graf Eulenburg zunächst Preussens
Machtstellung an der Spitze von Norddeutschland hervor, welche
sein Vaterland zu denselben Vortheilen berechtige, die Japan den
anderen Grossmächten bewilligt habe. Mit England, Frankreich,
Russland und Nordamerika seien Handelsverträge geschlossen worden,
und Preussen allein solle zurückstehen. Hätte Japan bei seiner
Absperrung beharrt, so würde man sich nicht beklagen; da es aber
mit allen grösseren Mächten in Verkehr getreten sei, die den Wunsch
danach ausdrückten, so könne Preussen in dieser Weigerung nur
ein Zeichen unfreundlicher Gesinnung sehen. Die japanische Regie-
rung habe Unrecht sich von der öffentlichen Meinung leiten zu
lassen; es sei im Gegentheil ihr Beruf dieselbe zu verbessern, sie
möge deshalb auf dem einmal für richtig erkannten Wege fortschreiten.
Auch ein grosses europäisches Reich habe sich Jahrhunderte lang
durch hohe Zölle gegen fremde Producte abgesperrt und die öffent-
liche Meinung sei dort dem freien Handel noch heute abhold; aber
der jetzige Herrscher hege die Ueberzeugung dass derselbe zum
Wohle seines Volkes führen werde, und verlasse deshalb jetzt das
alte System. Mit je mehr Nationen Japan Verträge mache, desto
schneller würden die Uebelstände schwinden. Man möge nicht
fürchten, dass ein Vertrag mit Preussen schon in nächster Zukunft
eine sehr vermehrte Ausfuhr herbeiführen werde: die Norddeutschen

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IV. Die Unterredung.
erfüllen, neue aber unter keiner Bedingung eingehen könne. Er hob
besonders die in Folge der starken Ausfuhr entstandene Theuerung
hervor: alle Schichten der Bevölkerung sähen mit Unruhe und Be-
sorgniss in die Zukunft. Die Regierung glaube zwar, dass sich das
Land in einem Uebergangsstadium befinde, und dass die durch den
fremden Handel bisher verursachten Uebelstände mit der Zeit ver-
schwinden würden; für den Augenblick aber sei die Gewalt der
öffentlichen Meinung unüberwindlich. Der Abschluss des Vertrages
mit Portugal beruhe auf einem der holländischen Regierung vor
längerer Zeit gegebenen schriftlichen Versprechen; mit Preussen
aber, das in Japan gekannt und geachtet sei und mit welchem es
gern in freundschaftliche Beziehungen treten würde, könne erst
dann ein Vertrag gemacht werden, wenn die öffentliche Meinung
sich beruhigt und berichtigt habe. Er gebe diese Erklärung mit
Bedauern, aber der Taïkūn befehle es so; der Gesandte möge seine
Regierung davon in Kenntniss setzen.

In seiner Erwiederung hob Graf Eulenburg zunächst Preussens
Machtstellung an der Spitze von Norddeutschland hervor, welche
sein Vaterland zu denselben Vortheilen berechtige, die Japan den
anderen Grossmächten bewilligt habe. Mit England, Frankreich,
Russland und Nordamerika seien Handelsverträge geschlossen worden,
und Preussen allein solle zurückstehen. Hätte Japan bei seiner
Absperrung beharrt, so würde man sich nicht beklagen; da es aber
mit allen grösseren Mächten in Verkehr getreten sei, die den Wunsch
danach ausdrückten, so könne Preussen in dieser Weigerung nur
ein Zeichen unfreundlicher Gesinnung sehen. Die japanische Regie-
rung habe Unrecht sich von der öffentlichen Meinung leiten zu
lassen; es sei im Gegentheil ihr Beruf dieselbe zu verbessern, sie
möge deshalb auf dem einmal für richtig erkannten Wege fortschreiten.
Auch ein grosses europäisches Reich habe sich Jahrhunderte lang
durch hohe Zölle gegen fremde Producte abgesperrt und die öffent-
liche Meinung sei dort dem freien Handel noch heute abhold; aber
der jetzige Herrscher hege die Ueberzeugung dass derselbe zum
Wohle seines Volkes führen werde, und verlasse deshalb jetzt das
alte System. Mit je mehr Nationen Japan Verträge mache, desto
schneller würden die Uebelstände schwinden. Man möge nicht
fürchten, dass ein Vertrag mit Preussen schon in nächster Zukunft
eine sehr vermehrte Ausfuhr herbeiführen werde: die Norddeutschen

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[291/0321] IV. Die Unterredung. erfüllen, neue aber unter keiner Bedingung eingehen könne. Er hob besonders die in Folge der starken Ausfuhr entstandene Theuerung hervor: alle Schichten der Bevölkerung sähen mit Unruhe und Be- sorgniss in die Zukunft. Die Regierung glaube zwar, dass sich das Land in einem Uebergangsstadium befinde, und dass die durch den fremden Handel bisher verursachten Uebelstände mit der Zeit ver- schwinden würden; für den Augenblick aber sei die Gewalt der öffentlichen Meinung unüberwindlich. Der Abschluss des Vertrages mit Portugal beruhe auf einem der holländischen Regierung vor längerer Zeit gegebenen schriftlichen Versprechen; mit Preussen aber, das in Japan gekannt und geachtet sei und mit welchem es gern in freundschaftliche Beziehungen treten würde, könne erst dann ein Vertrag gemacht werden, wenn die öffentliche Meinung sich beruhigt und berichtigt habe. Er gebe diese Erklärung mit Bedauern, aber der Taïkūn befehle es so; der Gesandte möge seine Regierung davon in Kenntniss setzen. In seiner Erwiederung hob Graf Eulenburg zunächst Preussens Machtstellung an der Spitze von Norddeutschland hervor, welche sein Vaterland zu denselben Vortheilen berechtige, die Japan den anderen Grossmächten bewilligt habe. Mit England, Frankreich, Russland und Nordamerika seien Handelsverträge geschlossen worden, und Preussen allein solle zurückstehen. Hätte Japan bei seiner Absperrung beharrt, so würde man sich nicht beklagen; da es aber mit allen grösseren Mächten in Verkehr getreten sei, die den Wunsch danach ausdrückten, so könne Preussen in dieser Weigerung nur ein Zeichen unfreundlicher Gesinnung sehen. Die japanische Regie- rung habe Unrecht sich von der öffentlichen Meinung leiten zu lassen; es sei im Gegentheil ihr Beruf dieselbe zu verbessern, sie möge deshalb auf dem einmal für richtig erkannten Wege fortschreiten. Auch ein grosses europäisches Reich habe sich Jahrhunderte lang durch hohe Zölle gegen fremde Producte abgesperrt und die öffent- liche Meinung sei dort dem freien Handel noch heute abhold; aber der jetzige Herrscher hege die Ueberzeugung dass derselbe zum Wohle seines Volkes führen werde, und verlasse deshalb jetzt das alte System. Mit je mehr Nationen Japan Verträge mache, desto schneller würden die Uebelstände schwinden. Man möge nicht fürchten, dass ein Vertrag mit Preussen schon in nächster Zukunft eine sehr vermehrte Ausfuhr herbeiführen werde: die Norddeutschen 19*

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/321>, abgerufen am 25.11.2024.