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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Empfang und Bewirthung. IV.
Aeusseren. Auf einen dritten Stuhl neben diesem setzten sich
abwechselnd die beiden Bunyo's, und in der Mitte kniete Moriyama
auf dem Boden. Hinter dem Minister kauerten zwei Beamte, die kein
Schreibzeug hatten, aber aufmerksam zu horchen schienen. Vor
jedem der Stühle stand ein kleiner Tisch, wo geschmackvoll geklei-
dete Knaben Thee, Backwerk und Birnen auftrugen; sie schritten
lautlos und feierlich in tactartig abgemessener Bewegung einer hinter
dem anderen her, die lackirte Tasse in der Höhe des Kinnes tragend,
und setzten sie mit ehrerbietiger Verbeugung nieder; -- so verlangt
es die Sitte des vornehmen Hauses.

Das Empfangszimmer glich in seiner Einrichtung denen in
Akabane: helle Tapeten, feine Matten, geschliffenes Holzwerk, --
Alles auf das äusserste sauber und gepflegt, dabei einfach geschmack-
voll und nicht ohne vornehmen Anstrich; die nur für den Empfang
der Europäer aufgestellten Stühle und Tische waren schwarz lackirt.
Zum Thee und nach der Collation rauchen die Japaner ihre kleinen
Pfeifen, deren metallener Kopf dem kleinsten Eichelnäpfchen gleicht;
mehrere Diener sind beständig mit dem Stopfen derselben beschäftigt
und reichen sie ihren Herren. Auf den Tischen stehen kleine Metall-
becken, worin unter weisser Asche Holzkohlen glimmen, denn jede
Pfeife dauert nur wenige Züge. Die Europäer halten sich an Manila-
Cigarren, und viele Japaner gewöhnen sich auch schon daran. --
Der Anzug des Ministers war sehr kleidend, eine Art Mantille von
schwarzem Krepp über dem kurzen seidenen Rock, die Farben des
Untergewandes und der Beinkleider nüchtern und anspruchslos. Sein
Benehmen konnte man ernst und feierlich nennen, aber nicht steif;
er wusste zu lächeln, wenn das Gespräch eine scherzhafte Wendung
nahm. Die Unterhaltung drehte sich anfangs um gleichgültige Ge-
genstände, den letzten Sturm, die preussischen Schiffe, die Ereignisse
in China, das Klima und die Erzeugnisse von Japan. Der Gesandte
gab dem Gespräche zuerst eine ernste Wendung, und die Unterre-
dung wurde nun ganz geschäftlich.

Der Minister entwickelte mit grosser Klarheit eine Uebersicht
der Handelsverträge, welche Japan nach zweihundertjähriger völliger
Isolirung in den letzten sechs Jahren abgeschlossen hatte. Die
öffentliche Meinung spreche sich so bestimmt gegen diese Verträge
aus, welche nach seiner Ansicht zum Wohle des Landes gedeihen
sollten, dass die Regierung kaum die eingegangenen Verpflichtungen

Empfang und Bewirthung. IV.
Aeusseren. Auf einen dritten Stuhl neben diesem setzten sich
abwechselnd die beiden Bunyo’s, und in der Mitte kniete Moriyama
auf dem Boden. Hinter dem Minister kauerten zwei Beamte, die kein
Schreibzeug hatten, aber aufmerksam zu horchen schienen. Vor
jedem der Stühle stand ein kleiner Tisch, wo geschmackvoll geklei-
dete Knaben Thee, Backwerk und Birnen auftrugen; sie schritten
lautlos und feierlich in tactartig abgemessener Bewegung einer hinter
dem anderen her, die lackirte Tasse in der Höhe des Kinnes tragend,
und setzten sie mit ehrerbietiger Verbeugung nieder; — so verlangt
es die Sitte des vornehmen Hauses.

Das Empfangszimmer glich in seiner Einrichtung denen in
Akabane: helle Tapeten, feine Matten, geschliffenes Holzwerk, —
Alles auf das äusserste sauber und gepflegt, dabei einfach geschmack-
voll und nicht ohne vornehmen Anstrich; die nur für den Empfang
der Europäer aufgestellten Stühle und Tische waren schwarz lackirt.
Zum Thee und nach der Collation rauchen die Japaner ihre kleinen
Pfeifen, deren metallener Kopf dem kleinsten Eichelnäpfchen gleicht;
mehrere Diener sind beständig mit dem Stopfen derselben beschäftigt
und reichen sie ihren Herren. Auf den Tischen stehen kleine Metall-
becken, worin unter weisser Asche Holzkohlen glimmen, denn jede
Pfeife dauert nur wenige Züge. Die Europäer halten sich an Manila-
Cigarren, und viele Japaner gewöhnen sich auch schon daran. —
Der Anzug des Ministers war sehr kleidend, eine Art Mantille von
schwarzem Krepp über dem kurzen seidenen Rock, die Farben des
Untergewandes und der Beinkleider nüchtern und anspruchslos. Sein
Benehmen konnte man ernst und feierlich nennen, aber nicht steif;
er wusste zu lächeln, wenn das Gespräch eine scherzhafte Wendung
nahm. Die Unterhaltung drehte sich anfangs um gleichgültige Ge-
genstände, den letzten Sturm, die preussischen Schiffe, die Ereignisse
in China, das Klima und die Erzeugnisse von Japan. Der Gesandte
gab dem Gespräche zuerst eine ernste Wendung, und die Unterre-
dung wurde nun ganz geschäftlich.

Der Minister entwickelte mit grosser Klarheit eine Uebersicht
der Handelsverträge, welche Japan nach zweihundertjähriger völliger
Isolirung in den letzten sechs Jahren abgeschlossen hatte. Die
öffentliche Meinung spreche sich so bestimmt gegen diese Verträge
aus, welche nach seiner Ansicht zum Wohle des Landes gedeihen
sollten, dass die Regierung kaum die eingegangenen Verpflichtungen

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/320>, abgerufen am 25.11.2024.