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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Iseya's. Yakunine. IV.
als irgend möglich 7); man brauchte sich gar nicht zu scheuen ihm
den vierten, ja den zehnten Theil seiner Forderung zu bieten, und
war schliesslich vielleicht doch noch geprellt. Unsere meisten Iseya's --
denn die Regierung stellte oft aus Gründen, die uns räthselhaft blieben,
plötzlich einen neuen an -- waren bei aller Gewinnsucht und Ver-
schmitztheit gutmüthige Menschen, die uns gern jeden Gefallen
thaten und trotz allem Schelten immer aufgeweckt und dienstfertig
blieben. Wir lebten bald ganz vortrefflich: an Fischen und anderen
Seethieren war in Yeddo kein Mangel, Gemüse und Früchte gab
es mancherlei, auch Federvieh, Enten, Hühner und Fasanen; alle
anderen aber, besonders die consistenteren Fleischarten an welche
der europäische Magen gewöhnt ist, mussten aus dem etwa vier
Meilen entfernten Yokuhama herbeigeschafft werden, der seit dem
1. Juli 1859 den Fremden geöffneten Hafenstadt, wo schon viele
Kaufleute ansässig waren. Ein dortiger Lieferant übernahm es die
Schiffe und die Gesandtschaft in Yeddo mit dem nöthigen Fleisch
zu versehen; -- man war hier freilich von Wind und Wetter
abhängig, da der Proviant zu Wasser von Yokuhama nach den
Kriegsschiffen und von da erst nach Akabane geliefert wurde. Wo es
fehlte nahmen wir unsere Zuflucht zu Herrn Heusken, welcher den
Gesandten täglich besuchte und mit grosser Liebenswürdigkeit und
Umsicht für Alles Rath schaffte. Ohne seine Hülfe wäre die
Haushaltung wohl schwerlich so rasch in Gang gekommen.

Die japanische Regierung hatte der preussischen Gesandtschaft,
wie allen übrigen, eine Abtheilung Yakunine -- zweischwertiger Beam-
ten niederen Ranges -- unter dem Befehle eines Ober-Officiers bei-
gegeben, welche für ihre Sicherheit und vor Allem wohl für ihre
Aufführung verantwortlich waren. Sie hatten unseren ganzen Verkehr
mit den Japanern in und ausser dem Hause zu beaufsichtigen und
uns auf allen Spaziergängen zu Pferde oder zu Fuss auf Schritt
und Tritt zu begleiten. Alle Mittheilungen der Regierung gelangten
an die Gesandtschaft durch den obersten Beamten des Hauses, der
aber niemals mit dem Dolmetscher allein, sondern begleitet von
einem dritten Yakunin, dem Metske oder Aufpasser bei dem Attache
du jour erschien. Die beständige Begleitung der Yakunine bei
allen Ausgängen war besonders in der ersten Zeit störend, da sie
uns mit Misstrauen behandelten und hindernd zwischen allen Verkehr
mit den Eingeborenen traten. Wollte man in den Läden etwas

7) Ueber die Stellung der Kaufleute in Japan s. S. 121.

Iseya’s. Yakunine. IV.
als irgend möglich 7); man brauchte sich gar nicht zu scheuen ihm
den vierten, ja den zehnten Theil seiner Forderung zu bieten, und
war schliesslich vielleicht doch noch geprellt. Unsere meisten Iseya’s —
denn die Regierung stellte oft aus Gründen, die uns räthselhaft blieben,
plötzlich einen neuen an — waren bei aller Gewinnsucht und Ver-
schmitztheit gutmüthige Menschen, die uns gern jeden Gefallen
thaten und trotz allem Schelten immer aufgeweckt und dienstfertig
blieben. Wir lebten bald ganz vortrefflich: an Fischen und anderen
Seethieren war in Yeddo kein Mangel, Gemüse und Früchte gab
es mancherlei, auch Federvieh, Enten, Hühner und Fasanen; alle
anderen aber, besonders die consistenteren Fleischarten an welche
der europäische Magen gewöhnt ist, mussten aus dem etwa vier
Meilen entfernten Yokuhama herbeigeschafft werden, der seit dem
1. Juli 1859 den Fremden geöffneten Hafenstadt, wo schon viele
Kaufleute ansässig waren. Ein dortiger Lieferant übernahm es die
Schiffe und die Gesandtschaft in Yeddo mit dem nöthigen Fleisch
zu versehen; — man war hier freilich von Wind und Wetter
abhängig, da der Proviant zu Wasser von Yokuhama nach den
Kriegsschiffen und von da erst nach Akabane geliefert wurde. Wo es
fehlte nahmen wir unsere Zuflucht zu Herrn Heusken, welcher den
Gesandten täglich besuchte und mit grosser Liebenswürdigkeit und
Umsicht für Alles Rath schaffte. Ohne seine Hülfe wäre die
Haushaltung wohl schwerlich so rasch in Gang gekommen.

Die japanische Regierung hatte der preussischen Gesandtschaft,
wie allen übrigen, eine Abtheilung Yakunine — zweischwertiger Beam-
ten niederen Ranges — unter dem Befehle eines Ober-Officiers bei-
gegeben, welche für ihre Sicherheit und vor Allem wohl für ihre
Aufführung verantwortlich waren. Sie hatten unseren ganzen Verkehr
mit den Japanern in und ausser dem Hause zu beaufsichtigen und
uns auf allen Spaziergängen zu Pferde oder zu Fuss auf Schritt
und Tritt zu begleiten. Alle Mittheilungen der Regierung gelangten
an die Gesandtschaft durch den obersten Beamten des Hauses, der
aber niemals mit dem Dolmetscher allein, sondern begleitet von
einem dritten Yakunin, dem Metske oder Aufpasser bei dem Attaché
du jour erschien. Die beständige Begleitung der Yakunine bei
allen Ausgängen war besonders in der ersten Zeit störend, da sie
uns mit Misstrauen behandelten und hindernd zwischen allen Verkehr
mit den Eingeborenen traten. Wollte man in den Läden etwas

7) Ueber die Stellung der Kaufleute in Japan s. S. 121.
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[268/0298] Iseya’s. Yakunine. IV. als irgend möglich 7); man brauchte sich gar nicht zu scheuen ihm den vierten, ja den zehnten Theil seiner Forderung zu bieten, und war schliesslich vielleicht doch noch geprellt. Unsere meisten Iseya’s — denn die Regierung stellte oft aus Gründen, die uns räthselhaft blieben, plötzlich einen neuen an — waren bei aller Gewinnsucht und Ver- schmitztheit gutmüthige Menschen, die uns gern jeden Gefallen thaten und trotz allem Schelten immer aufgeweckt und dienstfertig blieben. Wir lebten bald ganz vortrefflich: an Fischen und anderen Seethieren war in Yeddo kein Mangel, Gemüse und Früchte gab es mancherlei, auch Federvieh, Enten, Hühner und Fasanen; alle anderen aber, besonders die consistenteren Fleischarten an welche der europäische Magen gewöhnt ist, mussten aus dem etwa vier Meilen entfernten Yokuhama herbeigeschafft werden, der seit dem 1. Juli 1859 den Fremden geöffneten Hafenstadt, wo schon viele Kaufleute ansässig waren. Ein dortiger Lieferant übernahm es die Schiffe und die Gesandtschaft in Yeddo mit dem nöthigen Fleisch zu versehen; — man war hier freilich von Wind und Wetter abhängig, da der Proviant zu Wasser von Yokuhama nach den Kriegsschiffen und von da erst nach Akabane geliefert wurde. Wo es fehlte nahmen wir unsere Zuflucht zu Herrn Heusken, welcher den Gesandten täglich besuchte und mit grosser Liebenswürdigkeit und Umsicht für Alles Rath schaffte. Ohne seine Hülfe wäre die Haushaltung wohl schwerlich so rasch in Gang gekommen. Die japanische Regierung hatte der preussischen Gesandtschaft, wie allen übrigen, eine Abtheilung Yakunine — zweischwertiger Beam- ten niederen Ranges — unter dem Befehle eines Ober-Officiers bei- gegeben, welche für ihre Sicherheit und vor Allem wohl für ihre Aufführung verantwortlich waren. Sie hatten unseren ganzen Verkehr mit den Japanern in und ausser dem Hause zu beaufsichtigen und uns auf allen Spaziergängen zu Pferde oder zu Fuss auf Schritt und Tritt zu begleiten. Alle Mittheilungen der Regierung gelangten an die Gesandtschaft durch den obersten Beamten des Hauses, der aber niemals mit dem Dolmetscher allein, sondern begleitet von einem dritten Yakunin, dem Metske oder Aufpasser bei dem Attaché du jour erschien. Die beständige Begleitung der Yakunine bei allen Ausgängen war besonders in der ersten Zeit störend, da sie uns mit Misstrauen behandelten und hindernd zwischen allen Verkehr mit den Eingeborenen traten. Wollte man in den Läden etwas 7) Ueber die Stellung der Kaufleute in Japan s. S. 121.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/298>, abgerufen am 24.11.2024.