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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Aerzte. Seesoldaten. Beschreibung der Thetis. Das Zwischendeck. II.
in den Händen von Intendanturbeamten, die unter dem Befehle des
Capitäns und Zuziehung des ersten Officiers alle Einkäufe, Contracte,
Zahlungen u. s. w. besorgen.

Der ärztliche Stab bestand auf der Thetis aus einem Stabs-
und zwei Assistenzärzten. Diese, die Intendanturbeamten und die
Seesoldaten werden nicht eigentlich zu den Seeleuten gerechnet
und von diesen -- sammt allen Passagieren -- gelegentlich mit dem
Schmeichelnamen "Badegäste" bezeichnet. Der Matrose sieht mit
einigem Hochmuth besonders auf die Seesoldaten herab, welche
zwar mit in die Wachen vertheilt sind und bei allen Segelmanövern
Hand anlegen müssen, aber niemals oberhalb der Railing, also
nicht in den Masten und dem Takelwerk verwendet werden dürfen,
wo der Dienst gefährlich ist, Muth und Gewandtheit fordert. Sie
beziehen ausserdem die Posten vor der Capitänscajüte und Officiers-
messe, und im Hafen am Fallrep, auf der Commandobrücke und
an anderen Stellen. Die auf Arkona und Thetis commandirten
Detachements standen jedes unter dem Commando eines Seconde-
Lieutenants.

Eine Fregatte hat drei Decke: das Verdeck, das Batteriedeck
und das Zwischendeck. Letzteres liegt mit seiner Sohle schon unter
der Wasserlinie und erhält nur wenig Licht von oben und durch
die Ochsenaugen in der Schiffswand. Im Zwischendeck liegen
das Lazareth, die Cadettenmesse, die Kammern der Decksofficiere,
Aerzte und Beamten, und im hintersten Theile, gewöhnlich von den
Kammern der Officiere umgeben, die Officiersmesse, über welcher
die beiden oberen Decke durchbrochen und mit Glasfenstern zuge-
setzt sind. Im freien Mittelraume des Zwischendecks nimmt die
Mannschaft ihre Malzeiten; dort werden Nachts ihre Hangematten
und hinter dem Grossmast die der Cadetten und Fähnriche geknüpft.
Jeder Cadett hat unter dem für seine Hangematte angewiesenen
Raum eine Kiste von vorschriftsmässiger Form und Grösse stehen,
die seine Habseligkeiten enthält. Bei Tage werden alle Hangematten
in den sogenannten Finkenetzen, einem um die ganze Railing
laufenden Behältniss verstaut. Unter dem Zwischendeck liegt die
Pulverkammer, die Räume für die Ankerketten und sämmtliche
Vorräthe.

Im Batteriedeck stehen zu beiden Seiten, die ganze Länge
des Schiffes entlang, die Geschütze. Hier ist es hell und luftig,
die Pforten werden nur bei schlechtem Wetter geschlossen. Vorn

Aerzte. Seesoldaten. Beschreibung der Thetis. Das Zwischendeck. II.
in den Händen von Intendanturbeamten, die unter dem Befehle des
Capitäns und Zuziehung des ersten Officiers alle Einkäufe, Contracte,
Zahlungen u. s. w. besorgen.

Der ärztliche Stab bestand auf der Thetis aus einem Stabs-
und zwei Assistenzärzten. Diese, die Intendanturbeamten und die
Seesoldaten werden nicht eigentlich zu den Seeleuten gerechnet
und von diesen — sammt allen Passagieren — gelegentlich mit dem
Schmeichelnamen »Badegäste« bezeichnet. Der Matrose sieht mit
einigem Hochmuth besonders auf die Seesoldaten herab, welche
zwar mit in die Wachen vertheilt sind und bei allen Segelmanövern
Hand anlegen müssen, aber niemals oberhalb der Railing, also
nicht in den Masten und dem Takelwerk verwendet werden dürfen,
wo der Dienst gefährlich ist, Muth und Gewandtheit fordert. Sie
beziehen ausserdem die Posten vor der Capitänscajüte und Officiers-
messe, und im Hafen am Fallrep, auf der Commandobrücke und
an anderen Stellen. Die auf Arkona und Thetis commandirten
Detachements standen jedes unter dem Commando eines Seconde-
Lieutenants.

Eine Fregatte hat drei Decke: das Verdeck, das Batteriedeck
und das Zwischendeck. Letzteres liegt mit seiner Sohle schon unter
der Wasserlinie und erhält nur wenig Licht von oben und durch
die Ochsenaugen in der Schiffswand. Im Zwischendeck liegen
das Lazareth, die Cadettenmesse, die Kammern der Decksofficiere,
Aerzte und Beamten, und im hintersten Theile, gewöhnlich von den
Kammern der Officiere umgeben, die Officiersmesse, über welcher
die beiden oberen Decke durchbrochen und mit Glasfenstern zuge-
setzt sind. Im freien Mittelraume des Zwischendecks nimmt die
Mannschaft ihre Malzeiten; dort werden Nachts ihre Hangematten
und hinter dem Grossmast die der Cadetten und Fähnriche geknüpft.
Jeder Cadett hat unter dem für seine Hangematte angewiesenen
Raum eine Kiste von vorschriftsmässiger Form und Grösse stehen,
die seine Habseligkeiten enthält. Bei Tage werden alle Hangematten
in den sogenannten Finkenetzen, einem um die ganze Railing
laufenden Behältniss verstaut. Unter dem Zwischendeck liegt die
Pulverkammer, die Räume für die Ankerketten und sämmtliche
Vorräthe.

Im Batteriedeck stehen zu beiden Seiten, die ganze Länge
des Schiffes entlang, die Geschütze. Hier ist es hell und luftig,
die Pforten werden nur bei schlechtem Wetter geschlossen. Vorn

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[222/0252] Aerzte. Seesoldaten. Beschreibung der Thetis. Das Zwischendeck. II. in den Händen von Intendanturbeamten, die unter dem Befehle des Capitäns und Zuziehung des ersten Officiers alle Einkäufe, Contracte, Zahlungen u. s. w. besorgen. Der ärztliche Stab bestand auf der Thetis aus einem Stabs- und zwei Assistenzärzten. Diese, die Intendanturbeamten und die Seesoldaten werden nicht eigentlich zu den Seeleuten gerechnet und von diesen — sammt allen Passagieren — gelegentlich mit dem Schmeichelnamen »Badegäste« bezeichnet. Der Matrose sieht mit einigem Hochmuth besonders auf die Seesoldaten herab, welche zwar mit in die Wachen vertheilt sind und bei allen Segelmanövern Hand anlegen müssen, aber niemals oberhalb der Railing, also nicht in den Masten und dem Takelwerk verwendet werden dürfen, wo der Dienst gefährlich ist, Muth und Gewandtheit fordert. Sie beziehen ausserdem die Posten vor der Capitänscajüte und Officiers- messe, und im Hafen am Fallrep, auf der Commandobrücke und an anderen Stellen. Die auf Arkona und Thetis commandirten Detachements standen jedes unter dem Commando eines Seconde- Lieutenants. Eine Fregatte hat drei Decke: das Verdeck, das Batteriedeck und das Zwischendeck. Letzteres liegt mit seiner Sohle schon unter der Wasserlinie und erhält nur wenig Licht von oben und durch die Ochsenaugen in der Schiffswand. Im Zwischendeck liegen das Lazareth, die Cadettenmesse, die Kammern der Decksofficiere, Aerzte und Beamten, und im hintersten Theile, gewöhnlich von den Kammern der Officiere umgeben, die Officiersmesse, über welcher die beiden oberen Decke durchbrochen und mit Glasfenstern zuge- setzt sind. Im freien Mittelraume des Zwischendecks nimmt die Mannschaft ihre Malzeiten; dort werden Nachts ihre Hangematten und hinter dem Grossmast die der Cadetten und Fähnriche geknüpft. Jeder Cadett hat unter dem für seine Hangematte angewiesenen Raum eine Kiste von vorschriftsmässiger Form und Grösse stehen, die seine Habseligkeiten enthält. Bei Tage werden alle Hangematten in den sogenannten Finkenetzen, einem um die ganze Railing laufenden Behältniss verstaut. Unter dem Zwischendeck liegt die Pulverkammer, die Räume für die Ankerketten und sämmtliche Vorräthe. Im Batteriedeck stehen zu beiden Seiten, die ganze Länge des Schiffes entlang, die Geschütze. Hier ist es hell und luftig, die Pforten werden nur bei schlechtem Wetter geschlossen. Vorn

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/252>, abgerufen am 24.11.2024.