Newharbour. Installirung auf den Kriegsschiffen. I.
Aberglauben ein sehr hohes Alter erreicht und in ihrem hundertsten Lebensjahre diamantene Eier legt.
Wir verabschiedeten uns mit dem Wunsche, dass der alte Herr noch recht viele Schwalbennester und demantene Eier geniessen möge, und wurden von seinem ältesten Sohne nach dessen nahge- legenem Hause geführt, wo ein opulentes europäisches Frühstück aufgetragen war. Durch die Fenster und Thüren gaffte eine stumme Menge herein. Die Wirthe nahmen als strenge Mohamedaner weder Speise noch Wein zu sich, sondern begnügten sich mit kühlendem Scherbeth. Graf Eulenburg brachte in deutscher Rede ihre Gesund- heit aus, -- dann erhoben wir uns, um die nahgelegenen Etablisse- ments der P. and O. Company zu besehen. Ihre Lage ist köstlich; die Bucht bildet hier mehrere tiefe Einschnitte, die steilen Ufer sind malerisch mit dem üppigsten Pflanzenwuchse bedeckt, unter welchem sich die rechteckigen kahlen Nützlichkeitsbauten gar sonder- bar ausnehmen; das hohe Meer ist nirgend zu sehen und das Wasser spiegelglatt. Eine vorliegende längliche Insel bricht den Wogen- schwall; die Schiffe können von Osten und von Westen einsegeln. Rückwärts thront auf dem Hügel eine Batterie von fünf Geschützen, welche das ganze Becken beherrscht.
Bei der Heimfahrt erblickten wir das Signal eines preussi- schen Kriegsschiffes am Flaggenmast auf dem Fort, die Elbe war in Sicht. -- Abends gab der Gouverneur dem Gesandten ein solennes Diner und empfing ihn dabei mit militärischen Ehren.
8. August.Den 8. August hatte der Gesandte zu seiner formellen In- stallirung auf den Kriegsschiffen bestimmt. Er begab sich deshalb mit sämmtlichen Expeditionsmitgliedern und dem preussischen Consul Morgens um elf Uhr an Bord der Arkona, wo die Officiercorps aller vier Schiffe versammelt waren. Nach Vorstellung derselben durch den Geschwaderchef hielt der Gesandte eine kurze Anrede an die Versammlung, in welcher er hervorhob, welche Wichtigkeit Seine königliche Hoheit der Prinz-Regent der Expedition beilege, und dass er Allerhöchstdemselben in Aller Namen das Versprechen gegeben habe, in treuester Pflichterfüllung alle Kräfte an die Er- reichung der vorgesteckten Ziele setzen zu wollen. Er schloss mit einem dreimaligen Hoch auf Seine Majestät den König und Seine königliche Hoheit den Regenten, in welches die Musik und die in Parade aufgestellte Mannschaft mit lautem Hurrah einfielen. Gegen ein Uhr kamen der Gouverneur mit Lady Cavenagh und seinem
Newharbour. Installirung auf den Kriegsschiffen. I.
Aberglauben ein sehr hohes Alter erreicht und in ihrem hundertsten Lebensjahre diamantene Eier legt.
Wir verabschiedeten uns mit dem Wunsche, dass der alte Herr noch recht viele Schwalbennester und demantene Eier geniessen möge, und wurden von seinem ältesten Sohne nach dessen nahge- legenem Hause geführt, wo ein opulentes europäisches Frühstück aufgetragen war. Durch die Fenster und Thüren gaffte eine stumme Menge herein. Die Wirthe nahmen als strenge Mohamedaner weder Speise noch Wein zu sich, sondern begnügten sich mit kühlendem Scherbeth. Graf Eulenburg brachte in deutscher Rede ihre Gesund- heit aus, — dann erhoben wir uns, um die nahgelegenen Etablisse- ments der P. and O. Company zu besehen. Ihre Lage ist köstlich; die Bucht bildet hier mehrere tiefe Einschnitte, die steilen Ufer sind malerisch mit dem üppigsten Pflanzenwuchse bedeckt, unter welchem sich die rechteckigen kahlen Nützlichkeitsbauten gar sonder- bar ausnehmen; das hohe Meer ist nirgend zu sehen und das Wasser spiegelglatt. Eine vorliegende längliche Insel bricht den Wogen- schwall; die Schiffe können von Osten und von Westen einsegeln. Rückwärts thront auf dem Hügel eine Batterie von fünf Geschützen, welche das ganze Becken beherrscht.
Bei der Heimfahrt erblickten wir das Signal eines preussi- schen Kriegsschiffes am Flaggenmast auf dem Fort, die Elbe war in Sicht. — Abends gab der Gouverneur dem Gesandten ein solennes Diner und empfing ihn dabei mit militärischen Ehren.
8. August.Den 8. August hatte der Gesandte zu seiner formellen In- stallirung auf den Kriegsschiffen bestimmt. Er begab sich deshalb mit sämmtlichen Expeditionsmitgliedern und dem preussischen Consul Morgens um elf Uhr an Bord der Arkona, wo die Officiercorps aller vier Schiffe versammelt waren. Nach Vorstellung derselben durch den Geschwaderchef hielt der Gesandte eine kurze Anrede an die Versammlung, in welcher er hervorhob, welche Wichtigkeit Seine königliche Hoheit der Prinz-Regent der Expedition beilege, und dass er Allerhöchstdemselben in Aller Namen das Versprechen gegeben habe, in treuester Pflichterfüllung alle Kräfte an die Er- reichung der vorgesteckten Ziele setzen zu wollen. Er schloss mit einem dreimaligen Hoch auf Seine Majestät den König und Seine königliche Hoheit den Regenten, in welches die Musik und die in Parade aufgestellte Mannschaft mit lautem Hurrah einfielen. Gegen ein Uhr kamen der Gouverneur mit Lady Cavenagh und seinem
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Newharbour. Installirung auf den Kriegsschiffen. I.
Aberglauben ein sehr hohes Alter erreicht und in ihrem hundertsten
Lebensjahre diamantene Eier legt.
Wir verabschiedeten uns mit dem Wunsche, dass der alte
Herr noch recht viele Schwalbennester und demantene Eier geniessen
möge, und wurden von seinem ältesten Sohne nach dessen nahge-
legenem Hause geführt, wo ein opulentes europäisches Frühstück
aufgetragen war. Durch die Fenster und Thüren gaffte eine stumme
Menge herein. Die Wirthe nahmen als strenge Mohamedaner weder
Speise noch Wein zu sich, sondern begnügten sich mit kühlendem
Scherbeth. Graf Eulenburg brachte in deutscher Rede ihre Gesund-
heit aus, — dann erhoben wir uns, um die nahgelegenen Etablisse-
ments der P. and O. Company zu besehen. Ihre Lage ist köstlich;
die Bucht bildet hier mehrere tiefe Einschnitte, die steilen Ufer
sind malerisch mit dem üppigsten Pflanzenwuchse bedeckt, unter
welchem sich die rechteckigen kahlen Nützlichkeitsbauten gar sonder-
bar ausnehmen; das hohe Meer ist nirgend zu sehen und das Wasser
spiegelglatt. Eine vorliegende längliche Insel bricht den Wogen-
schwall; die Schiffe können von Osten und von Westen einsegeln.
Rückwärts thront auf dem Hügel eine Batterie von fünf Geschützen,
welche das ganze Becken beherrscht.
Bei der Heimfahrt erblickten wir das Signal eines preussi-
schen Kriegsschiffes am Flaggenmast auf dem Fort, die Elbe war
in Sicht. — Abends gab der Gouverneur dem Gesandten ein solennes
Diner und empfing ihn dabei mit militärischen Ehren.
Den 8. August hatte der Gesandte zu seiner formellen In-
stallirung auf den Kriegsschiffen bestimmt. Er begab sich deshalb
mit sämmtlichen Expeditionsmitgliedern und dem preussischen Consul
Morgens um elf Uhr an Bord der Arkona, wo die Officiercorps
aller vier Schiffe versammelt waren. Nach Vorstellung derselben
durch den Geschwaderchef hielt der Gesandte eine kurze Anrede
an die Versammlung, in welcher er hervorhob, welche Wichtigkeit
Seine königliche Hoheit der Prinz-Regent der Expedition beilege,
und dass er Allerhöchstdemselben in Aller Namen das Versprechen
gegeben habe, in treuester Pflichterfüllung alle Kräfte an die Er-
reichung der vorgesteckten Ziele setzen zu wollen. Er schloss mit
einem dreimaligen Hoch auf Seine Majestät den König und Seine
königliche Hoheit den Regenten, in welches die Musik und die in
Parade aufgestellte Mannschaft mit lautem Hurrah einfielen. Gegen
ein Uhr kamen der Gouverneur mit Lady Cavenagh und seinem
8. August.
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/244>, abgerufen am 25.11.2024.
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