[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.I. Empfang in Singapore. Geschichte. Klängen der Nationalhymne und dem Donner der Kanonen durch dieReihen der präsentirenden Ehrenwache zu den bereit gehaltenen Wagen. Auch vor dem für den Gesandten gemietheten Hause -- einem Nebengebäude des Hotel de l'Esperance -- war ein Doppel- posten aufgestellt. -- Der Rest des Tages ging mit dem Empfange der officiellen Besuche der englischen Beamten und der fremden Consuln hin, der Abend vereinigte alle Civilmitglieder der Expe- dition und die Befehlshaber der preussischen und englischen Kriegs- schiffe an der Tafel des Gesandten. -- Der Empfang der Engländer war nicht bloss höflich und ehrenvoll, sondern in hohem Grade herzlich und zuvorkommend. Die Colonie Singapore wurde 1819 von Sir Stamford Raffles Raffles' Erwartungen haben sich auf das glänzendste erfüllt. I. 13
I. Empfang in Singapore. Geschichte. Klängen der Nationalhymne und dem Donner der Kanonen durch dieReihen der präsentirenden Ehrenwache zu den bereit gehaltenen Wagen. Auch vor dem für den Gesandten gemietheten Hause — einem Nebengebäude des Hotel de l’Espérance — war ein Doppel- posten aufgestellt. — Der Rest des Tages ging mit dem Empfange der officiellen Besuche der englischen Beamten und der fremden Consuln hin, der Abend vereinigte alle Civilmitglieder der Expe- dition und die Befehlshaber der preussischen und englischen Kriegs- schiffe an der Tafel des Gesandten. — Der Empfang der Engländer war nicht bloss höflich und ehrenvoll, sondern in hohem Grade herzlich und zuvorkommend. Die Colonie Singapore wurde 1819 von Sir Stamford Raffles Raffles’ Erwartungen haben sich auf das glänzendste erfüllt. I. 13
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0223" n="193"/><fw place="top" type="header">I. Empfang in <placeName>Singapore</placeName>. Geschichte.</fw><lb/> Klängen der Nationalhymne und dem Donner der Kanonen durch die<lb/> Reihen der präsentirenden Ehrenwache zu den bereit gehaltenen<lb/> Wagen. Auch vor dem für den Gesandten gemietheten Hause —<lb/> einem Nebengebäude des Hotel de l’Espérance — war ein Doppel-<lb/> posten aufgestellt. — Der Rest des Tages ging mit dem Empfange<lb/> der officiellen Besuche der englischen Beamten und der fremden<lb/> Consuln hin, der Abend vereinigte alle Civilmitglieder der Expe-<lb/> dition und die Befehlshaber der preussischen und englischen Kriegs-<lb/> schiffe an der Tafel des Gesandten. — Der Empfang der Engländer<lb/> war nicht bloss höflich und ehrenvoll, sondern in hohem Grade<lb/> herzlich und zuvorkommend.</p><lb/> <p>Die Colonie <placeName>Singapore</placeName> wurde 1819 von Sir <persName ref="http://d-nb.info/gnd/119049538">Stamford Raffles</persName><lb/> gegründet. Dieser machte, nachdem <placeName>Batavia</placeName> an das wiederherge-<lb/> stellte Königreich der <placeName>Niederlande</placeName> herausgegeben war, die ost-<lb/> indische Compagnie auf die günstige Lage der Insel an der äussersten<lb/> Spitze des hinterindischen Festlandes aufmerksam, und liess sich<lb/> von dem hier residirenden <hi rendition="#k">Tumanguṅg</hi>, dem Statthalter des Sultans<lb/> von <hi rendition="#k"><placeName>Džohor</placeName></hi>, dem sie gehörte, einen Küstenstrich von zwei engli-<lb/> schen Meilen Länge und der Breite eines Kanonenschusses abtreten,<lb/> wo an der Stelle eines malaiischen Fischerdorfes die Stadt ge-<lb/> gründet wurde. Ihre Bevölkerung stieg im Laufe <hi rendition="#g">eines</hi> Jahres<lb/> auf 10,000 Seelen. Bald aber stellte sich die Unhaltbarkeit des<lb/> Verhältnisses zu den einheimischen Landesherren heraus, denn so-<lb/> wohl der Sultan von <hi rendition="#k"><placeName>Džohor</placeName></hi> als der <hi rendition="#k">Tumanguṅg</hi> machten Hoheits-<lb/> rechte geltend. Zudem weigerte sich die englische Regierung, die<lb/> Niederlassung der Compagnie anzuerkennen. Die Siamesen sowohl,<lb/> welche die Oberhoheit über alle malaiischen Staaten des Festlandes<lb/> in Anspruch nehmen, als die Holländer behaupteten, dass der<lb/> Sultan von <hi rendition="#k"><placeName>Džohor</placeName></hi> ohne ihre Zustimmung keine Verträge mit frem-<lb/> den Staaten schliessen könne. Erst nach einigen Jahren, als die<lb/> Wichtigkeit der Colonie sich practisch bewährt hatte, trat die eng-<lb/> lische Regierung mit der niederländischen in ernstliche Unterhand-<lb/> lung; letztere entsagte in dem Vertrage vom 17. März 1824 allen<lb/> Ansprüchen auf <placeName>Singapore</placeName>. Der Sultan von <hi rendition="#k"><placeName>Džohor</placeName></hi> und der<lb/><hi rendition="#k">Tumanguṅg</hi> wurden zu gleicher Zeit mit einer Pension abgefunden,<lb/> wofür sie die ganze Insel an <placeName>England</placeName> abtraten.</p><lb/> <p><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119049538">Raffles’</persName> Erwartungen haben sich auf das glänzendste erfüllt.<lb/><placeName>Singapore</placeName> ist der wichtigste Stapelplatz des englischen Handels in<lb/><placeName>Hinterindien</placeName>, und für die Verbindung mit <placeName>China</placeName> und <placeName>Australien</placeName> ganz<lb/> <fw place="bottom" type="sig">I. 13</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [193/0223]
I. Empfang in Singapore. Geschichte.
Klängen der Nationalhymne und dem Donner der Kanonen durch die
Reihen der präsentirenden Ehrenwache zu den bereit gehaltenen
Wagen. Auch vor dem für den Gesandten gemietheten Hause —
einem Nebengebäude des Hotel de l’Espérance — war ein Doppel-
posten aufgestellt. — Der Rest des Tages ging mit dem Empfange
der officiellen Besuche der englischen Beamten und der fremden
Consuln hin, der Abend vereinigte alle Civilmitglieder der Expe-
dition und die Befehlshaber der preussischen und englischen Kriegs-
schiffe an der Tafel des Gesandten. — Der Empfang der Engländer
war nicht bloss höflich und ehrenvoll, sondern in hohem Grade
herzlich und zuvorkommend.
Die Colonie Singapore wurde 1819 von Sir Stamford Raffles
gegründet. Dieser machte, nachdem Batavia an das wiederherge-
stellte Königreich der Niederlande herausgegeben war, die ost-
indische Compagnie auf die günstige Lage der Insel an der äussersten
Spitze des hinterindischen Festlandes aufmerksam, und liess sich
von dem hier residirenden Tumanguṅg, dem Statthalter des Sultans
von Džohor, dem sie gehörte, einen Küstenstrich von zwei engli-
schen Meilen Länge und der Breite eines Kanonenschusses abtreten,
wo an der Stelle eines malaiischen Fischerdorfes die Stadt ge-
gründet wurde. Ihre Bevölkerung stieg im Laufe eines Jahres
auf 10,000 Seelen. Bald aber stellte sich die Unhaltbarkeit des
Verhältnisses zu den einheimischen Landesherren heraus, denn so-
wohl der Sultan von Džohor als der Tumanguṅg machten Hoheits-
rechte geltend. Zudem weigerte sich die englische Regierung, die
Niederlassung der Compagnie anzuerkennen. Die Siamesen sowohl,
welche die Oberhoheit über alle malaiischen Staaten des Festlandes
in Anspruch nehmen, als die Holländer behaupteten, dass der
Sultan von Džohor ohne ihre Zustimmung keine Verträge mit frem-
den Staaten schliessen könne. Erst nach einigen Jahren, als die
Wichtigkeit der Colonie sich practisch bewährt hatte, trat die eng-
lische Regierung mit der niederländischen in ernstliche Unterhand-
lung; letztere entsagte in dem Vertrage vom 17. März 1824 allen
Ansprüchen auf Singapore. Der Sultan von Džohor und der
Tumanguṅg wurden zu gleicher Zeit mit einer Pension abgefunden,
wofür sie die ganze Insel an England abtraten.
Raffles’ Erwartungen haben sich auf das glänzendste erfüllt.
Singapore ist der wichtigste Stapelplatz des englischen Handels in
Hinterindien, und für die Verbindung mit China und Australien ganz
I. 13
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |