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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Die Bemühungen Russlands.
unentgeltlich Wasser und Proviant, durften aber nicht einmal in den
Hafen einlaufen. Dieses Unternehmen scheint von der englisch-
ostindischen Compagnie in Calcutta ausgegangen, und von einem
amerikanischen Schiffscapitän veranlasst worden zu sein, der wäh-
rend der Kriegsjahre mit seinem Fahrzeug im Dienste der Holländer
mehrere Reisen von Batavia nach Japan gemacht und die dortigen
Verhältnisse kennen gelernt hatte157).

Die erste europäische Regierung, welche einen Versuch zur
Eröffnung Japans machte, war die russische. Zur Zeit der Kaiserin
Katharina kamen japanische Schiffbrüchige nach Ochotsk und von
da in das Innere von Sibirien, wo sie Russisch lernten. Einen von
ihnen, Kodai, liess die Kaiserin nach der Hauptstadt kommen, da-
mit er ihre Herrlichkeit sähe, und gab ihm reiche Geschenke. Dieser
musste als Dolmetscher des Lieutenant Laxmann dienen, welcher
unter dem Vorwande, die Schiffbrüchigen -- nach zehnjährigem
Aufenthalt in Sibirien -- ihrer Heimath zurückzugeben, den Verkehr
mit Japan anknüpfen sollte. Laxmann war mit Geschenken und
einem Briefe des General-Gouverneurs von Sibirien versehen; er
verliess Ochotsk im Herbst 1792, landete zu Aktis an der Nord-
küste von Yeso, und wurde dort freundlich aufgenommen. Die
Antwort auf das überbrachte Schreiben, welche erst nach einigen
Monaten aus Yeddo eintraf, scheint von dem Dolmetscher nicht
getreu und in zu milden Ausdrücken übersetzt worden zu sein: es
hiess darin, Laxmann habe gewagt mit einem bewaffneten Fahrzeuge
an die japanische Küste zu kommen, und dadurch eigentlich die
Rückkehr nach der Heimath auf immer verwirkt, doch wolle der
Siogun ihn wegen seiner Unkenntniss der Landesgesetze begnadigen.
Zu Aktis könne man nicht unterhandeln, und nach Yeddo dürfe er
nicht kommen -- er möge aber unter Vorzeigung eines beigefügten

157) Nachdem Capitän Robert Stewart mehrere Reisen glücklich zurückgelegt
und sich das Vertrauen der holländischen Behörden erworben hatte, geschah es, dass
er, von Nangasaki mit einer werthvollen Ladung ausgelaufen, in Batavia nicht ankam.
Einige Zeit darauf erschien er wieder in Nangasaki mit einem von ihm selbst be-
frachteten Schiffe, vorgebend, das andere sei untergegangen. Der Handelsvorsteher
nahm das Schiff in Beschlag und schickte Stewart gefangen nach Batavia, -- es stellte
sich heraus, dass sein Fahrzeug nicht untergegangen, sondern auf den Philippinen
mit der Ladung von ihm verkauft worden sei. Er entsprang während der Unter-
suchung in Batavia aus dem Gefängniss und kam nach Bengalen. Der Handels-
vorsteher Wardenaar erkannte ihn in dem Befehlshaber des unter amerikanischer
Flagge vor Nangasaki erscheinenden Schiffes.

Die Bemühungen Russlands.
unentgeltlich Wasser und Proviant, durften aber nicht einmal in den
Hafen einlaufen. Dieses Unternehmen scheint von der englisch-
ostindischen Compagnie in Calcutta ausgegangen, und von einem
amerikanischen Schiffscapitän veranlasst worden zu sein, der wäh-
rend der Kriegsjahre mit seinem Fahrzeug im Dienste der Holländer
mehrere Reisen von Batavia nach Japan gemacht und die dortigen
Verhältnisse kennen gelernt hatte157).

Die erste europäische Regierung, welche einen Versuch zur
Eröffnung Japans machte, war die russische. Zur Zeit der Kaiserin
Katharina kamen japanische Schiffbrüchige nach Ochotsk und von
da in das Innere von Sibirien, wo sie Russisch lernten. Einen von
ihnen, Kodaï, liess die Kaiserin nach der Hauptstadt kommen, da-
mit er ihre Herrlichkeit sähe, und gab ihm reiche Geschenke. Dieser
musste als Dolmetscher des Lieutenant Laxmann dienen, welcher
unter dem Vorwande, die Schiffbrüchigen — nach zehnjährigem
Aufenthalt in Sibirien — ihrer Heimath zurückzugeben, den Verkehr
mit Japan anknüpfen sollte. Laxmann war mit Geschenken und
einem Briefe des General-Gouverneurs von Sibirien versehen; er
verliess Ochotsk im Herbst 1792, landete zu Aktis an der Nord-
küste von Yeso, und wurde dort freundlich aufgenommen. Die
Antwort auf das überbrachte Schreiben, welche erst nach einigen
Monaten aus Yeddo eintraf, scheint von dem Dolmetscher nicht
getreu und in zu milden Ausdrücken übersetzt worden zu sein: es
hiess darin, Laxmann habe gewagt mit einem bewaffneten Fahrzeuge
an die japanische Küste zu kommen, und dadurch eigentlich die
Rückkehr nach der Heimath auf immer verwirkt, doch wolle der
Siogun ihn wegen seiner Unkenntniss der Landesgesetze begnadigen.
Zu Aktis könne man nicht unterhandeln, und nach Yeddo dürfe er
nicht kommen — er möge aber unter Vorzeigung eines beigefügten

157) Nachdem Capitän Robert Stewart mehrere Reisen glücklich zurückgelegt
und sich das Vertrauen der holländischen Behörden erworben hatte, geschah es, dass
er, von Naṅgasaki mit einer werthvollen Ladung ausgelaufen, in Batavia nicht ankam.
Einige Zeit darauf erschien er wieder in Naṅgasaki mit einem von ihm selbst be-
frachteten Schiffe, vorgebend, das andere sei untergegangen. Der Handelsvorsteher
nahm das Schiff in Beschlag und schickte Stewart gefangen nach Batavia, — es stellte
sich heraus, dass sein Fahrzeug nicht untergegangen, sondern auf den Philippinen
mit der Ladung von ihm verkauft worden sei. Er entsprang während der Unter-
suchung in Batavia aus dem Gefängniss und kam nach Bengalen. Der Handels-
vorsteher Wardenaar erkannte ihn in dem Befehlshaber des unter amerikanischer
Flagge vor Naṅgasaki erscheinenden Schiffes.
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[156/0186] Die Bemühungen Russlands. unentgeltlich Wasser und Proviant, durften aber nicht einmal in den Hafen einlaufen. Dieses Unternehmen scheint von der englisch- ostindischen Compagnie in Calcutta ausgegangen, und von einem amerikanischen Schiffscapitän veranlasst worden zu sein, der wäh- rend der Kriegsjahre mit seinem Fahrzeug im Dienste der Holländer mehrere Reisen von Batavia nach Japan gemacht und die dortigen Verhältnisse kennen gelernt hatte 157). Die erste europäische Regierung, welche einen Versuch zur Eröffnung Japans machte, war die russische. Zur Zeit der Kaiserin Katharina kamen japanische Schiffbrüchige nach Ochotsk und von da in das Innere von Sibirien, wo sie Russisch lernten. Einen von ihnen, Kodaï, liess die Kaiserin nach der Hauptstadt kommen, da- mit er ihre Herrlichkeit sähe, und gab ihm reiche Geschenke. Dieser musste als Dolmetscher des Lieutenant Laxmann dienen, welcher unter dem Vorwande, die Schiffbrüchigen — nach zehnjährigem Aufenthalt in Sibirien — ihrer Heimath zurückzugeben, den Verkehr mit Japan anknüpfen sollte. Laxmann war mit Geschenken und einem Briefe des General-Gouverneurs von Sibirien versehen; er verliess Ochotsk im Herbst 1792, landete zu Aktis an der Nord- küste von Yeso, und wurde dort freundlich aufgenommen. Die Antwort auf das überbrachte Schreiben, welche erst nach einigen Monaten aus Yeddo eintraf, scheint von dem Dolmetscher nicht getreu und in zu milden Ausdrücken übersetzt worden zu sein: es hiess darin, Laxmann habe gewagt mit einem bewaffneten Fahrzeuge an die japanische Küste zu kommen, und dadurch eigentlich die Rückkehr nach der Heimath auf immer verwirkt, doch wolle der Siogun ihn wegen seiner Unkenntniss der Landesgesetze begnadigen. Zu Aktis könne man nicht unterhandeln, und nach Yeddo dürfe er nicht kommen — er möge aber unter Vorzeigung eines beigefügten 157) Nachdem Capitän Robert Stewart mehrere Reisen glücklich zurückgelegt und sich das Vertrauen der holländischen Behörden erworben hatte, geschah es, dass er, von Naṅgasaki mit einer werthvollen Ladung ausgelaufen, in Batavia nicht ankam. Einige Zeit darauf erschien er wieder in Naṅgasaki mit einem von ihm selbst be- frachteten Schiffe, vorgebend, das andere sei untergegangen. Der Handelsvorsteher nahm das Schiff in Beschlag und schickte Stewart gefangen nach Batavia, — es stellte sich heraus, dass sein Fahrzeug nicht untergegangen, sondern auf den Philippinen mit der Ladung von ihm verkauft worden sei. Er entsprang während der Unter- suchung in Batavia aus dem Gefängniss und kam nach Bengalen. Der Handels- vorsteher Wardenaar erkannte ihn in dem Befehlshaber des unter amerikanischer Flagge vor Naṅgasaki erscheinenden Schiffes.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/186>, abgerufen am 09.11.2024.