Ertrag des Handels. -- Versuche in Japan einzudringen.
holländischen und den chinesischen) und musste alle durch denselben verursachten Kosten tragen.
Von dem wirklichen Ertrage des holländischen Handels ist es bei der verwickelten Calculation der Ein- und Ausfuhr, dem wechselnden Werthe der Metalle, und der Verwirrung, welche die Beamten auf Desima absichtlich in die Rechnungen gebracht haben, schwierig sich einen Begriff zu machen. Die glänzendste Periode war die Zeit in Firando: 1638 betrug der Werth der Einfuhr 3,760,000 Gulden; damals soll kein Artikel weniger als funfzig, viele aber bis dreihundert Procent gebracht haben. Noch 1668 rechnete man den jährlichen Ertrag des Handels auf zwanzig Tonnen Goldes, Gold und Kupfer waren damals die einträglichsten Ausfuhrartikel. Hundert Jahre später importirten die Holländer mit Vortheil ge- münztes Silber. Die im siebzehnten Jahrhundert so gewinnreiche Ausfuhr des Goldes war schon 1727 mit erheblichem Verluste ver- bunden. Um 1775 und in den folgenden Jahren scheinen die Hol- länder in Folge der Bedrückungen und bedeutender Seeschäden erhebliche Summen am japanischen Handel eingebüsst zu haben; seit der Zeit fristete er sich bis zum Eintreten der neuen Ordnung im Jahre 1817 nur kümmerlich das Leben.
Nachdem im Jahre 1673 die Engländer sich umsonst bemüht hatten, den Verkehr wieder anzuknüpfen, blieben die Japaner über hundert Jahre lang mit ähnlichen Versuchen verschont. Aber gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts, als die Herrschaft Gross- britanniens sich in Ostindien ausdehnte, und die Russen des Fanges der Pelzthiere, die Amerikaner des Wallfischfanges wegen den nörd- lichen Stillen Ocean häufiger zu befahren anfingen, richtete sich die Aufmerksamkeit dieser Nationen wieder auf das entlegene Inselreich.
Um 1791 besuchte ein englisches Schiff, "der Argonaut", auf dem Wege von Amerika nach China die japanischen Gewässer. Der Capitän bemühte sich vergebens mit den Küstenbewohnern Tausch- handel anzuknüpfen, wurde aber von den Behörden mit Wasser und Holz versehen. Ein Schiff unter amerikanischer und ein anderes unter englischer Flagge, die beide, wie es schien, in Bengalen für Japan befrachtet, im Jahre 1803 kurz nacheinander vor der Bucht von Nangasaki erschienen, und freien Verkehr für sich und ihre Landsleute nachsuchten, erhielten ebenfalls vom Statthalter
Ertrag des Handels. — Versuche in Japan einzudringen.
holländischen und den chinesischen) und musste alle durch denselben verursachten Kosten tragen.
Von dem wirklichen Ertrage des holländischen Handels ist es bei der verwickelten Calculation der Ein- und Ausfuhr, dem wechselnden Werthe der Metalle, und der Verwirrung, welche die Beamten auf Desima absichtlich in die Rechnungen gebracht haben, schwierig sich einen Begriff zu machen. Die glänzendste Periode war die Zeit in Firando: 1638 betrug der Werth der Einfuhr 3,760,000 Gulden; damals soll kein Artikel weniger als funfzig, viele aber bis dreihundert Procent gebracht haben. Noch 1668 rechnete man den jährlichen Ertrag des Handels auf zwanzig Tonnen Goldes, Gold und Kupfer waren damals die einträglichsten Ausfuhrartikel. Hundert Jahre später importirten die Holländer mit Vortheil ge- münztes Silber. Die im siebzehnten Jahrhundert so gewinnreiche Ausfuhr des Goldes war schon 1727 mit erheblichem Verluste ver- bunden. Um 1775 und in den folgenden Jahren scheinen die Hol- länder in Folge der Bedrückungen und bedeutender Seeschäden erhebliche Summen am japanischen Handel eingebüsst zu haben; seit der Zeit fristete er sich bis zum Eintreten der neuen Ordnung im Jahre 1817 nur kümmerlich das Leben.
Nachdem im Jahre 1673 die Engländer sich umsonst bemüht hatten, den Verkehr wieder anzuknüpfen, blieben die Japaner über hundert Jahre lang mit ähnlichen Versuchen verschont. Aber gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts, als die Herrschaft Gross- britanniens sich in Ostindien ausdehnte, und die Russen des Fanges der Pelzthiere, die Amerikaner des Wallfischfanges wegen den nörd- lichen Stillen Ocean häufiger zu befahren anfingen, richtete sich die Aufmerksamkeit dieser Nationen wieder auf das entlegene Inselreich.
Um 1791 besuchte ein englisches Schiff, »der Argonaut«, auf dem Wege von Amerika nach China die japanischen Gewässer. Der Capitän bemühte sich vergebens mit den Küstenbewohnern Tausch- handel anzuknüpfen, wurde aber von den Behörden mit Wasser und Holz versehen. Ein Schiff unter amerikanischer und ein anderes unter englischer Flagge, die beide, wie es schien, in Bengalen für Japan befrachtet, im Jahre 1803 kurz nacheinander vor der Bucht von Naṅgasaki erschienen, und freien Verkehr für sich und ihre Landsleute nachsuchten, erhielten ebenfalls vom Statthalter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0185"n="155"/><fwplace="top"type="header">Ertrag des Handels. — Versuche in <placeName>Japan</placeName> einzudringen.</fw><lb/>
holländischen und den chinesischen) und musste alle durch denselben<lb/>
verursachten Kosten tragen.</p><lb/><p>Von dem wirklichen Ertrage des holländischen Handels ist<lb/>
es bei der verwickelten Calculation der Ein- und Ausfuhr, dem<lb/>
wechselnden Werthe der Metalle, und der Verwirrung, welche die<lb/>
Beamten auf <hirendition="#k"><placeName>Desima</placeName></hi> absichtlich in die Rechnungen gebracht haben,<lb/>
schwierig sich einen Begriff zu machen. Die glänzendste Periode<lb/>
war die Zeit in <hirendition="#k"><placeName>Firando</placeName></hi>: 1638 betrug der Werth der Einfuhr<lb/>
3,760,000 Gulden; damals soll kein Artikel weniger als funfzig, viele<lb/>
aber bis dreihundert Procent gebracht haben. Noch 1668 rechnete<lb/>
man den jährlichen Ertrag des Handels auf zwanzig Tonnen Goldes,<lb/>
Gold und Kupfer waren damals die einträglichsten Ausfuhrartikel.<lb/>
Hundert Jahre später importirten die Holländer mit Vortheil ge-<lb/>
münztes Silber. Die im siebzehnten Jahrhundert so gewinnreiche<lb/>
Ausfuhr des Goldes war schon 1727 mit erheblichem Verluste ver-<lb/>
bunden. Um 1775 und in den folgenden Jahren scheinen die Hol-<lb/>
länder in Folge der Bedrückungen und bedeutender Seeschäden<lb/>
erhebliche Summen am japanischen Handel eingebüsst zu haben;<lb/>
seit der Zeit fristete er sich bis zum Eintreten der neuen Ordnung<lb/>
im Jahre 1817 nur kümmerlich das Leben.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Nachdem im Jahre 1673 die Engländer sich umsonst bemüht<lb/>
hatten, den Verkehr wieder anzuknüpfen, blieben die Japaner über<lb/>
hundert Jahre lang mit ähnlichen Versuchen verschont. Aber gegen<lb/>
Ende des achtzehnten Jahrhunderts, als die Herrschaft <placeName>Gross-<lb/>
britanniens</placeName> sich in <placeName>Ostindien</placeName> ausdehnte, und die Russen des Fanges<lb/>
der Pelzthiere, die Amerikaner des Wallfischfanges wegen den nörd-<lb/>
lichen <placeName>Stillen Ocean</placeName> häufiger zu befahren anfingen, richtete sich die<lb/>
Aufmerksamkeit dieser Nationen wieder auf das entlegene Inselreich.</p><lb/><p>Um 1791 besuchte ein englisches Schiff, »der Argonaut«, auf<lb/>
dem Wege von <placeName>Amerika</placeName> nach <placeName>China</placeName> die japanischen Gewässer. Der<lb/>
Capitän bemühte sich vergebens mit den Küstenbewohnern Tausch-<lb/>
handel anzuknüpfen, wurde aber von den Behörden mit Wasser<lb/>
und Holz versehen. Ein Schiff unter amerikanischer und ein anderes<lb/>
unter englischer Flagge, die beide, wie es schien, in <placeName>Bengalen</placeName><lb/>
für <placeName>Japan</placeName> befrachtet, im Jahre 1803 kurz nacheinander vor der<lb/>
Bucht von <hirendition="#k"><placeName>Naṅgasaki</placeName></hi> erschienen, und freien Verkehr für sich und<lb/>
ihre Landsleute nachsuchten, erhielten ebenfalls vom Statthalter<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[155/0185]
Ertrag des Handels. — Versuche in Japan einzudringen.
holländischen und den chinesischen) und musste alle durch denselben
verursachten Kosten tragen.
Von dem wirklichen Ertrage des holländischen Handels ist
es bei der verwickelten Calculation der Ein- und Ausfuhr, dem
wechselnden Werthe der Metalle, und der Verwirrung, welche die
Beamten auf Desima absichtlich in die Rechnungen gebracht haben,
schwierig sich einen Begriff zu machen. Die glänzendste Periode
war die Zeit in Firando: 1638 betrug der Werth der Einfuhr
3,760,000 Gulden; damals soll kein Artikel weniger als funfzig, viele
aber bis dreihundert Procent gebracht haben. Noch 1668 rechnete
man den jährlichen Ertrag des Handels auf zwanzig Tonnen Goldes,
Gold und Kupfer waren damals die einträglichsten Ausfuhrartikel.
Hundert Jahre später importirten die Holländer mit Vortheil ge-
münztes Silber. Die im siebzehnten Jahrhundert so gewinnreiche
Ausfuhr des Goldes war schon 1727 mit erheblichem Verluste ver-
bunden. Um 1775 und in den folgenden Jahren scheinen die Hol-
länder in Folge der Bedrückungen und bedeutender Seeschäden
erhebliche Summen am japanischen Handel eingebüsst zu haben;
seit der Zeit fristete er sich bis zum Eintreten der neuen Ordnung
im Jahre 1817 nur kümmerlich das Leben.
Nachdem im Jahre 1673 die Engländer sich umsonst bemüht
hatten, den Verkehr wieder anzuknüpfen, blieben die Japaner über
hundert Jahre lang mit ähnlichen Versuchen verschont. Aber gegen
Ende des achtzehnten Jahrhunderts, als die Herrschaft Gross-
britanniens sich in Ostindien ausdehnte, und die Russen des Fanges
der Pelzthiere, die Amerikaner des Wallfischfanges wegen den nörd-
lichen Stillen Ocean häufiger zu befahren anfingen, richtete sich die
Aufmerksamkeit dieser Nationen wieder auf das entlegene Inselreich.
Um 1791 besuchte ein englisches Schiff, »der Argonaut«, auf
dem Wege von Amerika nach China die japanischen Gewässer. Der
Capitän bemühte sich vergebens mit den Küstenbewohnern Tausch-
handel anzuknüpfen, wurde aber von den Behörden mit Wasser
und Holz versehen. Ein Schiff unter amerikanischer und ein anderes
unter englischer Flagge, die beide, wie es schien, in Bengalen
für Japan befrachtet, im Jahre 1803 kurz nacheinander vor der
Bucht von Naṅgasaki erschienen, und freien Verkehr für sich und
ihre Landsleute nachsuchten, erhielten ebenfalls vom Statthalter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/185>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.