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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Der Conflict in Taiwang.

Die ostindische Compagnie hatte sich 1624 des Hafens Taiwang
auf Formosa bemächtigt und dort eine Festung gebaut. Diese Nie-
derlassung, ein Stapelplatz der chinesischen, japanischen und
siamesischen Erzeugnisse, und zugleich zur Störung des spanischen
Handels sehr günstig gelegen, war von der äussersten Wichtigkeit.
Die Holländer erhoben hier Zölle von den ein- und ausgehenden
Waaren, eine Einrichtung, welcher sich die unter kaiserlichem Pass
dort verkehrenden Japaner nicht fügen wollten, da sie lange vor
den Holländern mit voller Freiheit Handel nach Taiwang getrieben
hatten. Ihre Beschwerden fanden bei dem Rath von Indien kein
Gehör. Als nun im Jahre 1627 Pieter Nuyts, ein Mitglied des1627.
indischen Rathes, als Landvogt nach Taiwang kam, erhielt er
von Firando aus eine geheime Mittheilung, welche ihn vor den in
diesem Jahre nach Formosa reisenden Japanern warnte. In der That
erschienen sie in aussergewöhnlicher Anzahl und stark bewaffnet.
Nuyts brauchte die Vorsichtsmaassregel, ihre Fahrzeuge zwischen
den holländischen Schiffern ankern und ihre Waffen an das Land
bringen zu lassen, wo man sie bis zu ihrer Abreise aufbewahrte.
Die Japaner beklagten sich beim Siogun über diese beschimpfende
Behandlung: in Folge dessen wurde Nuyts, der 1628 in besonderer
Mission nach Yeddo ging, bei Hofe nicht vorgelassen und kehrte
unverrichteter Sache auf seinen Posten zurück. In diesem Jahre
nun erschienen die Japaner so schwach bewaffnet, dass der Land-
vogt keine besonderen Vorsichtsmaassregeln nöthig achtete. Da
aber jetzt auch die Eingeborenen und die Chinesen die Zölle ver-
weigerten, und die Holländer argwöhnten, es geschehe auf Anstiften
der Japaner, so erhielten diese nicht die Erlaubniss zur Abreise
und wurden durch Zwangsmaassregeln lange gegen ihren Willen
zurückgehalten. Eines Tages, als der Landvogt mit seinem kleinen
Sohne allein zu Hause war, erschienen einige Japaner bei ihm und
verlangten die schleunige Freigebung ihrer Schiffe. Nuyts wies sie
ab; einen Augenblick darauf war das Haus von allen Seiten umzingelt.
Der Commandant der Festung liess Truppen ausrücken; da aber
die Japaner drohten, bei der geringsten Feindseligkeit den Landvogt
und seinen Sohn zu ermorden, und man ihre Entschlossenheit

"Erzählung des prächtigen Festes, so der japanische Kaiser sammt dem Dayro in
der Stadt Meaco sehr herrlich begangen", abgedruckt in Merklein's deutscher Aus-
gabe von Caron's "Wahrhaftiger Beschreibung dreier mächtigen Königreiche ...."
Nürnberg 1672.
Der Conflict in Taïwang.

Die ostindische Compagnie hatte sich 1624 des Hafens Taïwang
auf Formosa bemächtigt und dort eine Festung gebaut. Diese Nie-
derlassung, ein Stapelplatz der chinesischen, japanischen und
siamesischen Erzeugnisse, und zugleich zur Störung des spanischen
Handels sehr günstig gelegen, war von der äussersten Wichtigkeit.
Die Holländer erhoben hier Zölle von den ein- und ausgehenden
Waaren, eine Einrichtung, welcher sich die unter kaiserlichem Pass
dort verkehrenden Japaner nicht fügen wollten, da sie lange vor
den Holländern mit voller Freiheit Handel nach Taïwang getrieben
hatten. Ihre Beschwerden fanden bei dem Rath von Indien kein
Gehör. Als nun im Jahre 1627 Pieter Nuyts, ein Mitglied des1627.
indischen Rathes, als Landvogt nach Taïwang kam, erhielt er
von Firando aus eine geheime Mittheilung, welche ihn vor den in
diesem Jahre nach Formosa reisenden Japanern warnte. In der That
erschienen sie in aussergewöhnlicher Anzahl und stark bewaffnet.
Nuyts brauchte die Vorsichtsmaassregel, ihre Fahrzeuge zwischen
den holländischen Schiffern ankern und ihre Waffen an das Land
bringen zu lassen, wo man sie bis zu ihrer Abreise aufbewahrte.
Die Japaner beklagten sich beim Siogun über diese beschimpfende
Behandlung: in Folge dessen wurde Nuyts, der 1628 in besonderer
Mission nach Yeddo ging, bei Hofe nicht vorgelassen und kehrte
unverrichteter Sache auf seinen Posten zurück. In diesem Jahre
nun erschienen die Japaner so schwach bewaffnet, dass der Land-
vogt keine besonderen Vorsichtsmaassregeln nöthig achtete. Da
aber jetzt auch die Eingeborenen und die Chinesen die Zölle ver-
weigerten, und die Holländer argwöhnten, es geschehe auf Anstiften
der Japaner, so erhielten diese nicht die Erlaubniss zur Abreise
und wurden durch Zwangsmaassregeln lange gegen ihren Willen
zurückgehalten. Eines Tages, als der Landvogt mit seinem kleinen
Sohne allein zu Hause war, erschienen einige Japaner bei ihm und
verlangten die schleunige Freigebung ihrer Schiffe. Nuyts wies sie
ab; einen Augenblick darauf war das Haus von allen Seiten umzingelt.
Der Commandant der Festung liess Truppen ausrücken; da aber
die Japaner drohten, bei der geringsten Feindseligkeit den Landvogt
und seinen Sohn zu ermorden, und man ihre Entschlossenheit

»Erzählung des prächtigen Festes, so der japanische Kaiser sammt dem Dayro in
der Stadt Meaco sehr herrlich begangen«, abgedruckt in Merklein’s deutscher Aus-
gabe von Caron’s »Wahrhaftiger Beschreibung dreier mächtigen Königreiche ....«
Nürnberg 1672.
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[91/0121] Der Conflict in Taïwang. Die ostindische Compagnie hatte sich 1624 des Hafens Taïwang auf Formosa bemächtigt und dort eine Festung gebaut. Diese Nie- derlassung, ein Stapelplatz der chinesischen, japanischen und siamesischen Erzeugnisse, und zugleich zur Störung des spanischen Handels sehr günstig gelegen, war von der äussersten Wichtigkeit. Die Holländer erhoben hier Zölle von den ein- und ausgehenden Waaren, eine Einrichtung, welcher sich die unter kaiserlichem Pass dort verkehrenden Japaner nicht fügen wollten, da sie lange vor den Holländern mit voller Freiheit Handel nach Taïwang getrieben hatten. Ihre Beschwerden fanden bei dem Rath von Indien kein Gehör. Als nun im Jahre 1627 Pieter Nuyts, ein Mitglied des indischen Rathes, als Landvogt nach Taïwang kam, erhielt er von Firando aus eine geheime Mittheilung, welche ihn vor den in diesem Jahre nach Formosa reisenden Japanern warnte. In der That erschienen sie in aussergewöhnlicher Anzahl und stark bewaffnet. Nuyts brauchte die Vorsichtsmaassregel, ihre Fahrzeuge zwischen den holländischen Schiffern ankern und ihre Waffen an das Land bringen zu lassen, wo man sie bis zu ihrer Abreise aufbewahrte. Die Japaner beklagten sich beim Siogun über diese beschimpfende Behandlung: in Folge dessen wurde Nuyts, der 1628 in besonderer Mission nach Yeddo ging, bei Hofe nicht vorgelassen und kehrte unverrichteter Sache auf seinen Posten zurück. In diesem Jahre nun erschienen die Japaner so schwach bewaffnet, dass der Land- vogt keine besonderen Vorsichtsmaassregeln nöthig achtete. Da aber jetzt auch die Eingeborenen und die Chinesen die Zölle ver- weigerten, und die Holländer argwöhnten, es geschehe auf Anstiften der Japaner, so erhielten diese nicht die Erlaubniss zur Abreise und wurden durch Zwangsmaassregeln lange gegen ihren Willen zurückgehalten. Eines Tages, als der Landvogt mit seinem kleinen Sohne allein zu Hause war, erschienen einige Japaner bei ihm und verlangten die schleunige Freigebung ihrer Schiffe. Nuyts wies sie ab; einen Augenblick darauf war das Haus von allen Seiten umzingelt. Der Commandant der Festung liess Truppen ausrücken; da aber die Japaner drohten, bei der geringsten Feindseligkeit den Landvogt und seinen Sohn zu ermorden, und man ihre Entschlossenheit 97) 1627. 97) »Erzählung des prächtigen Festes, so der japanische Kaiser sammt dem Dayro in der Stadt Meaco sehr herrlich begangen«, abgedruckt in Merklein’s deutscher Aus- gabe von Caron’s »Wahrhaftiger Beschreibung dreier mächtigen Königreiche ....« Nürnberg 1672.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/121>, abgerufen am 22.11.2024.