diesen Parthei ergriff. An ihm verloren die Christen ihren mäch- tigsten Beschützer 78).
Als Jyeyas 1600 in den Vollbesitz der Macht gelangt war,1600. erwartete man vergebens die Abschaffung des Religionsedictes. Er erklärte jetzt im Gegentheil, dass weitere Bekehrungen, besonders unter den höheren Ständen, unzulässig seien, und dass er die Geist- lichen nur den portugiesischen Kaufleuten zu Gefallen dulde. Die Jesuiten, die fast ganz von den europäischen Almosen lebten und durch den Verlust mehrerer, von den Holländern gekaperter Schiffe in die grösste Noth geriethen, unterstützte Jyeyas wiederholt durch reiche Spenden. Mit weniger Gunst wurden die spanischen Mönche behandelt, die nach der Aussage der Jesuiten, um den Portugiesen zu schaden, die Ankunft reich beladener spanischer Schiffe im Hafen von Yeddo, dessen Hebung dem Kaiser besonders am Herzen lag, verheissen aber nicht bewirkt hatten.
Während nun Jyeyas selbst in den ersten Jahren seiner Regierung die Christen nicht thätlich belästigte, begannen einige Fürsten auf Kiusiu sie in ihren Districten zu verfolgen. Der mit der Landschaft Fiugo belehnte Fürst gebot, selbst ein Heide, über fast lauter christliche Unterthanen; in Arima schwor der Sohn des regierenden Herrn den Glauben ab und veranlasste durch die unwürdigsten Ränke seines Vaters Entsetzung und Tod, um dessen Stelle einzunehmen. Diese Beiden befahlen zuerst -- und nach ihrem Beispiele einige Nachbarfürsten -- ihren Unterthanen, dem Christen- glauben zu entsagen, und versuchten, als ihre Befehle erfolglos blieben, die Christen durch die Tortur zum Abfalle zu vermögen. Der Widerstand war fast allgemein, obgleich man die Martern bis zum qualvollsten Tode steigerte. Mit Freuden gingen Leute aus allen Ständen in den Märtyrertod; Mütter hielten ihre Kinder selbst in die Flammen des Scheiterhaufens, kleine Knaben und Mädchen boten sich den Henkern als Christen dar -- so erzählen die Missio- nare. Die Fürsten geriethen durch den einmüthigen Widerstand in grosse Verlegenheit und mussten, um ihre Länder nicht zu entvöl- kern, bald von der Verfolgung abstehen. Aber der früher nie
78) Holländische Schriftsteller haben behauptet, dass die Jesuiten und alle ja- panischen Christen entschieden gegen den Jyeyas Parthei genommen hätten, und stellen dies als Grund der Verfolgung dar. Aus den umständlichen Berichten der Jesuiten aber geht deutlich hervor, dass sie unschlüssig waren und den Mantel auf beiden Schultern trugen.
Christenverfolgungen auf Kiusiu.
diesen Parthei ergriff. An ihm verloren die Christen ihren mäch- tigsten Beschützer 78).
Als Jyeyas 1600 in den Vollbesitz der Macht gelangt war,1600. erwartete man vergebens die Abschaffung des Religionsedictes. Er erklärte jetzt im Gegentheil, dass weitere Bekehrungen, besonders unter den höheren Ständen, unzulässig seien, und dass er die Geist- lichen nur den portugiesischen Kaufleuten zu Gefallen dulde. Die Jesuiten, die fast ganz von den europäischen Almosen lebten und durch den Verlust mehrerer, von den Holländern gekaperter Schiffe in die grösste Noth geriethen, unterstützte Jyeyas wiederholt durch reiche Spenden. Mit weniger Gunst wurden die spanischen Mönche behandelt, die nach der Aussage der Jesuiten, um den Portugiesen zu schaden, die Ankunft reich beladener spanischer Schiffe im Hafen von Yeddo, dessen Hebung dem Kaiser besonders am Herzen lag, verheissen aber nicht bewirkt hatten.
Während nun Jyeyas selbst in den ersten Jahren seiner Regierung die Christen nicht thätlich belästigte, begannen einige Fürsten auf Kiusiu sie in ihren Districten zu verfolgen. Der mit der Landschaft Fiugo belehnte Fürst gebot, selbst ein Heide, über fast lauter christliche Unterthanen; in Arima schwor der Sohn des regierenden Herrn den Glauben ab und veranlasste durch die unwürdigsten Ränke seines Vaters Entsetzung und Tod, um dessen Stelle einzunehmen. Diese Beiden befahlen zuerst — und nach ihrem Beispiele einige Nachbarfürsten — ihren Unterthanen, dem Christen- glauben zu entsagen, und versuchten, als ihre Befehle erfolglos blieben, die Christen durch die Tortur zum Abfalle zu vermögen. Der Widerstand war fast allgemein, obgleich man die Martern bis zum qualvollsten Tode steigerte. Mit Freuden gingen Leute aus allen Ständen in den Märtyrertod; Mütter hielten ihre Kinder selbst in die Flammen des Scheiterhaufens, kleine Knaben und Mädchen boten sich den Henkern als Christen dar — so erzählen die Missio- nare. Die Fürsten geriethen durch den einmüthigen Widerstand in grosse Verlegenheit und mussten, um ihre Länder nicht zu entvöl- kern, bald von der Verfolgung abstehen. Aber der früher nie
78) Holländische Schriftsteller haben behauptet, dass die Jesuiten und alle ja- panischen Christen entschieden gegen den Jyeyas Parthei genommen hätten, und stellen dies als Grund der Verfolgung dar. Aus den umständlichen Berichten der Jesuiten aber geht deutlich hervor, dass sie unschlüssig waren und den Mantel auf beiden Schultern trugen.
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Christenverfolgungen auf Kiusiu.
diesen Parthei ergriff. An ihm verloren die Christen ihren mäch-
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Als Jyeyas 1600 in den Vollbesitz der Macht gelangt war,
erwartete man vergebens die Abschaffung des Religionsedictes. Er
erklärte jetzt im Gegentheil, dass weitere Bekehrungen, besonders
unter den höheren Ständen, unzulässig seien, und dass er die Geist-
lichen nur den portugiesischen Kaufleuten zu Gefallen dulde. Die
Jesuiten, die fast ganz von den europäischen Almosen lebten und
durch den Verlust mehrerer, von den Holländern gekaperter Schiffe
in die grösste Noth geriethen, unterstützte Jyeyas wiederholt durch
reiche Spenden. Mit weniger Gunst wurden die spanischen Mönche
behandelt, die nach der Aussage der Jesuiten, um den Portugiesen
zu schaden, die Ankunft reich beladener spanischer Schiffe im Hafen
von Yeddo, dessen Hebung dem Kaiser besonders am Herzen lag,
verheissen aber nicht bewirkt hatten.
1600.
Während nun Jyeyas selbst in den ersten Jahren seiner
Regierung die Christen nicht thätlich belästigte, begannen einige
Fürsten auf Kiusiu sie in ihren Districten zu verfolgen. Der mit
der Landschaft Fiugo belehnte Fürst gebot, selbst ein Heide, über
fast lauter christliche Unterthanen; in Arima schwor der Sohn des
regierenden Herrn den Glauben ab und veranlasste durch die
unwürdigsten Ränke seines Vaters Entsetzung und Tod, um dessen
Stelle einzunehmen. Diese Beiden befahlen zuerst — und nach ihrem
Beispiele einige Nachbarfürsten — ihren Unterthanen, dem Christen-
glauben zu entsagen, und versuchten, als ihre Befehle erfolglos
blieben, die Christen durch die Tortur zum Abfalle zu vermögen.
Der Widerstand war fast allgemein, obgleich man die Martern bis
zum qualvollsten Tode steigerte. Mit Freuden gingen Leute aus
allen Ständen in den Märtyrertod; Mütter hielten ihre Kinder selbst
in die Flammen des Scheiterhaufens, kleine Knaben und Mädchen
boten sich den Henkern als Christen dar — so erzählen die Missio-
nare. Die Fürsten geriethen durch den einmüthigen Widerstand in
grosse Verlegenheit und mussten, um ihre Länder nicht zu entvöl-
kern, bald von der Verfolgung abstehen. Aber der früher nie
78) Holländische Schriftsteller haben behauptet, dass die Jesuiten und alle ja-
panischen Christen entschieden gegen den Jyeyas Parthei genommen hätten, und
stellen dies als Grund der Verfolgung dar. Aus den umständlichen Berichten der
Jesuiten aber geht deutlich hervor, dass sie unschlüssig waren und den Mantel auf
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/107>, abgerufen am 16.02.2025.
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