Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit.

hauptet. Er hatte ein gewisses Glaubensbe-
kentnis, als seinen Grundplan, in der ersten
Versamlung schon entworfen, das man in der
Relation s. 12. f. lesen kan. Da stehet kein Wort
vom Gesetz/ und von der Buse/ auch kein Ar-
tikel von der ewigen Gottheit Christi. Ja er
hatte bereits in einer Predig, diejenige Phari-
säer und Schriftgelehrten genennet, welche in
Pensilvanien und in Europa, etwas mehr als
Blut und Wunden predigten, und durch Auf-
schliesung eines hohen Erkentnisses/ die
Seelen ins Verderben stürtzten. Siehe die
Relation s. 4. Als jemand in der Versamlung
eine schriftliche Erinnerung dargegen einreichete;
so wurde diese vor unreif/ zeitverderbend/ und
unnütz erkläret s. 5. Das hiese ebenfals: es wur-
de abgebrochen. So gienge es nun hier auch
mit dem Gesetz/ und der Person Christi. Zin-
zendorf hatte sonder Zweifel seinen alten Gesang
von diesen Lehren sehr treuhertzig angestimmet.
Wieder sein Vermuthen, war jemand zugegen,
der Gewissens halber sich dagegen setzte. Was
war zu thun? Zinzendorf wurde allem Ansehen
nach, ziemlich eingetrieben. Gewonnen zu ge-
ben, war seine Sache nicht. Sonst hätte der
Heiland die Ehre gehabt, daß die von ihm selbst
geoffenbarte Warheiten, von dem Gesetz und
seiner Person/ den Sieg davon getragen. Und
gleichwol getrauete Zinzendorf sich nicht weiter
blos zu geben, und seine gegen diese Haupt-

artikel

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit.

hauptet. Er hatte ein gewiſſes Glaubensbe-
kentnis, als ſeinen Grundplan, in der erſten
Verſamlung ſchon entworfen, das man in der
Relation ſ. 12. f. leſen kan. Da ſtehet kein Wort
vom Geſetz/ und von der Buſe/ auch kein Ar-
tikel von der ewigen Gottheit Chriſti. Ja er
hatte bereits in einer Predig, diejenige Phari-
ſaͤer und Schriftgelehrten genennet, welche in
Penſilvanien und in Europa, etwas mehr als
Blut und Wunden predigten, und durch Auf-
ſchlieſung eines hohen Erkentniſſes/ die
Seelen ins Verderben ſtuͤrtzten. Siehe die
Relation ſ. 4. Als jemand in der Verſamlung
eine ſchriftliche Erinnerung dargegen einreichete;
ſo wurde dieſe vor unreif/ zeitverderbend/ und
unnuͤtz erklaͤret ſ. 5. Das hieſe ebenfals: es wur-
de abgebrochen. So gienge es nun hier auch
mit dem Geſetz/ und der Perſon Chriſti. Zin-
zendorf hatte ſonder Zweifel ſeinen alten Geſang
von dieſen Lehren ſehr treuhertzig angeſtimmet.
Wieder ſein Vermuthen, war jemand zugegen,
der Gewiſſens halber ſich dagegen ſetzte. Was
war zu thun? Zinzendorf wurde allem Anſehen
nach, ziemlich eingetrieben. Gewonnen zu ge-
ben, war ſeine Sache nicht. Sonſt haͤtte der
Heiland die Ehre gehabt, daß die von ihm ſelbſt
geoffenbarte Warheiten, von dem Geſetz und
ſeiner Perſon/ den Sieg davon getragen. Und
gleichwol getrauete Zinzendorf ſich nicht weiter
blos zu geben, und ſeine gegen dieſe Haupt-

artikel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0176" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit.</hi></fw><lb/>
hauptet. Er hatte ein gewi&#x017F;&#x017F;es Glaubensbe-<lb/>
kentnis, als &#x017F;einen Grundplan, in der <hi rendition="#fr">er&#x017F;ten<lb/>
Ver&#x017F;amlung</hi> &#x017F;chon entworfen, das man in der<lb/>
Relation &#x017F;. 12. f. le&#x017F;en kan. Da &#x017F;tehet kein Wort<lb/>
vom <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etz/</hi> und von der <hi rendition="#fr">Bu&#x017F;e/</hi> auch kein Ar-<lb/>
tikel von der ewigen <hi rendition="#fr">Gottheit Chri&#x017F;ti.</hi> Ja er<lb/>
hatte bereits in einer Predig, diejenige Phari-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;er und Schriftgelehrten genennet, welche in<lb/>
Pen&#x017F;ilvanien und in Europa, etwas mehr als<lb/>
Blut und Wunden predigten, und <hi rendition="#fr">durch Auf-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;ung eines hohen Erkentni&#x017F;&#x017F;es/ die<lb/>
Seelen ins Verderben &#x017F;tu&#x0364;rtzten.</hi> Siehe die<lb/><hi rendition="#fr">Relation &#x017F;.</hi> 4. Als jemand in der Ver&#x017F;amlung<lb/>
eine &#x017F;chriftliche Erinnerung dargegen einreichete;<lb/>
&#x017F;o wurde die&#x017F;e vor <hi rendition="#fr">unreif/ zeitverderbend/</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">unnu&#x0364;tz</hi> erkla&#x0364;ret &#x017F;. 5. Das hie&#x017F;e ebenfals: es wur-<lb/>
de <hi rendition="#fr">abgebrochen.</hi> So gienge es nun hier auch<lb/>
mit dem <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etz/</hi> und der <hi rendition="#fr">Per&#x017F;on Chri&#x017F;ti.</hi> Zin-<lb/>
zendorf hatte &#x017F;onder Zweifel &#x017F;einen alten Ge&#x017F;ang<lb/>
von die&#x017F;en Lehren &#x017F;ehr treuhertzig ange&#x017F;timmet.<lb/>
Wieder &#x017F;ein Vermuthen, war jemand zugegen,<lb/>
der Gewi&#x017F;&#x017F;ens halber &#x017F;ich dagegen &#x017F;etzte. Was<lb/>
war zu thun? Zinzendorf wurde allem An&#x017F;ehen<lb/>
nach, ziemlich eingetrieben. Gewonnen zu ge-<lb/>
ben, war &#x017F;eine Sache nicht. Son&#x017F;t ha&#x0364;tte der<lb/>
Heiland die Ehre gehabt, daß die von ihm &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
geoffenbarte Warheiten, von dem <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etz</hi> und<lb/>
&#x017F;einer <hi rendition="#fr">Per&#x017F;on/</hi> den Sieg davon getragen. Und<lb/>
gleichwol getrauete Zinzendorf &#x017F;ich nicht weiter<lb/>
blos zu geben, und &#x017F;eine gegen die&#x017F;e Haupt-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">artikel</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[164/0176] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. hauptet. Er hatte ein gewiſſes Glaubensbe- kentnis, als ſeinen Grundplan, in der erſten Verſamlung ſchon entworfen, das man in der Relation ſ. 12. f. leſen kan. Da ſtehet kein Wort vom Geſetz/ und von der Buſe/ auch kein Ar- tikel von der ewigen Gottheit Chriſti. Ja er hatte bereits in einer Predig, diejenige Phari- ſaͤer und Schriftgelehrten genennet, welche in Penſilvanien und in Europa, etwas mehr als Blut und Wunden predigten, und durch Auf- ſchlieſung eines hohen Erkentniſſes/ die Seelen ins Verderben ſtuͤrtzten. Siehe die Relation ſ. 4. Als jemand in der Verſamlung eine ſchriftliche Erinnerung dargegen einreichete; ſo wurde dieſe vor unreif/ zeitverderbend/ und unnuͤtz erklaͤret ſ. 5. Das hieſe ebenfals: es wur- de abgebrochen. So gienge es nun hier auch mit dem Geſetz/ und der Perſon Chriſti. Zin- zendorf hatte ſonder Zweifel ſeinen alten Geſang von dieſen Lehren ſehr treuhertzig angeſtimmet. Wieder ſein Vermuthen, war jemand zugegen, der Gewiſſens halber ſich dagegen ſetzte. Was war zu thun? Zinzendorf wurde allem Anſehen nach, ziemlich eingetrieben. Gewonnen zu ge- ben, war ſeine Sache nicht. Sonſt haͤtte der Heiland die Ehre gehabt, daß die von ihm ſelbſt geoffenbarte Warheiten, von dem Geſetz und ſeiner Perſon/ den Sieg davon getragen. Und gleichwol getrauete Zinzendorf ſich nicht weiter blos zu geben, und ſeine gegen dieſe Haupt- artikel

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/176
Zitationshilfe:	Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey04_1748/176>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.