Benner, Johann Hermann: Hernhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 4. Gießen, 1748.Herrnhuterey in ihrer Schalkheit daß, nachdem der Besitzer dieses Hauses eidlicherhärtet, wie er dasselbe den alten Lutheranern, nicht aber den Partisanen des Zinzendorfs, ver- miethet habe, obgedachte Lutheraner dabey ge- handhabet wurden. Als nun gegen Ende dieses Jahres sogar ein Lutherischer von Leipzig, Halle, Göttingen, und Londen, gnugsam instruirter Prediger anlangte: so wurde Zinzendorf, der sich wenig guts hierbey träumen liese, unsäglich aufgebracht. Er gab ihm gute und böse Wor- te. Er drohete endlich, ihn äuferst zu prostituiren, wo er nicht gleich auf der Stelle Abbitte thun würde, weil er als ein von Halle gekommener Ertzpietist/ mit Vorbeygehung seiner des Jn- spectoris, über alle lutherische Gemeinen, (so nennte sich Zinzendorf) als Pfarrer nach Pen- silvanien gekommen wäre. Allein die Wallun- gen des so hitzigen Zinzendorfischen Geblütes, machten keine fürchterliche Bewegung in dem neuen Prediger. Er trat sein Amt an, mit al- lem Beifall. Die Heerde samlete sich wieder, die von dem Herrnhutischen Wolf war zerstreuet worden. Kurtz, es muste Zinzendorf, der so hungrig über die See gekommen war (§. 18. *) mit leerem oder halbsatten Magen wieder zurück seegeln. Und die Brüder musten ihm den zum Scheine niedergelegten Bischofstab in einen Ze- pter verwandeln. §. 23. Hier läutern sich verschiedene Dinge. 1) Man Hin-
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit daß, nachdem der Beſitzer dieſes Hauſes eidlicherhaͤrtet, wie er daſſelbe den alten Lutheranern, nicht aber den Partiſanen des Zinzendorfs, ver- miethet habe, obgedachte Lutheraner dabey ge- handhabet wurden. Als nun gegen Ende dieſes Jahres ſogar ein Lutheriſcher von Leipzig, Halle, Goͤttingen, und Londen, gnugſam inſtruirter Prediger anlangte: ſo wurde Zinzendorf, der ſich wenig guts hierbey traͤumen lieſe, unſaͤglich aufgebracht. Er gab ihm gute und boͤſe Wor- te. Er drohete endlich, ihn aͤuferſt zu proſtituiren, wo er nicht gleich auf der Stelle Abbitte thun wuͤrde, weil er als ein von Halle gekommener Ertzpietiſt/ mit Vorbeygehung ſeiner des Jn- ſpectoris, uͤber alle lutheriſche Gemeinen, (ſo nennte ſich Zinzendorf) als Pfarrer nach Pen- ſilvanien gekommen waͤre. Allein die Wallun- gen des ſo hitzigen Zinzendorfiſchen Gebluͤtes, machten keine fuͤrchterliche Bewegung in dem neuen Prediger. Er trat ſein Amt an, mit al- lem Beifall. Die Heerde ſamlete ſich wieder, die von dem Herrnhutiſchen Wolf war zerſtreuet worden. Kurtz, es muſte Zinzendorf, der ſo hungrig uͤber die See gekommen war (§. 18. *) mit leerem oder halbſatten Magen wieder zuruͤck ſeegeln. Und die Bruͤder muſten ihm den zum Scheine niedergelegten Biſchofſtab in einen Ze- pter verwandeln. §. 23. Hier laͤutern ſich verſchiedene Dinge. 1) Man Hin-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0102" n="90"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/> daß, nachdem der Beſitzer dieſes Hauſes eidlich<lb/> erhaͤrtet, wie er daſſelbe den alten Lutheranern,<lb/> nicht aber den Partiſanen des Zinzendorfs, ver-<lb/> miethet habe, obgedachte Lutheraner dabey ge-<lb/> handhabet wurden. Als nun gegen Ende dieſes<lb/> Jahres ſogar ein Lutheriſcher von Leipzig, Halle,<lb/> Goͤttingen, und Londen, gnugſam inſtruirter<lb/> Prediger anlangte: ſo wurde Zinzendorf, der<lb/> ſich wenig guts hierbey traͤumen lieſe, unſaͤglich<lb/> aufgebracht. Er gab ihm gute und boͤſe Wor-<lb/> te. Er drohete endlich, ihn aͤuferſt zu proſtituiren,<lb/> wo er nicht <hi rendition="#fr">gleich auf der Stelle</hi> Abbitte thun<lb/> wuͤrde, weil er als ein von Halle gekommener<lb/><hi rendition="#fr">Ertzpietiſt/</hi> mit Vorbeygehung ſeiner des Jn-<lb/> ſpectoris, uͤber alle lutheriſche Gemeinen, (ſo<lb/> nennte ſich Zinzendorf) als Pfarrer nach Pen-<lb/> ſilvanien gekommen waͤre. Allein die Wallun-<lb/> gen des ſo hitzigen Zinzendorfiſchen Gebluͤtes,<lb/> machten keine fuͤrchterliche Bewegung in dem<lb/> neuen Prediger. Er trat ſein Amt an, mit al-<lb/> lem Beifall. Die Heerde ſamlete ſich wieder,<lb/> die von dem Herrnhutiſchen Wolf war zerſtreuet<lb/> worden. Kurtz, es muſte Zinzendorf, der ſo<lb/><hi rendition="#fr">hungrig</hi> uͤber die See gekommen war (§. 18. *)<lb/> mit leerem oder halbſatten Magen wieder zuruͤck<lb/> ſeegeln. Und die Bruͤder muſten ihm den zum<lb/> Scheine niedergelegten Biſchofſtab in einen Ze-<lb/> pter verwandeln.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 23.</head><lb/> <p>Hier laͤutern ſich verſchiedene Dinge. 1) Man<lb/> ſiehet unter andern, daß Zinzendorf bey ſeiner<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hin-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0102]
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
daß, nachdem der Beſitzer dieſes Hauſes eidlich
erhaͤrtet, wie er daſſelbe den alten Lutheranern,
nicht aber den Partiſanen des Zinzendorfs, ver-
miethet habe, obgedachte Lutheraner dabey ge-
handhabet wurden. Als nun gegen Ende dieſes
Jahres ſogar ein Lutheriſcher von Leipzig, Halle,
Goͤttingen, und Londen, gnugſam inſtruirter
Prediger anlangte: ſo wurde Zinzendorf, der
ſich wenig guts hierbey traͤumen lieſe, unſaͤglich
aufgebracht. Er gab ihm gute und boͤſe Wor-
te. Er drohete endlich, ihn aͤuferſt zu proſtituiren,
wo er nicht gleich auf der Stelle Abbitte thun
wuͤrde, weil er als ein von Halle gekommener
Ertzpietiſt/ mit Vorbeygehung ſeiner des Jn-
ſpectoris, uͤber alle lutheriſche Gemeinen, (ſo
nennte ſich Zinzendorf) als Pfarrer nach Pen-
ſilvanien gekommen waͤre. Allein die Wallun-
gen des ſo hitzigen Zinzendorfiſchen Gebluͤtes,
machten keine fuͤrchterliche Bewegung in dem
neuen Prediger. Er trat ſein Amt an, mit al-
lem Beifall. Die Heerde ſamlete ſich wieder,
die von dem Herrnhutiſchen Wolf war zerſtreuet
worden. Kurtz, es muſte Zinzendorf, der ſo
hungrig uͤber die See gekommen war (§. 18. *)
mit leerem oder halbſatten Magen wieder zuruͤck
ſeegeln. Und die Bruͤder muſten ihm den zum
Scheine niedergelegten Biſchofſtab in einen Ze-
pter verwandeln.
§. 23.
Hier laͤutern ſich verſchiedene Dinge. 1) Man
ſiehet unter andern, daß Zinzendorf bey ſeiner
Hin-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |