Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.Herrnhuterey in ihrer Schalkheit zu miserable machtsprüche/ anzuführen hätte?heiset Zinzendorf, das privilegium, oder den frei-
brief, den Sohn GOttes nicht anzubeten, nicht als GOtt zu tractiren; sondern das überläset man immittelst der welt/ und be- tet nur den Vater an. Wer also den Sohn GOttes, als GOtt anbetet, der ist ein weltmensch, ein unglaubiger, und aus- geschiedener aus der gemeine. Wer aber einig und allein den Vater anbetet, und den Sohn blos vor sein gebeine, vor seinen bruder, und bischof hält, der ist ein ächter und wesentlicher bruder. Wäre es dann nun ein so groses wunder, wann die Soci- nianer unter den herrnhutischen brüdern ei- nen kirchenstand hätten? ich bin sonst ver- sichert, daß der Graf hier waker dichtet, wann er die gröste lehrer der Socinianer unter seine brüder zehlet. Dann seine ge- wonheit ist bekant. Aber er will doch so- viel sagen, daß niemand sich besser zu einem herrnhuter schicke, als ein Socinianer. Und darinn hat er recht. Nur muß ein So- rinianer alsdan noch ein wenig weiter her- unter gehen, als es seine secte mit sich brin- get. Er muß nemlich den geringen vorzug fahren lassen, den er dem Heiland vor an- deren gemeinen menschen, kraft seiner reli- gion, noch zugestehet. Das ist einem Soci- nianer Herrnhuterey in ihrer Schalkheit zu miſerable machtſpruͤche/ anzufuͤhren haͤtte?heiſet Zinzendorf, das privilegium, oder den frei-
brief, den Sohn GOttes nicht anzubeten, nicht als GOtt zu tractiren; ſondern das uͤberlaͤſet man immittelſt der welt/ und be- tet nur den Vater an. Wer alſo den Sohn GOttes, als GOtt anbetet, der iſt ein weltmenſch, ein unglaubiger, und aus- geſchiedener aus der gemeine. Wer aber einig und allein den Vater anbetet, und den Sohn blos vor ſein gebeine, vor ſeinen bruder, und biſchof haͤlt, der iſt ein aͤchter und weſentlicher bruder. Waͤre es dann nun ein ſo groſes wunder, wann die Soci- nianer unter den herrnhutiſchen bruͤdern ei- nen kirchenſtand haͤtten? ich bin ſonſt ver- ſichert, daß der Graf hier waker dichtet, wann er die groͤſte lehrer der Socinianer unter ſeine bruͤder zehlet. Dann ſeine ge- wonheit iſt bekant. Aber er will doch ſo- viel ſagen, daß niemand ſich beſſer zu einem herrnhuter ſchicke, als ein Socinianer. Und darinn hat er recht. Nur muß ein So- rinianer alsdan noch ein wenig weiter her- unter gehen, als es ſeine ſecte mit ſich brin- get. Er muß nemlich den geringen vorzug fahren laſſen, den er dem Heiland vor an- deren gemeinen menſchen, kraft ſeiner reli- gion, noch zugeſtehet. Das iſt einem Soci- nianer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0170" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Herrnhuterey in ihrer Schalkheit</hi></fw><lb/> zu <hi rendition="#fr">miſerable machtſpruͤche</hi>/ anzufuͤhren haͤtte?<lb/> <fw place="bottom" type="catch">heiſet</fw><lb/><note next="#seg2pn_22_7" xml:id="seg2pn_22_6" prev="#seg2pn_22_5" place="foot" n="(**)">Zinzendorf, das privilegium, oder den frei-<lb/> brief, den Sohn GOttes nicht anzubeten,<lb/> nicht als GOtt zu tractiren; ſondern das<lb/> uͤberlaͤſet man immittelſt <hi rendition="#fr">der welt</hi>/ und be-<lb/> tet <hi rendition="#fr">nur den Vater</hi> an. Wer alſo den<lb/> Sohn GOttes, als GOtt anbetet, der iſt<lb/> ein weltmenſch, ein unglaubiger, und aus-<lb/> geſchiedener aus der gemeine. Wer aber<lb/> einig und allein den Vater anbetet, und<lb/> den Sohn blos vor ſein gebeine, vor ſeinen<lb/> bruder, und biſchof haͤlt, der iſt ein aͤchter<lb/> und weſentlicher bruder. Waͤre es dann<lb/> nun ein ſo groſes wunder, wann die Soci-<lb/> nianer unter den herrnhutiſchen bruͤdern ei-<lb/> nen kirchenſtand haͤtten? ich bin ſonſt ver-<lb/> ſichert, daß der Graf hier waker dichtet,<lb/> wann er die groͤſte lehrer der Socinianer<lb/> unter ſeine bruͤder zehlet. Dann ſeine ge-<lb/> wonheit iſt bekant. Aber er will doch ſo-<lb/> viel ſagen, daß niemand ſich beſſer zu einem<lb/> herrnhuter ſchicke, als ein Socinianer.<lb/> Und darinn hat er recht. Nur muß ein So-<lb/> rinianer alsdan noch ein wenig weiter her-<lb/> unter gehen, als es ſeine ſecte mit ſich brin-<lb/> get. Er muß nemlich den geringen vorzug<lb/> fahren laſſen, den er dem Heiland vor an-<lb/> deren gemeinen menſchen, kraft ſeiner reli-<lb/> gion, noch zugeſtehet. Das iſt einem Soci-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nianer</fw></note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0170]
Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
zu miſerable machtſpruͤche/ anzufuͤhren haͤtte?
heiſet
(**)
(**) Zinzendorf, das privilegium, oder den frei-
brief, den Sohn GOttes nicht anzubeten,
nicht als GOtt zu tractiren; ſondern das
uͤberlaͤſet man immittelſt der welt/ und be-
tet nur den Vater an. Wer alſo den
Sohn GOttes, als GOtt anbetet, der iſt
ein weltmenſch, ein unglaubiger, und aus-
geſchiedener aus der gemeine. Wer aber
einig und allein den Vater anbetet, und
den Sohn blos vor ſein gebeine, vor ſeinen
bruder, und biſchof haͤlt, der iſt ein aͤchter
und weſentlicher bruder. Waͤre es dann
nun ein ſo groſes wunder, wann die Soci-
nianer unter den herrnhutiſchen bruͤdern ei-
nen kirchenſtand haͤtten? ich bin ſonſt ver-
ſichert, daß der Graf hier waker dichtet,
wann er die groͤſte lehrer der Socinianer
unter ſeine bruͤder zehlet. Dann ſeine ge-
wonheit iſt bekant. Aber er will doch ſo-
viel ſagen, daß niemand ſich beſſer zu einem
herrnhuter ſchicke, als ein Socinianer.
Und darinn hat er recht. Nur muß ein So-
rinianer alsdan noch ein wenig weiter her-
unter gehen, als es ſeine ſecte mit ſich brin-
get. Er muß nemlich den geringen vorzug
fahren laſſen, den er dem Heiland vor an-
deren gemeinen menſchen, kraft ſeiner reli-
gion, noch zugeſtehet. Das iſt einem Soci-
nianer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |