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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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müssen mit den alten ehrlichen Luthera-
nern den Zorn GOttes aus dem Leiden
JEsu lernen/ s.
26. Dessen zum Exempel
führet er den Kämmerer aus Mohrenland an.
Wann dieses Exempel den Satz des Grafen
erweisen soll, so muß er darthun, daß der
Kämmerer ein Man gewesen seye, der noch
niemahls den Zorn Gottes aus dem Gesetz
gelernet, und keine Würkungen der Gnade
Gottes an sich empfunden habe. Philippus
muß ihn den Augenblick aus einem rohen si-
cheren, verruchten Menschen, zu einem zer-
knirschten, erwekten und gläubigen gemacht
haben. Allein diesem Wahn ist alles entge-
gen was im Text stehet. Dieser Kämmerer
kam 1) zurück von Jerusalem. Apostelg. 8,
27. wohin er einen weiten Weg gezogen war,
anzubeten/ oder seinen Gottesdienst zu ver-
richten. Ein groser Staatsman v. 27. fin-
det an der wahren Religion einen solchen Ge-
schmack, daß er mit Hintansetzung seiner
Weltgeschäfte, dem Gott Jsraelis zu Ehren,
und zum Behuf seiner Seelenwolfahrt, nach
Jerusalem ziehet, und vor den Augen der
Welt, den Aberglauben seiner Landesleute,
den Götzendienst seiner Königin, die Thor-
heit seiner Voreltern, die Eitelkeit seines
Hofs und seiner Mitbedienten, werkthätig
verdammet. Hatte dann die Gnade Got-
tes gantz keinen Theil daran, und war er
als ein bloser Naturmensch in diesem seeligen
Geschäf-
muͤſſen mit den alten ehrlichen Luthera-
nern den Zorn GOttes aus dem Leiden
JEſu lernen/ ſ.
26. Deſſen zum Exempel
fuͤhret er den Kaͤmmerer aus Mohrenland an.
Wann dieſes Exempel den Satz des Grafen
erweiſen ſoll, ſo muß er darthun, daß der
Kaͤmmerer ein Man geweſen ſeye, der noch
niemahls den Zorn Gottes aus dem Geſetz
gelernet, und keine Wuͤrkungen der Gnade
Gottes an ſich empfunden habe. Philippus
muß ihn den Augenblick aus einem rohen ſi-
cheren, verruchten Menſchen, zu einem zer-
knirſchten, erwekten und glaͤubigen gemacht
haben. Allein dieſem Wahn iſt alles entge-
gen was im Text ſtehet. Dieſer Kaͤmmerer
kam 1) zuruͤck von Jeruſalem. Apoſtelg. 8,
27. wohin er einen weiten Weg gezogen war,
anzubeten/ oder ſeinen Gottesdienſt zu ver-
richten. Ein groſer Staatsman v. 27. fin-
det an der wahren Religion einen ſolchen Ge-
ſchmack, daß er mit Hintanſetzung ſeiner
Weltgeſchaͤfte, dem Gott Jſraelis zu Ehren,
und zum Behuf ſeiner Seelenwolfahrt, nach
Jeruſalem ziehet, und vor den Augen der
Welt, den Aberglauben ſeiner Landesleute,
den Goͤtzendienſt ſeiner Koͤnigin, die Thor-
heit ſeiner Voreltern, die Eitelkeit ſeines
Hofs und ſeiner Mitbedienten, werkthaͤtig
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tes gantz keinen Theil daran, und war er
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Geſchaͤf-
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[96/0096] (**) (**) muͤſſen mit den alten ehrlichen Luthera- nern den Zorn GOttes aus dem Leiden JEſu lernen/ ſ. 26. Deſſen zum Exempel fuͤhret er den Kaͤmmerer aus Mohrenland an. Wann dieſes Exempel den Satz des Grafen erweiſen ſoll, ſo muß er darthun, daß der Kaͤmmerer ein Man geweſen ſeye, der noch niemahls den Zorn Gottes aus dem Geſetz gelernet, und keine Wuͤrkungen der Gnade Gottes an ſich empfunden habe. Philippus muß ihn den Augenblick aus einem rohen ſi- cheren, verruchten Menſchen, zu einem zer- knirſchten, erwekten und glaͤubigen gemacht haben. Allein dieſem Wahn iſt alles entge- gen was im Text ſtehet. Dieſer Kaͤmmerer kam 1) zuruͤck von Jeruſalem. Apoſtelg. 8, 27. wohin er einen weiten Weg gezogen war, anzubeten/ oder ſeinen Gottesdienſt zu ver- richten. Ein groſer Staatsman v. 27. fin- det an der wahren Religion einen ſolchen Ge- ſchmack, daß er mit Hintanſetzung ſeiner Weltgeſchaͤfte, dem Gott Jſraelis zu Ehren, und zum Behuf ſeiner Seelenwolfahrt, nach Jeruſalem ziehet, und vor den Augen der Welt, den Aberglauben ſeiner Landesleute, den Goͤtzendienſt ſeiner Koͤnigin, die Thor- heit ſeiner Voreltern, die Eitelkeit ſeines Hofs und ſeiner Mitbedienten, werkthaͤtig verdammet. Hatte dann die Gnade Got- tes gantz keinen Theil daran, und war er als ein bloſer Naturmenſch in dieſem ſeeligen Geſchaͤf-

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/96>, abgerufen am 07.05.2024.