Erfahrung beziehet (§. 34.) oder, wenn dieses nicht ist; so wird eine vermeinte Bekehrung vor eine würkliche, oder der Anfang der Bekehrung vor die gantze vollendete Bekehrung gehalten, und sowol der Prediger als der Zuhörer durch diese Meinung erbärmlich betrogen. Derglei- chen Exempel leider allzuviel vorhanden sind, be- sonders bei dem herrnhutischen Volk und dessen falschen Propheten. Wer nun von einer solchen entweder irrigen Erfahrung, oder falschen Mei- nung, sich dergestalt blenden läset, daß er gegen die göttliche Bekehrungsordnung sich auflehnet, und damit sein Gespötte treibet; auch sogar alle Belehrung des göttlichen Wortes hochmüthig verachtet, hingegen die Zeugen von dieser War- heit schmähet, vor Diener Mosis/ Fanatiken/ und Schwindelgeister/ ausrufet, (§. 13. *) an- bei eine Menge Seelen durch eine gegenseitige Bekehrungsweise in Gefahr stürtzet: der kan kein Zeuge Christi seyn, und kein Mitglied einer Kir- che, in welcher die Warheit, durch GOTTes Gnade, blühet.
§. 36.
Es ist kein eintzig Exempel in der gantzen Schrift, von einem Diener JEsu vorhanden, welcher mit Ausschliesung der Gebote GOttes und deren über- natürlichen Würckung (§. 21.) blos durch die Marter GOttes, eine Seele geschrekt und plötzlich bekehret hätte. Dann dieses wäre nach der Vor- schrift JEsu gantz unmöglich (§. 32.) und wieder dieselbe gehandelt. Ein Diener JEsu seyn, und
wie-
Erfahrung beziehet (§. 34.) oder, wenn dieſes nicht iſt; ſo wird eine vermeinte Bekehrung vor eine wuͤrkliche, oder der Anfang der Bekehrung vor die gantze vollendete Bekehrung gehalten, und ſowol der Prediger als der Zuhoͤrer durch dieſe Meinung erbaͤrmlich betrogen. Derglei- chen Exempel leider allzuviel vorhanden ſind, be- ſonders bei dem herrnhutiſchen Volk und deſſen falſchen Propheten. Wer nun von einer ſolchen entweder irrigen Erfahrung, oder falſchen Mei- nung, ſich dergeſtalt blenden laͤſet, daß er gegen die goͤttliche Bekehrungsordnung ſich auflehnet, und damit ſein Geſpoͤtte treibet; auch ſogar alle Belehrung des goͤttlichen Wortes hochmuͤthig verachtet, hingegen die Zeugen von dieſer War- heit ſchmaͤhet, vor Diener Moſis/ Fanatiken/ und Schwindelgeiſter/ ausrufet, (§. 13. *) an- bei eine Menge Seelen durch eine gegenſeitige Bekehrungsweiſe in Gefahr ſtuͤrtzet: der kan kein Zeuge Chriſti ſeyn, und kein Mitglied einer Kir- che, in welcher die Warheit, durch GOTTes Gnade, bluͤhet.
§. 36.
Es iſt kein eintzig Exempel in der gantzen Schrift, von einem Diener JEſu vorhanden, welcher mit Ausſchlieſung der Gebote GOttes und deren uͤber- natuͤrlichen Wuͤrckung (§. 21.) blos durch die Marter GOttes, eine Seele geſchrekt und ploͤtzlich bekehret haͤtte. Dann dieſes waͤre nach der Vor- ſchrift JEſu gantz unmoͤglich (§. 32.) und wieder dieſelbe gehandelt. Ein Diener JEſu ſeyn, und
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Erfahrung beziehet (§. 34.) oder, wenn dieſes
nicht iſt; ſo wird eine vermeinte Bekehrung vor
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vor die gantze vollendete Bekehrung gehalten,
und ſowol der Prediger als der Zuhoͤrer durch
dieſe Meinung erbaͤrmlich betrogen. Derglei-
chen Exempel leider allzuviel vorhanden ſind, be-
ſonders bei dem herrnhutiſchen Volk und deſſen
falſchen Propheten. Wer nun von einer ſolchen
entweder irrigen Erfahrung, oder falſchen Mei-
nung, ſich dergeſtalt blenden laͤſet, daß er gegen
die goͤttliche Bekehrungsordnung ſich auflehnet,
und damit ſein Geſpoͤtte treibet; auch ſogar alle
Belehrung des goͤttlichen Wortes hochmuͤthig
verachtet, hingegen die Zeugen von dieſer War-
heit ſchmaͤhet, vor Diener Moſis/ Fanatiken/
und Schwindelgeiſter/ ausrufet, (§. 13. *) an-
bei eine Menge Seelen durch eine gegenſeitige
Bekehrungsweiſe in Gefahr ſtuͤrtzet: der kan kein
Zeuge Chriſti ſeyn, und kein Mitglied einer Kir-
che, in welcher die Warheit, durch GOTTes
Gnade, bluͤhet.
§. 36.
Es iſt kein eintzig Exempel in der gantzen Schrift,
von einem Diener JEſu vorhanden, welcher mit
Ausſchlieſung der Gebote GOttes und deren uͤber-
natuͤrlichen Wuͤrckung (§. 21.) blos durch die
Marter GOttes, eine Seele geſchrekt und ploͤtzlich
bekehret haͤtte. Dann dieſes waͤre nach der Vor-
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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/93>, abgerufen am 16.02.2025.
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