Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite

um. 2 Cor. 5, 19. 21. Joh. 3, 16. 1 Joh. 1, 7.
2, 25. 3, 22, 2 Petr. 1, 4. Ephes. 1, 3. f. Weil
nun die gantze Absicht der heiligen Schrift dahin

gehet,
kommenste Art erfüllen kan. Wann der
Mensch auf diese Foderungen acht gibt, so
wird er gewahr, ob und wieweit er durch
sein Thun und Lassen dieselbige erfülle.
Merket er, daß dieses nicht geschehe, auch
nicht geschehen könne, indeme er immer
neue Abweichungen entdeket: so merket
er zugleich eben dadurch, daß er sich in ei-
nem beständigen Mangel der Wolfahrt be-
finde, von welchem er sich nicht helfen kan,
und daß im Gegentheil der Fluch GOttes
immer fortgehe, und keine Rettung davon,
vorhanden seye. Solcher Gestalt wird es
dem Gesetz unmöglich die Wolfahrt zu ver-
schaffen, weil es von keinem eintzigen Men-
schen, des Unvermögens halber, erfüllet,
oder (wie Paulus Rom. 8, 3. redet) weil
es durch das Fleisch geschwächet wird.

Man siehet hieraus, wie das Gesetz also
und dergestalt die Erkentnis der Sünde
würket, daß es auch die Unmöglichkeit da-
von los zu werden, mithin auch die Erb-
sünde, dem Sünder zeiget: wodurch dann
die Zerknirschung, und der Trieb einen
Helfer zu suchen, desto mehr befördert
wird.

um. 2 Cor. 5, 19. 21. Joh. 3, 16. 1 Joh. 1, 7.
2, 25. 3, 22, 2 Petr. 1, 4. Epheſ. 1, 3. f. Weil
nun die gantze Abſicht der heiligen Schrift dahin

gehet,
kommenſte Art erfuͤllen kan. Wann der
Menſch auf dieſe Foderungen acht gibt, ſo
wird er gewahr, ob und wieweit er durch
ſein Thun und Laſſen dieſelbige erfuͤlle.
Merket er, daß dieſes nicht geſchehe, auch
nicht geſchehen koͤnne, indeme er immer
neue Abweichungen entdeket: ſo merket
er zugleich eben dadurch, daß er ſich in ei-
nem beſtaͤndigen Mangel der Wolfahrt be-
finde, von welchem er ſich nicht helfen kan,
und daß im Gegentheil der Fluch GOttes
immer fortgehe, und keine Rettung davon,
vorhanden ſeye. Solcher Geſtalt wird es
dem Geſetz unmoͤglich die Wolfahrt zu ver-
ſchaffen, weil es von keinem eintzigen Men-
ſchen, des Unvermoͤgens halber, erfuͤllet,
oder (wie Paulus Rom. 8, 3. redet) weil
es durch das Fleiſch geſchwaͤchet wird.

Man ſiehet hieraus, wie das Geſetz alſo
und dergeſtalt die Erkentnis der Suͤnde
wuͤrket, daß es auch die Unmoͤglichkeit da-
von los zu werden, mithin auch die Erb-
ſuͤnde, dem Suͤnder zeiget: wodurch dann
die Zerknirſchung, und der Trieb einen
Helfer zu ſuchen, deſto mehr befoͤrdert
wird.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0054" n="54"/><hi rendition="#fr">um. 2 Cor.</hi> 5, 19. 21. <hi rendition="#fr">Joh.</hi> 3, 16. 1 <hi rendition="#fr">Joh.</hi> 1, 7.<lb/>
2, 25. 3, 22, 2 <hi rendition="#fr">Petr.</hi> 1, 4. <hi rendition="#fr">Ephe&#x017F;.</hi> 1, 3. f. Weil<lb/>
nun die gantze Ab&#x017F;icht der heiligen Schrift dahin<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gehet,</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_10_2" prev="#seg2pn_10_1" place="foot" n="(*)">kommen&#x017F;te Art erfu&#x0364;llen kan. Wann der<lb/>
Men&#x017F;ch auf die&#x017F;e Foderungen acht gibt, &#x017F;o<lb/>
wird er gewahr, ob und wieweit er durch<lb/>
&#x017F;ein Thun und La&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;elbige erfu&#x0364;lle.<lb/>
Merket er, daß die&#x017F;es nicht ge&#x017F;chehe, auch<lb/>
nicht ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nne, indeme er immer<lb/>
neue Abweichungen entdeket: &#x017F;o merket<lb/>
er zugleich eben dadurch, daß er &#x017F;ich in ei-<lb/>
nem be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Mangel der Wolfahrt be-<lb/>
finde, von welchem er &#x017F;ich nicht helfen kan,<lb/>
und daß im Gegentheil der Fluch GOttes<lb/>
immer fortgehe, und keine Rettung davon,<lb/>
vorhanden &#x017F;eye. Solcher Ge&#x017F;talt wird es<lb/>
dem Ge&#x017F;etz unmo&#x0364;glich die Wolfahrt zu ver-<lb/>
&#x017F;chaffen, weil es von keinem eintzigen Men-<lb/>
&#x017F;chen, des Unvermo&#x0364;gens halber, erfu&#x0364;llet,<lb/>
oder (wie Paulus <hi rendition="#fr">Rom.</hi> 8, 3. redet) <hi rendition="#fr">weil<lb/>
es durch das Flei&#x017F;ch ge&#x017F;chwa&#x0364;chet wird.</hi><lb/>
Man &#x017F;iehet hieraus, wie das Ge&#x017F;etz al&#x017F;o<lb/>
und derge&#x017F;talt die Erkentnis der Su&#x0364;nde<lb/>
wu&#x0364;rket, daß es auch die Unmo&#x0364;glichkeit da-<lb/>
von los zu werden, mithin auch die Erb-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;nde, dem Su&#x0364;nder zeiget: wodurch dann<lb/>
die Zerknir&#x017F;chung, und der Trieb einen<lb/>
Helfer zu &#x017F;uchen, de&#x017F;to mehr befo&#x0364;rdert<lb/>
wird.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0054] um. 2 Cor. 5, 19. 21. Joh. 3, 16. 1 Joh. 1, 7. 2, 25. 3, 22, 2 Petr. 1, 4. Epheſ. 1, 3. f. Weil nun die gantze Abſicht der heiligen Schrift dahin gehet, (*) (*) kommenſte Art erfuͤllen kan. Wann der Menſch auf dieſe Foderungen acht gibt, ſo wird er gewahr, ob und wieweit er durch ſein Thun und Laſſen dieſelbige erfuͤlle. Merket er, daß dieſes nicht geſchehe, auch nicht geſchehen koͤnne, indeme er immer neue Abweichungen entdeket: ſo merket er zugleich eben dadurch, daß er ſich in ei- nem beſtaͤndigen Mangel der Wolfahrt be- finde, von welchem er ſich nicht helfen kan, und daß im Gegentheil der Fluch GOttes immer fortgehe, und keine Rettung davon, vorhanden ſeye. Solcher Geſtalt wird es dem Geſetz unmoͤglich die Wolfahrt zu ver- ſchaffen, weil es von keinem eintzigen Men- ſchen, des Unvermoͤgens halber, erfuͤllet, oder (wie Paulus Rom. 8, 3. redet) weil es durch das Fleiſch geſchwaͤchet wird. Man ſiehet hieraus, wie das Geſetz alſo und dergeſtalt die Erkentnis der Suͤnde wuͤrket, daß es auch die Unmoͤglichkeit da- von los zu werden, mithin auch die Erb- ſuͤnde, dem Suͤnder zeiget: wodurch dann die Zerknirſchung, und der Trieb einen Helfer zu ſuchen, deſto mehr befoͤrdert wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/54
Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/54>, abgerufen am 07.05.2024.